Kienzl, Wilhelm (1857)

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Dr. phil. Dr. jur. h. c. Wilhelm Kienzl
Weitere Unterschrift

Wilhelm Kienzl (Lebensrune.png 17. Januar 1857 in Waizenkirchen, Oberösterreich, Kaisertum Österreich, Deutscher Bund; Todesrune.png 3. Oktober 1941 in Wien) war ein deutscher Komponist, Kapellmeister und Musikschriftsteller aus Österreich.

Werdegang

Deutsch-Österreich, du herrliches Land“, Worte von Karl Renner, Musik von Wilhelm Kienzl
„Alpenpost“, 24. Januar 2013
Ehrengrab
Sonderpostmarke zum 10. Todestag, 1951

Neue Deutsche Biographie

Nach frühem Klavierunterricht, unter anderem bei →H. Mortier de Fontaine (Graz 1872/73), studierte K. 1874-78 in Graz, Prag, Leipzig und Wien Philosophie, Literatur und Musikgeschichte, daneben bei W. A. Rémy (W. Mayer) in Graz Komposition und 1876 in Prag bei →J. Krejči Kontrapunkt. 1877 besuchte er in Weimar Franz Liszt, 1879 in Bayreuth →Richard Wagner. 1878 wurde er in Wien zum|Dr. phil. promoviert, 1878/79 lebte K. in München und studierte bei →J. Rheinberger Kontrapunkt. 1879 nach Graz zurückgekehrt, unternahm er Konzertreisen mit dem Geiger R. Sala und der Sängerin A. Orgegni durch Südosteuropa und nach Deutschland (1881/82) und übernahm kurzfristige Engagements als Opernkapellmeister in Amsterdam und Krefeld (1883/84). 1884-89 war er Direktor und Dirigent des Steiermärkischen Musikvereins in Graz, 1889/90 wenige Monate 1. Kapellmeister am Stadttheater Hamburg und 1892/93 Kapellmeister am Nationaltheater München. 1897-1917 wirkte er wieder als Direktor des Steiermärkischen Musikvereins in Graz und als Musikreferent am Grazer Tagblatt und unternahm zahlreiche, teils berufsbedingte Reisen. 1918-41 lebte er in Wien, wo er viele private Hausmusiken veranstaltete und 1919 die Staatshymne der ersten österreichischen Republik schrieb (opus 101 Deutsch-Österreich, Du herrliches Land, Text von Karl Renner). – K.s rund ein Halbjahrhundert umgreifendes, heute weitgehend vergessenes Schaffen steht stilistisch wesentlich im Zeichen bewußter Nachfolge Schumanns und ist nur zum kleineren Teil (vor der Jahrhundertwende) vom Einfluß Wagners geprägt. Alle verwendeten Gattungen, unter denen die großformatige Symphonie bezeichnenderweise fehlt, weisen eine Vorliebe für volksliedhafte Wendungen und volkstümlichen Ausdruck auf. Seine zahlreichen Klavierstücke sind teils pädagogisch orientiert, teils romantische Charakterstücke von poetischem Reiz. K.s Bedeutung liegt in seinem Bühnenschaffen. „Der Evangelimann“ (1895 Berlin) und „Der Kuhreigen“ (1911 Wien), beide als „musikalisches Schauspiel“ bezeichnet, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzte Welterfolge und gaben ihm den Rang eines heimatliche, romantische und veristische Kunstmittel geschickt mischenden Repräsentanten einer spezifisch österreichischen „Volksoper“, was mit Abstand auch von seiner „musikalischen Komödie“ „Das Testament“ (1916 Wien) gilt.[1]

Oesterreichisches Musiklexikon

Sohn eines Rechtsanwalts, späteren Grazer Bürgermeisters und Abgeordneten des Steiermärkischen Landtages wuchs ab 1861 in Graz auf, wo er musikalischen Unterricht u. a. von dem Chopinschüler Mortier de la Fontaine und W. Mayer erhielt. Das an der Univ. Graz (u. a. bei F. v. Hausegger) begonnene Philosophiestudium wurde fortgesetzt in Prag, Leipzig und Wien, wo K. 1879 bei E. Hanslick mit der Dissertation Die musikalische Deklamation promovierte. Als Wagnerianer war K. schon 1876 zur UA des Rings des Nibelungen nach Bayreuth/D gefahren. Dort fand der junge Pianist und Kapellmeister 1879 im inneren Wagner-Kreis Aufnahme. (Er musste diesen bald wieder verlassen, weil er offen für R. Schumann eingetreten war.) Auf seinen Reisen lernte er die bedeutendsten Künstler seiner Zeit kennen, der steirische Dichter Peter Rosegger und R. Heuberger gehörten zu seinen engen Freunden. Nach Konzertreisen durch Südosteuropa wurde K. ab 1883 Kapellmeister in Amsterdam, Hamburg und München, und schließlich Direktor des Musikvereins für Steiermark in Graz, wo er sich 1897–1917 niederließ. 1886 heiratete er die Sängerin Lili Hoke (* 13.2.1859 Linz, † 3.11.1919 Bad Aussee/St), die er in Bayreuth kennen gelernt hatte. K. übersiedelte 1917 nach Wien, wo er, durch den Welterfolg des Evangelimanns (1894) und durch Der Kuhreigen (1911) zu internationaler Berühmtheit gelangt, als Komponist und Musikschriftsteller wirkte. Staatskanzler Karl Renner beauftragte ihn mit der Komposition einer Staatshymne für die Republik Österreich (Bundeshymne). Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1921 die Dichterin Helene Lehner, verwitwete Bauer (* 11.12.1876, † 13.5.1964 Wien), die auch die Librettistin seiner späten Bühnenstücke wurde.[2]

Familie

Wilhelm Kienzl war Sohn des Rechtsanwalts und späteren Grazer Bürgermeisters Wilhelm Kienzl und dessen Frau Anna geb. Kafka. Die Familie zog im Jahr 1860 nach Graz. 1886 heiratete er die Sängerin Pauline Hoke (Lebensrune.png 13. Februar 1859 Linz, Todesrune.png 3. November 1919 Bad Aussee/St), die er in Bayreuth kennen gelernt hatte. Im Jahr 1917 zog das Ehepaar Kienzl nach Wien. Zwei Jahre später verstarb seine Frau Pauline in Bad Aussee und wurde am hiesigen Ortsfriedhof beigesetzt. Er heiratete 1921 Henny, verwitwete Bauer, die Librettistin seiner drei letzten Opern.

Ehrungen (Auszug)

  • Ehrendoktor der juristischen Fakultät der Universität (1917)
  • 34 Ehrenmitgliedschaften
  • Ehrenbürger von Graz
  • Ehrenbürger von Waizenkirchen
  • Ehrenbürger von Wien

Werke (Auswahl)

Opern:

  • Urvasi op. 20 (1884; UA 1886)
  • Heilmar der Narr op. 40 (1891; UA 1892)
  • Der Evangelimann op. 45 (1894; UA 1895)
  • Don Quixote op. 50 (1897; UA 1898)
  • In Knecht Ruprechts Werkstatt. Weihnachtsmärchen op. 75 (1907)
  • Der Kuhreigen op. 85 (1911)
  • Das Testament op. 90 (1916)
  • Hassan der Schwärmer op. 100 (1921; UA 1925)
  • Sanctissimum. Melodramatische Allegorie op. 102 (1922: UA 1925)
  • Hans Kipfel. Singspiel op. 110 (1926)

Melodramen:

  • Die Brautfahrt op. 9
  • 2 Melodramen op. 97
  • Die Jungfrau und die Nonne op. 98
  • Eine Marienballade von François Villon op. 119

Orchesterwerke:

  • Abendstimmungen für Streichorchester und Harfe op. 53 (ursprünglich für Klavier 4hd.)
  • Symphonische Variationen über das Straßburglied aus der Oper Der Kuhreigen op. 109a (Klavierfassung als op. 109b)

Kammermusik:

  • 3 Phantasiestücke für Violine und Klavier op. 7
  • Klaviertrio f-Moll op. 13
  • Streichquartett Nr. 1 b-Moll op. 22
  • Streichquartett Nr. 2 c-Moll op. 99
  • Streichquartett Nr. 3 E-Dur op. 113
  • Waldstimmungen für 4 Hörner op. 108

Klavierwerke:

  • Skizzen op. 3
  • Kahnszene op. 5
  • Bunte Tänze op. 10
  • Aus alten Märchen op. 12
  • Aus meinem Tagebuch op. 15
  • 30 Tanzweisen op. 21 (1881)
  • Scherzo a-Moll op. 29
  • Kinderliebe und -leben op. 30
  • Romantische Blätter op. 34
  • Tanzbilder op. 41
  • Daheim! op. 43
  • Dichterreise op. 46
  • Carneval op. 51
  • Bilder aus dem Volksleben op. 52
  • Neue Klavierstücke op. 62
  • O schöne Jugendtage! op. 80
  • 20 Stücke in Ländlerform op. 95

Lieder:

  • 2 Lieder op. 1
  • 4 Lieder op. 2
  • 2 Gedichte (A. Grün) op. 4
  • 9 Lieder im Volkston op. 6
  • 8 Lieder der Liebe op. 8 (1877)
  • Liebesfrühling. Zyklus (F. Rückert) op. 11
  • Süßes Verzichten. Zyklus op. 16
  • Geliebt-Vergessen. Zyklus op. 18
  • 3 Albumblätter op. 24
  • 3 Lieder op. 25
  • Abschied op. 27
  • Kuriose Geschichte op. 28
  • 3 Volkslieder op. 31
  • 3 Lieder op. 32
  • Frühlingslieder op. 33
  • 2 Lieder aus Osten op. 35
  • je 2 Lieder op. 37, op. 38, op. 39, op. 42
  • 4 Lieder op. 44 (1894)
  • 4 japanische Lieder op. 47
  • Bonapartes Heimkehr op. 48 (1896)
  • Waldmeister op. 49
  • 6 Lieder op. 55
  • Verwelkte Rosen op. 56
  • 4 volkstümliche Gesänge op. 57
  • 4 Lieder op. 61
  • Pamphilische Hirtenlieder, 3 Lieder, op. 66
  • 3 Lieder op. 69a
  • Moderne Lyrik op. 71
  • Aus Onkels Liedermappe op. 73 (1906)
  • Weihnacht op. 74
  • 5 Lieder op. 81
  • 5 Lieder op. 82
  • Ein Weihnachtslied op. 83
  • 3 Duette op. 84
  • Nachsommerblüten op. 87
  • Das Lied vom Weltkrieg op. 91
  • 7 Lieder op. 94
  • Aus des Volkes Wunderhorn op. 96 (1919)
  • 7 Lieder op. 106 (1926)
  • 6 Lieder vom Glück op. 111
  • 6 Lieder op. 114 (1930)
  • 7 Lieder op. 120
  • 3 Lieder op. 121
  • 4 Lieder op. 123

Chorwerke:

  • 2 Lieder op. 14
  • 3 Stücke für Männerchor op. 17
  • 3 Lieder für Frauenchor op. 19
  • 5 Tanzweisen für Frauenchor op. 21b
  • Landsknechtlied für Männerchor und Orchester op. 23
  • Zur Trauung op. 26
  • 3 Lieder für Männerchor op. 36
  • 3 Stücke für Männerchor op. 54
  • Fünf volkstümliche Lieder für Frauenchor op. 58
  • 6 volkstümliche Lieder op. 59
  • 6 volkstümliche Männerchöre op. 60
  • 5 Lieder für Frauenstimmen und Harfe oder Klavier op. 63
  • Wach‘ auf, mein Volk! für Männerchor und Orchester op. 64
  • Das Volkslied für Männerchor op. 65
  • Fasching für Tenor, Bariton, Bass, Männerchor und Orchester op. 67
  • 4 Lieder für Männerchor op. 68
  • 6 Lieder für Männerchor op. 72
  • 8 Lieder für Frauenchor op. 76
  • 3 Stücke für Männerchor op. 78
  • 2 Geschichtsbilder für Männerchor und Orchester op. 79
  • Deutsche Ritterlieder für Männerchor und Orchester op. 86
  • Das Lied vom Kaiser Arnulf für Männerchor und Orchester op. 88
  • 3 Stücke für Männerchor op. 89
  • Im Schlachtendonner für Männerchor op. 92
  • Ostara für Männerchor und Orchester op. 93
  • Deutsch-Österreich. Nationalhymne op. 101 (1918)
  • 5 Stücke für Männerchor op. 103
  • Arbeiterlied für Männerchor op. 104
  • 4 Lieder für Männerchor op. 105
  • 2 Stücke für Männerchor op. 107
  • 5 Lieder für Männerchor op. 112
  • Spar-Hymne für gemischten Chor und Orchester op. 115
  • Chor der Toten für gemischten Chor und Orchester op. 118

Fußnoten

  1. Kienzl, Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 587–588
  2. Kienzl, Wilhelm, Oesterreichisches Musiklexikon