Alt Hart

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Alt Hart

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Landkreis: Waidhofen
Einwohner (1930): 851
Höhe: 530 m ü. NN
Koordinaten: 49° 0′ 35″ N, 15° 27′ 23″ O
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Alt Hart befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Alt Hart (oder auch zusammengeschrieben Althart) ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, am Fuß des Wachtberges gelegen.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1190. Eine Feste wird 1353 urkundlich erwähnt, war aber schon vor 1415 wieder aufgegeben. In ihrer Nähe wurde das alte Schloß errichtet, welches bereits vor 1700 nicht mehr bestand, da es im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden verwüstet wurde. Im Herrschaftsbereich gab es früher 15 Teiche, und zwar 13 Fischteiche und zwei Zuchtteiche. Sie wurden später trockengelegt und in Wiesen umgewandelt. Die herrschaftlichen Grundstücke wurden im Zuge der Bodenreform 1924 enteignet. Das Schloß durfte der letzte Besitzer, Alexander Markgraf Pallavicini, behalten. Bis 1907 gab es in Alt Hart zwei selbständige Ortsteile, das Untergut und das Obergut. Die inoffizielle Grenze bildete die von Osten nach Westen führende Dorfstraße. Alt Hart wurde 1908 zum Markt erhoben, jedoch ohne Marktrecht.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort infolge des Vertrags von Saint-Germain 1919 dem neugebildeten Kunststaat Tschechoslowakei, d.h. der Herrschaft der Tschechen übergeben. Aufgrund der anschließend einsetzenden Repressalien und Verfolgungen verließ in der folgenden Zeit ein großer Teil der Deutschen (bis 1930 etwa zwei Fünftel) Alt Hart und floh in andere Staaten. Nach dem Münchener Abkommen wurde der Ort 1939, wie viele Gemeinden des Zlabingser Ländchens, dem damals neu geschaffenen Kreis Waidhofen an der Thaya zugeteilt. Davor gehörte es zum politischen Bezirk Datschitz und zum Gerichtsbezirk Zlabings.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg mußten ca. 4.000 Vertriebene aus Schlesien im Schloßpark unter freiem Himmel lagern. Am 15. Mai kamen tschechische „Revolutionsgardisten“ in den Ort. Bei den darauf stattfindenden Hausdurchsuchungen wurde beinahe der ehemalige Bürgermeister erschossen. Dank rechtzeitiger Aufklärung, daß er nicht mehr im Besitz einer Waffe war, wurde er gerettet. Ein anderer Mann kam allerdings - angeblich durch Suizid - um. Am 7. Juni wurde die deutsche Ortsbevölkerung unter Geiselnahme über Neu Hart, Mudlau und Piesling über die österreichische Grenze vertrieben.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft

Angebaut wurden Hafer, Gerste, Roggen, Rüben und Mohn. Daneben betrieben die Einwohner Viehzucht und Waldarbeit (597 ha).

Gewerbe

Drei Meierhöfe (Lusthof, Johannihof und Hönitzhof), staatliches Forstamt und Forsthaus im Johannestal, zwei Mühlen (1945: Bruckmühle, Neuharter Mühle, davor fünf), genossenschaftliche Brennerei, Handwerk und Kleingewerbe.

Schulen

Zweiklassige deutsche (1827) und dreiklassige tschechische Volksschule, vierklassige tschechische Bürgerschule.

Einrichtungen

Kindergarten (deutsch und tschechisch), Postamt (1869-1938), Spar- und Darlehenskasse (1923), Freiwillige Feuerwehr, Elektrifizierung vor 1930.

Kulturerbe

  • Die Pfarrkirche (geweiht dem hl. Andreas und der hl. Maria) wurde 1220 urkundlich erwähnt und war von 1220 bis 1784 zum Stift Bruck gehörig. Von der ursprünglich romanischen Kapelle aus dem 13. Jahrhundert hat sich nichts erhalten. Die Kirche hat einen kreuzrippengewölbten Chor mit Fünfachtel-Schluß aus dem 14. Jahrhundert und eine zweischiffige stern- und kreuzrippengewölbte Halle aus dem 15. Jahrhundert, der Nordturm entstand um 1630. Im Inneren befindet sich ein neugotischer Hochaltar mit fünf barocken Statuen sowie Seitenaltäre von etwa 1750 und 1760 und eine barocke Orgel; Ein Taufkessel stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der Wappengrabstein mit Priesterfigur von 1593; in der Kirche befindet sich auch das Grabmal des Joh. Peter Ritter von Flick mit Chronosfigur von 1812 sowie die Kirchengruft für die Frau des Generals von Franz Freiherr von Schneidau.
  • Das Schloß (ehemaliges Jagdschloß) besteht aus einem mächtigen dreigeschossigen Dreiflügelbau aus dem 17. Jahrhundert. Der Umbau erfolgte unter Franz Freiherr von Deblin 1726/33 (Erhöhung des Mittelbaues). Die Schloßkapelle ist an Decke und Wänden mit reichem Bandlwerkstuck verziert (um 1728). Das Gewölbefresko zeigt die Krönung der Maria, in den Ecken wurden die vier Evangelisten von Felix Thomas Anton Scheffler 1728 dargestellt. Ein 1673 geweihter Reliquienschrein aus der Schloßkapelle in Neu Hart befindet sich ebenfalls in der Kapelle. Mit Kaufvertrag vom 13. Dezember 1927 ging das Schloß an acht Alt Harter Bürger über.
  • Kapelle des hl. Florian vor dem Lusthof
  • Statuen: Johannes von Nepomuk (am Dorfplatz), hl. Maria (vor dem Schloß) und hl. Margaretha (vor der Kirche); die letzten beiden stammen aus der 1785 aufgelassenen Kirche Montserrat.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt (davon Deutsche)
Jahr
1910 865 568
1930 851 321
2013 558

Literatur

  • Hruschka, Rudolf/Polly, Eleonora: Neues Heimatbuch der Gemeinde Alt-Hart, ohne Jahresangabe