Denhardt, Clemens
Clemens Andreas Denhardt (* 3. August 1852 in Zeitz; † 7. Juni 1929 in Bad Sulza) war ein deutscher Afrikaforscher und Begründer der Kolonie Deutsch-Witu.
Leben
Er bildete sich in Berlin aus und unternahm, nachdem ihn auch Dr. Otto Kersten für ostafrikanische Reisen gut vorbereitet hatte, 1877 eine Expedition, die das Gebiet zwischen Abessinien und dem Victoriasee erforschte. Handelsfirmen in Berlin, Leipzig und Hamburg interessierten sich für das Unternehmen. Dr. Gustav Adolf Fischer schloß sich an und nachdem Clemens Denhardt in Begleitung seines Bruders Gustav Denhardt sich im Dezember 1877 eingeschifft und mit Dr. Fischer in Sansibar getroffen hatte, traten sie im Mai 1878 ihre Festlandreise an. Vom Osifluss aus erreichten sie den Tana. Im November wurde die Rückreise angetreten und geodätische, geographische und zoologische Arbeiten gemacht und zudem auch zahlreiche Erkundigungen über das Land zwischen Mombas und dem Victoriasee eingeholt, so daß eine große Karte jenes Gebiets erstellt werden konnte.
Nachdem Gustav Denhardt wegen Krankheit nach Deutschland zurückgereist war, nahm Clemens Denhardt Vermessungen von Mombas bis zum Panganifluss auf und kehrte 1879 nach Deutschland zurück. Hier gelang es seinen Bemühungen, eine Gesellschaft zu bilden, die ihr Augenmerk auf die Kolonisierung der Tanamündung richtete und an der sich auch die Akademie der Wissenschaften beteiligte. Im Februar 1885 kam Clemens Denhardt mit seiner Expedition auf der Insel Lamu an. Der Sultan von Sansibar trat jedoch dem Unternehmen feindlich entgegen und verbot der Expedition die Landung am Festland. Es gelang jedoch Clemens Denhardt, vom Sultan von Witu ein Gebiet von 1.350 Quadratkilometern mit einer Küstenausdehnung von 60 Kilometern zu erwerben, woraufhin er nach Deutschland zurückkehrte und 25 Quadratmeilen dieses Gebietes an die neugebildete Witu-Gesellschaft abgab. 1886 wurden die Besitzungen unter deutschen Schutz gestellt, aber am 1. Juli 1890 durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag leichtfertig an England abgetreten. Die Überlassung an England kam für die Begründer völlig überraschend, enttäuschte sie schwer und brachte sie an den Rand des Ruins, da deutscherseits versäumt worden war, ihre privaten Rechte und Ansprüche vertraglich durch England anerkennen und entschädigen zu lassen. Der Reichstag bot 1899 den Gebrüdern Denhardt für ihre durch die Abtretung Witus erlittenen Verluste eine endgültige Abfindung von 150.000 Mark an, die von diesen aber als ungenügend abgelehnt wurde. Die folgenden Jahrzehnte im Leben der Brüder waren erfüllt vom vergeblichen Kampf um Wiedergutmachung ihrer Verluste durch das Deutsche Reich. Gleichzeitig betätigten sie sich von neuem erfolgreich in Deutsch-Ostafrika, bis Clemens Denhardt der Erste Weltkrieg durch die Enteignung in Folge des Versailler Schanddiktats 1919 abermals schwer traf.
Der Erwerbung der Gebrüder Denhardt ist es jedoch letztlich zu verdanken, daß Helgoland auf friedlichem Wege zum Reich zurückkehren konnte.
Über die erste Reise wurde berichtet in den «Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg» (1876/77 und 1878/79) sowie in der „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin“ (1884). Ein Bericht über die zweite findet sich in der „Deutschen Kolonialzeitung“, 1886, Heft 14. Berichte über die Reisen der Gebrüder Denhardt brachten auch „Petermanns Mitteilungen“ (1881, mit Karte) und die „Deutsche Kolonialzeitung“ (1886).
Literatur
- Johannes Sigleur: Kampf um Wituland. Clemens und Gustav Denhardt erwerben für das Deutsche Reich eine Kolonie, Kolonial-Bücherei Berlin Steiniger, 1942