Kongreßpolen

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Polen in seinen vom Wiener Kongreß festgelegten Grenzen von 1815 bis 1916

Unter Kongreßpolen versteht man den 1815 auf dem Wiener Kongreß beschlossenen und nach dem Siebten Koalitionskrieg wiederhergestellten polnischen Staat, dessen Vorläufer das 1807 von Napoleon geschaffene Herzogtum Warschau war. Die Grenzen dieser konstitutionellen Monarchie entsprachen weitgehend dem tatsächlichen polnischen Siedlungsgebiet unter größtmöglichem Ausschluß fremdvölkisch besiedelter Gebiete.

Geschichte

Kongreßpolen, ein Königreich, stand in Personalunion mit dem Russischen Kaiserreich; jedoch wurden im Laufe der Zeit die Rechte der Polen zunehmend mißachtet, so daß es sich de facto um einen „Satellitenstaat“ (→ Protektorat) Rußlands handelte.

1916 eroberten reichsdeutsche und österreichisch-ungarische Truppen diesen polnischen Teil Rußlands und gründeten dort einen neuen polnischen Nationalstaat. Dieser entsprach in seinen Grenzen in etwa denen des vorherigen Kongreßpolens, lediglich der nördliche Teil Kongreßpolens, der vorwiegend polnisch besiedelt war, kam zu Rußland, wurde aber 1923 zusammen mit großen Teilen der Ukraine von Polen annektiert („Ostpolen“).

Germanische Urbevölkerung Polens

„Schon in vorgeschichtlicher Zeit lassen sich Spuren germanischer Ansiedlung in dem Gebiet verfolgen, das wir heute unter der Bezeichnung Kongreßpolen kennen. Die Annahme der Geschichtsforscher, daß Polen germanische Urbewohner hatte, ist durch Gräberfunde in der Nähe von Lodz und an der Weichsel bestätigt worden. Professor Schuchardt, der 1916 die Funde prüfte, kommt zu dem (damals von allen Zeitungen veröffentlichten) Schluß: ‚In Russisch-Polen ist die ganze vorgeschichtliche Kultur von der Steinzeit an bis in die römische Kaiserzeit von Ostgermanien abhängig gewesen. Offenbar haben die ostgermanischen Stämme selbst bis mindestens zur Weichsel gesessen. Von hier haben sie dann leicht den Durchgang zum Dnjepr und Dnjestr und an das Schwarze Meer gefunden, wo wir in der Kaiserzeit ein gotisches Reich blühen sehen.‘
Tacitus erwähnt in seiner Völkertafel, daß um das Jahr 100 in der Weichselebene der Stamm der Vandilier, in den Warthegegenden die Burgunder, und weiter nach Osten die Goten, alle drei germanische Stämme, saßen. Wenige Jahrzehnte später, bei Beginn der Völkerwanderung, setzten sich alle östlichen Germanenstämme in Bewegung: die Goten drangen bis zum Schwarzen Meer vor, die Vandilier (Vandalen) bevölkerten die ungarischen Ebenen und die Burgunder setzten sich am mittleren Rhein fest und gründeten dort in der Nähe von Worms ihr sagenberühmtes Reich. Als 375 die Hunnen Osteuropa überschwemmen, kommen die ostgermanischen Stämme noch einmal in Bewegung; sie brechen wie eine Sturmflut über das mürbe gewordene Römische Reich und gründen in Italien, Gallien, Spanien und Nordafrika eigene Reiche, die aber keinen langen Bestand haben, da ihre Leiter der römischen Feldherrnkunst nicht gewachsen und durch inneren Zwist geschwächt sind. Die weite Entfernung von ihren früheren Sitzen ermöglicht keinen Nachschub zur Anfüllung der durch dauernde Kämpfe gelichteten Schlachtreihen. [...]“ — Adolf Eichler

Weichselland

Der Begriff „Weichselland“ wird im Deutschen auch geographisch verwendet, insbesondere zur länderkundlichen bzw. örtlichen Beschreibung in der Bronzezeit oder als germanisches Ursprungsland vor der Völkerwanderung.

Russisches „Weichselland“

Der gescheiterte Januaraufstand von 1863, eine vor allem gegen die russische Teilungsmacht gerichtete polnische Erhebung in Kongreßpolen sowie in litauisch-weißrussischen Gouvernements, hatte eine weitere Einschränkung der Autonomie und der nationalen Rechte zur Folge. Die Anführer des Aufstands wurden hingerichtet, Rechte und kulturelle Freiheiten eingeschränkt. Polnisch wurde als Amtssprache verboten und aus dem offiziellen Gebrauch (z. B. in den Schulen) verdrängt. Im Jahre 1867 wurde das Wappen von Kongreßpolen abgeschafft und seine zehn Gouvernements direkt ins Russische Kaiserreich integriert. Obwohl der alte Name nie offiziell geändert wurde,[1][2] wurde seit den 1880er Jahren auch in verschiedenen Verwaltungsakten immer häufiger die Bezeichnung „Weichselland“ verwendet und das Wort „Polen“ sogar als geographischer Begriff von russischer Seite gemieden.

Das russische Herrschaftsgebiet war beschränkt auf die mittlere Weichsel, denn der Oberlauf um Krakau unterstand dem Kaisertum Österreich, der Unterlauf ab Thorn gehörte zu Westpreußen.

Bis 1880 stieg das Weichselland zur wirtschaftlich höchstentwickelten russischen Provinz auf. Die politische Situation stagnierte dagegen. Die Bevölkerung wuchs bis 1900 auf 9,4 Millionen Menschen an. Mit der Thronbesteigung Kaiser Nikolaus II. 1894 waren keine wesentlichen Veränderungen in den Verhältnissen verbunden. Der russisch-japanische Krieg und die Revolution 1905 hatten kleinere Zugeständnisse in kulturellen und religiösen Fragen zur Folge.

Herrscher

Könige von Kongreßpolen

  • 1815–1825 Alexander I.
  • 1825–1830 Nikolaus I. (Todesrune.png 1855) – 1830 als König abgesetzt, seit 1831 wieder an der Macht ohne Wiedereinsetzung als König

Vizekönige

Der Titel Vizekönig wurde durch Generalgouverneur von Warschau ersetzt.

Siehe auch

Literatur

  • Anton Friedrich Büsching: Neueste Geschichte der Evangelischen beider Konfessionen im Königreich Polen und Litauen, Halle 1784
  • Arthur Rhode: Die evangelischen Deutschen in Russisch-Polen, ihr drohender Untergang und die Möglichkeit ihrer Rettung, Verlag Ebbecke, Lissa i. P. 1906
  • St. Gorski: Die Deutschen im Königreich Polen, Warschau 1908
  • Hans Praesent: Das Deutschtum in Kongreßpolen und seine Geschichte, Leipzig 1919
  • Gustaf Kossinna: Das Weichselland. Ein uralter Heimatboden der Germanen. [A. W. Kafemann], [Danzig] 1919; 4. Auflage, J. A. Barth, Leipzig 1943
  • Adolf Eichler: Das Deutschtum in Kongreßpolen, Ausland und Heimat Verlags-Aktiengesellschaft, 1921

Fußnoten

  1. W. Bartel in.: Historia państwa i prawa Polski. J. Bardach und M. Senkowska-Gluck (Red.). Bd. 3: Od rozbiorów do uwłaszczenia. Warszawa: Państwowe Wydawnictwo Naukowe, 1981, S. 67
  2. M. Czapliński & Autorenkollektiv, In: Słownik encyklopedyczny: Historia, Wydawnictwo Europa Sp. zo. o, Wrocław. 2007. S. 199