Chlodwig I.
Chlodwig I. (romanisiert aus westgermanisch/fränkisch *Hludo-wı̄gaz = „berühmter Krieger“ auch Chlodowech; 466; 27. November 511 bei Paris) war ein germanischer Heerführer, fränkischer König aus der Dynastie der Merowinger. Nur wenige Jahre nach seiner Krönung machte sich Chlodwig an die Vergrößerung seines Erbes. In der Schlacht von Soissons besiegte er 486 mit Syagrius den letzten gallo-römischen Heermeister und dehnte damit seine Macht bis weit nach Westen aus. Als er 496 bei Zülpich westlich von Köln den zahlenmäßig überlegenen Alemannen gegenüber stand, gelobte er dem „Gott der Christen“ seine Taufe, wenn er ihm den Sieg schenken würde. Für die Nachgeborenen war dies die Geburtsstunde des christlichen Europa. Sein Sieg über den Arianer und westgotischen König Alarich II. von Tolosa (⚔) in der Schlacht bei Voulon im Jahre 507 brachte den größten Teil Galliens, dem zukünftigen Reich der Franken, unter seine Herrschaft. Sein weiterer Vorstoß ans Mittelmeer wurde jedoch 508 von den Ostgoten unter Theoderich dem Großen vereitelt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der um 466 geborene Chlodwig folgte 481 seinem Vater Childerich I. im Alter von 15 Jahren auf den Thron eines fränkischen Kleinkönigtums um Tournai im heutigen Belgien und betrieb mit allen Mitteln die Expansion seines Reiches. Er übernahm Römische Verwaltungsstrukturen, eroberte im Jahr 500 das deutsche Burgund, dann ab 506 das deutsche Westgotenreich und vertrieb die Bewohner nach Süden und Osten.
- „Chlodwig I., der Sohn des Childerich und der Basina, regierte ein Menschenalter lang, 481–511; in jedes der drei Decennien wird eine seiner großen Thaten verlegt, 486 die Niederwerfung der Römer, 496 die der Alamannen, 507 die der Westgothen. Der Ausgangspunkt von Chlodwigs Macht ist Tournay. Dort herrschte er über einen Theil des salischen Stammes, neben ihm seine Vettern Chararich im Morinerlande, Ragnachar und dessen Brüder Richar und Rignomer in Cambray, endlich bei den ripuarischen Franken in Köln Sigibert. Ch. begann seine Laufbahn damit, daß er die Römerherrschaft des Syagrius in Gallien niederwarf. Verbündet mit Ragnachar, von Chararich im Stich gelassen, schlägt Ch. den Syagrius bei Soissons 486. Syagrius flüchtete zu den Westgothen, wird an Ch. ausgeliefert und in der Haft getödtet. Bis zur Seine erwarb er damals, erst später (497) in wiederholten Feldzügen bis zur Loire alles Land als Eigenthum des erobernden Königs. Dieser Umstand, sowie die Herrschaft über eine große Zahl römischer Unterthanen wurden bedeutungsvoll für die ganz neue Herrscherstellung, die sich Ch. mit blutiger Energie, mit verschlagener List, unbewußt handelnd im mächtigen Thatendrange erwirbt. Zeitgenosse Theoderichs des Großen und durch seine Schwester Audeflede dessen Schwager, begründet er, was den Ostgothen nicht gelang, aus römischen und deutschen Elementen ein dauerndes Reich. – Im zehnten Jahr seiner Regierung bekämpft er die Thoringer (Gegend von Tongern) und verleibt ihr Gebiet seinem Reiche ein. – Noch war er Heide, als er schon Remigius von Rheims seinen Schutz angedeihen ließ und mit der Christin Chrotechildis aus burgundischem Königsstamme vermählt war. Der erste Sohn dieser Ehe, Ingomer, ward getauft und starb bald darnach; auch der zweite, Chlodomer (geb. 495), ward getauft noch ehe der Vater übertrat. Das geschah erst nach dem Alamannenkriege von 496. Ripuarische und salische Franken fochten in der Entscheidungsschlacht dieses Jahres, welche gewöhnlich mit Unrecht die von Zülpich genannt wird. Der Heerkönig der Alamannen fiel, ihr Land wurde eine Beute der Franken und zwar wurde der nördliche Theil bis zum Neckar von fränkischen Ansiedlern eingenommen, der Rest blieb alamannisch unter fränkischer Königshoheit. Ein Theil der Alamannen fand auf ostgothischem Gebiete in der Schweiz Schutz und Wohnsitze. So vereinigte jene Schlacht zwei deutsche Stämme unter Chlodwigs Regierung. Für ihn persönlich ward sie entscheidend, insofern er in einem Augenblick der Noth, wie Gregor von Tours erzählt, sich zum offenen Uebertritt zum Christenthum entschloß. Die Taufe vollzog Remigius von Rheims. Mit ihm wurden seine Schwestern Alboflede und Lantechilde, bis dahin Arianerinnen, getauft, wahrscheinlich auch sein ältester Sohn Theoderich, das Kind einer Beischläferin; außerdem 3000 Franken.
- Der Rest von Chlodwigs Franken verharrte noch eine Zeit lang im Heidenthum und viele wendeten sich um des neuen Glaubens willen von Ch. ab dem Ragnachar zu. Aber das Christenthum wurde zur officiellen Religion erhoben und zwar das römische Christenthum. Die Verbindung mit der römischen Bevölkerung Galliens ward dadurch erleichtert, der mächtige Einfluß der Geistlichkeit dem Könige dienstbar. Das zeigte sich besonders in dem Kampf mit den arianischen Westgothen, den Gregor von Tours auf religiöse Gründe zurückführt. Zwar hielt eine persönliche Zusammenkunft Chlodwigs mit dem Westgothenkönige Alarich II. auf einer Loireinsel nahe bei Amboise im Jahre 498 den Ausbruch des Krieges auf, mehr vielleicht noch die beginnenden Verwicklungen mit Gundobald, dem Könige der Burgunder. Von [129] dessen Bruder Godegisil herbeigerufen, erschien Ch. 501 vor Dijon, während des Kampfes ging Godegisil zu ihm über und entschied so den Sieg. Der flüchtige Gundobald wurde in Avignon belagert und verstand sich zur Tributzahlung. Um diesen Preis schloß Ch., der überdies von seinen ostgothischen Bundesgenossen nicht gehörig unterstützt wurde, Frieden. Godegisil fiel später im Kampfe gegen seinen Bruder zu Vienne und die bei dieser Gelegenheit gefangenen Franken schickte Gundobald zu Alarich II. Vielleicht trug auch dies zum Kriege mit den Westgothen bei, der im J. 507 ausbrach, nachdem Ch. von einer langen Fieberkrankheit, die ihn zu Paris befallen hatte, genesen war. Mit den ripuarischen Franken verbündet, schlug Ch. 507 bei Voullon in der Nähe von Poitiers die Westgothen. Alarich II. fiel im Kampfe von Chlodwigs Hand, auch dieser selbst war während der Schlacht in Lebensgefahr. Nach derselben sandte er seinen Sohn Theoderich nach der Auvergne, er selber überwinterte in Bordeaux und vervollständigte seine Eroberung im J. 508 durch die Einnahme der feindlichen Hauptstadt Toulouse und die Erbeutung von Alarichs Königsschatz. Diesem Kriege, wie schon dem Burgunderkampfe, sah Theoderich der Große unthätig zu und begnügte sich, indem er aus der Verlassenschaft des ihm nahe verwandten Alarich II. die Provence für sich nahm, die westlichen Alpenpässe vor den vordringenden Franken zu sichern. In Tours trafen 508 die Boten des Kaisers Anastasius den siegreichen König und brachten ihm den Titel eines Patricius und Consuls, der ihn in den Augen seiner römischen Unterthanen nur noch mehr hob, ohne ihn in Abhängigkeit von den Byzantinern zu bringen. – Erst jetzt vereinigte Ch. die ihm bisher verbündeten Königreiche der Franken zu einer Herrschaft. Chararich ward mit seinem Sohne gefangen und geschoren, später hingerichtet. Ragnachar und seine Brüder fielen nach unglücklichem Kampfe durch den Verrath der eignen Mannen in Chlodwigs Hände und wurden von ihm eigenhändig getödtet. Der ripuarische Sigibert endlich fiel im Walde Buchonia, auf Anstiften des Sohnes ermordet. Dieser selbst, Chloderich, war von Ch. zum Mord angetrieben worden, auf Chlodwigs Anstiften wurde auch er getödtet, das ripuarische Frankenland mit Chlodwigs Herrschaft vereinigt. So ist mit Kampf und Gewaltthat das Reich gegründet worden, das von Paris aus regiert wurde. 511 starb Ch., unter vielen Königen seines Geschlechts die gewaltigste Herrschernatur. Sein Reich ward getheilt unter die Söhne Theoderich, Chlodomer, Chlothar, Childebert. Eine Tochter, Chrotechildis, war dem Könige der Westgothen, Amalrich, vermählt. Chlodwigs Grab befindet sich in der von ihm gegründeten Abtei Ste. Geneviève zu Paris.“[1]
Begründer des Frankenreichs
Nachdem er sich alle anderen fränkischen Königreiche einverleibt hatte, überfiel er noch weitere germanische Stämme und unterwarf diese ebenfalls gewaltsam. Daher wird er als Begründer des Frankenreichs angesehen, zu dessen Hauptstadt er dann Paris machte. Seinen Übertritt zum Katholizismus und nicht wie bei den Germanen üblich zum Arianismus vollzog er nach seinem Sieg über die Alamannen in der Schlacht von Zülpich, da er zuvor gelobt hatte, sich bei einem Sieg zum Christentum zu bekehren. Somit war nicht nur die endgültige Christianisierung Europas besiegelt, sondern auch die bis heute (2015) andauernde französische Ostexpansion in deutsches Gebiet nahm damit ihren Anfang.
Um seine Macht weiter auszubauen, ließ er ohne Skrupel seine Rivalen ermorden. Nach seinem Tod wurde das zusammengeraubte Reich nach fränkischem Recht unter seinen vier Söhnen aufgeteilt.
Bildergalerie
Literatur
- Johann Ferdinand von Huschberg: Geschichte der Allemanner und Franken bis zur Gründung der fränkischen Monarchie durch König Chlodwig, 1840 (PDF-Datei)
Verweise
- König der Grausamkeit, Stern.de