Deutschösterreich, du herrliches Land

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Deutsch-Österreich, du herrliches Land ist eine 1920 von dem SPÖ-Mitglied und Unterstützer der Republik Deutschösterreich Karl Renner verfaßte deutsche Hymne, die zwar nie offiziell Landeshymne von Österreich war, aber ein solches Ansehen hatte und de facto bis 1929 als Bundeshymne verwendet wurde. Anschließend wurde die sogenannte Kernstock-Hymne „Sei gesegnet ohne Ende“ eingeführt.

Geschichte

Schon knapp nach der Ausrufung der Republik am 12. November 1918 langten bei der Staatskanzlei Entwürfe für eine neue Hymne ein. Obwohl die Österreicher beileibe andere Sorgen hatten und sich der neu entstandene Staat überhaupt nicht als eigenständige Nation, sondern als Bestandteil des Deutschen Reichs verstand, verfaßten Literaten Texte und Komponisten Melodien, unter ihnen auch Carl Michael Ziehrer, der ein „Lied der Deutschen" als „Nationalhymne“ vorlegte. Wahrscheinlich wurde Staatskanzler Karl Renner dadurch angeregt, selbst zur Feder zu greifen. Renner erwähnt in seinen Aufzeichnungen, daß insbesondere das kleine Heer der Republik nach einer Hymne verlangt habe. Der Staatskanzler suchte daher den ihm bekannten Komponisten der Oper „Der Evangelimann", Wilhelm Kienzl, auf und bat ihn, ein von ihm mitgebrachtes Gedicht zu vertonen. Kienzl akzeptierte nur widerwillig, da er sich darüber im klaren war, daß es sehr schwer sein würde, durch eine Neukomposition die Kaiserhymne zu ersetzen.

„Da die kraftvollen, edlen, wenn auch nicht gerade volkstümlich gehaltenen Verse sich von jedweder Parteipolitik fernhalten und nur von der Liebe zum Vaterland sprechen, nahm ich das Angebot Renners an und belastete mich dadurch mit der schweren Verantwortung, die sich für mich unwillkürlich aus dem durch die geschichtliche Entwicklung hervorgerufenen Umstand ergab, für die im tiefsten Herzen jedes Österreichers wurzelnde, in ihrer erhabenen Volkstümlichkeit unerreichbare unsterbliche Melodie Haydns einen Ersatz schaffen zu müssen.“

Wenngleich die Besatzer nach dem Ersten Weltkrieg den Begriff „Deutsch-Österreich“ verboten haben und Österreich bei der Annahme des Friedensvertrages durch die Nationalversammlung am 10. September 1919 zustimmte und schließlich die Bezeichnung „Republik Österreich“ einführte, blieb für Renner „Deutsch-Österreich“ eindeutiges Leitmotiv. Offenbar handelt es sich hier um eine Art Trotzreaktion des aus Mähren gebürtigen Staatsmannes Renner und des aus dem oberösterreichischen Hausruckviertel stammenden Komponisten Kienzl gegen das Diktat der Siegermächte. Am 10. Mai 1920 fertiggestellt, wurde die Melodie bis 1. Juli gesetzt und gedruckt. Am 15. Juli 1920 wurde sie am Wiener Heldenplatz zur Vereidigung des neuen „Bundesheeres“ uraufgeführt.

Text

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Deutsch-Österreich, du herrliches Land II.jpg
Deutsch-Österreich, du herrliches Land, wir lieben dich!
Hoch von der Alm unterm Gletscherdom
Stürzen die Wasser zum Donaustrom:
Tränken im Hochland Hirten und Lämmer,
Treiben am Absturz Mühlen und Hämmer,
Grüßen viel Dörfer, viel Städte und ziehn
Jauchzend zum Ziel, unserm einzigen Wien!
Du herrliches Land, unser Heimatland,
Wir lieben dich, wir schirmen dich.


Deutsch-Österreich, du tüchtiges Volk, wir lieben dich!
Hart ist dein Boden und karg dein Brot,
Stark doch macht dich und klug die Not.
Seelen, die gleich wie Berge beständig,
Sinne, die gleich wie Wasser lebendig,
Herzen so sonnig, mitteilsamer Gunst,
Schaffen sich selber ihr Glück, ihre Kunst.
Du tüchtiges Volk, unser Muttervolk,
Wir lieben dich, wir schirmen dich.


Deutsch-Österreich, du treusinnig Volk, wir lieben dich!
Dienende Treu schuf dir Not und Reu,
Sei uns in Freiheit dir selber treu!
Gibt es ein Schlachtfeld rings in den Reichen,
Wo deiner Söhne Knochen nicht bleichen?
Endlich brachst du die Ketten entzwei,
Diene dir selber, sei dein! Sei frei!
Du treusinnig Volk, unser Duldervolk,
Wir lieben dich, wir schirmen dich.


Deutsch-Österreich, du Bergländerbund, wir lieben dich!
Frei durch die Tat und vereint durch Wahl,
eins durch Geschick und durch Blut zumal.
Einig auf ewig, Ostalpenlande!
Treu unserm Volkstum, treu dem Verbande!
Friede dem Freund, doch dem Feinde, der droht,
Wehrhaften Trotz in Kampf und Not!
Du Bergländerbund, unser Ostalpenbund,
Wir lieben dich, wir schirmen dich.