Elias, Norbert

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Norbert Elias (geb. 22. Juni 1897 in Breslau; gest. 1. August 1990 in Amsterdam) war ein jüdischer Soziologe, Kulturphilosoph und Psychologe. Er war Person des Zionismus.

Werdegang

Norbert Elias, „einer der bedeutendsten Soziologen der Gegenwart“, wie es häufig heißt, schrieb von einer deutschen „Barbarisierung“ die erst mit der linken 1968er Bewegung abgeschwächt worden sei.[1] Der Experte für Barbarei war 1897 in Breslau zur Welt gekommen[2] und hatte sich der jüdischen Bewegung „Blau-Weiß“ verschrieben.[1]

Nach seinem Wehrdienst im Ersten Weltkrieg studierte Norbert Elias ab 1918 Medizin, Psychologie und Philosophie in Breslau, Heidelberg und Frankfurt/M. 1924 promovierte er in Breslau mit einer Arbeit über „Idee und Individuum. Eine kritische Untersuchung zum Begriff der Geschichte“ zum Dr. phil. Zu seinen Lehrern gehörten Heinrich Rickert, Richard Höngswald, Edmund Husserl, Karl Jaspers, Alfred Weber u. a., ohne daß sich Elias einer der von diesen Gelehrten begründeten Schulen angeschlossen hätte. Auch mit dem Wissenssoziologen Karl Mannheim, als dessen Assistent er von 1930 bis 1933 in Frankfurt tätig war, verband ihn kein eigentliches Lehrer/Schüler-Verhältnis.[3]

1933 ging Elias nach Frankreich, 1938 nach England. In der Nachkriegszeit lehrte er u. a. an der Universität von Leicester und in Ghana, in Amsterdam, Konstanz und Bochum.[1] 1990 starb er in Amsterdam.

In seinem Hauptwerk Über den Prozeß der Zivilisation (1939) führte Elias eine über Jahrhunderte sich erstreckende Menatlitätsgeschichte aus. Bei genauer Schilderung der vorherrschenden Charakterformationen in europäischen Feudalordnungen, freien Stadtstaaten und Republiken, stellte er jedoch auch generelle Thesen über die Ausbildung der Scham auf, die von der Ethnologie (Völkerkunde) dann rasch widerlegt wurden. Elias Vorstellung eines schamhaften Zivilisationsmenschen, der einem ungebändigten Wilden gegenüberstehe, entstammt dem anthropologischen Irrtumsdenken eines Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). Rousseau hatte diese Vorstellungswelt begründet, die einen „edlen Wilden“ annahm, der „keine Grenzen“ gekannt habe und noch nicht durch Erziehung verbildet sei. Tatsächlich jedoch sind auf jeder Zivilisationsstufe Revierverhalten und territoriale Konkurrenz immer meßbar. Elias beschrieb den Zivilisierten etwas wohlwollender als Rousseau ihn beschrieb, er verkannte aber völlig die harten Tabutraditionen aller auf frühgeschichtlicher Stufe stehengeblieben Ethnien, die im 20. Jahrhundert noch erforscht werden konnten.

Der deutsche Völkerkundler Hans Peter Duerr[4] hat in einem monumentalen fünfbändigen Werk unter dem Titel Der Mythos vom Zivilisationsprozess (1988–2002) eine akademische Widerlegung zentraler Thesen von Norbert Elias unternommen. Bezeichnenderweise erschien sowohl das Werk von Elias als auch dasjenige von Duerr im Suhrkamp Verlag, der damals in Frankfurt am Main beheimatet war. Im Frühjahr 2010 zog der Suhrkamp Verlag um nach Berlin. Dieses Ereignis gilt vielen Zeithistorikern als das Ende der sogenannten „Suhrkamp-Kultur“ zu Zeiten der Bonner Republik (1949–1990), als Juden, die von den alliierten Besatzungsmächten gezielt auf deutsche Universitätslehrstühle gehoben worden waren, das geistige Klima in der BRD vollständig dominierten.

BRD-Referenzen und Auszeichnungen

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Norbert Elias war der Sohn eines Textilfabrikanten und wuchs in einer begüterten jüdischen Familie auf.
  3. Von 1930 bis 1933 war Norbert Elias Assistent des ebenfalls jüdischen Soziologen Karl Mannheim in Frankfurt am Main.
  4. Der Ethnologe und Kulturhistoriker Hans Peter Duerr (Lebensrune.png 1943) darf nicht verwechselt werden mit dem Physiker und Wissenschaftstheoretiker Hans-Peter Dürr (1929–2014).