Gaius Valerius Catullus
Gaius Valerius Catullus, oder kurz Catull, ( 84 v. d. Z. in Verona; 54 v. d. Z.. in Rom)[1] war ein Dichter des Römischen Reiches.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über den äußeren Lebensgang Gaius Valerius Catullus' ist nur wenig überliefert, wenn man von seinen eigenen Gedichten absieht. Sein Vater war reich und angesehen. Er besaß nicht nur ein Haus in Verona, wo Catull geboren wurde, sondern auch Villen in Sirmio und in Tibur (Trivoli). Schon früh wird Catull nach Rom gekommen sein. Hier fand er Aufnahme in einem Kreis junger Dichter, die ihre Poesie als Spiel auffaßten und die politisch Distanz zu den etablierten Gruppen und Parteien wahrten. Dieser Kreis prägte ihn in seinem künstlerischen Schaffen.
Sein entscheidendes Erlebnis war seine Liebe zu Lesbia. Sie, die in Wahrheit Clodia hieß, war älter als er und bereits verheiratet. Clodia war vornehm und gebildet, aber auch skrupellos. Sie hatte den jungen, unerfahrenen Provinzler an sich gezogen. Sie war ihm eine Zeitlang alles. Doch voller Bitternis mußte er erfahren, daß sie keine Treue halten konnte. Wie Catull sich, Konvention und Sitte verachtend, Lesbia voller Glück und Leidenschaft hingegeben hatte, so rang er nach der großen Enttäuschung darum, seiner Leidenschaft Herr zu werden.
Für Caesar und Cicero hatte Catull nichts übrig. Beide lehnte er ab, Caesar und dessen Günstlinge griff er in haßerfüllten Schmähgedichten offen an. Eine Freundschaft pflegte er mit Cornelius Nepos.
Dichtungen
Werke
Die Sammlung seiner Gedichte (in Latein: carmen) besteht aus drei Teilen:
- carmina I – 60 bilden eine Reihe von kleineren Liedern.
- carmina 61 – 68 vereinen die größeren Dichtungen hellenistischer Prägung.
- carmina 69 – 116 sind kürzere oder längere Epigramme und, wie der erste Teil der Sammlung, überwiegend Gelegenheitsgedichte.
Dichtung als Spiel und Protest
Die Dichter des Kreises um Catull lehnten den Einsatz für den Staat ab. Sie verherrlichten vielmehr die Freundschaft, Liebe, Sorglosigkeit, ferner das geistreiche, witzige und gelehrte Spiel, das sie als Dichter auch in ihre Verse einbringen wollten. Sie fühlten sich in der Nachfolge hellenistischer Dichter, vor allem Kallimachos (3. Jahrhundert v. d. Z) in Rom als die poeta novi (zu Deutsch: Neoteriker) und kämpften darum, daß ihre Art, das Leben zu gestalten, anerkannt wird. Weil aber Epos und Geschichtsschreibung bei den Römern nach wie vor in sehr hohem Ansehen standen und Männer wie Cicero diese sogenannten „modernen“ Dichter verachteten, gelang es Catull nicht, gesellschaftliche Anerkennung zu finden.
Jedenfalls ließ sich der Dichterkreis um Catull nicht davon abbringen, in ihren Dichtungen „ihr“ Kunstideal zu verwirklichen. Statt nationaler Stoffe, die im Epos gestaltet wurden, versuchten sie das persönliche Erleben und Empfinden in Versen darzustellen und weiterzugeben. Das konnte in unmittelbarer Äußerung geschehen, aber auch nach hellenistischem Vorbild in gelehrter mythologischer Verkleidung und Anspielung. Diese Dichtungen, an denen man gelegntlich sogar jahrelang feilte, galten als die anspruchsvolleren. Catull strebte nämlich danach, als poeta doctus (gelehrter Dichter) anerkannt zu werden.
Nachwirkung
Das Werk Catulls wurde bis in die Spätantike hinein immer wieder gelesen, war aber im Mittelalter fast unbekannt, bis man ihn im 14. Jahrhundert neu entdeckte. In der Folgezeit griff man immer wieder gern zu seiner Sammlung. Gotthold Ephraim Lessing und Johann Wolfgang von Goethe ließen sich von seinen Epigrammen anregen. Eduard Mörike übertrug Catulls Werke während der Zeit der Aufklärung ins Deutsche.