Katzschmann, Rebecca
Rebecca Katzschmann ( 1990 in Mitteldeutschland) wurde durch eine politisch motivierte Selbstverstümmelungstat bekannt. Die junge Frau, die aus der Schaustellerfamilie Katzschmann aus Mittweida stammt, behauptete, Neonazis hätten ihr ein Hakenkreuz in die Haut geritzt. Im November 2007 sorgte das Ereignis in der sächsischen Kleinstadt Mittweida bundesweit für Aufsehen. Später offenbarte sich, daß sie sich das Hakenkreuz selbst beibrachte und die Geschichte erlogen war.
Inhaltsverzeichnis
Das Theaterstück
Vorspiel
Am 12. November 2007 meldete die damals 17jährige Rebecca Katzschmann der Polizei im sächsischen Mittweida, ihr sei neun Tage zuvor von vier glatzköpfigen Rechtsextremen mit einer Rasierklinge ein Hakenkreuz in die Hüfte geschnitten worden. Die mit Bomberjacken bekleideten Männer seien während der Hauptgeschäftszeit in aller Öffentlichkeit vor einem Einkaufszentrum über sie hergefallen, als sie einer Sechsjährigen aus einer Spätaussiedlerfamilie, die von eben diesen „Neonazis“ drangsaliert worden sei, zu Hilfe geeilt sei. Dabei sei ihr keiner der vielen zuschauenden Nachbarn zur Hilfe gekommen.
Hauptakt
Den Ausführungen Katzschmanns folgend wurde eine auf Phantombildern basierende Fahndung eingeleitet und der Fall einer propagandistischen Nutzung seitens des BRD-Regimes zugeführt.
Beispielsweise kolportierten die Systemmedien, daß sich mehrere Hundert Bewohner Mittweidas in der Stadtkirche eingefunden hätten, um die Definition des Wortes Zivilcourage als „das Eigenkapital des Herzens, das man in Momenten der Not einem anderen schenkt“ durch einen Studenten aus Usbekistan mit spontanem Beifall zu bedenken. Auslöser für den rührseligen Beitrag soll die Äußerung des katholischen Pfarrers des Ortes gewesen sein, man müsse sich für das Wegschauen schämen, wenn man in den Spiegel schaue. Der evangelische Pastor wiederum ließ verlautbaren, die Bürger wollten ein Zeichen setzten, aus dem ersichtlich sei, „daß hier nicht lauter Menschen mit Haß im Herzen wohnen“. Außerdem wurde berichtet, daß kein Tag vergehe, an dem in Mittweida nicht über den Vorfall gesprochen würde, daß der sächsische Justizminister in Mittweida über mögliche Versäumnisse der Justiz im Kampf gegen die Rechtsradikalen diskutiere und daß in dem 17.000-Einwohner-Städtchen bei Chemnitz, welches „als ein Zentrum rechtsradikaler Umtriebe in Sachsen“ gelte[1], eine Art „Aufstand der Anständigen“ zu beobachten sei.
Mittweidas Bürgermeister Matthias Damm (CDU) brachte sich seinerseits in den politisch korrekten „Kampf gegen Rechts“ ein, indem er mehr als 100 Briefe an Anwohner schickte, die das Geschehen beobachtet haben könnten. Die Popgruppe Die Fantastischen Vier rief bei einem Konzert in Leipzig zur Unterstützung der Kampagne „Laut gegen Nazis“ auf, um die fälschlicherweise „Ostdeutsche“ genannten Mitteldeutschen, von denen laut Sänger Smudo viele „mangelnde Erfahrung, mit dem Thema Rechtsradikalismus umzugehen“ hätten, zu ermutigen, „Gesicht gegen Neonazis und deren Einschüchterungsversuche zu zeigen“.[2]
Alles mit und ohne Rang und Namen glaubte der 17jährigen, und die Presse meldete, daß die sechsjährige Spätaussiedlerin die Geschichte bestätige. Rechtsmediziner schlossen aus, daß sich Katzschmann die Verletzungen selbst zugefügt habe. Eine Flut von E-Briefen mit Absendern zumeist aus Westdeutschland beschimpfte praktisch die gesamte Bewohnerschaft von Mittweida als rechtsradikal, redete vom „Nazirattenloch“ und davon, daß man diesen rechtsradikalen Ossis umgehend die Fördermittel streichen müsse. Nachdem man sich einig geworden war, „daß der Feind rechts sitzt“,[3] und ein Bezug zur NPD hergestellt worden war,[1] kamen erste Zweifel auf, als alle Ermittlungen im Sande verliefen und sich trotz ausgesetzter Belohnung von 5.000 Euro keine der angeblich zahlreichen Zeugen meldeten und man begann, sich plötzlich an ähnliche Fälle von Hakenkreuzritzereien zu erinnern, die sich später als erlogen herausstellten.[4]
Nachspiel
Im sogenannten Hakenkreuz-Fall von Mittweida wurde die angeklagte Rebecca Katzschmann vom Amtsgericht Hainichen schuldig gesprochen. Nach Überzeugung des Gerichts ritzte sie sich selbst ein Hakenkreuz in die Hüfte und behauptete anschließend, von „Neonazis“ überfallen worden zu sein. Das Gericht verurteilte sie in nichtöffentlicher Sitzung zur Ableistung von 40 Arbeitsstunden.[5] Ihr Anwalt hatte Freispruch gefordert und kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Die Staatsanwaltschaft hatte 100 Arbeitsstunden gefordert.[6] Der Fall bleibt aber bei den Linksextremisten als „rechtsradikale“ Tat in der Statistik.
Ehrung einer Ehrlosen
2008 zeichnete die Bundesregierung Rebecca Katzschmann aufgrund ihrer durchstandenen „Qualen“ und Selbstaufopferung mit dem Ehrenpreis des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz – Gegen Extremismus und Gewalt“ aus.[7] Sie habe beispielhaft die Zivilcourage gezeigt, die immer wieder angemahnt werde.
Rückgabe
Im November 2008 wurde Katzschmann durch das Amtsgericht Hainichen wegen Vortäuschens einer Straftat zu 40 Arbeitsstunden verurteilt. Unmittelbar darauf soll sie den verliehenen Ehrenpreis ohne Nennung von Gründen an das Bündnis für Demokratie und Toleranz nach Berlin zurückgeschickt haben. Dies wurde jedoch erst bekannt, nachdem der Druck von offizieller Seite zugenommen hatte, Katzschmann die Auszeichnung endlich wieder abzuerkennen.
Entzug
Weil sie den „Nazi-Überfall“ vom November 2007 erfunden hatte, wurde der als „Hakenkreuz-Rebecca aus Mittweida“ bekannt gewordenen Rebecca Katzschmann der „Ehrenpreis für Zivilcourage“ erst am 17. März 2009 nun offiziell vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ entzogen.
Ähnliche Fälle
Schon in der Vergangenheit hatten sich angebliche Hakenkreuz-Ritzereien als Schwindel herausgestellt. 1994 hatte es in Halle (Sachsen-Anhalt) einen Fall gegeben, der dem Geschehen von Mittweida ähnelte: Eine 17 Jahre alte Rollstuhlfahrerin täuschte einen Überfall von Rechtsextremisten vor – sie hatte sich selbst ein Hakenkreuz in die Wange geritzt[8] und behauptet, daß Skinheads ihr ein Hakenkreuz in die Wange geritzt hätten. Tags darauf demonstrierten mehr als 10.000 Menschen gegen rechtsextreme Gewalt. Wenig später räumte das Mädchen ein, die Tat nur vorgetäuscht zu haben.
Des weiteren berichtete eine Antifa-Gruppe aus Berlin, „Neonazis“ hätten in der S-Bahn einer 20jährigen ein Hakenkreuz in den Bauch geritzt. Die Ermittlungen der Polizei blieben ohne Ergebnis.[9]
Am 29. Dezember 2002 war die 14jährige Tochter eines Kubaners auf einer Wache im brandenburgischen Guben erschienen, weil ihr angeblich „Neonazis“ ein Hakenkreuz in die Wange geschnitten hätten. Zunächst glaubten ihr die Beamten, dann gestand das Mädchen, die Geschichte erfunden zu haben.
Selbstverletzendes Verhalten
Das Krankheitsbild Selbstverletzendes Verhalten (SVV) kann auftreten bei: Borderline-Persönlichkeitsstörung (Schizophrenie), Depressionen, Eßstörungen, Bulimie oder Adipositas (Fettleibigkeit), Mißbrauchserfahrungen, Deprivationen (Entzug von Zuwendung und „Nestwärme“), Traumatisierungen, während der Pubertät, Kontrollverlust, psychotischen oder schizophrenen Schüben und ähnlichen seelischen Störungen.
Es gibt verschiedene Arten der Selbstverletzung; häufig werden mehrere von einer Person angewandt. Zu den häufigsten zählen das Aufschneiden, Aufkratzen oder Aufritzen (sog. Ritzen) der Haut an den Armen und Beinen mit spitzen und scharfen Gegenständen wie Rasierklingen, Messern, Scheren oder Scherben; eine Häufung der Narben ist am nicht-dominanten (Unter-)Arm zu finden, aber auch beide Arme können von Narben übersät sein, wie auch z. B. Bauch, Beine, Brust, Genitalien oder das Gesicht.
Zitate
- „Führe die an der Lüge Erblindeten, damit sie nicht straucheln! Heile ihre verletzten Seelen! Ertrage geduldig ihren Haß, denn sie sind Opfer der feindlichen Lügenpropaganda. Sie sind unsere Brüder und Schwestern. Pflege sie, wie ein gesittetes Volk seine verwundeten Krieger pflegt!“ — Horst Mahler[10]
Filmbeiträge
Rebecca aus Mittweida:
Siehe auch
Verweise
- Abt. Mannichl-Export: Hakenkreuz-Rebecca jetzt auch auf brasilianisch?, altermedia.info, 12. Februar 2009
Karikatur
- Götz Wiedenroth: Mittweida – Eingeritzte Hakenkreuze: Strengere Vorauswahl bei den Skandal-Darstellern, 21. Dezember 2007