Heim, Ernst Ludwig

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Ernst Ludwig Heim)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dr. med. Ernst Ludwig Heim: „Ernst Ludwig Heim wurde am 22.07.1747 in Solz bei Meiningen als Sohn eines Predigers geboren. Er und seine Brüder wurden durch den Vater im elterlichen Hause unterrichtet, ehe er ab 1764 das Gymnasium in Meiningen besuchte. Ab 1766 studierte Heim in Halle, Jena und Leipzig Medizin. Im Jahre 1772 wurde er Dr. med. et chir. und schloss eine Studienreise an seine Promotion an. Diese führte ihn durch Holland, England und Frankreich. Im Jahre 1775 legte er in Berlin sein Examen ab. Heim arbeitete u.a. kurze Zeit in der Berliner Charité, ehe er 1776 auf Vermittlung seines Freundes und Gönners, des Leibarztes Friedrich II. , Friedrich Hermann Muzell (1715–1784) nach Spandau als Stadtphysikus wechselte. Bereits Jahre 1776 wurde Heim durch seine Erfolge bei der Krankenbetreuung Kreisphysikus in Spandau und ließ sich am Reformationsplatz nieder. Ab 1778 für das Osthavelland zuständig. Zu dieser Zeit war Heim der einzige promovierte Arzt im Havelland und führte über gut 2.000 ‚quacksalbernde‘ Kollegen, Veterinäre und Hebammen die Oberaufsicht, behandelte aber auch die Bevölkerung selbst.“[1]

Ernst Ludwig Heim (Lebensrune.png 22. Juli 1747 in Solz in Thüringen; Todesrune.png 15. September 1834 in Berlin) war ein deutscher Arzt und Fachautor.

Leben

Der alte Heim
Ernst Ludwig Heim, porträtiert von Julius Hübner, 1833

Heim studierte seit 1766 in Halle Medizin und erhielt 1772 die medizinische Doktorwürde gleichzeitig mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Daniel Muzel, dem Sohn des Berliner Hof- und Leibarztes (Leibarzt Friedrichs des Großen) Friedrich Ludwig Hermann Muzel, mit welchem er dann eine wissenschaftliche Reise machte, zu der Muzels Vater das Geld gab. Sie besuchten Norddeutschland, Holland, wo sie sich längere Zeit in Leiden aufhielten, England und Frankreich. Nach der Rückkehr 1775 ging Heim nach Berlin und von hier 1776 nach Spandau, wo er von 1776 bis 1783 als Stadtphysikus angestellt war. Von 1778 bis 1783 war er dann Kreisphysikus des Osthavellandes und von 1783 bis 1832 niedergelassener Arzt in Berlin. 1799 entwickelte er die (Kuh)-Pockenimpfung und wandte sie erstmals am Menschen praktisch an. Er war der letzte behandelnde Arzt der Königin Luise.

Bei der Behandlung der Patienten machte der Berliner Ehrenbürger Dr. Heim keine Unterschiede, fiel aber durch witzige oder zuweilen auch grobe Bemerkungen auf, die als Beispiele für seine Beliebtheit beim einfachen Volk gelten. Dadurch wurde Heim zu seiner Zeit als „Original“ angesehen, wofür folgende Beispiele genannt seien: Zum Kurfürsten von Hessen bemerkte er beiläufig „Durchlaucht sind genau so steifpetrig, wie ich mir einen richtigen Kurfürsten immer vorgestellt habe“ oder zu einem Leutnant „Husten kommt entweder aus der Lunge oder er kommt vom Saufen. Aus der Lunge kommt Ihr Husten aber nicht.“[2]

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit beschäftigte sich Heim bis ins hohe Alter mit botanischen Studien und genoß hier ein solches wissenschaftliches Ansehen, daß ihm 1777 der botanische Lehrstuhl der Universität Frankfurt/Oder angetragen wurde. Sein besonderes Interesse galt den Kryptogamen (vor allem den Moose), von denen „Gymnotus Heimii“ seinen Namen trägt. Er unnterrichtete außerdem den jungen Alexander von Humboldt in Botanik, und bei seinem Doktorjubiläum 1822 überreichte ihm der Botaniker Link die Beschreibung und den Abdruck einer bisher nicht beschriebenen mexikanischen Pflanze, die den Namen „Heimia“ erhalten hatte, um das Andenken „des Botanikers Heim“ zu verewigen.

Neue Deutsche Biographie

Nur selten ist einem ärztlichen Praktiker ein solcher Nachruhm zuteil geworden wie „dem alten Heim“, und verdientermaßen bewahrt ihm Berlin auch heute noch ein dankbares Andenken. Zunächst vom Vater unterrichtet, besuchte er vom 16. Lebensjahr an das Lyzeum in Meiningen und bezog Ostern 1766 die Universität Halle. Neben seiner medizinischen Ausbildung hörte er Vorlesungen in Chemie, Astronomie und Botanik. Zu den Förderern des mittellosen Studenten gehörten sein Lehrer A. Nietzky und die Familie von Büchner. Noch während seines Studiums durfte er ordinieren und hatte schon damals eine ansehnliche Klientel. 1772 wurde er mit seiner Dissertation: „De origine calculorum in viis urinariis quatenus est arthritidis effectus“ zum doctor medicinae promoviert. Eine Universitätslaufbahn schlug er aus und begab sich mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Daniel Muzell, dem Sohn des Berliner Hof- und Leibarztes Friedrich Hermann Louis Muzell, auf eine Studienreise durch Europa. Starke Eindrücke empfing er von den naturwissenschaftlichen Forschungen Johann Chr. Senckenbergs in Frankfurt/M., von den anatomischen Arbeiten William Hunters in London und durch die Chirurgie Pierre Desaults in Paris. 1776 ließ er sich in Spandau als Stadtphysikus nieder, und seine erfolgreichen Kuren wurden bald auch in Berlin bekannt. Schon 1778 wurde er zum Hofrat und Kreisphysikus des Osthavellandes ernannt. 1783 siedelte er nach Berlin über und wurde hier einer der gesuchtesten und erfolgreichsten Praktiker, mehr noch: er wurde ein unvergängliches Vorbild seines Standes und zugleich eine der beliebtesten Persönlichkeiten der Stadt. Sein Ansehen verdankte er nicht nur dem allgemeinen Vertrauen in seine Kunst, sondern auch seiner religiös begründeten und von Herzen kommenden Menschlichkeit. Die Hochachtung seiner Fachgenossen hatte er durch seine Kollegialität, die Liebe der Bevölkerung durch seine rastlose Fürsorge errungen. Zu seinen Patienten zählten Angehörige des Königshauses ebenso wie die ärmsten Fischer aus den Kietzen am Rand der Stadt. 1811 hatte er der Königin Louise zu Hohenzieritz in ihrer letzten Krankheit beigestanden, und noch in seinem 82. Lebensjahr ritt er zu über 2000 Armenpatienten, denen er nicht nur umsonst half, sondern für die Arzneien auch noch das Geld aufs Rezept legte. Zahlreiche Auszeichnungen und die Gunst der Höchstgestellten vermochten niemals seinen geraden schlichten Sinn zu ändern.
Neben seiner Vorbildung verdankte H. diese Erfolge seiner sprichwörtlichen Sicherheit rascher Diagnostik. Sie gründete in einer unübertrefflichen Beobachtungsgabe, für deren Genauigkeit seine differentialdiagnostische Gegenüberstellung der Symptome bei falschen und echten Pocken und seine tabellarische Übersicht über die Differentialdiagnostik von Scharlach, Röteln und Masern Zeugnis ablegen. Bis ins hohe Alter war er bestrebt, diese Fähigkeit durch Leichensektionen zu vertiefen. Solche Selbstkontrolle entsprach zugleich seinem medizinischen Glaubensbekenntnis: Verstöße gegen die strengste Wahrheit in wissenschaftlichen Dingen stünden keinem so schlecht an wie dem Arzt. In diesem Geist hat H. 1799 auch die erste Kuhpockenvaccination in Berlin durchgeführt und sich in der Folge für deren Einführung eingesetzt. Auch hat er sich in der entscheidenden Entwicklungsphase der Chirurgie zum Universitätsfach für eine enge Verbindung von Chirurgie und Arzneikunde ausgesprochen. Schließlich hat er über die Humanmedizin hinaus auch die Seuchenpolizei in der Tierheilkunde maßgeblich gefördert und auch hier zahlreiche Sektionen durchgeführt. Dennoch wird man ihn nicht zu den Bahnbrechern der modernen naturwissenschaftlichen Medizin rechnen dürfen: Seine wissenschaftlichen Aufsätze, die sich durch geschliffenen Stil, vor allem aber durch schonungslose Offenheit gegenüber eigenen Mißerfolgen auszeichnen, zeigen ihn eher als Anhänger alter medizinischer Lehren. An der humoralen Deutung des Krankheitsgeschehens und am Gesetz von der Abhängigkeit der Lokalaffektion vom Allgemeinleiden im Sinne der Alten hielt er unvermindert fest, ja er griff sogar dort auf hippokratische Behandlungsmethoden zurück, wo sie zu seiner Zeit bereits verlassen waren (Horns Archiv 4, 1807, Heft 2). Seine Unterscheidung asthenischer und hypersthenischer Zustände zeigt, daß er auch von den Irrlehren seiner Zeit nicht unbeeinflußt war. Hoppes Bestrebungen, die Chemie als wissenschaftliches Erkenntnismittel systematisch in Physiologie und Pathologie einzusetzen, stand er dagegen äußerst zurückhaltend gegenüber. Seine Schriften erhalten daher ihren Wert vorzüglich durch ein ärztliches Erfahrungswissen, das sich entsprechend seinem Grundsatz „Quo natura vergit eo deducenda“ streng an die Beobachtung der Natur hält. In einer Zeit wechselnder medizinischer Systeme und Theorien machte dies seine Größe aus. Nur so konnte er wie selten ein Arzt zum Wohltäter ungezählter Kranker werden, und dies ist sein eigentliches unvergängliches Verdienst.
Neben seiner ärztlichen Tätigkeit hat sich H. bis ins hohe Alter mit der Botanik beschäftigt und genoß hier ein solches wissenschaftliches Ansehen, daß ihm 1777 der botanische Lehrstuhl der Universität Frankfurt/Oder angetragen wurde. Sein besonderes Interesse galt den Kryptogamen, von denen „Gymnotus Heimii“ seinen Namen trägt. Den jungen Alexander von Humboldt hat er in Botanik unterrichtet, und bei seinem Doktorjubiläum 1822 überreichte ihm der Botaniker Link die Deskription einer bisher nicht beschriebenen mexikanischen Pflanze, die den Namen „Heimia“ erhalten hatte, um das Andenken „des Botanikers Heim“ zu verewigen.[3]

Familie

Heim war der Sohn des Pfarrers und Magisters Johann Ludwig Heim der Ältere (1704–1785; von 1740 bis 1785 in Solz), der unter anderem die „Hennbergische Chronik“ verfaßte, und dessen Frau Dorothea Regina Wagner (1719–1764), die Tochter des Pfarrers in Friedelhausen Christoph Sigismund Wagner und der Magda Regina Schelhas. Seine Brüder waren:

  • Johann Ludwig Heim der Jüngere (1741–1819): Geologe sowie Wirklicher Geheimer Rat und Vice-Konsistorialpräsident in Meiningen, schrieb u. a. „Geologische Beschreibung des Thüringer-Wald-Gebirges“ (1796–1812; drei Bände)
  • Georg Christoph Heim (1743–1807): Pfarrer in Gumpelstadt, schrieb die „Flora germanica“ (1799–1800)
  • Friedrich Timotheus Heim (1751–1820): Pomologe und Pfarrer in Effelder, schrieb die „Systematische Classifizierung der Kirschensorten“ (1819)
  • Anton Christoph Heim, Hofrat und -advokat in Meiningen
  • Johann Christoph Heim, wurde der Nachfolger des Vaters im Pfarramt zu Solz, so wie Friedrich Wilhelm Heim von 1811 bis 1857 und Ludwig Wilhelm Gustav von 1857 bis 1906 nach ihm.

Ehe

Heim heiratete 1780 in Spandau Charlotte Maecker (1764–1842). Sie war die Tochter des Kaufmanns Johann Peter Maecker (Todesrune.png 1794) und Maria Catharina Tesmer. Heim hatte mit seiner Frau zwei Söhne und sechs Töchter, wobei die ersten Kinder, zweieiige Zwillinge, kurz nach der Frühgeburt verstarben:

  • Johann Ludwig Ernst (Lebensrune.png/Todesrune.png 1781)
  • Marie Christiana (Lebensrune.png/Todesrune.png 1781)
  • Marie Christiane (1782–1850) ⚭ 1804 Carl Wilhelm Eimbeck (1776–1840), Mitglied des Staatsrates
  • Henriette Wilhelmine (1783–1820) ⚭ Wilhelm Heinrich von Grolman (Lebensrune.png 28. Februar 1781; Todesrune.png 1. Januar 1856), Kammergerichts-Präsident, Sohn von Heinrich Dietrich von Grolman
  • Caroline Ernestine (1786–1786)
  • Caroline Wilhelmine (Lebensrune.png 30. Oktober 1787; Todesrune.png 30. März 1862) ⚭ 1810 Abraham Friedrich Heinrich von Arnim (Lebensrune.png 3. März 1777; Todesrune.png 30. Januar 1845)
  • August Wilhelm (1789–1850) ⚭ Friederike Caroline Wilhelmine Juliane von Faudel (Lebensrune.png 12. September 1803; Todesrune.png 1873)
  • Auguste Juliane (Lebensrune.png 31. Mai 1792; Todesrune.png 3. August 1820) ⚭ 1812 Georg Wilhelm Keßler (Lebensrune.png 24. März 1782; Todesrune.png 18. Mai 1846), Regierungspräsident in Arnsberg
  • Ida (Lebensrune.png 12. September 1796; Todesrune.png 28. Januar 1873) ⚭ 1815 Ulrich von Barner (1786–1846), preußischer Generalleutnant[4]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • 1822 anläßlich seines 50jährigen Doktor-Jubiläums aufgrund seiner jahrzehntelangen Uneigennützigkeit zum Ehrenbürger von Berlin ernannt
  • Am 28. November 1822 wurde mit dem akademischen Beinamen „Zimmermann I.“ zum Mitglied (Matrikel-Nr. 1246) der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.[5]
  • Roter Adlerorden, III. Klasse
  • Ritter des Nordstern-Ordens
  • Sein Grab, das auf dem Friedhof II der Jerusalemer und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg liegt, Zossener Straße, Abt. 3,1 wurde in die Liste der Ehrengrab der Stadt Berlin aufgenommen.
  • Nach Heim sind öffentliche Einrichtungen und Straßen in Berlin benannt, darüber hinaus wurden zahlreiche Denkmäler für ihn errichtet – u. a. steht in Berlin-Marzahn auf dem Helene-Weigel-Platz eine von dem Bildhauer Siegfried Wehrmeister 1986 geschaffene Büste – und über 16 Biographien erschienen bisher.
  • Die Deutsche Bundespost ehrte den Arzt anläßlich seines 150. Todestages 1984 auf einer Briefmarke, bei der auch sein Humor durch ein Augenzwinkern zum Ausdruck gebracht wurde.
  • Eine amerikanische Pflanzengattung erhielt ihm zu Ehren den Namen „Heimia“.[6]

Schriften (Auswahl)

  • Tagebücher und Erinnerungen, Koehler & Amelang, ISBN 978-3733800376
  • Der Alte Heim, Nachdruck von Nabu Press, ISBN 978-1142599096
  • Ernst Ludwig Heims Vermischte Medicinische Schriften, Nachdruck von General Books, ISBN 978-1235342714
  • Leben des königlich preußischen wirklichen geheimen Rathes Georg Wilhelm Kessler, Biographen Ernst Ludwig Heim's, Nachdruck von Nabu Press, ISBN 978-1274535269
  • Erfahrungen und Bemerkungen über Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter, Nachdruck von Nabu Press, ISBN 978-1272258528

Literatur

  • „Der alte Heim. Leben und Wirken Ernst Ludwig Heim's. Aus hinterlassenen Briefen und Tagbüchern.“ (1879) (PDF-Datei)
  • Georg Wilhelm Kessler: „Leben des königl. preußischen Geheimen-Rathes und Doctors der Arzneiwissenschaft Ernst Ludwig Heim“, 1835 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Wolfgang Genschorek: „Ernst Ludwig Heim - Das Leben eines Volksarztes; (1747-1834) - Mit 78 Abbildungen auf Bildtafeln“, Reihe: „Humanisten der Tat - Hervorragende Ärzte im Dienste des Menschen“

Verweise

Fußnoten

  1. Ernst Ludwig Heim, Epoche Napoleon
  2. Zitate, vgl.: Tagebücher und Erinnerungen
  3. Michler, Markwart: Heim, Ernst Ludwig in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 266-267
  4. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 1, 1896, Verlag von W. T. Bruer, S. 126
  5. Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 255
  6. David Gledhill: The Names of Plants. 4. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-86645-3, S. 193.