Fratzscher, Marcel
Marcel Fratzscher (geb. 25. Januar 1971 in Bonn) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler; Direktor des DIW.
Werdegang
2001 trat Fratzscher in den Dienst der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt/Main, die 1998 gegründete verantwortliche Institution für die Europäische Währungsunion. Fratzscher war ab 2001 in der EZB-Generaldirektion für Forschung tätig, zunächst als Economist, ab 2004 als Advisor und ab 2006 als Senior Advisor. 2008 wechselte er in die Generaldirektion für Internationale & Europäische Beziehungen, wo er zum Abteilungsdirektor für International Policy Analysis ernannt wurde. Fratzschers Generaldirektion gehörte zunächst zum Ressort von EZB-Direktor Lorenzo Bini Smaghi, seit 2012 zu dem des neuen bundesdeutschen Direktors Jörg Asmussen. In seiner Abteilung konzipierte Fratzscher Positionen der EZB zu den volkswirtschaftlichen Themenfeldern globale und europäische Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik, zu regionalen Themen in Asien und Lateinamerika sowie zur globalen Finanzmarktarchitektur und deren Institutionen. Konkret war er beispielsweise an der Ausarbeitung der EZB-Positionen zu den G-20-Treffen beteiligt. Darüber hinaus erhielt Fratzscher an der Universität Frankfurt einen Lehrauftrag für Internationale Makroökonomik und Empirische Wirtschaftsforschung.
Im August 2012 berief das Kuratorium des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin unter Leitung von Bert Rürup Fratzscher nach monatelanger Suche zum neuen Vorsitzenden des Vorstands. Fratzscher löste zum 1. Februar 2013 Gert Wagner als Präsident ab, der den Posten nach Rücktritt des seit 1998 amtierenden Klaus F. Zimmermann im Februar 2011 interimistisch übernommen hatte. Das DIW war 1925 von Ernst Wagemann zunächst als „Institut für Konjunkturforschung“ gegründet worden und etablierte sich als eines der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Ansehen erwarb sich das DIW nicht zuletzt durch die Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), eine seit 1983 jährlich durchgeführte Analyse privater Haushalte auf empirischer Basis über Einkommensentwicklung und Ausgaben-Verhalten. Ein Rückschlag war 2007 die erstmalige Nichtberücksichtigung des DIW durch die Bundesregierung bei der Erarbeitung der Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute über die konjunkturelle Entwicklung. Zudem gab es Unstimmigkeiten mit dem Landesrechnungshof Berlin über die Verwendung der Mittel sowie Querelen um die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung des DIW.