Massaker von Aussig

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Gedenktafel am Altvaterturm für die rund 2.000 deutschen Opfer (Männer, Frauen und Kinder) des Massakers

Das Massaker von Aussig war ein gegen die deutsche Zivilbevölkerung gerichteter Pogrom in Aussig im Sudetenland am 31. Juli 1945.

Hintergrund

Die Neue Brücke vom Schreckensteiner Elbeufer aus gesehen
Gedenken 2015

Der 31. Juli 1945 war der vorletzte Tag der Potsdamer Konferenz der alliierten Siegermächte. Die Massenmorde in Aussig, Brünn, Postelberg, Landskron, Wekelsdorf und anderen Orten waren keineswegs einfach „Übergriffe“. Sie gehörten vielmehr zum politischen Plan: Da zwar nicht Stalin, wohl aber die Westmächte inzwischen an ihren eigenen Zusagen, die Vertreibung zuzulassen, zweifelten, wollte die erste tschechische Nachkriegsregierung vorab vollendete Tatsachen schaffen. Der damalige Präsident Benes hatte die ernsthafte Sorge, daß die Amerikaner seinen Vertreibungsplänen nicht mehr zustimmen würden. Durch gezielte Maßnahmen versuchte die tschechoslowakische Regierung die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zu überzeugen, daß ein Zusammenleben zwischen Tschechen und Deutschen unmöglich und eine Vertreibung unumgänglich sei. Das Massaker sollte als „Akt des Volkes“ dargestellt werden, war in Wirklichkeit aber zuvor genauestens geplant.

Anlaß

Am 31. Juli 1945 ereignete sich in Aussig an der Elbe eine Explosion im Munitionslager im nordöstlichen Stadtteil Schönpriesen, in deren Folge eine Gruppe fanatisierter Tschechen deutsche Mitbewohner von der Aussiger Brücke in die Elbe stürzte. Dieses Massaker wurde höchstwahrscheinlich von einem Tschechen organisiert, dem ehemaligen Stabskapitän Bedrich Pokorny aus Prag. Zu diesem Schluß kam der Aussiger Stadtarchivar Vladimir Kaiser nach einer tiefgreifenden Analyse der Antwort Pokornys auf einer Pressekonferenz, die am 1. August 1945 von der damaligen Zeitung Predvoj abgedruckt worden war.

Diese Explosion wurde zum Vorwand für die Ermordung der Deutschen von Aussig. Unmittelbar danach wurde ein Massenmord an Sudetendeutschen begangen.

Hergang und Opferzahl

Aus den gesicherten Belegen, die Aussiger Historiker bisher zusammentragen konnten, geht hervor, daß bei dem Massaker in Aussig mindestens 43, im höchsten Fall jedoch 80 bis 90 Menschen ums Leben kamen. Die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich noch höher. Die höchsten Schätzungen geben 2.000 Todesopfer an.

„Es dauerte nach der Detonation nicht lange, bis in der Stadt, die damals etwas mehr als 40.000 Einwohner zählte, eine Hatz gegen alle noch verbliebenen Deutschen einsetzte. Sie waren an der weißen Armbinde leicht zu erkennen, die sie tragen mussten. Alle Deutschen, derer die Verfolger habhaft werden konnten, wurden von den ansässigen wie eigens angereisten Tschechen mit Fausthieben und Latten durch die Straßen getrieben. Die Täter erschlugen etliche Deutsche, ertränkten andere im Löschwasserteich, viele wurden auch von der Brücke über die Elbe gestoßen und im Wasser beschossen. Eine junge Frau warf der Mob samt ihrem Baby, das im Kinderwagen lag, über das Brückengeländer in den Fluss. Etliche Leichen wurden später in Meißen, Pirna und Bad Schandau aus der Elbe geborgen. Einer der Ermordeten war ein Monteur der Firma Brönner, ein Sozialdemokrat, der vier Jahre im Konzentrationslager inhaftiert gewesen war: Er wurde skalpiert und dann erschossen. Bis heute ist unklar, wie viele Deutsche Opfer dieses Massakers wurden.“[1]

Sogenannte „Revolutionsgarden“ trieben die mit einer weißen Armbinde gekennzeichneten und somit leicht zu erkennenden Deutschen zusammen und schlugen mit Zaunlatten und Brechstangen wahllos auf sie ein. Viele wurden schließlich von der Neuen Brücke in die Elbe gestoßen. Vom Kleinkind im Kinderwagen bis zum Greis wurden Deutsche gnadenlos in die Elbe geworfen, und wer sich schwimmend zu retten versuchte, wurde rücksichtslos mit Maschinengewehren erschossen. Bis weit nach Sachsen wurden Tote aus der Elbe geborgen. Allein in der Stadt Pirna bei Dresden begrub man 80 Leichen. Die genaue Opferzahl ist unbekannt. Über das Massaker in Aussig am 31. Juli 1945 berichtete die Augenzeugin Therese Mager:

„Ich lief zur Elbebrücke und sah hier, wie Hunderte deutsche Arbeiter, die aus den Schichtwerken kamen, in die Elbe geworfen wurden. Auch Frauen und Kinder sowie Kinderwagen stießen die Tschechen in den Strom. Es waren meistens schwarz uniformierte Tschechen mit roten Armbinden. Sie warfen Frauen und Kinder, die sich nicht wehren konnten, von der 20 Meter hohen Brücke in die Fluten. Die Massenverfolgung der Deutschen dauerte bis in den späten Abend. Wir hörten aus allen Ecken und Straßen Schreie und Weinen. Weder eine Behörde noch die russische Besatzungsmacht schritten gegen diesen Massenmord ein. Zahlreiche Deutsche, die sich aus der Elbe schwimmend gerettet hatten, wurden durch Maschinengewehre beschossen. In Aussig schätzte man die Gesamtzahl der auf solche Weise ums Leben Gekommenen auf 800 bis tausend.“

Bericht des Augenzeugens K. H. aus Prag über den 31. Juli 1945 in Aussig (Zeugenaussage aus dem Archiv der Stadt Aussig in deutscher Übersetzung):

„Nach Aussig kam ich am 30. Juli zur Schwester meiner Mutter. Da in der Umgebung Obst zu bekommen war, fuhr ich mit einem großen Koffer. Als ich zum Zug ging, hörte ich eine laute Explosion und sah Rauch. Bereits im Zug hörte ich aus der Entfernung Schüsse von Maschinengewehren. Nach Aussig sind wir gegen 16.30 gekommen. Wir erfuhren, dass in der Stadt ein Pogrom gegen Deutsche läuft, die die Explosion verursacht haben sollen. Beim Verlassen des Zuges ging ich zwischen mehreren jungen Menschen, die mich fragten: »Bist du Deutscher oder Tscheche?« Ich sah, wie sie zwei ältere Männer wegschleppten und sie schlugen. Ich konnte nicht begreifen, was los war. Überall waren Stöcke, Krücken, Taschen und mit Blut beschmierte Kleidung, Hüte, Prothesen, abgetrennte Ohren und viel Blut. Ein junger Mann schrie mich an: »Was für einer bist du denn!« Er schrie drohend. Ich stand da und sah das Chaos, da trat ein älterer Herr zu mir und sagte, dass es am schlimmsten hier vor dem Bahnhof war, als die Deutschen vom Zug kamen. Ich sah es. Vom Bahnhof ging ich zur Brücke, von der noch einzelne Schüsse zu hören waren. Vor der Brücke sah ich einen großen jungen Mann mit weißem Hemd und mit Stiefeln, der eine lange Stange hielt, auf deren Ende ein großer Nagel war. Die Stange und sein Hemd waren voller Blut. Er sah mich siegessicher an und prahlte: »Mit der habe ich die Germanen liquidiert.« Die Zahl, die er genannt hat, merkte ich mir nicht. Ich sagte: »Das ist doch furchtbar.« »Was ist furchtbar«, schrie er, »willst du mit ihnen gehen?« In der Nähe sah ich einen Haufen von Frauenkörpern. Eine von diesen gelynchten Frauen hob den Kopf, sah mich mit einem unbegreiflichen und trüben Blick an. Wahrscheinlich war sie schon im Todeskampf. Ich ersuchte einen Zivilisten, mit seinem Gewehr ihr Leiden zu beenden. Es gelang ihm erst beim dritten Schuss. Noch nach dem zweiten hob sie den Kopf und sah mich wieder an. Noch heute sehe ich im Geiste diesen Blick. Auf der Brücke sah ich die Soldaten der Svoboda-Armee. Am Ufer lagen tote Körper der erschossenen Opfer. Wie ich zu meiner Tante kam, weiß ich nicht mehr. Sie sagte mir, dass sie Angst um ihre Nichte hätte. Ich kannte sie nicht. Aber auf einem gerahmten Foto erkannte ich, dass es die junge Frau war, die mich vor der Brücke angesehen hatte. Der Tante habe ich das nicht gesagt.“[2]

Verantwortlichkeit

Seit sich Ende 1989 die Archive öffneten, befaßt man sich im – ohnehin von den Tschechen annektierten – Aussig mit jenem Massaker an der deutschen Bevölkerung. Zu Beginn des 21 Jahrhunderts meinen tschechische Forscher, daß die an den Ausschreitungen beteiligten Tschechen nicht aus der Stadt selbst stammten, sondern von anders her mit einem bestimmten Auftrag hierher gebracht wurden. Dazu der Historiker Martin Vesely aus Aussig:

„Meiner Meinung nach war das keine spontane Aktion, das Massaker, das nach der Explosion in der Munitionsfabrik stattfand. Die letzten historischen Forschungen kamen auch zu dem Ergebnis, daß das kein Zufall war, sondern eine gezielte Aktion.“

Es gilt heute als gesichert, daß der im tschechoslowakischen Innenministerium tätige Stabskapitän Bedrich Pokorný ein Hauptorganisator dieses Verbrechens war. Er hatte neun Wochen zuvor auch den Brünner Todesmarsch organisiert. Pokorny wurde Anfang der 50er Jahre vom kommunistischen Geheimdienst StB ermordet.

Gegenwart

Die Brücke trägt zu Nachkriegszeiten den Namen Edvard Benes, der verantwortlich ist für die völkerrechtswidrigen sogenannten Benes-Dekrete aus dem Jahre 1945. An der Außenfassade des Altvaterturms auf dem Wetzstein bei Lehesten im südlichen Thüringer Wald wurde am 28. August 2005 eine Bronze-Relieftafel zum Gedenken an die Opfer angebracht.

Siehe auch

Literatur

  • Vladimir Kaiser / Jan Havel / Otfried Pustejovsky: Ein Nachkriegsverbrechen, Aussig 31. Juli 1945
  • Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen (über 100 Erlebnisberichte, bearbeitet von Wilhelm Turnwald, 589 S.), München 1951, ISBN 3-7612-0199-0
  • Otfried Pustejovsky: Die Konferenz von Potsdam und das Massaker von Aussig am 31. Juli 1945 – Untersuchung und Dokumentation, München 2001
  • Franz W. Seidler: Deutsche Opfer: Kriegs- und Nachkriegsverbrechen alliierter Täter, Pour le Mérite Verlag, 2013, ISBN 978-3932381669, Kapitel Tschechische Nachkriegsverbrechen (S. 216–252)
  • Jiri Padevet: Blutiger Sommer 1945 – Nachkriegsgewalt in den böhmischen Ländern, Leipzig 2020

Verweise

Fußnoten