Dandy
Der Dandy (englisch Stockträger, auch als Beau oder Gallant bekannt) ist ein Mann, der besonderen Wert auf körperliche Erscheinung, eine raffinierte Sprache und angenehme Freizeitaktivitäten achtet. Der Begriff Dandy kam Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts auf und bezeichnet nach dem etymologischen Wörterbuch des deutschen Sprachwissenschaftlers Friedrich Kluge „junge Leute, die in auffälliger Bekleidung Kirche oder Jahrmarkt besuchen“. Dabei bemühte sich der Dandy, einen aristokratischen Stil des Lebens trotz Herkunft aus der bürgerlichen Schicht zu imitieren.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Dandytum
Das Dandytum (Dandyismus) entwickelte sich in Großbritannien um 1815 aus einer Gruppe extravaganter Adliger unter Führung des aus dem Bürgertum stammenden George Bryan Brummell.
Der Dandy kultiviert seine Kleidung und sein Auftreten. Die originelle, aber jederzeit passende elegante Kleidung zum sport (Zeitvertreib), kombiniert mit den formvollendeten Manieren eines Gentleman, wird zum einzigen Lebenszweck erhoben. Die Niederungen anstrengender Erwerbsarbeit passen hingegen nicht zum großstädtischen, echten Dandy.
Berühmte Vertreter waren Beau Brummell (George Bryan Brummell), Beau Nash, Charles Baudelaire, Lord Byron, Robert de Montesquiou, später auch die Vertreter des Ästhetizismus wie Oscar Wilde. Auch homosexuelle Dandys waren keine Seltenheit, allerdings nicht, wie geschichtlich oft suggeriert, die Regel.
In Deutschland
Burschenschaften pflegten stets den – wenn auch mannhaften – Stil des Dandys und Edelmannes. Prominente Vertreter des Dandyismus in Deutschland waren u. a. Hermann von Pückler-Muskau und Ernst Jünger, der deutliche Züge des Dandys und Waldgängers durch die „Rebellion des Ästheten“ erkennen ließ, ohne der oft einhergehenden Dekadenz und Verweiblichung zu frönen.
Laut „Wiener Zeitung“ war der Universitätsprofessor Joseph Schumpeter ein „Gelehrter von Weltrang, gleichzeitig ein Dandy, Herrenreiter und Schürzenjäger, ein Weltmann und glühender Patriot“.
BRD
In der BRD erfuhr der Dandyismus in den 1990er Jahren eine Aktualisierung durch Vertreter der Popliteratur wie Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre. Die Musikgruppe „Von Thronstahl“ nannte den Typus des BRD-Dandys einen „Herrenreiter ohne Pferd, aber mit solidem Background“.
Siehe auch
Literatur
- Hans-Joachim Schickedanz (Hg.): Der Dandy. Texte und Bilder aus dem 19. Jahrhundert (Die bibliophilen Taschenbücher; Bd. 173), Harenberg, Dortmund 1980, ISBN 3-88379-173-3
- Hiltrud Gnüg: Kult der Kälte. Der klassische Dandy im Spiegel der Weltliteratur, Metzler, Stuttgart 1988, ISBN 3-476-00641-7
Verweise
- Josef Klumb: Geschmackvolle Außenseiter zwischen Dekadenz und Neuem Reich, vonthronstahl.de