Frontwechsel Rumäniens (Zweiter Weltkrieg)

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Der Frontwechsel Rumäniens vollzog sich mitten in der Schlacht von Jassy im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland am 23. August 1944. Der Verrat hatte den totalen Zusammenbruch der Südostfront zur Folge und führte letztlich zur vollständigen Besetzung und Zerstörung Europas.

Im Krieg gegen die Sowjetunion war Rumänien der wichtigste Bündnispartner des Deutschen Reiches. Es betrachtete dieses Unternehmen als Befreiung von Bessarabien und der Nordbukowina, welche die UdSSR aufgrund eines Ultimatums 1940 annektiert hatte. Die geheimen Verhandlungen zum Verrat an Deutschland wurden dann in Stockholm, Madrid, in der Schweiz, in Ankara und Kairo geführt. In Rumänien rechnete man mit einer Landung der Anglo-Amerikaner auf dem Balkan und einem Vorstoß nach Rumänien. Als die Landung ausblieb und die Rote Armee im April 1944 bereits rumänisches Territorium erreicht hatte, entschloß man sich in Bukarest zum Handeln, um einer sowjetischen Besetzung zuvorzukommen. Am 12. April 1944 hatte die Sowjetunion in Übereinstimmung mit ihren englischen und VS-amerikanischen Verbündeten Rumänien die Waffenstillstandsbedingungen mitgeteilt:

  1. Bruch Rumäniens mit Deutschland und Frontwechsel unter dem Kommando der Roten Armee gegen die deutsche Wehrmacht
  2. Anerkennung der sowjetisch-rumänischen Grenze vom 22. Juni 1941, also der Annexion Bessarabiens und der Nordbukowina durch die UdSSR im Jahr 1940
  3. Zahlung von Reparationen
  4. Entlassung der alliierten Kriegsgefangenen
  5. Bewegungsfreiheit für die Rote Armee auf rumänischem Territorium
  6. Rückgabe Nordsiebenbürgens von Ungarn an Rumänien

Weder Ion Antonescu noch der Königshof ahnten bei ihrem Verrat, daß die Westalliierten Rumänien bereits dem Kreml zugesichert hatten. Am 5. Mai 1944 hatten sich Engländer und Sowjets dahingehend geeinigt, daß Rumänien zur sowjetischen und Griechenland zur englischen Interessensphäre gehören sollte. Am 12. Juni gab der VS-amerikanische Präsident Roosevelt seine Zustimmung zu diesem Plan:

„Am 5. Mai 1944 teilte der britische Außenminister, Anthony Eden, dem sowjetischen Botschafter in London, Ivan M. Majskij, die Absichten seiner Regierung hinsichtlich militärischer Einfußsphären auf dem Balkan mit. Nicht einmal zwei Wochen mußte Eden auf die Antwort aus Moskau warten. Die sowjetische Führung war damit einverstanden, wollte aber die Zustimmung der USA einholen! Am 15. Juli 1944 meldete Washington auf die direkte sowjetische Anfrage zwar offiziell Vorbehalte an, aber dies war lediglich ein schwacher Protest und geradezu eine Einladung an Churchill und Stalin, weitere Schritte zu unternehmen.“[1]

Damit war das Schicksal Rumäniens besiegelt, und die Hoffnung rumänischer Politiker auf Hilfe seitens der Westalliierten erwies sich als Wunschtraum.

Die sowjetische Offensive, bekannt als Operation Jassy-Kischinew, begann am 20. August 1944. Ihr erstes Angriffsziel war, wie General Hans Frießner vorausgesehen hatte, die Einkesselung der 6. deutschen Armee. Sie wurde nach einer sowjetischen Zangenoperation aus dem Raum nordwestlich von Jassy und aus dem Brückenkopf südwestlich von Tiraspol im Raum Kischinew eingeschlossen. Schon am ersten Tag durchbrachen die Sowjettruppen die deutsch-rumänischen Verteidigungslinien an mehreren Stellen. Gezielt wurden dafür jene Frontabschnitte ausgesucht, an denen die wenig kampfkräftigen rumänischen Einheiten lagen. Dieses Wissen kann nur auf Verrat von deutscher oder rumänischer Seite zurückzuführen sein. Die Durchbruchstellen waren wegen der stark befestigten Verteidigungsstellungen nur 5 bis 8 Kilometer breit. Letzte Hoffnung war, daß die Einbrüche an den Nahtstellen zwischen den rumänischen und den deutschen Einheiten doch noch abgeriegelt werden konnten. Auf der Höhe nordwestlich von Letcani ließen die Rumänen bolschewistische Panzer und Lastkraftwagen mit aufgesessener Infanterie friedlich passieren. Die 3. rumänische Infanteriedivision trat befehlswidrig nur mit geringen Teilen zum Gegenangriff an. Die mit deutschen Panzern ausgerüstete 1. rumänische Panzerdivision setzte sich mit unbekanntem Ziel ab, und auch der Kommandeur der 21. rumänischen Division war unauffindbar.

Am Abend des 23. August 1944 verkündete der rumänische König Michael um 22 Uhr in einer Rundfunkproklamation den Bruch mit Deutschland, die Einstellung der Kampfhandlungen gegen die Alliierten und speziell an der Front gegen die Rote Armee. Es sollte sein erster und auch letzter Auftritt auf der politischen Bühne bleiben. Sowohl für die deutsche Gesandtschaft und Militärmission in Bukarest als auch für das deutsche Führerhauptquartier kam der Frontwechsel Rumäniens völlig überraschend. Der deutsche Gesandte in Bukarest, Baron Manfred von Killinger, hatte alle Meldungen über einen Abfall Rumäniens als „Latrinengerüchte“ abgetan und anläßlich der letzten Zusammenkunft Adolf Hitlers mit Ion Antonescu noch am 5. August 1944 in einer Einschätzung der Lage die Loyalität der Rumänen und ihre Bereitschaft versichert, an der Seite Deutschlands weiterzukämpfen. Der Garant des Bündnisses mit Deutschland, so Killinger, sei König Michael.

Was die Haltung Killingers betrifft, gibt es auch die Meinung, er habe die deutsche Staats- und Heeresführung bewußt falsch informiert. Sein Schwiegersohn Hans von Holtzendorff, der zeitweilig an der Gesandtschaft in Bukarest beschäftigt war, behauptet, daß sein Schwiegervater in die Geheimpläne Antonescus eingeweiht gewesen sei. Bei einem Überfall rumänischer Soldaten auf das Gebäude der deutschen Gesandtschaft in Bukarest, der in der Absicht durchgeführt wurde, die Mitglieder der Gesandtschaft zu verschleppen und den Bolschewisten auszuliefern, hatte sich der deutsche Gesandte Manfred von Killinger erschossen. Rumänische Einheiten gingen nun selbst zum Angriff gegen ihre einstigen Verbündeten über. Mehr noch, am 25. August 1944 erklärte Rumänien dem Verbündeten von vorgestern, Deutschland, den Krieg.

Durch den rumänischen Verrat an Europa verlor Deutschland nicht nur einen Verbündeten und die Karpaten als Verteidigungslinie sowie das rumänische Erdöl, sondern es brach zugleich die gesamte Balkanfront zusammen. Für Rumänien brachte der Frontwechsel nicht das Kriegsende und noch viel weniger eine Befreiung, es wurde vielmehr den Sowjets ausgeliefert. Diese beeilten sich nach dem 23. August keinesfalls, den Waffenstillstandsvertrag zu unterzeichnen. Sie behandelten das rumänische Militär in den ersten Tagen nach dem Staatsstreich nicht als Verbündeten und machten bis zum 31. August mehr als 120.000 Kriegsgefangene, nachdem diese, ohne Widerstand zu leisten, die Waffen niedergelegt hatten. Sie wurden erst vier bis fünf Jahre später aus sowjetischer Gefangenschaft entlassen, sofern sie diese überlebt hatten.

Die rumänische Armee wurde dann gezwungen, sich mit 12 Divisionen bis Mai 1945 auf ungarischem, slowakischem und böhmischem Territorium am Krieg gegen Deutschland und Europa zu beteiligen und erlitt dabei Verluste von rund 150.000 Mann für Stalin und dessen demokratische Helfershelfer in London und Washington.

Literatur

  • Franz Herberth: Neues um Rumäniens Frontwechsel am 23. August 1944. Ergebnisse einer Tagung von Erlebniszeugen und Beteiligten, Buchdruckerei Josef Jägerhuber, 1970

Verweise

Fußnoten

  1. Katharina Kilzer / Helmut Müller-Enbergs: Geist hinter Gittern. Die rumänische Gedenkstätte Memorial Sighet, Frank & Timme GmbH, S. 116