Hagenbeck, Carl
Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck ( 10. Juni 1844 in Hamburg; 14. April 1913 ebenda) war ein deutscher Zirkusdirektor und Erfinder des modernen Tierparks, in denen Tiere erstmals in weitgehend artgerechter Umgebung gehalten wurden. Carl Hagenbecks Bruder war der Tierfilmer John Hagenbeck.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schon als Kind führte Hagenbeck im Fischladen seines Vaters interessierten Kunden sechs Seehunde vor, die von Elbfischern mitgebracht worden waren. 1852 wurde dann auch der erste Eisbär gezeigt. Später übernahm er das väterliche Geschäft, beschäftigte sich jedoch weiterhin mit der Tierausstellung. Vom eigentlichen Tierhandel ausgehend, verkaufte er gefangene Tiere aus allen Kontinenten an Zoos in ganz Europa.
Im Alter von 30 Jahren eröffnete er dann seinen eigenen Tierpark in Hamburg, die „C. Hagenbeck's Handlungs-Menagerie“ auf St. Pauli, in der Löwen, Affen und Giraffen gezeigt wurden. Dort zeigte er dann auch auf Völkerschauen Lappländer, Eskimos und Neger und ließ dafür ganze Eingeborenendörfer nachbauen, um seinem Publikum deren fremdartige Lebensweise vorzuführen. Schon die ersten sechs Lappländer lockten 1874 massenhaft Schaulustige an. 1887 wurde der „Circus Hagenbeck“ gegründet. Die Idee der Panoramabauten für seinen Zirkus ließ sich Carl Hagenbeck 1896 patentieren.
Tierpark
Als er dann 1907 seinen Tierpark auf ein größeres Gelände vor den Toren Hamburgs bei Stellingen verlegte, erfand er die gitterlosen Freigehege. Aus Holz, Metall und Zement ließ er Wüsten-, Dschungel- oder Eislandschaften nachbauen, in denen die Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben konnten. Die Grundidee des neuen Tierparks war, möglichst viele Tiere in größtmöglicher Freiheit in natürlicher Umgebung zu zeigen. So wurden für die Gebirgstiere künstliche Felsen konstruiert und die bis dahin üblichen Absperrungen zum Teil durch wassergefüllte Gräben ersetzt, deren Breite der Springfähigkeit der jeweiligen Tiere angepaßt wurde. 1909 wurden vom Bildhauer Josef Pallenberg, der auch die Tierbronzen auf dem Eingangstor schuf, eigens für Hagenbecks Tierpark Dinosaurierskulpturen geformt, die ersten ihrer Art weltweit.
Ehrung
Wegen seiner Verdienste wurde Carl Hagenbeck im Jahre 1911 von Kaiser Wilhelm II. in Cadinen zum Kommerzienrat ernannt.
Familie
Carl Hagenbeck heiratete am 11. März 1871 in Hamburg seine Verlobte Amanda Mehrmann (1849–1939). Sie hatten 10 Kinder, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichten – drei Mädchen und zwei Jungen.
Schriften (Auswahl)
- Beiträge über Leben und Treiben der Eskimos in Labrador und Grönland. Aus dem Tagebuche des Herrn Carl Hagenbeck in Hamburg, 1880 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Die Bedeutung der Zebus und Zebu-Kreuzungen
- Von Menschen und Tieren: Erlebnisse und Erfahrungen
- Von Tieren und Menschen (PDF-Datei), Nachdruck im Salzwasser-Verlag 2012, ISBN 9783864445682 (Bestellmöglichkeit)
- Wild und Wilde im Herzen Afrikas: 12 Jahre Jagd- und Forschungsreisen
- Jugenderinnerungen, Entwicklung des Tierhandels
- Gefährliche Abenteuer
- See-Elefanten
Literatur
- Heinrich Leutemann: Lebensbeschreibung des Thierhändlers Carl Hagenbeck, 1887 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei und des Ausdrucks)
- Wilhelm Fischer: Aus dem Leben und Wirken eines interessanten Mannes (Carl Hagenbeck), 1896 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei und des Ausdrucks)
- Johs. Fleming: Am Nil. Bunte Bilder aus Egypten, dem Wunderlande der Pyramiden. Carl Hagenbecks Tierpark, Völkerschau 1912
- Ch. Schulz: Auf Grosstierfang für Hagenbeck. Selbsterlebtes aus afrikanischer Wildnis. Mit über 80 Illustrationen nach Original=Aufnahmen, 1921
- Alexander Sokolowsky: Carl Hagenbeck und sein Werk, 1928 (Bestellmöglichkeit der PDF-Datei)
- Sammelbilderalbum: Mit Carl Hagenbeck auf Tierfang. Mit der Ufa in der Wildnis, 1929
- August Heinrich Kober: Carl Hagenbeck, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hrsg.): Die großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Vier Bände, Propyläen Verlag, Berlin 1935–1937, Bd. 4, S. 301–314