Forstenhäusler, Alfons

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Drei junge Schwaben bei den „Brandenburgern“: Gefreiter Alfons Forstenhäusler hat nach seiner schweren Kopfverletzung noch sieben Wochen gelebt und ist dann am 19. Oktober 1942 im Kriegslazarett Artemowsk gestorben. Albert Scheible, ein Kamerad aus Göppingen/Oberschwaben, hatte großes Glück und kam wieder heim. Gefreiter Karl Pfau, ebenfalls gefallen am 30. August 1942 in Nariman, liegt in Sety (Rußland) begraben.

Alfons Forstenhäusler (Lebensrune.png 20. April 1921 in Winterbach; Todesrune.png 19. Oktober 1942 im Kriegslazarett Artemowsk, Rußland) war ein deutscher Gefreiter der Wehrmacht (zuerst in der 4. Kompanie des Infanterie-Ersatz-Bataillons 353 in Tübingen), u. a. Kommandosoldat der Brandenburger im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Es ist schon sehr ergreifend, nach so vielen Jahren noch zu erfahren, unter welchen Umständen mein Vetter Alfons Forstenhäusler 1942 vor Stalingrad gefallen ist. Alfons war das 12. Kind in seiner Familie und ist zusammen mit 19 (!) Geschwistern aufgewachsen. Aufgewachsen ist zuviel gesagt, denn, sowie der Schulpflicht entwachsen, sind fast alle zur Erlernung eines Berufes außer Haus oder in Dienst gegangen, es sei denn, der eine oder andere wurde in der eigenen Landwirtschaft oder in der vom Vater betriebenen Wagen- und Hufschmiede gebraucht. Drei sind im Kindesalter gestorben. Alle andern sind zu aufgeweckten, selbständigen und tüchtigen Menschen herangewachsen, haben zum Teil eigene Unternehmen gegründet. Vier der Söhne sind im Krieg im Osten gefallen, unter ihnen der 1921 geborene Alfons. Mein Vetter Alfons hat in der Käserei meines Vaters in Kofeld seine Lehre gemacht und bei uns einen Teil seiner Gesellenzeit erlebt bevor er eingezogen wurde. (Wenn ich mich recht erinnere, hat er sich freiwillig gemeldet, denn ich hörte einmal, wie mein Vater mit ihm darüber sehr ernstlich debattierte.) […] Was war das für ein Regiment Brandenburg z. b. V. 800? In den Bestimmungen heißt es: „Aufgabe ist der kampfmäßige getarnte Einsatz gegen taktisch, operativ oder kriegswirtschaftlich wichtige Objekte. Er erfolgt dort, wo andere Einheiten der kämpfenden Truppe noch nicht oder nicht mehr kämpfen können... Die Kompanien werden den Heeresgruppen bzw. den Armeen zur Verfügung gestellt. Ihr Einsatz wechselt dementsprechend... Einsatz dieser besonders ausgebildeten und schwer zu ersetzenden Truppe ist nur in ausgesprochenen Notlagen und nur vorübergehend gerechtfertigt... Mit Übergang zum Stellungskrieg sind die Einheiten aus der Front herauszunehmen...“ […] Die 24. Panzer-Division informierte Oberst Fangohr im Armeehauptquartier über ihr Vorhaben und bat um Unterstützung: Die Division will westlich von Blinikow vorgehen um einen Brückenkopf über die Chervlenaya Schlucht (nahe Gawrilowka) zu bilden. Fangohr antwortet: 24. Panzer-Division wird auf Blinikow vorstoßen, aber wird keinen Brückenkopf bilden. Dies war um Uhr. Während Korps und Armee noch eine Entscheidung verhandelten, nahm General von Hauenschild die Angelegenheit selbst in die Hand. Leutnant Hövel 2, bekannt als ein unerschrockener und verwegener Offizier, erhielt schließlich folgenden Auftrag: Bilden Sie diesen Brückenkopf durch einen Husarenstreich. ; das hieß, durch Anwendung einer Kriegslist mit einer dafür speziell ausgebildeten Einheit. Für diese Tarnoperation waren die in der nahen Steppe stationierten Brandenburger angefordert worden. Tarnoperationen, oft geglückt und bewundert, waren aber immer extrem riskant.[1]

Tod

Forstenhäusler wurde am 30. August 1942 als Angehöriger der 1. Kompanie/Bau-Lehr-Regiment z. b. V. 800 „Brandenburg“ im Tarneinsatz[2] und vorübergehend der 24. Panzer-Division unterstellt 50 Kilometer südwestlich von Stalingrad im Kampf um den Brückenkopf Nariman schwer verwundet (Artilleriegeschoßsplitter am Kopf, für tot gehalten, später von unbekannt am Hauptverbandsplatz abgegeben) und verstarb Wochen später im Kriegslazarett 4/533 in Artemowsk.

Obergefreiter Ernst Panse, Funker in Leutnant Hövels[3] Panzer III, beschrieb was in diesem Einsatz passierte:[4]

„Zwei im Einsatz befindliche Panzer unseres Zuges folgten also einem erbeuteten alten, offenen russischen Ford, besetzt mit 15 deutschen Soldaten in russischen Uniformen entlang die Straße in Richtung auf die Brücke. Ihre Waffen bestanden aus Maschinengewehren, mehreren Handgranaten und ein paar Panzerfäusten. Sie sausten mit voller Geschwindigkeit die Straße entlang. Wir verfolgten mit unseren 2 Panzern die in dem Laster angeblich fliehenden Russen in einem Abstand von 200–300 Metern, gaben mehrere Maschinengewehrstöße hinter oder seitlich des Lastwagens ab, während diese andererseits zur Schau ein paar Handgranaten gegen uns vom Laster warfen. Unsere Panzer drückten sich rechts und links der Straße nahe dem Laster vor. Dieser erreichte mit den getarnten Soldaten die Brücke und in diesem Augenblick gab es eine allmächtige Explosion und der Lastwagen verschwand. Zu gleicher Zeit erhielt der Panzer, der vor uns fuhr, zwei Volltreffer und ging in Flammen auf. Bevor wir etwas tun konnten, erhielten auch wir einen Volltreffer in die rechte Fahrerseite und kurz danach einen zweiten etwas höher. Damit waren beide Panzer total ausgefallen. Alle fünf Besatzungsmitglieder im ersten Panzer schienen tot. Bei uns blieben nur Leutnant Hövel und ich, der Obergefreite Panse, am Leben. Unser Fahrer hatte zur gleichen Zeit, als der Lader, der hinter mir saß, getötet wurde, einen Volltreffer erhalten. Der zweite Schuß, der zwischen Boden und Panzerturm einschlug, traf den Panzerschützen. Leutnant Hövel war an den Füssen durch mehrere Splitter verwundet worden. Bei dieser Operation überlebten also nur wenige . Ich hatte enormes Glück, war aber total mit dem Blut meiner toten Kameraden besudelt. Hövels Wunden waren zum Glück nicht übermäßig schwer, aber andererseits waren unser Fahrer, der Panzerschütze und der Lader total zerfleischt worden. Um der Gefangenschaft zu entgehen, stiegen wir zwei über den rechten Turmdeckel aus und mußten dabei über unsere toten Kameraden klettern. In dieser Todesgefahr blieb uns, den Überlebenden, indessen keine Zeit für Gefühle des Erbarmens für unsere Kameraden. Wir fühlten nur eines, heraus aus diesem Elendshaufen um vielleicht unser Leben noch zu retten. Als wir am Abend noch einmal über das Experiment redeten, waren wir sicher, daß die Russen auf unseren Bluff bzw. unsere versuchte Täuschung nicht hereingefallen waren. Wir waren von Antitankwaffen oder dug-in T-34s niedergestreckt worden, die wir als Grund für die durchschlagende Wucht der Geschosse vermuteten. Nach dem Fehlschlag der Operation Hövel wurden wir für mehrere Wochen aus der Frontlinie genommen.“

Ein Mitglied der „Brandenburger“ schrieb u. a. in sein Tagebuch:

„T[arn]-Fahrzeug“ und „T[arn]-Kleidung“. Pakbeschuß ... Treffer auf das Fahrzeug der Gruppe ‚Fuchs‘ ... Eigener Panzer fliegt in die Luft! Forstenhäusler gefallen. Reinecke und Kurz verwundet ... Die Hölle ist los! ...“

Von der Besatzung des Lastwagens wurden alle für tot gehalten, sogar namentlich gemeldet, auch Forstenhäusler.[5] Das Grab des Gefreiten der Elitetruppe befindet sich auf dem Heldenfriedhof in Artemowsk (Block 1, Reihe 1, Grab 6).[6]

WASt-Angaben

  • Truppenteil bei Eintritt): 4. Kompanie/Infanterie-Ersatz-Bataillon 353 (Standort Tübingen)
  • 25.6.1941: 1. Kompanie/Lehr-Regiment „Brandenburg“ zur besonderen Verwendung 800; Die Einheit war dem Oberkommando der Wehrmacht/Abwehr unterstellt, Einsatz ab 1941 Dünaburg, später Kaukasus.
  • Schädigung: bei Nariman (50 km westlich Stalingrad) am 30.8.1942 verwundet (Artilleriegeschoßsplitter Kopf); abgegeben an Hauptverbandsplatz
  • 19.10.1942: verstorben um 8.00 Uhr im Kriegslazarett 4/533 Artemowsk infolge Verwundung
  • Grablage: Heldenfriedhof Artemowsk

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Vgl. Agnes Moosman: Schicksal von Alfons Forstenhäusler
  2. Bildung eines Brückenkopfes über die Chervlenaya-Schlucht (nahe Gawrilowka) durch einen Husarenstreich in „Volltarnung“
  3. Leutnant d. R. Heinz Hövel (ehem. Führer des Erkundungszug Stabskompanie 3/III. Abteilung/Panzer-Regiment 21) war Zugführer in der 9. Schwadron der III. Abteilung (III./Panzer-Regiment 24) und für das Unternehmen zuständig, hierzu wurde eine Kampfgruppe gebildet, der die getarnten „Brandenburger“ vorausfuhren.
  4. in: Death of the Leaping Horseman: The 24th Panzer Division in Stalingrad von Jason D. Mark
  5. in: Helmut Spaeter: Die Brandenburger, München 1978, Seite 224
  6. Alfons Forstenhäusler bei weltkriegsopfer.de
  7. Agnes Moosmann, geborene Forstenhäusler, wurde am 20. Juli 1925 in Kofeld bei Bodnegg geboren. Viele Jahre widmete sie sich der Familien- und Heimatgeschichte und im besonderen auch den Schicksalen der in den Kriegen Gefallenen. Die Gemeinde Bodnegg hat Agnes Moosmann für ihre Verdienste mit der Bürgernadel geehrt. Sie war Mitglied er Forschergruppe Oberschwaben e. V.