Disraeli, Benjamin
Benjamin Disraeli ( 21. Dezember 1804 in London; 19. April 1881 in Mayfair), seit 1876 1. Earl of Beaconsfield, war ein jüdischer Romanschriftsteller und zweifach Premierminister, sowie einmal Schatzkanzler Großbritanniens.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Benjamin Disraeli (urspr. „d´Israeli“) stammte aus einer sephardisch-jüdischen Familie aus Italien. Im Alter von 13 Jahren ließen seine Eltern ihn anglikanisch taufen.
Wirken
Das erste Mal wurde Disraeli im Jahr 1868 Premierminister, später bekleidete er dieses Amt von 1874 bis 1880 ein zweites Mal. Er war 1878 am Berliner Kongreß und dessen Beschlüssen, unter dem Vorsitz Otto von Bismarcks beteiligt. Es gelang ihm seinerzeit in Geheimverträgen u.a. Zypern für England zu gewinnen.
In der englischen Innenpolitik war William Ewart Gladstone der liberale Gegenspieler zum Tory Disraeli. Während der Reichsgründung von 1871 warf Disraeli Gladstone, der damals Premierminister war, vor, er hätte nichts geringeres zugelassen als die „deutsche Revolution“[1], die seiner Auffassung nach schwerwiegenderere Auswirkungen haben würde, als sie seinerzeit die Französische Revolution von 1789 gehabt hat.
Auf Disraelis Vorschlag hin nahm Königin Viktoria den Titel einer Kaiserin von Indien an. Er begründete seinen Vorschlag offiziell damit, daß der Titel des Zaren von Rußland, der ein Kaiser war und mit dessen Land sich England damals im Gegensatz befand, eine Ausstrahlungskraft auf die Einwohner der damaligen englischen Kolonie Indien ausüben könnte, der sie am Ende erliegen könnten. Um dem vorzubeugen sollte die Königin auch Kaiserin von Indien werden, womit sie auch an die Tradition des indischen Kaisertums anknüpfen konnte. Die Königin ist dem schließlich nachgekommen.
In England selbst kam es aber zu einer Debatte darüber, ob dies wirklich nötig sei, da der englische Königstitel allein so wertvoll wäre, daß die Annahme eines höheren Titels unnötig wäre. Außerdem spielte noch eine Rolle, daß es sich um den Titel eines anderen Landes und um den einer englischen Kolonie handelte, was als eine Zurücksetzung der Einwohner des Mutterlandes gewertet werden konnte. Das Gegenargument dazu war, daß Indien das Kronjuwel innerhalb des Englischen Weltreiches war und die Annahme dieses Titels daher gerechtfertigt war.
Unter Disraeli erwarb England die Aktienmehrheit an der Suezkanal-Gesellschaft. Der englische Rothschild streckte der englischen Regierung dafür das Geld vor. Disraeli setzte sich über Widerstände im Kabinett hinweg, auf widerspenstige Kabinettsmitglieder übte er Druck aus. Am Ende bekam er die gewünschte Zustimmung für diese Maßnahme. Dabei malte er das Schreckgespenst an die Wand, daß die Franzosen den Engländern zuvorkommen könnten. Er warnte auch davor, daß das Deutsche Reich und das Russische Reich immer stärker werden würden.
Douglas Reed hat Disraeli ein ganzes Kapitel seines Buches „Der Streit um Zion“ gewidmet.[2]
Nach Judentum und Antisemitismus. Ein Problem unserer Zeit von Rechtsanwalt Wilhelm Prothmann (1958)[3] schlug Benjamin Disraeli auf dem Berliner Kongreß 1877 vor, bereits seinerzeit einen Judenstaat in Palästina unter dem Protektorat Englands zu gründen. Otto von Bismarck als Vorsitzender des Kongresses habe es aber abgelehnt, den Vorschlag offiziell überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Daraufhin habe Disraeli den Rückzug angetreten und seinen Vorschlag zurückgezogen. In seiner Schrift ließ Disraeli offen, ob dieser Judenstaat eine Monarchie oder eine Republik sein soll. Frankreich war damals eine Republik und es gehörte zu den 4 europäischen Großmächten dazu, die Disraeli von seinem Plan überzeugen hätte müssen. Dieses Vorgehen Diraelis war lange Zeit unbekannt und belegt, daß Disraeli als jüdischer Politiker und nicht als britischer Politiker handelte. Disraelis Plan hätte die Balfour-Deklaration von 1917 vorweg genommen.
Werke
- Die jüdische Frage in der orientalischen Frage (Netzbuch)
Zitate
- „[…] die Welt wird von ganz anderen Personen regiert als diejenigen es sich vorstellen, die nicht hinter den Kulissen stehen.“ [4]
- „Die Rassenfrage ist der Schlüssel zur Weltgeschichte. Niemand darf das Rassenprinzip, die Rassenfrage gleichgültig behandeln. Nur deshalb ist die Weltgeschichte so konfus, weil sie von Leuten geschrieben worden ist, die die Rassenfrage nicht kannten und ebensowenig die dazu gehörenden Momente. […] Sprache und Religion formen keine Rasse – es gibt nur eine Sache, die eine Rasse formt: das Blut.“ [5]
- Wir pflegen in diesem Hause die Frage des Gleichgewichts (balance of power) zu erörtern ... Was aber hat sich jetzt ereignet? Das Gleichgewicht der Macht ist völlig zerstört; und das Land, welches am meisten darunter leidet und welches die Wirkungen diesen großen Wechsels am meisten zu spüren bekommt, ist England. [6]
Verweise
- Eintrag über Benjamin Disraeli in der Sigilla Veri - Lexikon zur Judenfrage, Band 3 (1929), S. 38 bis S. 44 (PDF-Datei)
- Dokuspiel: Rothschild streckte seinerzeit das Geld vor, damit die englische Regierung die Aktienmehrheit am Suezkanal erwerben konnte
- Frei zu betrügen: „Jüdische Emanzipation“ und die anglo-jüdische „Cousinhood“, Teil 1, As der Schwerter, 4. April 2014
- Frei zu betrügen: „Jüdische Emanzipation“ und die anglo-jüdische „Cousinhood“, Teil 2, As der Schwerter, 6. April 2014
Robert Walpole (1721–1742) • Spencer Compton 1st Earl of Wilmington (1742–1743) • Henry Pelham (1743–1754) • Thomas Pelham-Holles, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne (1754–1756) • William Cavendish, 4th Duke of Devonshire (1756) • Thomas Pelham-Holles, 1. Duke of Newcastle-upon-Tyne (1756–1762) • John Stuart, 3rd Earl of Bute (1762–1763) • George Grenville (1763–1765) • Charles Watson-Wentworth, 2. Marquess of Rockingham (1765–1766) • William Pitt, 1. Earl of Chatham (1766–1768) • Augustus FitzRoy, 3. Duke of Grafton (1768–1770) • Frederick North, Lord North (1770–1782) • Charles Watson-Wentworth, 2. Marquess of Rockingham (1782) • William Petty, 2. Earl of Shelburne (1782–1783) • William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Duke of Portland (1783) • William Pitt der Jüngere (1783–1801) • Henry Addington (1801–1804) • William Pitt der Jüngere (1804–1806) • William Grenville, 1. Baron Grenville (1806–1807) • William Henry Cavendish-Bentinck, 3. Duke of Portland (1807–1809) • Spencer Perceval (1809–1812) • Robert Jenkinson, 2. Earl of Liverpool (1812–1827) • George Canning (1827) • Frederick Robinson, 1. Viscount Goderich (1827–1828) • Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (1828–1830) • Charles Grey, 2. Earl Grey (1830–1834) • William Lamb, 2. Viscount Melbourne (1834) • Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (1834) • Robert Peel (1834–1835) • William Lamb, 2. Viscount Melbourne (1835–1841) • Robert Peel (1841–1846) • John Russell, 1. Earl Russell (1846–1852) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1852) • George Hamilton-Gordon, 4. Earl of Aberdeen (1852–1855) • Henry Temple, 3. Viscount Palmerston (1855–1858) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1858–1859) • Henry Temple, 3. Viscount Palmerston (1859–1865) • John Russell, 1. Earl Russell (1865–1866) • Edward Smith-Stanley, 14. Earl of Derby (1866–1868) • Benjamin Disraeli (1868) • William Ewart Gladstone (1868–1874) • Benjamin Disraeli (1874–1880) • William Ewart Gladstone (1880–1885) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1885–1886) • William Ewart Gladstone (1886) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1886–1892) • William Ewart Gladstone (1892–1894) • Archibald Primrose, 5. Earl of Rosebery (1894–1895) • Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury (1895–1902) • Arthur Balfour (1902–1905) • Henry Campbell-Bannerman (1905–1908) • Herbert Henry Asquith (1908–1916) • David Lloyd George (1916–1922) • Andrew Bonar Law (1922–1923) • Stanley Baldwin (1923–1924) • Ramsay MacDonald (1924) • Stanley Baldwin (1924–1929) • Ramsay MacDonald (1929–1935) • Stanley Baldwin (1935–1937) • Neville Chamberlain (1937–1940) • Winston Churchill (1940–1945) • Clement Attlee (1945–1951) • Winston Churchill (1951–1955) • Anthony Eden (1955–1957) • Harold Macmillan (1957–1963) • Alec Douglas-Home (1963–1964) • Harold Wilson (1964–1970) • Edward Heath (1970–1974) • Harold Wilson (1974–1976) • James Callaghan (1976–1979) • Margaret Thatcher (1979–1990) • John Major (1990–1997) • Tony Blair (1997–2007) • Gordon Brown (2007–2010) • David Cameron (2010–2016) • Theresa May (2016–2019) • Boris Johnson (2019–2022) • Liz Truss (2022) • Rishi Sunac (seit 2022)
Fußnoten
- Geboren 1804
- Gestorben 1881
- Jüdischer Schriftsteller
- Staatsmann
- Britischer Premierminister
- Conservative-Party-Mitglied
- Mitglied des House of Lords
- Mitglied des Privy Council (Vereinigtes Königreich)
- Abgeordneter des House of Commons (Vereinigtes Königreich)
- Lordsiegelbewahrer (Vereinigtes Königreich)
- Ritter des Hosenbandordens
- Jüdischer Politiker
- Jüdischer Freimaurer
- Ehrenbürger von London