Metapolitik
Metapolitik (altgr. metá, dt.: „danach, hinter, darüber hinausgehend“) ist der Bereich des menschlichen Handelns, der die Grundlage des Politischen bildet. Er umfaßt das, was der Politik vorausgeht (etwa kulturelle Prämissen, Kunst, Moral, Gesellschaft, Religion) und was nicht unmittelbar Objekt der Politik ist. Hierfür ist auch der Begriff „Aktivitäten im vorpolitischen Raum“ gebräuchlich.
So wie unter Politik auch die Wissenschaft vom Politischen verstanden wird, bezeichnet Metapolitik auch die Wissenschaft von den Grundlagen der Politik. Damit ist Metapolitik sowohl Wissenschaft wie Praxis. Hinsichtlich ihres praktischen Teils bleibt Metapolitk jedoch auf emotionale, auf künstlerisch-ästhetische und auf emphatisch-normative Vorarbeiten angewiesen. Ein bloßer Verweis auf Logik, Wahrheit und Argument kann immer nur kleinste intellektuelle Kreise motivieren, sich dissident gegen (beispielsweise) hegemonial herrschende egalitäre Phrasen zu stellen.
Inhaltsverzeichnis
Metapolitik als Wissenschaft
Metapolitik greift auf zahlreiche Grundlagenwissenschaften zurück, welche die menschlichen Grundbedürfnisse, die Kultur, die Moral, die Biologie des Verhaltens und des Seelenlebens, die sozialen und nationalen Phänomene und die Religion erfassen. Neben den verschiedenen Zweigen der Philosophie (Anthropologie, Ontologie, Ethik) bieten vor allem Kultursoziologie, Soziobiologie, Sozialpsychologie, Leistungspsychologie und Völkerkunde Ergebnisse, die für die Metapolitik von Bedeutung sind.
- Die Philosophie versucht insgesamt, die Frage nach dem Seinscharakter des Menschen zu klären und daraus Grenzen und Möglichkeiten seines Handelns abzuleiten.
- Die Kultursoziologie fragt nach der Entstehung von geistigen Strömungen und Ideologien.
- Die Soziobiologie versucht, biologische Grundlagen des Lebens als Ursache von Sozialverhalten zu deuten.
- Die Sozialpsychologie versucht eine ähnliche Deutung aufgrund der mentalen Grundaustattung des Menschen.
- Die Völkerkunde wirft die Frage nach der Verschiedenheit der Völker und Kulturen und nach der Herkunft und der universellen Gültigkeit von Regeln auf.
- Die Religionswissenschaft schließlich spürt der Rolle des Heiligen im Leben des Einzelnen und der Völker nach.
Metapolitik als Praxis
In der Praxis ist Metapolitik durch Hinterfragen von realen politischen Verhältnissen entstanden, die von den jeweiligen Machthabern als naturgegeben (ähnlich wie „von Gottes Gnaden“), moralisch nicht anders vorstellbar („Zivilreligion“), in bezug auf die Bedürfnisbefriedigung nicht zu verbessern (Ökonomismus) oder aus anderen Legitimationsgründen heraus für unveränderbar erklärt wurden. Da die theoretische Metapolitik sich mit Grundlagen beschäftigt, kann sie diese Grundlagen auch in Frage stellen und verfügt über das revolutionäre Potential einer grundlegenden Umwälzung der politischen Verhältnisse.
Soweit in westlichen Ländern eine links-liberale, egalitäre und transnationalistische Ideologie vorherrscht, die ihre Herrschaft z. B. geschichtslogisch oder zivilreligiös begründet und eine entsprechend indoktrinierende Politikwissenschaft installiert hat, wird Metapolitik von dieser Seite als Angriff auf ihre kulturelle Hegemonie betrachtet und als „rechtes Projekt“ bekämpft. Tatsächlich zielt Metapolitik in der Praxis auf eine Revision des herrschenden Zeitgeistes und eine Ablehnung der Gleichheitsideologie. Dagegen wird die Notwendigkeit „rechter Werte“ wie Ordnung, Hierarchie, Disziplin, Distinktion, Elite und abstammungsbezogene Identität hervorgehoben. Der linke Vorwurf einer „Kulturrevolution von Rechts“ offenbart die ideologische Frontstellung, die eine bürgerlich-konservative systemtreue Linke gegenüber einer systemkritischen revolutionären Rechten einnimmt.
In einem stimmigen Aufsatz beschreibt Nils Wegner das hartnäckige Schweigen der Dresdener PEGIDA-Kundgebungsteilnehmer gegenüber Vertretern der Systemmedien als hochwirksame metapolitische Strategie, die einer zutreffenden „stilistischen Analyse“ entstamme. Das besagt: Eine jahrelange Erfahrung, von gleichgeschalteten Massenmedien angelogen zu werden, mündet ein in die (nun schon seit Monaten) konsequent durchgehaltene Praxis, schweigend spazierenzugehen und mit Verlautbarungs-„Journalisten“ – die einzig und allein auf persönliche Verleumdung abzielen – während der Kundgebung kein Wort zu wechseln: Schweigen als zündende metapolitische Methode.[1]
Personen
Der metapolitische Ansatz fand in der OMF-BRD durch die Autoren der Zeitschrift „Elemente“ Verbreitung, die mit dem Untertitel „Elemente der Metapolitik zur europäischen Wiedergeburt“ erschien. Schriftleiter der „Elemente“ war der französisch-deutsche Publizist Pierre Krebs, der gleichzeitig auch der Leiter des rechtsintellektuellen Thule-Seminar ist.
Unter den Theoretikern der Metapolitik treten Alain de Benoist und Guillaume Faye ( 2019) hervor, die der französischen Neuen Rechten (Nouvelle Droite) angehören und in dem 1969 gegründeten Denkzirkel „Groupement de Recherche et d’Études pour la Civilisation Européenne“ (GRECE) aktiv waren.
Zitate
- „In der Metapolitik geht es um die Verbreitung von Ideen, Haltungen und Wertungen innerhalb einer Gesellschaft mit dem langfristigen Ziel, einen tiefergehenden politischen Wandel herbeizuführen. Der Begriff bezeichnet eine Methode, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, die nicht an bestimmte politische Parteien oder Programme gebunden zu sein braucht. Metapolitik ist eine wichtige Ergänzung zu normaler politischer Aktivität, doch kann sie nicht ersetzen.“ — Daniel Friberg (2015)[2]
- „Metapolitik ist ein Kampf um die Bedingungen, unter denen der politische Kampf geführt werden muß, insbesondere ein Kampf um die ideologische Vorherrschaft. Davon, welche ideologischen Denkfiguren gesellschaftlich akzeptiert werden, hängt ab, welche politischen Forderungen mit Aussicht auf Erfolg vertreten werden können und welche nicht. Das heißt aber nicht, daß die Abhängigkeit einseitig wäre: Politik kann durchaus auf die metapolitische Ebene zurückwirken, und zwar wegen ihrer kommunikativen Potenz, deren eine marginalisierte Opposition mehr bedarf als irgendjemand sonst.“ — Manfred Kleine-Hartlage[3]
Siehe auch
Filmbeiträge
Literatur
- Daniel Friberg: Die Rückkehr der echten Rechten – Handbuch für die wahre Opposition, Arktos-Verlag, 2015, ISBN 978-1910524565
- Thor von Waldstein: Metapolitik. Theorie – Lage – Aktion, Verlag Antaios, 2015, ISBN 978-3-944422-46-6
- Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts, edition d, Bd. 6, Krefeld 1985
- Alex Kurtagić: Warum Konservative immer verlieren, Edition Antaios, Reihe kaplaken, Bd. 35, Schnellroda 2013, ISBN 978-3-944422-35-0
Verweise
- Institut für Staatspolitik (IfS), Kleines staatspolitisches Lexikon: Kampf
- Die Flucht nach vorn. Gramscis metapolitische Wandlung (Thule-Seminar e.V.)
- Martin Sellner:
- Politische Paradoxien I, Sezession im Netz, 27. Juni 2017
- Politische Paradoxien II, Sezession im Netz, 28. Juni 2017