Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von

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Geheimrat Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ritter von Schelling

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, seit 1812 Ritter von Schelling (Lebensrune.png 27. Januar 1775 in Leonberg; Todesrune.png 20. August 1854 in Bad Ragaz), war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller.

Leben

Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1835
Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Grabmal in Bad Ragaz (Kanton St. Gallen, Schweiz); Die Inschrift unter dem Basrelief, das von Schelling inmitten seiner Schüler zeigt, lautet:

Dem ersten Denker Deutschlands
Friedrich Wilhelm Joseph
von Schelling
Geheimrath und Professor
der Philosophie

Seine Maiestaet der Koenig von Bayern

Maximilian II.
setzte seinem geliebten Lehrer
dieses Denkmal.

Mit einer Sondergenehmigung konnte Schelling 1790 bereits im Alter von knapp sechzehn Jahren in das Tübinger Evangelische Stift, das zur Universität gehörte, aufgenommen werden. Dort studierte er Evangelische Theologie gemeinsam mit Friedrich Hölderlin und Georg W. F. Hegel. In seinen philosophischen Anfängen wurde Schelling auch durch die Philosophie Johann Gottlieb Fichtes stark beeinflußt. Von 1798 bis 1803 lehrte Schelling als Professor für Philosophie in Jena. Ab 1802 arbeitete Schelling mit Hegel zusammen; beide gaben die Zeitschrift Kritisches Journal der Philosophie heraus (1802–1803).

Professor in Würzburg

1803 wird Schelling an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg auf den Lehrstuhl für Philosophie berufen, wo er bis 1806 blieb und sich besonders auch mit medizinischen Themen beschäftigte. Er versuchte im Gegensatz zur praktisch-experimentellen Vorgehensweise, die Medizin seiner Zeit mit spekulativer Methodik und ausgeklügelten Gedankengebäuden theoretisch zu begründen, beeinflußte mit seiner Auslegung von Naturphilosophie (Identität von Sein und Bewußtsein, Materie und Geist sowie Leib und Seele) viele Ärzte in Deutschland und gilt als Wegbereiter der von etwa 1800 bis 1830 verbreiteten „romantischen Medizin“. Die dabei angenommene Einheit von Leib und Seele trug entscheidend zum damaligen Aufschwung der Psychiatrie bei. Die Geisteskrankheiten wurden in gelehrten Kreisen zu einem Modethema und auch Heinrich von Kleist hatte in dieser Zeit wohl aus dementsprechender Neugier die Irrenabteilung des Würzburger Juliusspitals aufgesucht.

Einige Anhänger Schellings bildeten den sogenannten Würzburger Schelling-Kreis, dem unter anderem der Mediziner und Naturphilosoph Carl Windischmann (1775-1839) und der Brownianer Andreas Röschlaub (1768-1835) sowie Ignaz Döllinger angehörten. [1]

Neben der Schrift Philosophie und Religion (1804) entstand in Würzburg das System der gesamten Philosophie und der Naturphilosophie, insbesondere (Würzburger Vorlesungen) eines der Hauptwerke der Identitätsphilosophie.

Weitere Lehrtätigkeit

1806 ging Schelling nach München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat, Mitglied der „Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ wurde und bis 1820 blieb. 1808 wurde er Generalsekretär der neu gegründeten „Akademie der Bildenden Künste“ in München. 1820–1826 dozierte Schelling als Honorarprofessor ohne feste Lehrverpflichtung in Erlangen. 1827 wurde er als ordentlicher Professor an die neu errichtete Universität München berufen, wo er bis 1841 Vorlesungen hielt. 1841 wurde Schelling nach Berlin auf den vakanten Lehrstuhl Hegels berufen.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:[2]

Der „Naturphilosoph“, Begründer des Identitätssystems; Professor zu Jena, Würzburg, Erlangen, München, seit 1841 zu Berlin. Er lehrte, die Gesetze der Natur müßten sich als Gesetze des Bewußtseins nachweisen lassen, und umgekehrt; alle Gegensätze vereinigen sich im Unendlichen, in der absoluten Identität des Idealen und Realen, der Natur und des Geistes. Nach seinen Berliner Vorlesungen über „Philosophie der Mythologie und Offenbarung“ ist jedes Absolute nicht mehr Unmittelbar die Wirklichkeit; sondern Herr der drei Potenzen, der materiellen, der wirkenden und der Endursache alles Wissens und Seins, ist Gott, der sie nach freiem Entschluß in sich spannen und entlassen kann. Goethe findet Schelling's große Klarheit bei der großen Tiefe erfreulich. Hauptwerke: „Ideen zur Philosophie der Natur“, „Entwurf und Einleitung zu einem System der Naturphilosophie“, „Darstellung meines Systems der Philosophie“, „System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere“. Seine erste Gattin war Karoline Michaelis, seine zweite Pauline Gotter, sein jüngster Sohn Hermann ist der jetzige Justizminister Preußens.

Kurze Einführung in Schellings Philosophie

Kurze Einführung in Schellings Philosophie:[3]

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Zitate

  • Es ist nicht wahr, daß Schelling, nach Hegels gehässiger Bemerkung, seine Ausbildung vor dem Publikum gemacht hätte; aber es trifft zu, daß der von seinem eigenen Schwung überwältigte junge Autor sich auch vor einer Öffentlichkeit produzierte, in der es viele gab, die seine Bravourstücke mit dem Eidechsenblick ungerührter Mittelmäßigkeit anstarrten.“ — Peter Sloterdijk[4]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Dr. phil. h. c. (Landshut 1802)
  • Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone (1808)
  • Bayerischer Personaladel, 1812
  • Mitglied der Akademie der vereinigten bildenden Künste (Wien 1812)
  • Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (ausw. 1832, o. 1842)
  • Orden der französischen Ehrenlegion (1833)
  • Ritterkreuz des Verdienstordens der württembergischen Krone (1834)
  • Mitglied der Academie des sciences morales et politiques (Paris 1834)
  • Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (1834)
  • Ritter des griechischen Erlöserordens (1835)
  • Kommandeurskreuz des bayerischen Verdienst-Ordens vom heiligen Michael (1838)
  • Dr. theol. h. c. (Halle 1841)
  • Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ für Wissenschaften und Künste (1842)
  • Roter Adler Orden, II. Klasse (1844)
  • Kommandeurskreuz des Verdienst-Ordens der Bayerischen Krone (1845)
  • Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, 1853 (gemeinsam mit Franz Leopold von Ranke)

Schriften (Auswahl)

  • Einleitung zu seinem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie (PDF-Datei)
  • Ideen zu einer Philosophie der Natur. 2e, verbesserte und vermehrte Auflage (PDF-Datei)
  • Von der Weltseele (PDF-Datei)
  • Bruno oder über das göttliche und natürliche Princip der Dinge (PDF-Datei)
  • Ueber die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt (PDF-Datei)
  • Darlegung des wahren Verhältnisses der Naturphilosophie zu der verbesserten fichte'schen Lehre (PDF-Datei)
  • Philosophie und Religion (PDF-Datei)
  • Ueber die Gottheiten von Samothrace (PDF-Datei)
  • Vom Ich als Princip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen (PDF-Datei, Netzbuch)
  • Vorlesungen über die Methode des academischen Studium (PDF-Datei)
  • Friedrich Wilhelm Joseph von Schellings sämmtliche Werke (In Auswahl auf Archive.org)

Literatur

  • Gustav Leopold Plitt: „Aus Schellings Leben“ (1870) (PDF-Datei)
  • Otto Pfleiderer: „Friedrich Wilhelm Joseph Schelling - Gedächtnissrede zur Feier seines Secular-Jubiläums am 27. Januar 1875“ (PDF-Datei)
  • Heinrich Eberhard Gottlob Paulus: „Die endlich offenbar gewordene positive Philosophie der Offenbarung; oder, Entstehungsgeschichte, wörtlicher Text, Beurtheilung und Berichtigung der v. Schellingischen Entdeckungen über Philosophie überhaupt, Mythologie und Offenbarung des dogmatischen Christenthums im Berliner Wintercursus von 1841-42“ (PDF-Datei)
  • Otto Braun: „Hinauf zum Idealismus. Schelling-Studien“ (1908) (PDF-Datei)
  • Theodor Hoppe: „Die Philosophie Schelling's und ihr Verhältniss zum Christenthum“ (1875) (PDF-Datei)
  • Ludwig Noack: „Schelling und die Philosophie der Romantik - ein Beitrag zur Culturgeschichte des deutschen Geistes“ (1859) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • „Schelling und die Offenbarung; Kritik des neuesten Reaktionsversuchs gegen die freie Philosophie“ (1842) (PDF-Datei)
  • Hubert Karl Philipp Beckers: „Historisch-kritische Erläuterungen zu Schelling's Abhandlungen über die Quelle der ewigen Wahrheiten und Kant's Ideal der reinen Vernunft“ (1858) (PDF-Datei)
  • Julius Frauenstädt: „Schelling's Vorlesungen in Berlin; Darstellung und Kritik derselben mit besonderer Beziehung auf das Verhältnis zwischen Christenthum und Philosophie“ (1842) (PDF-Datei)
  • Constantin Frantz: „Schelling's positive Philosophie, nach ihrem Inhalt, wie nach ihrer Bedeutung für den allgemeinen Umschwung der bis jetzt noch herrschenden Denkweise für gebildete Leser dargestellt“ (1879) (PDF-Datei)
  • Manfred Schröter: „Der Ausgangspunkt der Metaphysik Schellings. Entwickelt aus seiner ersten philosophischen Abhandlung ‚Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie Überhaupt‘“ (1908) (PDF-Datei)
  • Franz Munk: „Einheit und Duplizität im Aufbau von Schellings System des transzendentalen Idealismus“ (1910) (PDF-Datei)
  • Paul Tillich: „Mystik und Schuldbewusstsein in Schellings philosophischer Entwicklung“ (1912) (PDF-Datei)
  • Friedrich Köppen: „Schellings Lehre oder das Ganze der Philosophie des absoluten Nichts“ (1803) (PDF-Datei)
  • Heinrich Lisco: „Die Geschichtsphilosophie Schellings 1792-1809“ (1884) (PDF-Datei)
  • Christian Kapp: „Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Ein Beitrag zur Geschichte des Tages von einem vieljährigen Beobachter“, 1843 (PDF-Datei)
  • Hubert Beckers: „Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling - Denkrede am 28. März 1855“ (PDF-Datei)
  • Alexander Jung: „Fr. Wilhelm Joseph von Schelling und eine Unterredung mit demselben im Jahre 1838 zu München“, 1864 (PDF-Datei)
  • Egon Pallon: „Schelling“, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): „Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie.“ Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 153–165

Verweise

Fußnoten

  1. Werner E. Gerabek: Windischmann, Carl Joseph Hieronymus, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1500
  2. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  3. Johannes Rehmke: „Grundriss der Geschichte der Philosophie zum Selbststudium und für Vorlesungen“, 1896, S. 276ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  4. Peter Sloterdijk: Philosophische Temperamente. Von Platon bis Foucault. Pantheon-Verlag, München 2011, S. 89, ISBN 978-3-570-55138-7