Erdberg

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Erdberg

Wappen von Erdberg
Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 2238
Höhe: 200 m ü. NN
Koordinaten: 48° 46′ 19″ N, 16° 16′ 26″ O
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Erdberg befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Überblick über den Ortskern von Erdberg (vor der Vertreibung).

Erdberg ist eine deutsche Gemeinde in Südmähren, Sudetenland, am linken Ufer des Flusses Thaya in der Thaya-Schwarza-Senke, 22 Kilometer südöstlich von Znaim gelegen. Nachbarorte sind Groß Tajax im Osten, Klein Grillowitz im Westen und Joslowitz im Südwesten. Die hügelige Umgebung Erdbergs ist geprägt von Ackerflächen und Weingärten.

Geschichte

Mittelalter

Aus der ursprünglichen, um ca. 1000 auf einem Höhenrücken an der Thaya entstandenen, hölzernen Befestigung entstand einige Jahrzehnte später eine feste Burganlage. Um die Burg „Nagradku“ entwickelte sich ein Dorf.

Eine urkundliche Fälschung aus dem 12. Jahrhundert, datiert auf das Jahr 1052, nennt das Dorf als „Erpurch“. 1131 wurde Erdberg als zum Znaimer Kirchengut (im Besitz der Mailberger Johanniter) gehörig erwähnt. Eine Pfarre ist erstmals 1227 belegt.

Eine Burg, die zum Schutz des Thayaüberganges diente, wird in einer Urkunde von 1235 erwähnt. Diese wurde in den Kämpfen zwischen Babenbergern und Premisliden 1244 zerstört.

Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert kam es zu einer Besiedlung durch Deutsche (Bayern). In einer Urkunde von 1342 wird Erdberg zu den damals bestehenden 16 Märkten von Mähren gezählt.

1370 bis 1390 wurde ein Niklas (in Neuhaus) als Herrscher genannt. Zur Neuhauser Herrschaft gehörte Erdberg bis 1437.

Neuzeit

Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte Erdberg zur Herrschaft Joslowitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort von schwedischen Truppen erobert und geplündert. Seit 1660 wird ein Kirchenbuch über Erdberg geführt. Der Pestepidemie von 1679 fielen viele Erdberger zum Opfer.

1747 zerstörte ein Feuer den gesamten Ort. 1785 erteilte Kaiser Joseph II. dem Ort das Privileg, Jahrmärkte abzuhalten.

Zwei Choleraepidemien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts forderten viele Opfer aus Erdberg. Zu dieser Zeit wechselten auch die Herrschaften häufig.

Nach Ende der Grundherrschaften und Bildung von Bezirken und Gemeinden kam Erdberg zum Bezirk Znaim. Zuständiger Gerichtsbezirk war Joslowitz.

1865 wurden die Wein- und Obstgärten von schweren Unwettern (Hagel) vernichtet. Im Preußisch-Österreichischen Krieg wurden im Ort mehrere tausend preußische Soldaten einquartiert. 1872 und 1883 wurden Teile von Erdberg durch Brände vernichtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Sudetenland, und mit ihm Erdberg, durch den neu aufgerichteten Kunststaat „Tschecho-Slowakei“ gegen den Willen der Bevölkerung annektiert. Im Zuge der Grenzbefestigung durch das „tschecho-slowakische“ Militär wurden 1937 im Gemeindegebiet 13 Betonbunker errichtet.

Fast 200 männliche Einwohner aus Erdberg fielen als Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

Vertreibung 1945/46

Nach dem Einmarsch der Roten Armee kamen im Schlepptau tschechische „Partisanen“ (oder sogenannte Revolutionsgardisten) welche viele Heimkehrer, also aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrte Soldaten, nach Znaim verschleppten. Hausbesetzer vertrieben die deutschen Besitzer aus ihren Häusern. Ungefähr die Hälfte aller Einwohner floh in diesen Tagen nach Österreich. Im Mai 1946 wurde der letzte deutsche Erdberger in Znaim per Bahn in die BRD deportiert.

Die ehemaligen Erdberger errichteten eine Gedenkstätte an ihren Heimatort in Pernhofen in Niederösterreich.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Anbau von Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Rüben und Gemüse. Mit 40 Hektar Anbaufläche war der Weinbau um 1900 sehr bedeutend. Daneben gab es auch größere Viehzucht (vor allem Rinder und Schweine).

Gewerbe: Mühle, Schrotmühle, Zementwarenerzeugung, fünf Gasthäuser, florierendes Kleingewerbe.

Einrichtungen: Volksschule (1825 erbaut, 1869, 1891 sowie 1911 erweitert), Postamt (1899), Rathaus (1926), Armenanstalt (1820), Hirtenhaus (1849), Elektrifizierung (1929/30), Raiffeisenkasse (1899/1926), Freiwillige Feuerwehr (1892), Milchgenossenschaft (1923).

Kulturerbe

  • Pfarrkirche „St. Petrus und Paulus“: Wurde bis zum 16. Jahrhundert vom Malteserorden betreut: Einheitlicher Rokokobau aus den Jahren 1764-67, mit einem Hochaltarbild, zwei Seitenaltarbildern (Johannes von Nepomuk und Geburt Christi) und kleineren Bildern von Franz Anton Maulpertsch, einer Kanzel aus der Bauzeit, einem Taufbecken um 1780, einer neuen Orgel mit Verwendung des alten figürlichen Schmuckes aus der Bauzeit, sowie einer plastischen Gruppe mit Christus, Johannes und Maria (um 1770), einem Pestaltar und dem Nordturm aus der Bauzeit.
  • Karner: Rundbau aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit halbkreisförmiger Apsis.
  • Friedhof mit Ecktürmchen und schönem spätbarockem Tor, 1755 verlegt.
  • Kapelle „zum heiligen Franziskus“.
  • Pfarrhof um 1740, im Speisesaal Bildnisse der Pfarrer und Bischöfe.
  • Ulrichskapelle bei der Pfarrkirche, Rest der alten Burg, die schon 1052 genannt wird.
  • Skulpturen und Bildstöcke: Pestsäule (1695), Bildsäule „Abschied Jesu von Maria“ (1695), Weißes Kreuz mit Statuengruppe, Dreifaltigkeitssäule, Statuen des Johannes von Nepomuk (1788) und Florian.

Besonderheit der unterirdischen Anlagen und Räume (Erdställe) Erdbergs

Die Erdställe unter dem Ort.

Unter zahlreichen Erdberger Häusern wurden umfangreiche Gänge und unterirdische Räume festgestellt, die ehedem wohl ein zusammenhängendes System dargestellt haben, das heute infolge von Einstürzen unterbrochen ist, die Zusammenhänge aber noch ahnen läßt. In keinem anderen Ort Südmährens gibt es so viele Erdställe wie in Erdberg. Solche befinden sich aber nur unter Häusern innerhalb des mittelalterlichen Ortsumfanges. Ungefähr 5 m unter der Erdoberfläche ziehen sich die im Tegel ausgebauten Gänge — ungefähr 60 cm breit und 80 cm hoch, also nur schliefbar — dahin und enden in runden Kammern mit einem Durchmesser von 2,5 bis 3 m und einer Höhe von etwa 3 m. Die Seitenwände streben spitzbogenförmig nach oben und münden in einem Luftloch. In die Seitenwände sind 50 cm über dem Boden Nischen von ungefähr 50 cm Breite und 1 m Höhe ausgehauen, die vermutlich als Sitzflächen oder zum Aufbewahren von Vorräten dienten. Die meisten Erdställe befinden sich unter der ehemaligen Burg und in deren Umgebung. Eine besonders schön ausgearbeitete Kammer mit acht gleichmäßigen Nischen, deren obere spitzbogenförmige Abschlüsse strahlenförmig zur Raumdecke streben, zeigt auf der dem Zugang gegenüberliegenden Seite einen ausgeweiteten Raum von eineinhalb Meter Durchmesser und 2 m Höhe. Man deutet diesen feierlich wirkenden Raum als Andachtstätte oder Versammlungsort. Für Alter und Zweck dieser unterirdischen Anlagen wurde bisher keine zuverlässige Erklärung gefunden. Leider ist bisher keine exakte geodätische Aufnahme durchgeführt worden.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsch andere
1880 2039 2035 4
1890 2044 2043 1
1900 2035 2034 1
1910 470 2168 2168 0
1921 2264 2204 60
1930 583 2238 2212 26
2010 941
2013 926

Bekannte, in Erdberg geborene Personen

Literatur