Züchner-Unternehmen

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Stammbaum der Familie Züchner (Stand 1937)
Das Stammhaus in Gandersheim

Das Züchner-Unternehmen ist ein Familienunternehmen, das auf eine lange Tradition zurück geht.

Geschichte

Die Bedeutung der Niederlassung dieses Altmeister seiner Zunft im Kreise Gandersheim kann man deutlich erkennen durch die Aufzeichnung, die im Gandersheimer Stadtbuch aus dem Jahre 1797 zu entnehmen ist:

„Der Klempner Johann Friedrich August Ziegener aus Anhalt-Bernburg gebürtig hat am 18. März 1797 den Erbhuldigungs- und Bürgereid abgelegt und das Bürgerrecht erhalten, weil diese Profession allhier ermangelt; auch sind demselben drei freie Jahre versprochen ab oneribus.“

Hieraus geht deutlich hervor, daß erst mit ihm das Klempnerhandwerk in Gandersheim Einzug gehalten hat. Das man zu damaliger Zeit die Bedeutung dieses Berufes erkannte, ersieht man daraus, daß der zugewanderte nicht nur sofort das Bürgerrecht bekam, sondern daß ihm auch vom Tage seine Niederlassung ab auf drei Jahre alle Abgaben erlassen wurden. Johann Friedrich August hatte seine Aufgabe ernst genommen. Er hat sein Handwerk nicht nur bis zu seinem Tode in der Stadt ausgeübt und damit einem vorhandenen Notstande abgeholfen, sondern er hat alle seine Söhne, fünf an der Zahl, in seine Werkstatt ausgebildet und sie Klempner werden lassen.

Dieser Beruf wurde von nun an mit einer so erstaunlichen Selbstverständlichkeit in den folgenden Generation vom Vater auf den Sohn übertragen, daß die diesen Beruf nicht ausübenden Nachkommen zu den Ausnahmen gehörten.

Die Klempnerei war eine Domäne der Familie Züchner geworden. Jahrzehntelang wurden sie in Sandersheim von ihr allein ausgeübt, fast sämtliche Werkstätten dieses Gewerbes befanden sich in ihren Händen, und als sich bei der 500 Jahr Feier der Stadt Seesen, an der auch die Klempnerzunft teilnahm, die alten Zunftgenossen zusammenfanden, da berichteten viele von den älteren Meistern mit Genugtuung, daß sie durch die Züchnersche Klempnerschule gegangen waren.

Bei dieser Tatsache kann es nicht überraschen, dass sämtliche Träger des Namens voller Stolz an ihren alten Traditionen hängen und die Mitglieder der Familie, selbst wenn sich heute die Art ihrer Tätigkeit durch Anpassung an die Verhältnisse der neuen Zeit auch von der ursprünglichen Ausübung des Handwerks stark unterscheidet, im Grunde ihres Herzens nichts anderes sein wollen als ihre Vorfahren: schlichte, fleißige, zuverlässige Handwerker, deren Standesbewußtsein durch nichts so sehr zum Ausdruck gebracht wird, wie durch das überraschende Interesse für ihre Vorfahren, über deren Wohnsitz, Tätigkeit und Aufeinanderfolge die lebenden Mitgieder der Familie fast durchweg aus dem Stegreif weitgehende Auskunft erteilen können.

Wie bereits erwähnt, hatte Johann Friedrich August Ziegener fünf Söhne, die alle das Klempnerhandwerk erlernten. Von diesen fünf Kindern blieben drei, nämlich Heinrich, Ferdinand und Friedrich in der Nähe von Gandersheim.

Ferdinand verließ Gandersheim und setzte sich in Stadtoldendorf fest. Von seinen vier Söhnen erlernte das Handwerk nur der älteste Hermann, der nach dem Tod seines Vetters Friedrich in die Geburtsstadt seines Vaters zurückkehrte und für seine Cousine Rieke, die die Erbin des väterlichen Geschäftes war, die Geschäftsführung übernahm und auf diese Weise der Züchnerschen Familie ihr altes Stammhaus in Gandersheim erhielt.

Friedrich Züchner übernahm das väterliche Geschäft, das in gerader Erbfolge auf seine nächsten Verwandten überging, denn nach seinem Tode kam das Geschäft über seinen frühverstorbenen Sohn Friedrich an dessen Schwester Rieke, für die der bereits erwähnte Stadtoldendorfer Vetter Herman die Geschäftsführung übernahme. Nach seinem Tode wurde das Geschäft auf Rikes Neffen Fischer vererbt, der es mit seinem ebenfalls dem Klempnergewerbe angehörigenden Sohn fortführt.

So konnte die Familie im Jahre 1897 das hundertjährige Jubiläum des Züchnerschen Klempnergeschäftes feiern, ein Fest, an dem die Stadt regen Anteil nahm, da sich die Firma nicht nur wegen ihrer historischen Bedeutung großer Beliebtheit erfreute, sondern auch weil sich ein Handwerk bei dem wirtschaftlichen Auf– und Niedergange eines Jahrhunderts nur dann so so lange in der selben Familie forterben kann, wenn es sich durch viele Geschäftsführung das Vertrauen der gesamten Bevölkerung erwerben hat.

Dem Handwerke ihres Stammvater treu geblieben waren auch die Nachkommen Heinrich, des zweiten Sohn von Friedrich Züchner, obwohl diese Linie von allen Züchnern wohl am wenigsten bodenständig gewesen war, denn Heinrich Züchner wanderte von Gandersheim nach Braunschweig aus und war hier in der Blechwarenindustrie bei der Firma Unger & Sohn tätig. Sein Sohn Robert verließ die Heimat und begab sich nach Limburg an der Lahn, wo er in der wahrscheinlich von ihm mitgegründeten Blechwarenfabrik Betriebsleiter war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er zunächst Geschäftsführer des Züchnerischen Werkes in Königslutter, verlegte aber von hier den gesamten Betrieb unter der Firma Blechwarenfabrik Züchner & Comp. nach Weißenturm am Rhein in die unmittelbare Nähe der Blechwalzwerke weggeht und leitete dieses Unternehmen zusammen mit seinem Sohn Albert. Nachdem bald darauf erfolgenden Heimgange Alberts wurde sein mit seiner Schwester verheiratete Schwager Betriebsleiter in dem aus dem Züchnerschen Unternehmen hervorgegangen Rheinischen Blechwarenerke, Weißenturm a. Rh.

In keiner Linie der Nachtkommen Johann Friedrich August Züchners, aber ist das Klempnerhandwerk so beständig auf die nachfolgenden Geschlechter überliefert worden wie in der seines ältesten Sohnes Heinrich. Wie alte Bauerngeschlechter jahrhundertelang auf dem Erbe ihrer Väter sitzen und die Pflegen und Fortführung alter, von den Vorfahren aus vergangenen Jahrhunderten überkommene Überlieferungen mit unerschütterlicher Selbstständigkeit übernehmen und fortführen, so hatte sich in diesen Geschlechte Brauch und Handwerk vom Vater auf den Sohn vererbt. Kein Zweig der Familie hatte dem einst so sparsam vertretenen Klempnerhandwerk in Gandersheim so viel Neuland geschaffen wie dieser und keiner hatte sich den Forderungen und Umwälzungen der neuen Zeit so sehr anzupassen verstanden wie di Erben Heinrich Züchners, der nach Beendigung seiner Lehrjahre in der väterlichen Werkstatt in Gandersheim im Jahre 1817 nach Seesen kam als Stammvater seiner zahlreich vertretenen Nachkommen.

In dem von Heinrich auf der Langen Straße in Seesen erworbenen Stammhause, das im Jahre 1870 niederbrannte und neu errichtet wurde, erlernten seine drei Söhne August, Wilhelm und Rudolf ebenfalls das väterliche Handwerk. Sein vierter Sohn Ludwig blieb ohne Nachkommen.

August Züchner blieb in Seesen und machte sich hier selbstständig,. Sein Geschäft ging aber mit seinem Ende der 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgenden Tode ein. Sein einziger Sohn Heinrich arbeitete zunächst als Klempner in Braunschweig und dann mehrere Jahrzehnte in den Züchnerschen Betrieben in Seesen. Sein zweiter Sohn, Wilhelm, verließ nach Beendigung der Lehrzeit seinen Vaterstadt und zog nach Lutter a. Bbg. Von seinen vier Söhnen wurden drei, nämlich Wilhelm, August und Otto wiederum Klempner. Otto ist 1917 in Mazedonien gefallen. Wilhelm übernahm das väterliche Geschäft. August macht sich in Lutter selbstständig und führt dort ebenfalls mit seinem Sohn Karl das Geschäft.

Heinrichs jüngster Sohn Rudolf aber übernahm das väterliche Geschäft und wandte sich einen bis dahin in Deutschland nur vereinzelnd bekannten Erwerbszweig zu, nämlich der fabrikmäßigen Anfertigung von Konservendosen.

Rudolf Züchner übernahm das väterliche Geschäft in der Langen Straße, und in den väterlichen Werkstatt erlernten seine drei Söhne Friedrich, Otto und Rudolf überlieferungsgemäß wieder das Handwerk ihrer Vorfahren. Nach Rudolfs früherem Tod – er starb im 45. Lebensjahr – führte seine Frau für kurze Zeit das Geschäft weiter, bis ihr ältester Sohn Fritz nach Beendigung der Militärdienstzet ihr eine zufällige Stütze wurde, indem er ihr nicht nur die Leitung des Geschäftes abnahm, sondern auch die Sorge um die Ausbildung, Erziehung und Pflege seiner vier Geschwister gemeinsam mit der Mutter trug.

Diese auch seine jungen Schultern lastende Verantwortung mag wohl viel zur Entwicklung Fritz Züchners beigetragen und seinen Blick von den sorgenvollen Gegenwart auch eine hoffnungsvolle Zukunft gerichtet haben, die aufzubauen er in allen Lebenslagen weder Mühe noch Arbeit gescheut hatte und die für sich und seine Kinder zu schaffen ihm keine Schwierigkeiten zu groß schienen.

Das aufwachsen der drei Söhne in der selben Atmosphäre unter der brüderlichen Obhut des älteren, die gemeinsamen Interessen im Geschäfts- und Familienleben, gemeinsamen Tagen von Freud und Leid sind wohl eine Erklärung dafür, daß dir drei Brüder ständig in geschäftlich Erfüllung und Beziehung zu einander gestanden haben.[1]

Fritz Züchner konzentrierte sich vollends auf die Herstellung von Blechverpackungen und Konserven und baute eine Serienproduktion für Dosen auf. Zudem kümmerte sich darum, dass die Bauern der Region „konservierbares Gemüse“ anbauten. Auf diese Weise sorgte er für einen zuverlässigen Absatz der landschaftlichen Erzeugnisse, Nachschub für die Konservenindustrie und zugleich den Ausbau des Konservenangebots.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte Fritz Züchner die ehemalige Manufaktur zu einem Unternehmensverbund mit mehreren Standorten und bis zu 2.000 Mitarbeitern ausgebaut. Neben Dosen für die Konservenfertigung wurden u.a. auch "Blechflaschen" für die Farbenindustrie gefertigt. Zur Versorgung seiner Beschäftigten hatte Züchner eine Art Werkskantine eingerichtet. Die erforderlichen Lebensmittel kamen größtenteils aus eigenem Anbau.

Trotz vieler Bemühungen zum Erhalt, trieb die Inflation das Unternehmen 1925 schließlich in die Insolvenz. Fritz Züchner verlor Produktionsstätte und Vermögen. Doch bereits kurz darauf, 1926, gründete sein Sohn, (Fritz Züchner, der Jüngere) ein neues Unternehmen zur Dosenfertigung. Schon Anfang der 1930er Jahre gehörte die neue Züchner’sche Blechwarenfabrik wieder zu den größten Produzenten. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte Züchner weiter und setzte auf Werbung, Außendienst und Kundenservice. Die „gute Züchner Dose - DIN 14“ wurde schnell zum Markenzeichen für beste Qualität. Mit dem Wechsel an der Spitze zu Manfred Züchner wurde der „Familienbetrieb“ schließlich zum größten inhabergeführten Weißblech-Verpackungshersteller in Europa.

1983 vernichtete ein Großbrand die gesamte Produktionsanlage sowie angrenzende Lagerhallen. Trotz Wiederaufbau und Wiedereinstieg in die Fertigung konnte das Unternehmen nicht an die Zeiten vor dem Unglück anknüpfen. Auch der zunehmende internationale Wettbewerb, Preisdruck und veränderte Marktbedingungen führten dazu, daß 1989 zunächst 80% und schließlich 1994 die verbleibenden 20% der Firmenanteile (Produktion) verkauft werden mußten (an CarnaudMetalbox, die wiederum später von Crown Cork & Seal Company übernommen wurde.). Die Handelssparte, die Dosen-Zentrale, blieb den Züchners erhalten. Inhaber und Geschäftsführer ist heute Fritz Andreas Züchner, sozusagen die siebte Züchner-Generation.

Fußnoten

  1. Die Züchners – Werden und Wachsen einer deutschen Industrie, E. Appelhaus & Co., Braunschweig 1936