Marzahn (Berlin)

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Marzahn

Staat: Deutsches Reich
Landkreis: Marzahn-Hellersdorf
Einwohner: 103.502
Bevölkerungsdichte: 5.175 Ew. p. km²
Fläche: 20 km²
Postleitzahl: 12671, 12679, 12681, 12685, 12687, 12689
Telefon-Vorwahl: 030
Kfz-Kennzeichen: B
Marzahn befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Berlin

Marzahn ist ein Ortsteil von Berlin im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Der Begriff Marzahn bezeichnet zugleich einen ehemaligen Berliner Stadtbezirk und die größte Großsiedlung auf dem Gebiet der damaligen DDR.

Geschichte

Ältere Geschichte

Der Ortsteil Marzahn geht auf ein mittelalterliches Angerdorf zurück, das, nostalgisch überformt, noch heute erhalten ist.

1300 wurde das Dorf Marzahn unter der Bezeichnung Morczane durch Markgrafen Albrecht III. erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Urkunde wurde den Nonnen des Kloster Friedland Landbesitz in Marzahn bestätigt. 1375 gehörte das Dorf mit Ausnahme von drei Hufen einem Ritter von Wulkow, seit Anfang des 15. bis Ende des 16. Jahrhundertes der Familie von Linenberg.

1539 wurde Marzahn im Rahmen der Reformation in Brandenburg zunächst Tochterkirche von Biesdorf, dann von etwa 1600 bis 1945 von Friedrichsfelde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Marzahn 1652 in einem schlechten Zustand: Es gab keine Bauern mehr und nur die fünf Kossäten überstanden den Krieg.

Nachdem 1590 der Besitz des Dorfes geteilt worden war, ging 1657 und 1681 Marzahn in zwei Schritten in den Besitz des Großen Kurfürsten und wurde dem kurfürstlichen Amt Köpenick unterstellt. Bis 1872 verblieb Marzahn im Besitz des brandenburgischen Kurfürsten beziehungsweise preußischen Königs.

Neuere Geschichte

Nachdem 1764 das Marzahner Amtsvorwerk unter 19 Siedlerfamilien aus der Kurpfalz aufgeteilt wurde, bildeten die Pfälzer für mehrere Jahrzehnte eine eigene Dorf-, Kirchen- und Schulgemeinde.

Erstmals fand 1874 in Marzahn, das zum neu gebildeten Amtsbezirk Hohenschönhausen gehörte, eine Gemeindevertreterwahl statt. Von 1872 bis 1920 war der Ort Teil des Kreises Niederbarnim. 1875 begann in Marzahn das Anlegen von Rieselfeldern, erst 1898/1899 erhielt der Ort einen einfachen Bahnhof. Er lag an der Wriezener Bahn und erhielt erst 1914 ein Überholgleis.

Ab 1904 wurde Marzahn an das Gas- und Wassernetz angeschlossen, der Anschluß an das Stromnetz mußte jedoch noch bis 1920 warten. 1912 wurde die neue Marzahner Schule fertiggestellt, die seit 1999 das Bezirksmuseum beherbergt.

Marzahn wurde am 1. Oktober 1920 mit zu Groß-Berlin eingemeindet und dem Bezirk Lichtenberg zugeordnet.

Entstehung der Plattenstadt

Zwischen der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre und dem Ende der 1980er-Jahre entstand rund um das alte Dorf die als üppig durchgrünte Stadtlandschaft konzipierte und realisierte Großwohnsiedlung Marzahn. Die Siedlung wurde überwiegend in Plattenbauweise errichtet.

Im Zusammenhang mit dem Bau des Neubaugebietes wurde Marzahn 1979 aus dem Stadtbezirk ausgegliedert und zum Namensgeber des neuen Stadtbezirks Marzahn. Er umfaßte bei seiner Gründung neben dem Ortsteil Marzahn auch die Ortsteile Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf und entsprach so dem heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf. 1986 wurde aus den Ortsteilen Mahlsdorf, Kaulsdorf und Hellersdorf der Bezirk Hellersdorf gebildet. Bei der Verwaltungsreform 2001 fusionierten die beiden Bezirke wieder zum heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf.

Zum Norden des heutigen Ortsteils Marzahn gehören Gebiete, die 1920 bei der Bildung von Groß-Berlin noch nicht zum Ortsteil gerechnet wurden: Teilgebiete des damaligen Bezirks Weißensee und Gebiete des brandenburgischen Dorfes Ahrensfelde.

1971 wurde auf dem VIII. Parteitag der SED beschlossen, die „Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990“ zu lösen. In diesem Zusammenhang wird das Neubaugebiet Berlin-Marzahn beschlossen. 1976 bis 1979 wurden im Rahmen der Erschließungsarbeiten für die Großsiedlung Marzahn im Gebiet des ehemaligen Rohrpfuhls südöstlich des Dorfkerns Marzahn archäologische Grabungen durchgeführt. Die Archäologen stießen dabei auf mehrere deutsche Siedlungsreste.

1977 begann der Wohnungsbau für die geplante Großsiedlung Marzahn. Angefangen im Süden baute man sukzessive nach Norden. Die Baumaßnahmen dauerten bis Ende der 1980er-Jahre. Dominant sind elfgeschossige Plattenbauten, die jeweils innerhalb von etwa 110 Tagen aus den angelieferten Großplatten montiert wurden. Die ersten, 1977 entstandenen Wohngebäude befinden sich im Bereich des Wohngebietes 1 im Umfeld des Springpfuhls. 1978 wurden 4089 Wohnungen im Wohngebiet 1, das auf Entwürfen von Peter Schweizer und Heinz Graffunder beruht, fertiggestellt.

5. Januar 1979: Marzahn wird zusammen mit den Ortsteilen Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf Teil des neugebildeten Stadtbezirkes Berlin-Marzahn.

6. April 1979: Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet nach einer Anfrage bei der US-Botschaft in Bonn, daß die drei Westmächte der Ansicht sind, die Bildung eines neunten Stadtbezirks in Ost-Berlin würde die Verantwortung der vier Mächte für ganz Berlin nicht beeinträchtigen und eine rein verwaltungstechnische Maßnahme darstellen. Anders wäre dies, wenn der neue Stadtbezirk über die bisherigen Grenzen von Berlin hinausreichen würde.

31. März 1982: Der Berliner Magistrat beschließt die Rekonstruktion des seit 1977 unter Denkmalschutz stehenden märkischen Angerdorfes Marzahn als ein Denkmal des Städtebaus und der Architektur. Die Maßnahme schließt auch nostalgische Ergänzungen des Ensembles mit ein und dauert bis 1991. Am 1. Juni 1986: Der Bezirk Hellersdorf wird aus dem Bezirk Marzahn ausgegliedert. Er umfaßt die Ortsteile Hellersdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf.

Marzahn ab 1990

1. Juni 1990: Im Ergebnis der ersten freien Kommunalwahlen in der DDR vom 6. Mai 1990 tritt der Sozialdemokrat Andreas Röhl sein Amt als Stadtbezirksbürgermeister an.

30. Juni 1990: Die Fertigstellung des Freizeitforums setzt gleichzeitig den Schlußpunkt für das Projekt „Marzahner Promenade“, die nach Plänen von Heinz Graffunder, Wolf-Rüdiger Eisentraut und Helmut Stiegl gestaltet wurde und beginnend mit einem Kaufhaus am S-Bahnhof Marzahn über eine Einkaufspromenade zum Freizeitforum Marzahn mit seinen Freizeiteinrichtungen, wie Schwimmhalle, Sauna, Bibliothek und Veranstaltungsräumen, führt.

Juni 1999: Der Senat richtet für das Gebiet Marzahn Nord-West ein Quartiersmanagement ein. Als eines von inzwischen 17 „Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf“ in Berlin erhält das Quartier eine spezielle Förderung.

2000: Mit dem Bau des Wohngebietes Landsberger Tor entstand auf dem Gelände der ehemaligen LPG „Edwin Hoernle“ zwischen Landsberger Allee und Eisenacher Straße erstmals seit der Wende ein geschlossenes neues Wohnviertel in Marzahn, zu dem auch eine große Markthalle gehört. Für die Nutzung der Markthalle werden derzeit Nutzungskonzepte erarbeitet. Letzte Freiflächengestaltungen werden im darauffolgenden Jahr vollzogen.

Am 1. Januar 2001 wird Marzahn im Rahmen der Berliner Bezirksfusion ein Teil des Bezirks Marzahn-Hellersdorf.

Ende 2003 bis Mitte 2005 wird im Rahmen des Stadtumbaus Ost das Rückbauprojekt „Ahrensfelder Terrassen“ in Marzahn Nord realisiert. Aus elfgeschossigen Plattenbauten wurden Terrassenhäuser unterschiedlicher Höhe mit maximal sechs Geschossen. Damit wird der Bestand an Wohnungen in den betreffenden Gebäuden von 1670 auf 447 reduziert.

Sehenswürdigkeiten im Ortsteil Marzahn

  • Angerdorf Alt-Marzahn mit der Dorfkirche, dem Kriegerdenkmal[1], dem Bezirksmuseum in der ehemaligen Dorfschule und der 1994 neu errichteten Bockwindmühle
  • Die vier Meter hohe Christusfigur des Hans Perathoner (1930) in der katholischen Kirche von der Verklärung des Herrn.
  • Erholungspark Marzahn
  • Wuhletal: Landschaftsraum um das Flüsschen Wuhle, das entlang der Stadtteilgrenze zwischen Marzahn und Hellersdorf in einem idyllischen, zum Teil renaturierten Naturraum liegt.
  • Die Großsiedlung: Größte, bekannteste und ambitionierteste Siedlung der ehemaligen DDR, als Dokument des DDR-Städtebaus von kulturhistorischer Bedeutung
  • Ahrensfelder Terrassen: Innovatives – von der Fachwelt viel beachtetes und bei den Bewohnern beliebtes – Rückbauprojekt im Rahmen des Stadtumbaus Ost. Elfgeschossige Plattenbauten in Marzahn-Nord wurden zurückgebaut zu zwei- bis sechsgeschossigen Terrassenhäusern mit mediterranem Flair. Marzahn-Nord wird umgangssprachlich auch als Berlin-Ahrensfelde bezeichnet.

Fußnoten

  1. Heiko Klatt: Marzahn, Berlin:denkmalprojekt.org, 2013