Dorische Ordnung

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Antiker Tempel im dorischen Stil (Segesta, Sizilien).
Kapitell und Gebälk der dorischen Säule:
1. Säule, Säulenschaft
2. Kanneluren
3. Kerbe
4. Hals
5. Fünf Anuli (Ringe)
6. Echinus (Polster)
7. Abakus (Brett)
8. Architrav (Epistylion)
9. Regula (Plättchen) mit Guttae (Tropfen)
10. Taenia (Stirnband)
11. Fries
12. Triglyphe (Dreisteg)
13. (Reliefierte) Metope
14. Mutulus (Hängeplatte) mit Guttae (Tropfen)
15. Geison (Kranzgesims)
16. Sima (Traufrinne)
17. Wasserspeier (Löwenköpfe)
18. Stirnziegel

Die Dorische Ordnung oder Dorische Säulenordnung ist eine Entwicklung der Architektur in der Antike (ab etwa 630 v.d.Z.). Sie ist die älteste der griechischen Säulenordnungen, entwickelte sich im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. aus der Holzarchitektur und ist dementsprechend noch relativ einfach gehalten. Sie ist benannt nach den Dorern, einem der Hauptstämme Altgriechenlands, und ging vorwiegend vom mittleren und südlichen Griechenland aus (Kunstzentren Argos und Korinth).

Gestaltung

Die dorische Ordnung zeigt in den ältesten griechischen Beispielen derbe und gedrungene Verhältnisse. Die Säulen stehen auf drei Stufen in starker Verjüngung und ohne Fuß. (Siehe untere linke Fig. 1). Das Gebälk besteht, wie bei den übrigen Säulenordnungen, aus drei Hauptteilen:

Der Architrav ist aus mächtigen Steinbalken gebildet, die von Säulenmitte zu Säulenmitte reichen. Ein schmales Band scheidet den Architrav vom Fries; unter diesem Band sind Plättchen angebracht, die sechs sogenannte Tropfen aufnehmen, die Tropfenregula. Der Fries ist aus zwei verschiedenen Teilen gebildet, den Triglyphen und den Metopen. Erstere sind als Stützen gedacht; sie bilden kleine Pfeiler mit tief eingeschnittenen Schlitzen, und zwar jeweils mit zwei ganzen und zwei halben, weshalb sie Dreischlitz oder Triglyphen genannt werden. Jede Triglyphe erhält einen Kopf, der aus einem einfachen Abakus besteht. Die Metopen sind der Idee nach offene oder durch Platten geschlossene quadratische Felder, die sich gut zur Aufnahme von figürlichen Darstellungen eignen (siehe untere Fig. 3)[1].

Die Höhe des Frieses ist meist gleich der Höhe des Architraves. In der Regel sind über jeder Säule und außerdem noch zwischen zwei Säulenachsen je eine oder zwei Triglyphen angebracht. Trifft auf jede Säulenachse eine Triglyphe, so ergibt dies Schwierigkeiten an der Ecke, weil dann auf die äußerste Ecke eine halbe Metope träfe. Um diesen Missstand zu beseitigen, verlegten die Griechen die Triglyphe an die Ecke, und damit dies in der Triglypheneinteilung nicht störend wirke, setzten sie die Ecksäule um ein weniges nach der Ecke zu. Das Kranzgesims besteht in der Regel aus zwei Teilen, der weitausladenden Hängeplatte und der bekrönenden Sima, die aber zuweilen an den Langseiten fehlte; war eine solche vorhanden, dann wurde das vom Dach kommende Wasser durch den Rachen von Löwenköpfen ausgespien[2]. Damit der Schwerpunkt der Hängeplatte mehr nach innen fallen konnte, ist deren Unterseite stark unterschnitten. Letztere hat einen charakteristischen Schmuck (siehe untere Fig. 3), bestehend in schmalen rechteckigen Platten mit 3 × 6 Tropfen, Mutuli oder Viae; den oberen Abschluß der Hängeplatte bildet ein kleines Kymation und dann folgt die Wasserrinne oder Sima.

Römisch-dorische Ordnung

Die römisch-dorische Ordnung hat im allgemeinen dieselben Hauptbestandteile; in der Einzelbildung sind jedoch einige Unterschiede zu bezeichnen: So zunächst das Kapitell (siehe untere Fig. 6). Der Säulenschaft ist schlanker gebildet. Verjüngung, Entasis und Kannelierung wurden gleich den griechischen gebildet, nur fiel letztere in vielen Fällen hinweg, besonders dann, wenn der Schaft aus geädertem Marmor hergestellt war. Zuweilen fehlt auch der Säulenfuß; jedoch kommt dieser in verschiedenen Gestaltungsarten vor, von der einfachen Plinthe bis zur attischen Basis[3] (→Ionische Ordnung). Am Gebälk erscheint der Architrav entweder glatt und eingeteilt oder er erhielt eine Zonenanordnung wie in der ionischen Ordnung. Der Fries enthält die Triglyphen und Metopen in einer der griechischen ähnlichen Form; dagegen weicht die Einteilung darin ab, daß auch die Triglyphen über den Ecksäulen in der Achse liegen und eine halbe Metope die äußerste Ecke bildet. Am Kranzgesims erhielt die Hängeplatte an der Untersicht die Mutuli, doch meist nur über den Triglyphen, dazwischen ein vertieftes Feld, das häufig Hängerosetten enthielt. Unter der Hängeplatte war zuweilen ein Zahnschnitt angebracht[1].

In der Renaissancezeit hat man sich streng an die römischen Vorbilder gehalten (siehe untere Fig. 4), und bedeutende italienische Architekten, wie L.B. Alberti, S. Serlio, V. Scamozzi, G.B. da Vignola und A. Palladio, haben sich um die Aufstellung von Vorbildern verdient gemacht und in schriftstellerischen Werken eingehend ausgesprochen.

Siehe auch

Literatur

  • Carl Bötticher: Die Tektonik der Hellenen. Berlin 1874 (Netzbuch)
  • Ernst-Wilhelm Osthues: Studien zum dorischen Eckkonflikt. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Bd. 120, 2005. W. de Gruyter, Berlin 2005

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Vgl.: J.M. von Mauch Die Architektonischen Ordnungen der Griechen und Römer. Berlin 1896
  2. Josef Bühlmann: Die Architektur des klassischen Altertums und der Renaissance. Stuttgart 1877
  3. Josef Durm: Die Baukunst der Etrusker: Die Baukunst der Römer. 1905