Cameron, David
David William Donald Cameron (geb. 9. Oktober 1966 in London) ist ein britischer Politiker. Er war vom 11. Mai 2010 bis zum 13. Juli 2016 Premierminister des Vereinigten Königreichs und Vorsitzender der Conservative Party.[1] Seine Nachfolgerin wurde Theresa May. Im September 2016 gab Cameron auch sein Parlamentsmandat auf. Am 13. November 2023 trat er wieder in die Politik ein und wurde als Außenminister berufen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
David Cameron wurde am 9. Oktober 1966 in London als Sohn eines wohlhabenden Börsenmaklers geboren. Er ist ein direkter Nachkomme von König William IV. (1765–1837) bzw. eines dessen unehelicher Kinder. Seine Mutter entstammt einer Familie von Tory-Abgeordneten. Cameron wuchs in privilegierten Verhältnissen nahe Wantage in der Grafschaft Oxfordshire auf. Er hat einen Bruder und zwei Schwestern.[2]
Cameron hat englische, schottische und weiter entfernt, deutsche[3] und aschkenasische jüdische[4] Vorfahren. Sein Ururgroßvater Emile Levita war ein jüdischer Finanzier.
Ausbildung
David Cameron absolvierte von 1979 bis 1985 das private Eliteinternat Eton College. Danach studierte er am Brasenose College an der Universität Oxford, das er 1988 mit Auszeichnung in dem interdisziplinären Studiengang PPE (Philosophie, Politik und Wirtschaft) abschloß. In Oxford gehörte Cameron dem exklusiven „Bullingdon-Studentenclub“ an.[2]
Wirken
Von 1988 bis 1992 war David Cameron in der Abteilung für Politikforschung der Conservative Party (Tories) tätig. Danach leitete er die Wirtschaftssektion im Wahlkampfteam des Tory-Premiers John Major, der bei der Unterhauswahl im April 1992 gänzlich unerwartet im Amt bestätigt wurde. Während der Pfundkrise im September 1992, die zum Ausscheiden Großbritanniens aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) führte, war Cameron Berater des Schatzkanzlers Norman Lamont. Nach dessen Amtsenthebung im Juni 1993 beriet er den Innenminister Michael Howard. 1994 ging Cameron als PR-Direktor zum Medienunternehmen Carlton Communications,[5] wo er sieben Jahre blieb. 1997 bewarb er sich erfolglos um einen Parlamentssitz.[2] Cameron ist seit 2005 Parteivorsitzender der Conservative Party.
Am 11. Mai 2010 wurde David Cameron Premierminister des Vereinigten Königreichs und ex officio Erster Lord des Schatzamtes sowie Mitglied des Privy Council.
Im Januar 2013 kündigte er an, im Falle seiner Wiederwahl 2015 bis spätestens 2017 ein Referendum über den Verbleib seines Landes in der EU abhalten zu wollen. Seine Ankündigung galt als politische Reaktion auf die Wahlerfolge von Nigel Farage und dessen UKIP-Partei. Die Befragung des Wahlvolks fand im Juni 2016 statt. (→ Brexit)
Positionen
David Cameron hatte sich im Mai 2010 nachdrücklich für die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union (EU) ausgesprochen: Gegner eines Beitritts seien Wirtschafts-Protektionisten oder hätten kulturelle Vorurteile gegen das Land.[6]
Cameron wandte sich im Februar 2011 mit Worten gegen die Doktrin des Multikulturalismus[7] und sprach sich für eine Stärkung der nationalen Identität aus. Er kritisierte die „Hand der Toleranz“, die es Moslems ermöglicht habe, Parallelgesellschaften zu bilden. Obwohl es eine solche Trennung nie gab, warnte er vor einer Vermischung von politischem und religiösem Mohammedanismus.
Rücktrittsankündigung
Nachdem am 23. Juni 2016 51,9 % der abstimmungsberechtigten Bewohner Großbritanniens für einen Austritt (Brexit) des Landes aus der Europäischen Union (EU) gestimmt hatten, kündigte David Cameron seinen Rücktritt als Premierminister für Oktober 2016 an, flüchtete aber schon am 13. Juli 2016 aus dem Amt.[8] Am 12. September 2016 gab Cameron auch sein Parlamentsmandat auf.
Zitate
- „Es gibt so viele Juden an der Spitze der Konservativen Partei Großbritanniens, dass sie eher als Torah-Partei anstatt Tory-Partei bekannt sein sollte.“[9]
Familie
Cameron ist seit 1996 mit Samantha Gwendoline, geb. Sheffield, verheiratet, die aus der Familie eines adligen Großgrundbesitzers stammt und König Charles II. (1630–1685) zu ihren Vorfahren zählen soll. Sie war Chefdesignerin der Londoner Luxusartikelfirma Smythson und wechselte nach Camerons Wahl zum Premier 2010 in eine Teilzeitposition als Beraterin. Das Paar bekam vier Kinder, Ivan ( 2002), Nancy ( 2004), Arthur ( 2006) und Florence ( 2010). Der älteste Sohn Ivan war schwerbehindert und starb 2009 an einer epileptischen Hirnlähmung.
Verweise
- Christian Bunke: Brexit ist zur Schicksalsfrage der Tories geworden. Mit dem Konflikt zwischen Cameron und Johnson könnte sich die Partei zerlegen, Telepolis (heise.de), 11. April 2016
Robert Walpole (1721–1742) • Spencer Compton 1st Earl of Wilmington (1742–1743) • Henry Pelham (1743–1754) • Thomas Pelham-Holles, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne (1754–1756) • William Cavendish, 4th Duke of Devonshire (1756) • Thomas Pelham-Holles, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne (1756–1762) • John Stuart, 3rd Earl of Bute (1762–1763) • George Grenville (1763–1765) • Charles Watson-Wentworth, 2. Marquess of Rockingham (1765–1766) • William Pitt, 1. Earl of Chatham (1766–1768) • Augustus FitzRoy, 3. Duke of Grafton (1768–1770) • Frederick North, Lord North (1770–1782) • Charles Watson-Wentworth, 2. Marquess of Rockingham (1782) • William Petty, 2. Earl of Shelburne (1782–1783) • William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Duke of Portland (1783) • William Pitt der Jüngere (1783–1801) • Henry Addington (1801–1804) • William Pitt der Jüngere (1804–1806) • William Grenville, 1. Baron Grenville (1806–1807) • William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Duke of Portland (1807–1809) • Spencer Perceval (1809–1812) • Robert Jenkinson, 2. Earl of Liverpool (1812–1827) • George Canning (1827) • Frederick Robinson, 1. Viscount Goderich (1827–1828) • Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (1828–1830) • Charles Grey, 2. Earl Grey (1830–1834) • William Lamb, 2. Viscount Melbourne (1834) • Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (1834) • Robert Peel (1834–1835) • William Lamb, 2. Viscount Melbourne (1835–1841) • Robert Peel (1841–1846) • John Russell, 1. Earl Russell (1846–1852) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1852) • George Hamilton-Gordon, 4. Earl of Aberdeen (1852–1855) • Henry Temple, 3. Viscount Palmerston (1855–1858) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1858–1859) • Henry Temple, 3. Viscount Palmerston (1859–1865) • John Russell, 1. Earl Russell (1865–1866) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1866–1868) • Benjamin Disraeli (1868) • William Ewart Gladstone (1868–1874) • Benjamin Disraeli (1874–1880) • William Ewart Gladstone (1880–1885) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1885–1886) • William Ewart Gladstone (1886) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1886–1892) • William Ewart Gladstone (1892–1894) • Archibald Primrose, 5. Earl of Rosebery (1894–1895) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1895–1902) • Arthur Balfour (1902–1905) • Henry Campbell-Bannerman (1905–1908) • Herbert Henry Asquith (1908–1916) • David Lloyd George (1916–1922) • Andrew Bonar Law (1922–1923) • Stanley Baldwin (1923–1924) • Ramsay MacDonald (1924) • Stanley Baldwin (1924–1929) • Ramsay MacDonald (1929–1935) • Stanley Baldwin (1935–1937) • Neville Chamberlain (1937–1940) • Winston Churchill (1940–1945) • Clement Attlee (1945–1951) • Winston Churchill (1951–1955) • Anthony Eden (1955–1957) • Harold Macmillan (1957–1963) • Alec Douglas-Home (1963–1964) • Harold Wilson (1964–1970) • Edward Heath (1970–1974) • Harold Wilson (1974–1976) • James Callaghan (1976–1979) • Margaret Thatcher (1979–1990) • John Major (1990–1997) • Tony Blair (1997–2007) • Gordon Brown (2007–2010) • David Cameron (2010–2016) • Theresa May (2016–2019) • Boris Johnson (2019–2022) • Liz Truss (2022) • Rishi Sunac (seit 2022)