Der Rabengott
Titel: | Der Rabengott |
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Autor: | Kai Mayer |
Verleger: | ECON Verlag |
Verlagsort: | Düsseldorf |
Erscheinungsjahr: | 1997 |
Originalsprache: | Deutsch |
Umfang: | 284 Seiten |
ISBN: | 3-612-27410-4 |
Der Rabengott ist ein Roman von Kai Meyer aus dem Jahre 1997 und der erste Band der Romanreihe „Die Nibelungen“. Protagonist der Handlung ist Hagen von Tronje. Der Roman ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt: Zum einen in der Kindheit Hagens, zum anderen in seiner Zeit kurz vor seinem Eintreffen am Burgunder Hof. Er liefert somit eine mögliche Vorgeschichte Hagens, über dessen frühe Jahre im Nibelungenlied nichts berichtet wird. Chronologisch betrachtet ist das Buch jedoch innerhalb der Gesamthandlung der Reihe an zweiter Stelle zu verorten, ihm geht „Die Flammenfrau“ voraus.
Inhaltsverzeichnis
Personen
- Adalmar von Tronje - ein deutscher Graf und Vater von Hagen und Dankwart
- Bärbart - ein Untergebener Adalmars von Tronje, der mit Arzneien vertraut ist und halb Wunderheiler, halb Gelehrter ist
- Dankwart von Tronje - der ältere Bruder Hagens
- Hagen von Tronje
- Malena - die älteste Tochter Otberts von Lohe, die unter Mondsucht leidet
- Morten
- Mutter Hagens
- Nimmermehr
- Nane - die jüngere Töchter Otberts von Lohe und Schwester von Malena, ebenso mondsüchtig wie ihre Schwester
- Otbert von Lohe - ein Adeliger, der zwar nicht über das größte Lehen im Reich verfügt, jedoch ein begnadeter Kämpfer ist. Der frühere Waffenbruder Adalmars von Tronje gilt jedoch als verrückt, da er den Mond als seinen Todfeind bezeichnet.
- Runold - ein umherziehender Gaukler mit betrügerischen Methoden
- Siebenschläfer
- Tilda - die Amme Hagens und Dankwarts
- Viggo - der sehr unbeliebte Hofpfaffe auf der Burg Adalmars von Tronje
- Wasserfrauen - die Boten des Siebenschläfers
Klappentext
Der Auftakt der neuen Nibelungen-Saga Hagen von Tronje und der Fluch des Rheingolds
Als er auf dem Schlachtfeld erwacht, ist Hagen blind. Ein Hieb hat ihm das Augenlicht geraubt. Hilflos irrt der gefürchtete Recke durch die Finsternis - bis er auf eine sanfte, flüsternde Stimme vernimmt. Ein rätselhaftes Mädchen mit Namen Nimmermehr verspricht ihm Heilung und Hilfe, wenn er ihr sein Geheimnis verrät: die Geschichte vom ersten Raub des Rheingolds und dem Zorn des Siebenschläfers.
Kai Meyer, der Autor des Bestsellers »Die Geisterseher«, erweckt einen faszinierenden Mythos zu neuem Leben. Er erzählt seine aufregende und poetische Geschichte über Hagen von Tronje, den finsteren Helden des Nibelungenliedes.
Kurzgefaßte Inhaltswiedergabe
Der junge Hagen wächst zusammen mit seinem älteren Bruder Dankwart als Sohn des Grafen Adalmar von Tronje auf. Während einer Überschwemmung gelangt er auf ein führerloses Schiff und stößt auf einen Schatz, den das Unwetter hochgebracht hat. Das Gold, das er mitnahm, gehört jedoch dem Siebenschläfer, dem Geist von sieben in einer Höhle ertrunkenen Seeleuten, der im Rhein lebt. Dieser will von Hagen seinen Besitz zurück, sonst würden die Personen, die ihm am meisten bedeuten, sterben. Hagen bringt in regelmäßigen Abständen Goldgaben zum Rhein, die er aus dem Besitz seiner Eltern stielt. Als Dankwart nach Worms geschickt wird, kommt Hagen auf die Burg eines alten Kampfgefährten seines Vaters, bei dem er eine Ausbildung zum Krieger erfahren soll. Dabei verliebt er sich in Marlena, die ältere Tochter des Burgherren. Da er jedoch den Siebenschläfer bereits wieder vergessen hatte, rächt sich dieser schließlich an Hagen, indem er Malena und dessen Familie umbringt. Hagen schlägt danach eine Laufbahn als Söldner ein. Nach einer Schlacht wird er schwer verwundet und erblindet vorübergehend. Ein Mädchen, das sich ihm nur als Nimmermehr vorstellt, rettet ihn aus der schlimmen Lage. Sie will, daß Hagen sie vor einem mächtigen Schwarzkünstler schützt, der hinter ihr her sein soll. Es stellt sich schließlich heraus, daß das Mädchen die Schwester seiner verstorbenen Liebe Malena ist, die damals überlegte, inzwischen aber bei einem Unfall ums Leben kam und seitdem als Geist herumzieht. Sie sehnt sich danach, wieder mit ihrer Familie vereinigt zu werden, welche sich im sogenannten Herbsthaus des Siebenschläfers befindet. Hagen wird bewußt, welches Leid er über diese unschuldigen Menschen gebracht hat, sieht jedoch keine Möglichkeit, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Seine Familie (bis auf den Worms lebenden Dankwart) hat sich der Siebenschläfer inzwischen auch geholt. Hagens einzige Möglichkeit ist es, in Zukunft auch weiterhin Gold dem Rhein zu geben, um damit am Leben zu bleiben. Er beschließt, Dankwarts schon länger ausgeprochener Einladung zu Folgen und nach Worms an den Hof des Königs von Burgund zu gehen.
Ausführliche Inhaltswiedergabe
Prolog
Auf der Burg von Graf Adalmar von Tronje findet ein großes Fest statt. Seine Söhne Hagen und Dankwart begeben sich nach draußen und gehen trotz Verbotes hinab zum Rhein, der durch ein schweres Unwetter inzwischen deutlich angeschwollen ist und einige Landstriche überflutet hat. Als die beiden ein Schiff dort treiben sehen, das führerlos ist, kommen sie auf die Idee, daß es einen Schatz geladen haben könnte. Mittels eines Birkenstammes schaffen sie eine flüchtige Brücke zu diesem und Hagen geht an Bord. Als dieser jedoch das Deck betritt, löst sich die Verbindung durch die Strömung und das Schiff wird rasch mitgerissen. Hagen muß erkennen, daß das Schiff nichts von Wert besitzt, er sich unnötig in Gefahr gebracht hat. Durch einen Zufall verfängt sich das Schiff in den Wipfeln von fünf in einem Kreis angeordneten Bäumen. Hagen bemerkt dort ein Glitzern und stellt fest, daß jede Menge Schmuck aus Gold dort in den Ästen hägt. Trotz der ungewissen Herkunft der Kleinodien nimmt er diese an sich. Dann fällt er jedoch in das Kalte Wasser und erfährt, als er sich bereits am Ertrinken wähnt, ein eigenartiges Phänomen: Es ist, als ob eine kalte Säule aus der Stelle, wo er sich befindet, sich aus dem Fluß heraus erheben würde.
Kapitel 1
Hagen ist inzwischen Söldner und erwacht nach einer verheerenden Schlacht erblindet auf dem Schlachtfeld. Ein Mädchen, das sich ihm gegenüber nur als Nimmermehr vorstellt, rettet ihn aus der wehrlosen Lage und bringt ihn in eine Höhle. Dort warten sie ab, da Feinde angerückt kommen, die jeden Überlebenden der Schlacht abstechen. Als die Luft wieder rein ist, reiten sie gemeinsam weiter. Das Mädchen führt dabei das Pferd, von weitem sieht es jedoch so aus, als würde Hagen reiten und eine Begleitung mit sich führen. Das Mädchen wünscht, daß Hagen sie vor einem Schwarzkünstler namens Morten von Gotenburg beschützt, der sie verfolgt. Ihr Ziel ist ein nicht näher erläutertes Herbsthaus, in dem sie sich vor diesem sicher fühlen kann. Sie will Hagen zudem ein Geheimnis von sich verraten, dafür soll aber zuerst Hagen eines von sich preisgeben. Hagen beginnt daher, aus seiner Jugend zu erzählen.
Kapitel 2
Der junge Hagen wird am Ufer angespült gefunden, trägt jedoch das Gold, das er sich in die Tasche steckte, nicht mehr. Mehrere Tage sei er bewußtlos gewesen, nachdem Dankwart ihn gefunden habe. Adalmar von Tronje und Bärbart, einem Wunderheiler auf dessen Burg, ist die lange Zeit der Bewußtlosigkeit des jungen Adeligen nicht geheuer und sie vermuten, daß böse Kräfte im Spiel sein könnten. Bärbart will daher an Hagen das alte heidnische „Ritual der zweiten Geburt“ vollziehen. Hagen muß dazu nackt durch die Verzweigung eines Baumes kriechen, der daraufhin seine Unschuld verliert und eine besondere Beziehung zu Hagen besitze. Wenn die Öffnung im Baum sich nach einiger Zeit schließt, so wäre alles gut - tut sie dies aber nicht, so ist Hagen nicht befreit von den bösen Kräften. Als Hagen später den Baum aufsucht, kann er in dessen Öffnung die Nacht des Rituals dort wieder erkennen, als ob ein Teil der Zeit sich dort verfangen habe.
Kapitel 3
Hagen will nach dem Beenden dieser Erzählung von Nimmermehr mehr über den besagten Morten wissen, vor dem er sie schützen soll. Als hinter ihnen plötzlich Hufe erklingen, fürchten sie, daß Verfolger sie eingeholt haben. Hagen läßt das Mädchen vom Pferd, damit es sich verstecken kann. Er selbst macht so, als sei er im Vollbesitz seiner Sinne und hofft auf die abschreckende Wirkung seiner düsteren Erscheinung im Dunkeln. Nimmermehr gab ihm vor dem Absteigen noch einen Mantel mit Rabenfedern, den er sich überziehen soll. Die Personen, die sich ihm nähern, sind keine Verfolger, sondern Durchreisende, ihre Absichten jedoch nicht bekannt. Als sie Hagen erblicken, halten sie ihn aufgrund seiner Erscheinung und dem plötzlich auf seiner Schulter befindlichen Raben für den Gott Wodan, der wieder einmal auf die Erde gekommen sei. Sie bitten Hagen mit ihnen zu kommen. Um seine Rolle weiter zu spielen, stellt Hagen in Manier des Gottes mehrere Rätsel. Bis auf ihren Anführer Rumold gelingt es jedoch keinem, diese zu erraten.
Kapitel 4
Am Hofe Adalmars von Tronje ist Bärbart plötzlich verschwunden. Die letzte Person, die ihn sah, war der Burgpfaffe Viggo, dem er ausrichten ließe, der Burgherr solle Hagen töten, wenn ihnen ihr Leben lieb sei. Dies ist vor allem ungewöhnlich, da Bärbart bisher immer Hagen als für das Erbe besser geeignet denn Dankwart gesehen hatte. Hagen erfährt, daß das Gold, das er damals mitnahm, dem Sieberschläfer gehört. Dabei handelt es sich um den Geist von sieben Räubern, die während einer Überschwemmung des Rheins in einer Höhle ihr Ende fanden. Er kann auch beobachten, wie Dankwart, der das Gold heimlich seinem bewußtlosen Bruder abgenommen hatte, dies aus dem Versteck holt und in den Rhein schleudert. Hagen stellt ihn zur Rede und Dankwart gibt zu, sich zuerst zu bereichern dachte, dann aber Angst um Hagens Leben hatte. Mit dem Versenken des Goldes erhoffte er sich, den Zorn des Siebenschläfers über den Goldraub abgewendet zu haben. Hagen hingegen hat aber keine Angst davor und schleicht sich eines Nachts sogar hinunter an den Rhein. Dort erhofft er, mit dem Räubergeist reden zu können. Dieser läßt ihm durch drei Wasserfrauen ausrichten, daß Dankwarts Tat nichts bewirkte, da Hagen der Dieb war und dieser es selbst zurückgeben hätte müssen. Es bestehe jedoch möglich zu sühnen, indem er dem Siebenschläfer in Zukunft weiterhin Gold zukommen läßt. Angefangen bei einem einfachen Ring aus Gold soll in regelmäßigen Abständen von einem Monat die Goldsumme immer verdoppelt werden. Sollte Hagen sich nicht darauf einlassen wollen oder die Sühnegabe verweigern, so würde jeder, der Hagen viel bedeutet, sterben müssen.
Kapitel 5
Rumold hat inzwischen erkannt, daß Hagen nicht Wodan ist und will nun, daß er diesen aber weiterhin spiele. Er selbst und seine Begleiter ziehen durch das Land und geben sich als die alten Götter aus, mit denen die Dorfbewohner gegen Geldgaben ein Gespräch führen können. Hagen läßt sich aus Mangel an Alternativen aufgrund seiner immer noch anhaltenden Erblindung darauf ein. Bevor er jedoch seinen Auftritt erhält, wird der Schwindel von den Dorfbewohnern erschaut und sie werden gefaßt. Nimmermehr befreit Hagen und teilt ihm mit, daß sie es war, die die Truppe verriert, denn nur so war es möglich, ihn von Rumold unbemerkt wegzuschaffen. Sie teilt ihm mit, daß der Rabenmantel von Morten stammt und der Schwarzkünstler sich ebenso im Dorf befindet. Er erfährt auch, daß Nimmermehr den Siebenschläfer, den Hagen ihr gegenüber bisher nicht erwähnte, kennt - dieser ist der Wächter des sagenhaften Herbsthauses, das sie aufsuchen will.
Kapitel 6
Hagen muß Abschied von seinem Bruder Dankwart nehmen. Dieser wird als ältester Sohn und Erbe des Besitzes nach Worms, dem Sitz des Lehenherrns und König gehen, um dort die höflichen Gepflogenheiten zu erlernen. Hagen wird zur Burg Otberts von Lohe geschickt, wo er im Gegensatz zu seinem Bruder vor allem das Kriegshandwerk erlernen soll. Der Burgherr ist ein Waffenbruder Adalmars, wenn auch viele Leute behaupten, Otberg sei verrückt geworden. Hagen ist daher zuerst neidisch auf seinen Bruder, als er jedoch an Otbergs Burg erreicht, fühlt er sich bald sehr wohl. Dies liegt nicht nur an der Großherzigkeit des Herrschers, sondern auch an dessen ältester Tochter Marlena, die auf Hagen starken Eindruck hinterläßt. Das Mädchen ist von beachtlicher Schönheit, hat mir ihren roten Augen jedoch ein auffälliges Merkmal, sodaß man hinter vorgehaltener Hand behauptet, sie sei verhext. Ebenso betroffen davon ist die jüngere Schwester Nane. Otberg erzählt Hagen eines Abends, daß der Mond daran die Schuld habe, beide seiner Töchter seien Mondkinder, in einer Vollmondnacht zur Welt gekommen. Er sieht den Mond als den größten Feind des Menschens, da er neben Mondsucht auch Ebbe und Flut auslöst. Daher schießt öfters in der Nacht sogenannte „Mondpfeile“, denen er eine magische Wirkung zuspricht, auf seinen Todfeind, um diesen zu verletzten. Hagen erlernt fleißig das Wesen des Kriegertums und schafft es eines Abends, mit Marlena gemeinsam einen Ausritt zu machen. Das Mädchen ist ihm dabei sehr sympathisch, als jedoch ein kalter Wind aufkommt, kehren sie um und finden die Burg verlassen vor. Hagen ahnt, daß der Rhein sich dafür gerecht hat, daß er ihm seit längeren schon keinen Tribut in Form von Gold mehr zukommen ließ. Er will seine große Liebe davon abhalten, die Burg zu betreten, diese will jedoch wissen, was aus ihrer Familie wurde. Am Brunnen im Hof der Burg trifft er die drei Wasserfrauen wieder, die den Leichnam Marlenas mit sich nehmen. Hagens Träume sind zersprungen, alle Bewohner der Burg nicht mehr am Leben. Er rüstet sich in der Waffenkammer eines Kriegers gebührend aus und reitet anschließend nach draußen. Seine Jugend ist zu Ende, der Rhein hat sie ihm genommen.
Kapitel 7
Nimmermehr ist plötzlich nicht mehr an Hagens Seite, dieser hat keine Ahnung, wohin sie entschwunden ist. Er findet heraus, daß er sich in einem Dorf befindet, das sich auf einer Landzunge befindet. Die Bewohner verlassen es jedoch, da der Rhein wieder einmal über die Ufer tritt. Hagen tastet sich durch das verlassene Dorf und stößt auf einen christlichen Mönch, der sich ihm als Morten von Goteburg vorstellt. Hagen ist zunächst erschrocken, merkt aber bald, daß Nimmermehr nicht aufrichtig mit ihm war. Morten führt ihn in die Dachkammer eines Gebäudes, wo sie sicher sein sollten. Dort befindet sich auch Gold, von dem Hagen bereits zuvor hörte. Hagen tötet schließlich den Kirchenmann, der ihn aufgrund seines Glaubens rettete, mit einem dort befindlichen Speer, um an das Gold zu gelangen. Nimmermehr erscheint wieder und es stellt sich heraus, daß es sich bei ihr um Nane, die totgeglaubte Schwester seiner toten Liebe Malena handelt. Diese hatte ihm die falsche Geschichte über Morten erzählt, daß sie wissen wollte, ob er des Goldes Wegen bereit wäre, einen sündenfreien Menschen zu töten. Wenn sie das Herbsthaus erreicht, wo sich Malena und ihre Angehörigen seither befinden, so will die ihrer Schwester berichten, was aus Hagen wurde. Damit soll sie von ihrem Schmerz über die Trennung Hagens hinwegkommen, wenn sie dessen zum Schlechten veränderten Charakter erfährt. Nane reist mit den drei Wasserfrauen zum Herbsthaus, Hagen gerät in den Rhein. Er wähnt sich am ertrinken und freut sich, daß sein Leid nun beendet sei und er Malena wiedersehe, doch der Siebenschläfer gewährt ihm dies nicht und spült ihn wieder an das Land.
Epilog
Hagen besucht die Ruinen der Burg seiner Eltern, die sich der Siebenschläfer inzwischen auch geholt hatte, ohne daß Hagen es während seiner Tätigkeit als Söldner bemerkt hatte. Er fragt sich, woher nun der schwarze Mantel mit den Rabenfeder stamme, wenn Morten doch kein Schwarzkünstler, sondern ein vorbildlicher Christenmensch gewesen war. Hagen beschließt den Baum, bei dem Bärtbart mit ihm das „Ritual der zweiten Geburt“ durchführte, abzubrennen. Anschließend beschließt, der schon seit längerem ausgesprochenen Einladung seines Bruders Dankwart zu folgen und macht sich auf den Weg nach Worms, dem Sitz des Königs von Burgund.
Hintergrund
Der Siebenschläfer, der Geist von sieben in einer Höhle ertrunkenen Rheinfahrern, entstammt nicht der germanischen Mythologie und stellt eine Eigenschöpfung des Autoren dar. Womöglich diente die christliche Siebenschläferlegende als Vorlage. Nach dieser haben sich sieben Brüder mit christlicher Gesinnung aus Ephosos der Christenverfolgung des römischen Kaisers Decius zu entziehen versucht. In der Höhle, in welcher sie sich verbargen, wurden sie jedoch eingemauert und erst rund zweihundert Jahre später wiedergefunden, wo sie Zeugnis für die Auferstehung ablegten.
Als Vorlage für die drei Wasserfrauen, durch die der Siebenschläfer mit Hagen seine Forderung aurichten läßt, dienten entweder die bereits im Nibelungenlied an der Donau vorkommenden Wasserwesen, von denen Hagen vor dem Übersetzen sein Schicksal erfährt, oder die drei Rheintöchter aus Richard Wagners vierteiliger Oper „Der Ring des Nibelungen“ als Vorbild.
Die Herkunft des schwarzen Rabenfedermantels, den Hagen erhält, erfährt der Leser in „Das Nachtvolk“, dem vierten Band der Reihe.
Ausgabe
- Kai Meyer: Der Rabengott (Die Nibelungen, Bd. 1), ECON Taschenbuch Verlag, Düsseldorf 1997.