Bodelschwingh, Friedrich von (der Ältere)

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Dr. h.c. mult. Friedrich von Bodelschwingh; Aufnahme Ernst Lohöfener, Bielefeld 1907

Friedrich Christian Carl von Bodelschwingh, später auch Friedrich von Bodelschwingh der Ältere (Lebensrune.png 6. März 1831 in Tecklenburg; Todesrune.png 2. April 1910 in Bielefeld-Gadderbaum), war ein deutscher Pastor und Theologe. Er arbeitete in der Inneren Mission.

Leben

Die Eltern von Friedrich von Bodelschwingh dem Älteren.png

Neue Deutsche Biographie

„Nach einem Semester Studium der Botanik erlernte B. 1849-51 im Oderbruch die Landwirtschaft bei Johann Gottlieb Koppe, dem Mitarbeiter Albrecht Thaers, und übernahm 1852 eine Verwalterstelle auf dem Gut Gramenz in Hinterpommern. Aus einer Lebenskrise im Sommer 1854 stammte sein Entschluß, Missionar zu werden und zu diesem Zweck das Baseler Missionshaus zu besuchen; doch dessen Direktor Joseph Josenhans wies ihn an die Universität. In Basel, wo er hauptsächlich von Carl August Auberlen angezogen wurde, in Erlangen und in Berlin studierte er evangelische Theologie und ging 1858 an die deutsche Gemeinde in Paris, wurde 1863 Pfarrer in Dellwig bei Unna und 1872 Vorsteher der Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische und des Diakonissenmutterhauses zu Bethel bei Bielefeld. Hier baute B. nach dem Vorbilde Friedrich Oberlins, Johann Konrad Wilhelm Löhes und Theodor Fliedners, im Entscheidenden aber von seiner eigenen christlichen Persönlichkeit her gestaltend, sein Lebenswerk auf. Die Eigenart B.s, jedem Kranken seine Krankheit als den Bereich seiner eigensten Verantwortung zu zeigen und ihn die Gestaltung der in ihm vorhandenen guten Möglichkeiten als persönlichen Auftrag Gottes erkennen zu lassen, hob die Kranken zum Bewußtsein vollen Menschentums empor. Unlöslich verbunden mit diesem Ja zum Wert jeden menschlichen Lebens war die volle Eingliederung aller Kranken in die Zionsgemeinde, in die gemeindemäßig verwirklichte Gleichheit aller Menschen vor Gott. Mit diesem Werk war B.s Persönlichkeit eins, so daß die Anstalt, die er patriarchalisch leitete, bald nur unter seinem Namen bekannt war. Die Not des einzelnen fügte sich ihm sofort in größere Zusammenhänge ein, und sein unablässig planender Geist schaute ebenso ungesäumt die Wege zur Hilfe, für deren Ausbau er Gaben aus aller Welt erbat und reichlich erhielt. Das Werk wuchs: zu den eigentlichen Häusern für Kranke traten die Handwerksbetriebe, in denen Kranke beschäftigt wurden, aber auch neue Arbeitszweige, wie z. B. Wandererfürsorge durch Arbeiterkolonien, Erziehungsfürsorge in der Moorkolonie Freistatt, Wohnungsbau in einem Siedlungsverein, Heidenmission in Ostafrika. Diakone für die Pflege der Kranken wurden seit 1877 in dem Brüderhaus Nazareth ausgebildet und Kandidaten der Theologie im Dienst mit der blauen Schürze im Kandidatenkonvikt seit 1890; 1905 verwirklichte B. einen Lieblingsgedanken mit der Gründung der „Theologischen Schule“, die als innere und äußere Ergänzung der Fakultäten gedacht war. Sein Lebenswerk, von einem tiefen Glauben an Gottes wirkende Gnade getragen, war ganz auf tätige Hilfe am Mitmenschen gerichtet. B. gehört zu den wahrhaft großen Gestalten der evangelischen Kirche.“[1]

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

„Als das Massenelend sich immer tiefer in die unteren Stände hineinfraß, haben auch einzelne Kirchenmänner die Not erkannt und nicht mehr, wie die großen Massen der besitzenden Schicht, die Augen vor der sozialen Frage verschlossen. Es lag in der Wesensart der Priester begründet, daß sie den krassen Mißstand einzig mit dem Trost der christlichen Liebestätigkeit zu lindern versuchten. Das war nun gewiss keine bleibende Lösung und führte auch keinen Ausgleich der klaffenden Gegensätze in der kapitalistischen Welt herbei. Aber es war ein erstes Milderungsmittel für die verderbliche Not. Friedrich von Bodelschwingh, der zuerst Landwirt gewesen war und dann Pastor wurde, weil er dem darbenden Nächsten dienen wollte, hat dieser sozialen Hilfstätigkeit – der Armenpflege, der Wandererfürsorge – in seinem Anstalten Bethel und Wilhelmsdorf den breiten organisatorischen Rahmen geschaffen. Reicher Segen ging von dem Werke aus. Und doch ließ der Kampf gegen die soziale Not nur dort sich gewinnen, wo man anstelle herablassender Mildtätigkeit die Folgerung aus der Erkenntnis zog, daß das Arbeitertum nichts anderes brauchte als soziale, politische, menschliche Gleichberechtigung.“[2]

Familie

Friedrich entstammte der alten westfälischen Adelsfamilie Bodelschwingh. Seine Mutter Charlotte war eine geborene von Diest (Lebensrune.png 27. November 1793 in Kleve; Todesrune.png 27. Mai 1869 in Dillenburg). Sein Vater Ernst Albert Karl Wilhelm Ludwig von Bodelschwingh war Offizier, Verwaltungsjurist und preußischer Finanzminister in Berlin. Durch dessen Kontakte zum Haus Hohenzollern wurde Friedrich als Kind zum Spielgefährten des späteren Kaisers Friedrich III. ausgewählt. Bei ihm vermittelte er später für den Bremerhavener Pastor Eberhard Cronemeyer eine Audienz. Kronprinz Friedrich Wilhelm wurde Namensgeber der Moorkolonie in Düring.

Am 8. Oktober 1860 verlobte er sich auf Haus Heyde bei Unna mit seiner Kusine Ida Friederize Caroline Luise Wilhelmine von Bodelschwingh (1835–1894). Am 18. April 1861 fand die Hochzeit statt. Die kirchliche Trauung erfolgte in der nah gelegenen evangelischen Kirche in Heeren, die Hochzeitsfeier anschließend auf Haus Heyde. Aus der Ehe sind neun Kinder entsprossen, aber es war eine Zeit der Tragik. Bis 1869 waren es vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Anfang des selben Jahres erkrankten alle vier in Dellwig schwer an Keuchhusten verbunden mit einer ansteckenden Lungenentzündung. Innerhalb von zwölf Tagen starben alle vier Kinder. Ihre vier Gräber sind noch heute auf dem Dellwiger Friedhof zu sehen: weiße Marmor-Kreuze von unterschiedlicher Größe entsprechend ihrem Lebensalter. Vater Friedrich baute dort eine kleine Bank, da saßen die Eltern anfänglich beinahe täglich.

Am 27. September 1869 wurde Sohn Wilhelm (Todesrune.png 17. März 1921 in Bielefeld) geboren. Im Dezember 1870 wurde ein weiterer Sohn tot geboren. Es folgten später drei gesunde Geburten: Gustav, Frieda und Fritz, der als Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere bekannt werden sollte. Alle drei Jungen wurden Theologen wie ihr Vater.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

Fußnoten

  1. Bodelschwingh, Friedrich von, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 352
  2. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, Lehmanns-Verlag, München 1937