Bauer, Gerhard (1926)
Gerhard Bauer ( 26. November 1926 in Berlin; 4. Januar 1987 in Hamburg) wurde aufgrund seines Rockerwerdegangs, seiner fast die gesamte Haut bedeckenden Tätowierungen und wegen seiner Mitarbeit beim Panikorchester von Udo Lindenberg in den 1970er Jahren unter dem Namen Rocky bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kindheit und Jugend
Gerhard Bauer wuchs in Berlin-Wedding auf. Das Familienleben war von der nationalsozialistischen Weltanschauung des Vaters geprägt. In der überwiegend sozialistisch bzw. kommunistisch geprägten Nachbarschaft und unter Mitschülern erfuhr er daher viel Ablehnung. 1943 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Schnell gelang es ihm an spezieller Stelle, in der Ordonnanz bei den Offizieren, eingesetzt zu werden. Zum Kriegsende geriet er in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Sein Vater wurde im Mai 1945 von Russen erschossen.
Nachkriegszeit
1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und verliebte sich bald darauf in die Tochter eines antifaschistischen Widerstandskämpfers, mit der er sich bald darauf verlobte und die ein Kind von ihm bekam. Als Ausweg aus seiner Arbeitslosigkeit nahm er eine Tätigkeit als Fluchthelfer auf, die ihm die Verurteilung zu einer lebenlangen Freiheitsstrafe einbrachte, die er in der Justizvollzugsanstalt Bautzen (im Volksmund „Gelbes Elend“) absitzen mußte. Während der Haft begannen er und Mitgefangene in der Aussichtslosigkeit der Haft ihre Körper zu tätowieren. 1957 wurde er begnadigt.
Wieder in Freiheit
Seine Mutter war kurz vor seiner Freilassung gestorben, seine Verlobte war inzwischen seit vier Jahren mit einem anderen Mann verheiratet. Gezeichnet von der Haft machte er eine Ausbildung zum Krankenpfleger und bekam danach eine Anstellung als Betreuer in einer Einrichtung für Schwerbehinderte, aus der er 1964 wegen der Tätowierungen entlassen wurde. Draufhin ließ er sein Gesicht und seinen ganzen Körper tätowieren. Schnell kam er mit diesem Aussehen mit Rockern in Kontakt und schloß sich einer Gruppe an, mit der es zu gemeinsamen Gewalttätigkeiten kam. Er stieg schnell zum Rocker-Kommandanten auf. Aufgrund schwerer Diebstähle, Einbrüche und Gewalttätigkeiten mit Todesfolge kam er vor Gericht. Nach einer zweijährigen Bewährungstrafe beging er weitere Straftaten, bis er sich 1974 aus dem kriminellen Milieu zurückzog.
Musik- und Showstar
Durch einen Freund bekam Bauer Kontakt zum Musik- und Showbusiness. Es erschien von ihm die Single „Ich such’n Job“, für die Ulf Krüger den Text schrieb. Udo Lindenberg wurde auf ihn aufmerksam, freundete sich mit ihm an und band ihn 1976 in sein Panikorchester ein. Die Strapazen des Musikgeschäftes und eine schmerzhafte Krebserkrankung trieben ihn bald in eine Heroinabhängigkeit.
Religion
Vorher der Religion abgewandt bzw. zunächst mehr dem Satanismus zugeneigt, trat er im Alter von 58 Jahren einer christlichen Gemeinde bei.
Tod
Gerhard Bauer starb am 4. Januar 1987 an einer schweren Krebserkrankung in Hamburg.
Verweise
- Uwe Schütz: Vor 25 Jahren starb Rocky, der Irokese von St. Pauli, Arbeitsgemeinschaft Rundfunk Evangelischer Freikirchen