Alexandria

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Alexandria oder Alexandrien (altgr. Ἀλεξάνδρεια Alexándreia, nach Alexander dem Großen; arabisiert الإسكندريةal-Iskandariyya) ist eine Hafenstadt an der Mittelmeerküste Ägyptens.

Geschichte

Alexandria in der Antike

Die antike Stadt, 5,1 km lang und anfangs 1,1 km, in der römischen Kaiserzeit ungefähr 1,7 km breit, war nach dem Plan des Architekten Dinochares oder Dinokrates sehr regelmäßig gebaut und durch starke Ringmauern geschützt. Zwei schnurgerade, über 30 m breite und ihrer ganzen Länge nach mit Säulenhallen geschmückte Hauptstraßen und mehrere andere mit diesen parallel laufende Straßen durchkreuzten die Stadt in rechten Winkeln.

Hafengebiet

Vor der Stadt lag die Insel Pharus, die durch einen künstlichen, 7 Stadien langen Steindamm (Heptastadion) mit ihr verbunden war. Der Damm schied die Haupthäfen der Stadt, den „großen“ im Nordosten und den Hafen „des Eunostos“ im Südwesten; beide waren durch die Bogen der an beiden Enden des Damms befindlichen Brücken miteinander verbunden. Im Süden der Stadt, an dem in der Antike für die größten Schiffe zugänglichen See Mareotis, gab es noch einen Handelshafen, der „Seehafen“ (limnaeus) genannt, und im Nordwesten an der Mündung des mit jenem See in Verbindung stehenden Drakonkanals, einen künstlichen Hafen namens Kibotos.

Öffentliche Gebäude

Die meisten öffentlichen Gebäude lagen dem großen Hafen gegenüber, in dem östlichen, prachtvollsten Teil der Stadt, der „Königsstadt“, die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. Brucheion hieß. Hier standen die Königspaläste der Ptolemäer mit ihren Garten- und Parkanlagen, das große Theater, das Poseidion und das ins Meer hineinreichende Timonion, vom römischen Triumvir Mark Anton erbaut; ferner das Kaisareion (Caesareum), endlich das Emporion, d. h. der Platz mit den Bauten für den Großhandel und die Warenlager. An diese reihten sich die Magazine, in denen sich die ältere Bibliothek befand; etwa südlich von der Bibliothek stand das Museum. Außerdem lagen an der großen Hauptstraße (dem Dromos) das Gymnasium mit einer großen Stoa und der Gerichtshalle, das Mausoleum oder Sema, die Begräbnisstätte Alexanders des Großen und der Ptolemäer, aber auch viele andere Prachtgebäude, Tempel und unzählige Bildsäulen. Im äußersten Westen und Südwesten lag dem alten Hafen gegenüber der Stadtteil Rhakotis. Hier stand das Sarapeion (Serapeum), benannt nach dem Tempel des Sarapis, mit einer reichen Bibliothek, neben ihm das Stadium, und außerhalb der Ringmauer die weit ausgedehnte Nekropolis.

Judenquartier

Der nordöstliche Teil der Stadt war das Quartier der Juden, denen von den fünf Teilen der Stadt eine Zeit lang zwei gehörten, durch die Ringmauern getrennt von dem außerhalb dieser gelegenen Stadtteil Hippodromus.[1] Die Juden waren bei den übrigen Alexandrinern, vor allem den Griechen, äußerst unbeliebt, sodaß es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Juden einerseits, Juden und den ebenfalls in der Stadt ansässigen Samaritanern andererseits kam. Alexandria war berüchtigt für seine Straßenschlachten.[2]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner (Stadt)
1976 (Zensus) 2.318.655
1986 (Zensus) 2.917.327
1996 (Zensus) 3.328.196
2006 (Zensus) 4.110.015
2008 (Berechnung) 4.247.414
2009 (Berechnung) 4.317.398

Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war die von Großbritannien vereinnahmte Stadt das Hauptquartier der britischen Mittelmeerflotte und wichtigster Nachschubhafen der in Nordafrika operierenden 8. Armee, die von Großbritannien aus teils über die Kaproute, teils mit schnellen Geleitzügen durch die Straße von Gibraltar versorgt wurde. Von Alexandria aus wurde am 11./12. November 1940 das Unternehmen „Judgement“ zur Bombardierung von Tarent gestartet, von Alexandria aus betrieb Cunningham im Mai/Juni 1941 unter schweren Verlusten für die Royal Navy die Evakuierung der britischen Truppenbesatzung aus Griechenland und Kreta. Zur Jahreswende 1941/42 verfügte das in Alexandria liegende britische Geschwader über kein Schlachtschiff mehr, nachdem U 331 am 25. November die Barham vor Sollum versenkt hatte und italienische Torpedoboote direkt im Hafen von Alexandria die Valiant und die Queen Elizabeth schwer beschädigt hatten (19. Dezember). Wiederholt griff die deutsche Luftwaffe die britische Flotte im Hafen der Stadt an und im Sommer 1942 schien für einen Moment die Befreiung der Stadt durch den Vormarsch Rommels erreichbar. Nach Montgomerys Offensive bei El Alamein verlor Alexandria seine herausragende strategische Bedeutung.

Bekannte, in Alexandria geborene Personen

  • Rudolf Heß (1894–1987), deutscher Politiker (NSDAP)
  • Farouk Hosny (geb. 1938), Kulturminister der Arabischen Republik Ägypten
  • Filippo Tommaso Marinetti (1876–1944), italienischer Dichter
  • Harald Mors (1910–2001), deutscher Flieger, Offizier, Fallschirmjäger der Luftwaffe und zuletzt Oberst der NATO
  • Omar Sharif (1932–2015), arabisch-ägyptischer Filmschauspieler
  • Gabriele Reuter (1859–1941), deutsche Schriftstellerin
  • Haim Saban (geb. 1944), jüdischer Medienmogul

Siehe auch

Fußnoten

  1. Vgl.: Kiepert: Topographie des alten Alexandria (Berl. 1872)
  2. Alexander Demandt: Alexander der Große. Leben und Legende, München 2009, S. 170.