Alvenslebensche Konvention

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Die Alvenslebensche Konvention war eine Militärkonvention, die 1863 zwischen dem Königreich Preußen und dem Kaiserreich Rußland abgeschlossen wurde, in der sich Preußen gegenüber Rußland verpflichtete, auf preußisches Gebiet übertretende polnische Revolutionäre zu entwaffnen. Sie diente der Eindämmung des polnischen Imperialismus und ist nach dem preußischen Unterhändler General Gustav von Alvensleben benannt.

Hintergrund

Otto von Bismarck äußerte 1863 im preußischen Landtag folgendes: „Die Neigung, sich für fremde Nationalitäten und Nationalbestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn dieselben nur auf Kosten des eigenen Vaterlandes verwirklicht werden können, ist eine politische Krankheitsform, deren geographische Verbreitung leider auf Deutschland beschränkt ist.“ bezüglich der Forderung der liberalen Parlamentsmehrheit (und der Westmächte England und Frankreich) den polnischen Aufstand gegen Rußland in Kongreßpolen zu unterstützen. Ein wieder unabhängig gewordenes Polen hätte wahrscheinlich versucht sich auch die polnisch besiedelten Gebiete Preußens und Österreichs einzuverleiben.

Es wäre ein möglicher Verbündeter Frankreichs im Rücken Preußens geworden. Es hätte im Rahmen weitergehender Forderungen (Panslawismus) auch weit über die eigentlich polnisch besiedelten Gebiete hinausgehen können, bei seinen Einverleibungen, wie das nach 1918 tatsächlich auch geschehen ist (Polnischer Korridor). Deshalb durfte Preußen bzw. Deutschland solche Forderungen im eigenen nationalen Interesse keinesfalls gutheißen und unterstützen. Zudem hätte es sich dadurch mit dem Zarenreich verfeindet, was den Westmächten wohl Recht gewesen wäre, wie man vermuten kann. Bismarck löste das Problem seinerzeit dadurch, in dem er die Alvenslebensche Konvention mit dem Zarenreich abschloß.

Es folgt eine Bewertung der Alvenslebenschen Konvention als Quellenwiedergabe zu ihrem 150 Jahrestag:

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Über Pragmatismus im besseren Sinne

Herr Roloff erinnert uns heute an ein Ereignis, das, wenig überraschend, mit dem Fürsten Bismarck zu tun hat, zugleich ist es ein Lehrstück darüber, daß Pragmatismus vielerlei bedeuten kann. Dem einen gerät er zur Ausrede, der andere versucht damit sein intellektuelles oder moralisches Unvermögen zu behübschen, und wieder ein anderer sieht die Dinge, wie sie nun einmal sind, versucht, damit anständig zurecht zu kommen und, mehr noch, den Tatsachen einen höheren Zweck abzunötigen.

150. Jahrestag der Alvenslebenschen Konvention

Nachdem Otto von Bismarck im September 1862 preußischer Ministerpräsident geworden war, landete er mit der Alvenslebenschen Konvention, die am 8. Februar 1863 auf sein Geheiß hin durch General Gustav von Alvensleben und den russischen Außenminister Alexander Gortschakow in St. Petersburg abgeschlossen worden war, seinen ersten bedeutenden außenpolitischen Erfolg.

Hintergrund der Vereinbarung mit Russland war der im zum Zarenreich gehörenden Kongresspolen ausgebrochene sogenannte Januaraufstand. Dieser hatte die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Polens zum Ziel und bedrohte dadurch auch Preußen, dessen Provinzen Posen und Westpreußen über starke polnische Bevölkerungsanteile verfügten. Dadurch hatten Preußen und Russland gemeinsam ein erhebliches Interesse daran, dass der Aufstand rasch eingedämmt würde. Mit der Alvenslebenschen Konvention wurde es nun möglich, dass russische und preußische Truppen bei der Verfolgung der Aufständischen die Grenze zum Nachbarstaat jeweils überschreiten durften. Gegenüber dem preußischen Botschafter in London machte Bismarck in unumwundener Offenheit klar, warum die Alvenslebensche Konvention von so großer Bedeutung ist: „Die Dämpfung des polnischen Aufstandes ist für uns eine Lebensfrage, jeder Versuch einer Herstellung Polens ein Attentat auf Preußens staatliche Existenz. Wir könnten eher Belgien in französischen Händen, als ein freies Polen vertragen.“

Jedoch wurde relativ schnell deutlich, dass das Ziel einer wirklich allgemeinen Erhebung der Polen nicht erreicht werden konnte. Der Aufstand war völlig unzureichend vorbereitet und wurde auch von weiten Teilen der Bauernschaft nicht unterstützt. Die Folgen der Rebellion waren denn auch fatal. Es wurden nicht nur zahlreiche Aufständische hingerichtet und tausende nach Sibirien verbannt, sondern auch diejenigen Freiheiten wieder aufgehoben, die Russland den Bewohnern Kongresspolens im Bereich von Verwaltung und Bildung zugestanden hatte. So muss man wohl feststellen, dass der Januaraufstand vielleicht durch großen persönlichen Mut vieler Polen getragen wurde, es mangelte aber mit Sicherheit an politischer Klugheit in seiner Führung.

Die Alvenslebensche Konvention, die bei der Bekämpfung des Aufstandes kaum praktische Auswirkungen hatte, wurde dennoch zum diplomatischen Meisterstück Bismarcks, weil durch sie das Verhältnis zu Russland eine dauerhafte Vertrauensgrundlage erhielt, die das folgende Jahrzehnt ganz und gar ungetrübt erhalten bleiben sollte. Preußen konnte sich nun des russischen Wohlwollens bei der Lösung der deutschen Frage und der Errichtung des durch Preußen geführten Reiches sicher sein. Das war natürlich von ganz besonderer Bedeutung, als 1870/71 der französische Widerstand gegen die Einheit Deutschlands niedergerungen werden musste. Der Namensgeber der Konvention Gustav von Alvensleben kommandierte in diesem Krieg übrigens sehr erfolgreich das in Magdeburg stationierte IV. Armeekorps und führte es in die Schlachten von Beaumont und Sedan. Für seine Verdienste erhielt er vom König eine Dotation in Höhe von 100.000 Talern.

Für uns heute ist diese Episode vielleicht nur noch dadurch von Bedeutung, weil sich in ihr die Fähigkeit Bismarcks spiegelt, konsequent nach dem wohl begründeten, überwiegenden Interesse des Staates zu streben, das in einem verlässlichen Verhältnis zu Russland lag, und sich nicht für Illusionen zu begeistern wie den verständlichen Hoffnungen des polnischen Volkes.

Thomas Roloff


Literatur

  • Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen, Kapitel: „Die Alvensleben'sche Convention“ (HTML-Version)
  • Hellmuth Scheidt: Konvention Alvensleben 1863 und Interventionspolitik der Mächte in der polnischen Frage, 1937