Lessing, Gotthold Ephraim
Gotthold Ephraim Lessing ( 22. Januar 1729 in Kamenz, Sachsen; 15. Februar 1781 in Braunschweig) war ein deutscher Dichter der deutschen Aufklärung. Mit seinen Dramen und seinen theoretischen Schriften hat er der weiteren Entwicklung des Theaters einen Weg gewiesen und die öffentliche Wirkung von Literatur beeinflußt. Lessing ist der früheste deutsche Schriftsteller, dessen dramatisches Werk noch heute in den Theatern aufgeführt wird. Im deutschsprachigen Bildungsbetrieb wird der Freimaurer[1][2] als Vorbild für „Toleranz“ vermittelt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Abstammung
Lessing wurde im Bismarck-Reich als Wegbereiter der Judenemanzipation insbesondere von Eugen Dühring stark angefeindet. Ihm wurde sogar nachgesagt, selbst ein Jude gewesen zu sein. Allerdings hatte Lessing zu seiner Zeit die Gegebenheiten auf den Kopf gestellt, als er in seinem Stück über die Juden ausschließlich einen einzelnen anständigen Juden darstellte – so selbstlos wie nur Jesus Christus gewesen sein soll – und Deutsche fast ausnahmslos als Gauner bzw. vorurteilsbeladene Menschen hinstellte. Während Dühring kaum ein gutes Haar an Lessing ließ, verteidigten ihn sowohl Adolf Bartels als auch Otto Glagau. Beide gingen so weit zu behaupten, daß Lessing, hätte er im Bismarck-Reich gelebt, ein Judengegner gewesen wäre (wobei sich Bartels später dem früheren Urteil von Glagau anschloß und darauf berief). Beide betrachteten ihn als einen Mann, der gegen Ungerechtigkeit gewesen sei und der angesichts der erdrückenden Macht, die die Juden nach beider Meinung mittlerweile errungen hatten, sich der Sache der zur damaligen Zeit unterdrückten Deutschen angenommen hätte. Mathilde Ludendorff behauptete sogar, daß Lessing, genauso wie andere bedeutende Deutsche, ermordet worden sei.
Wirken
Zu seinem Wirken heißt es:
- „Lessing kam aus einem sächsischen Pfarrhaus, aus ländlicher Stille, aus einem abgeklärten protestantischen Kreis. Aber sein Leben führte ihn nicht in diese ruhige Welt des schönen Gefühls zurück, sondern warf ihn in geschliffene Geisteskämpfe hinein. Von scharfem Verstand und kritischem Blick, sah Lessing schnell die Schwächen der Zeit und insbesondere der herrschenden Dichtung. Unbestritten verfügte die Literatur der Franzosen über den allgemeinen Geschmack. Klare, sprühende Kraft aus deutscher Gesinnung aber war nirgends vorhanden. Da wurde der junge Lessing ihr unermüdlicher, kluger, wortgewandter Verkünder. Als Kritiker focht er den ersten Gang für den Sieg einer wirklich deutschen Dichtung aus, als er den Vorurteilen, daß nur die französische Form wahrhaft künstlerisch sei, mit Spott und Wissen und mit seinen klaren Lehren von den Gesetzen der deutschen Kunst entgegentrat. Weit war damit das Tor aufgerissen, und Lessing war einer der ersten, der es mit eigener gültiger Schöpfung durchschritt: mit dem Lustspiel ‚Minna von Barnhelm‘ in erster Linie. Der Dichter hat unsere Sprache als erster nach Martin Luther von fremdem Einfluß befreit; als erster liefert er auch den Beweis, daß sie hohe Kunst zu schaffen vermöge.“[3]
Einführung in Leben und Schaffen
Kurze Einführung in Leben und Schaffen aus dem Buch „Deutsche Geisteshelden – Aus dem Leben deutscher Dichter“:[4]
Werke (Auswahl)
Gedichte
- Lieder [Ausgabe 1771]
- Oden [Ausgabe 1771]
- Sinngedichte [Ausgabe 1771]
- Sinngedichte [Nachlese]
Fabeln
- Fabeln und Erzählungen [Ausgabe 1771]
- Fabeln. Drei Bücher [Ausgabe 1759]
- Fabeln [Nachlese]
Dramen
- Damon, oder die wahre Freundschaft
- Der junge Gelehrte
- Die alte Jungfer
- Der Misogyn
- Der Freigeist
- Die Juden
- Der Schatz
- Emilia Galotti
- Miß Sara Sampson
- Philotas
- Minna von Barnhelm[5]
- Nathan der Weise
Dramenfragmente
- Samuel Henzi
- D. Faust
Ästhetische Schriften
- Rezensionen
- Briefe
- Vorreden
- Des Herrn von Voltaire Kleinere historische Schriften
- G. E. Lessings Schriften. Erster Teil
- G. E. Lessings Schriften. Dritter Teil
- Gotth. Ephr. Lessings Theatralische Bibliothek
- Vermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius
- Gleim, Preußische Kriegslieder
- Friedrichs von Logau Sinngedichte
- Das Theater des Herrn Diderot
- Abhandlungen von dem weinerlichen oder rührenden Lustspiele
- Betrachtungen über das weinerlich Komische
- Des Hrn. Prof. Gellerts Abhandlung für das rührende Lustspiel
- Über das Lustspiel „Die Juden“
- Ein Vade mecum für den Hrn. Sam Gotthl. Lange. Pastor in Laublingen
- Rettungen des Horaz
- Briefwechsel über das Trauerspiel
- Abhandlungen [über die Fabel]
- Briefe, die neueste Literatur betreffend
- Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie
- Hamburgische Dramaturgie
- Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können ...
- Wie die Alten den Tod gebildet
- Leben und leben lassen
- Selbstbetrachtungen und Einfälle
Theologiekritische und philosophische Schriften
- Gedanken über die Herrnhuter
- Das Christentum der Vernunft
- Pope ein Metaphysiker!
- Über die Entstehung der geoffenbarten Religion
- Über die Wirklichkeit der Dinge außer Gott
- Durch Spinoza ist Leibniz nur ...
- Eine Parabel
- Anti-Goeze
- Ernst und Falk
- Daß mehr als fünf Sinne für den Menschen sein können
- Gespräche über die Soldaten und Mönche
- Die Religion Christi
- Die Erziehung des Menschengeschlechts
- F. H. Jacobi über seine Gespräche mit Lessing
Siehe auch
Literatur
- Adolf Bartels: Lessing und die Juden. Eine Untersuchung, Koch, Dresden 1918 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar! (Netzbuch) (Bestellmöglichkeit)
- Sigilla Veri, Band 6, S. 442–449
- Paul Albrecht Lessings Plagiate (1890) (wahrscheinlich aus einer einmal dreibändigen bzw. einmal vierbändigen Ausgabe, im Grunde derselbe Band)
- Mathilde Ludendorff: Lessings Geisteskampf und Lebensschicksal (1937–2004) (PDF-Datei)
- Karl Holl: Gotthold Ephraim Lessing, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Zweiter Band, S. 182–201
- Eugen Dühring: Die Ueberschätzung Lessing's und seiner Befassung mit Literatur : zugleich eine neue kritische Dramatheorie (1906) (Netzbuch)
- Wolfgang Drews: Die Großen des deutschen Schauspiels, Deutsche Verlag, 1941