Friedlaender, Ernst

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Ernst Friedlaender (* 4. Februar 1895 in Wiesbaden; † 13. Januar 1973 in Köln) war ein jüdischer Publizist.[1]

Werdegang

Ernst Friedlaender, evangelisch, wurde am 4. Februar 1895 in Wiesbaden geboren. Nach im Jahre 1913 mit dem Abitur abgeschlossenen Gymnasialbesuch studierte er Philosophie an den Universitäten Tübingen, Leipzig, Berlin, Bonn und Köln. Den Ersten Weltkrieg machte er als Soldat mit. Nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst setzte er sein Studium an den Universitäten Bonn, Berlin und Köln fort, bis er es unter dem Druck der wachsenden Inflation aufgeben und umsatteln mußte. Er wurde Lehrling und später Angestellter bei einer Berliner Bank.[2] Danach (Weimarer Zeit) kam er zur Agfa-Anilinfabrikation und von dieser zu IG-Farben AG, für die er als Direktor und Filialleiter ab 1929 in den Vereinigten Staaten von Amerika tätig war.[3]

Im Jahre 1931 gab Friedlaender seine Stellung bei der IG-Farbenindustrie in Deutschland auf und ging ins Ausland, zuerst nach Lugano (Schweiz), dann nach Liechtenstein. In Vaduz veröffentlichte er die Bücher „Frieden und Abendland“, „Wesen des Friedens“ und seine „Reden an die deutsche Jugend“ sowie später die Schrift „Von der inneren Not“, die nach 1945 auch in Deutschland erschien.

Die Zeit

Im Jahre 1946 kehrte Friedlaender nach Deutschland zurück, wo er von Oktober 1946 bis Juli 1950 als stellvertretender Chefredakteur und Leitartikler der Wochenzeitung „Die Zeit“ tätig war.

Seither war Friedlaender nach amerikanischem Vorbild als „columnist“, d.h. als Verfasser, allwöchentlich unter gleichem Titel an gleicher Stelle erscheinender politischer Leitartikel bei den Zeitungen Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost tätig. Sie erschienen unter dem Titel „Wie ich es sehe“. Durch die Eigenwilligkeit seiner Auffassungen hatte sich Friedlaender einen beachtlichen Leserkreis geschaffen. Außerdem wirkte Friedlaender als Rundfunkkommentator beim NDR.

Er galt als journalistischer Vertrauter von Konrad Adenauer; auch „Zeit“-Chef Gerd Bucerius war politisch eng mit dem ersten Kanzler verbunden und vertrat die CDU von 1949 bis 1963 im Bundestag.[3]

Friedlaender gehört zu den Vorkämpfern des Gedankens einer europäischen Einigung. Als solcher wurde er im Mai 1954 zum Vizepräsidenten des deutschen Rats der Europäischen Bewegung ernannt. Am 29. Oktober 1954 erfolgte in Hannover durch die Delegiertenversammlung der Europa-Union seine Wahl zum Präsidenten der Organisation. Er folgte im Amt dem CDU-Bundestagsabgeordneten Paul Leverkühn, der aus Gesundheitsrücksichten zurückgetreten war. Dieses Amt legte Friedlaender im Juni 1957 nieder und begründete diesen Schritt ebenfalls mit dem Hinweis auf seinen Gesundheitszustand. Nachfolger wurde Friedrich Carl, Freiherr von Oppenheim. Friedlaender wurde Ehrenpräsident der Europaunion.[2]

Am 1. April 1960 beendete Friedlaender seine 10jährige Tätigkeit als einziger westdeutscher politischer Kolumnist mit einem letzten Beitrag im Hamburger Abendblatt „Alter und Jugend“. Er verabschiedete sich mit den Sätzen: „Die Alten bei uns, sofern sie nicht gehen müssen, gehen oft zu ungern und zu spät ... Wenn der alte Mann im jungen nicht die notwendige und erwünschte Kraft der Ablösung, sondern eher den Konkurrenten erblickt, so ist es im Staatswesen nicht zum Besten bestellt.“ In den folgenden Jahren lebte Friedlaender als freier Schriftsteller im toskanischen Siena. 1955 erhielt er das große Bundesverdienstkreuz.[2]

Ab 1960 lebte er im italienischen Siena.

Familie

Ernst Friedlaender war mit der Ärztin Franziska, geborene Schulz, verheiratet und hatte drei Kinder. Eine Tochter ist Katharina Focke, seit 1969 SPD-Abgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und von 1972 bis 1976 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit. Mit ihr zusammen veröffentlichte er 1963 das Buch „Europa über den Nationen“. 1965 erschien von Friedlaender „Pius XII. und das Dritte Reich“, eine Dokumentation aus Archiven des Dritten Reichs, ergänzt aus amerikanischen und israelischen Quellen.

Ernst Friedlaender starb im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus in Köln.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 06/1973 vom 29. Januar 1973
  2. 2,0 2,1 2,2 Munzinger-Archiv GmbH, 1973
  3. 3,0 3,1 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9