Familie Fugger

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Handelsverbindungen der Fugger 1500–1600

Die Fugger waren eine deutsche Kaufmannsfamilie, ein Bankhaus, eine Dynastie und die Begründer eines Zeitalters.

Geschichte

Handelswege und Niederlassungen der Fugger und Welser in Europa. In: „Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben“, Augsburg 1955, Karte 29

Begründet wurde das Imperium von den Söhnen Hans Fuggers, Andreas Fugger und Jakob Fugger, weitergeführt u. a. von Anton Fugger. Das schwäbische Kaufmannsgeschlecht, das seit der Einwanderung Hans Fuggers aus Graben im Jahr 1367 in der Freien Reichsstadt Augsburg ansässig war, waren Kaufherren, Montanunternehmer, Bankiers und die reichsten Menschen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und somit zur damaligen Zeit der Welt. Eine Linie, die Fugger „von der Lilie“, war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts außerordentlich mächtig. Der Name Fugger wurde, wie später z. B. Rothschild, europaweit zu einem Synonym für Reichtum und Macht.

Neue Deutsche Biographie

1367 wanderte Hans F. († nach 1408), Sohn des Bauern und Webers Hans F. aus Graben am Lechfeld, in Augsburg ein und erheiratete das Bürgerrecht. Ob er noch selbst am Webstuhl saß, ist ungewiß. 1397 besaß er bereits ein solches Vermögen, daß er das Haus „zum Rohr“ an der Reichsstraße erwerben konnte. Im Gegensatz zu den üblichen Gepflogenheiten trennten sich schon in der nächsten Generation die Brüder Andreas|(† 1457) genannt der „reiche F.“, der Stammvater der F. vom Reh (Wappenbrief 1462), und Jakob der Ältere († 1469), der Stammvater der F. von der Lilie (Wappenbrief 1473). Ihr durch Handel mit Webwaren und Metallen erworbenes Vermögen hielt sich durchaus noch in dem in Augsburg üblichen Rahmen. Erst in der nächsten Generation unter Jakob dem Reichen († 1525, s. 1) und seinem Vetter Lucas F. vom Reh († 1494) änderte sich dieses und führte bei Lucas auch schon zur Katastrophe. Gemeinsam mit seinen Brüdern Jakob († nach 1499) und Hans († 1503) gelang es Lucas, der in der Stadt zahlreiche Ehrenämter bekleidete, den Handel nach Italien (vor allem Venedig, Bemühungen um ein deutsches Handelshaus in Mailand), nach Polen, in die Niederlande (Antwerpen) und sogar hinüber nach London auszudehnen. Spätestens 1489 trat Lucas mit Maximilian I. in geschäftliche Verbindungen. Für Darlehen von über 10 000 Gulden erhielt er vom König die Stadt Löwen zum Pfand. Trotz Verhängung der Reichsacht und Prozeß blieb sie Lucas und seinen Erben die Summe schuldig, und Maximilian tat nichts, seinen Geldgeber anderweitig zu entschädigen. Von dem nun unausbleiblichen Bankrott der Firma F. vom Reh erholte sich dieser Zweig der Familie nicht mehr. Lucas starb in Armut. Von seinen und seiner Brüder Nachkommen gelang trotz vieler Bemühungen nur dem Nürnberger Zweig ein neuer Aufstieg in einem im Vergleich zum Wohlstand der F. von der Lilie bescheidenen Umfang. Bis ins 17. Jahrhundert hinein lassen sich Angehörige der Familie in Süd-, Mittel- und Ostdeutschland nachweisen. Ein Zweig lebt noch heute in Warschau (Fukier). Glücklicher verlief die Geschichte des anderen Zweiges der Familie, der F. von der Lilie. Der Schwerpunkt der Interessen der von ihr gebildeten Gesellschaft lag vor allem auf dem Handel mit Kupfer, Silber, Quecksilber und Zinnober, zeitweise auch auf dem mit Gold. Daneben trat der Handel mit Konsumgütern, auch der mit Gewürzen und Tuchen zurück. Nur selten beteiligte sich die Firma an überseeischen Unternehmungen. Sie war der größte Metallieferant der Zeit, hat aber wohl nie daran gedacht, die durch ihre Berg- und Schmelzwerke erzeugten gewaltigen Metallmengen grundsätzlich selbst zu verarbeiten. Ihre monopolartige Stellung ließ sie gelegentlich die Handelspartner und fürstlichen Schuldner fühlen. Neben dem Handel beruhte die Bedeutung der Firma auf dem damit verbundenen Geldgeschäft, hervorgerufen durch den großen Kreditbedarf der Staaten und fürstlicher Hofhaltungen, und auf der Notwendigkeit, große Geldsummen in andere Länder und an die Kurie zu transferieren. Nur einen recht bescheidenen Teil des Kapitals machten die Anteile der Gesellschafter aus, der überwiegende Teil setzte sich aus festverzinslichen Einlagen von Außenstehenden zusammen. An den Brennpunkten ihrer Interessen (Tirol, Ungarn, Italien, Niederlande, England und Spanien) wurden Faktoreien oder Agenturen eingerichtet. Mit Hilfe ihrer dortigen Vertreter, die nicht nur als Kauf- und Bankfachleute tüchtig sein mußten, verfügte die Firma über ausgezeichnete Möglichkeiten, sich schnell zuverlässige Nachrichten zu verschaffen, die sie nach eigenem Ermessen an ihre Kunden weitergab. Daraus entstand schon vor 1520 die „Fugger-Zeitung“, die im späten 16. Jahrhundert berühmt wurde.
Der Erfolg und Aufstieg der F. von der Lilie beruhten wohl neben der überragenden kaufmännischen Begabung Jakobs des Reichen s. (1) und Antons s. (2) darauf, daß der Kreis der Gesellschafter immer auf die erwachsenen männlichen Mitglieder der Familie nicht geistlichen Standes beschränkt blieb und daß nicht der Besitzer der größten Einlagen, sondern der Geschäftstüchtigste ohne Rücksicht auf sein Alter vom Vorgänger zum Leiter der Firma bestimmt wurde. So ging die Leitung von Jacob dem Älteren über seinen Sohn Ulrich (siehe Genealogie 1) auf dessen Bruder Jakob den Reichen s. (1), dessen Neffen Anton s. (2), dessen Neffen Johann Jakob s. (4) und dessen Vetter Markus s. (6) über. Dieses System monarchischer Spitze der Gesellschaft wurde bedenklich und gefährlich, als es schon in der 3. Generation nicht mehr gelang, einen gleichwertigen Nachfolger für Anton († 1560, s. 2) zu finden, man sich aber auch nicht entschließen konnte, Antons Rat zu befolgen und die Gesellschaft aufzulösen (privater Bankrott des Johann Jakob [s. 4] und seine Absetzung als Firmenleiter 1564, 1591 Rücktritt des Markus [s. 6] von der Leitung der Firma, Krankheit des Johannes [s. 5]). Die Fähigkeiten und Interessen der Familienmitglieder wandten sich schon in der 3. Generation anderen Gebieten, der Kunst und Wissenschaft, zu, und ihre soziale Stellung verschob sich, gefördert durch adelige Heiraten – die F. des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts hatten Bürger- und nur sehr selten Patriziertöchter geheiratet – und den großen Landerwerb, der ursprünglich als krisenfeste Vermögensanlage gedacht war; die Familie wuchs in den mittleren und hohen Adel hinein. Schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts finden wir wiederholt höhere Offiziere in der Familie, und neben Dom- und Stiftsherren und Mitgliedern des Deutschen Ordens treffen wir schon die Bischöfe Sigmund Friedrich von Regensburg (siehe Genealogie 4) und Jakob von Konstanz s. (3) an. Dabei handelt es sich um kirchliche Würden, die damals ausschließlich dem mittleren und hohen Adel vorbehalten waren. Die Mitglieder der Familie saßen immer häufiger auf ihren adligen Landsitzen als in den Kontoren der Gesellschaft, sie waren Grundherren geworden und betonten dieses auch immer wieder selbst. Sie übernahmen oberste landesherrliche und kaiserliche Hofämter, und diese adelige Lebensform duldete keine eigene Betätigung im Warenhandel und Bankgeschäft. Der Zweig Babenhausen wurde mit Anselm s. (10) noch wenige Jahre vor dem Untergang des Reiches in den Reichsfürstenstand erhoben. Diese Erhebung erfolgte allerdings so spät, daß den F. keine Zeit mehr verblieb, ihren Besitz zu einem Territorium auszubauen. Versuche und Pläne Antons, durch Gewinnung der Markgrafschaft Burgau oder gar der Pfalzgrafschaft Neuburg ähnlich wie die Medici im 16. Jahrhundert ein Territorium zu bilden, haben sich nicht verwirklichen lassen.
Die Tradition der Gesellschaft und die Umschichtung großer Vermögenswerte in Landbesitz bewahrte die Familie und ihre umfangreichen Stiftungen trotz der ungeheuren Verluste in Spanien vor einem Konkurs im 17. Jahrhundert und damit vor dem Schicksal der Welser. Das Aufgehen in den Adel und das Fehlen von kaufmännischen Begabungen im 17. und 18. Jahrhundert ließ die Gesellschaft trotz des großen Bedarfs an Metallen in dieser Zeit nicht wieder aufblühen. (Ihre Auflösung war um 1650 beendet.) Diese Aufgaben der Metallversorgung der Staaten, des fürstlichen Anleihewesens und des Handwerks übernahmen andere Familien, jüdischer Hoffaktoren oder die Staaten selbst. Ausgangspunkt für alle weiteren wirtschaftlichen Unternehmungen in den letzten Jahrhunderten war und ist noch heute der große Grundbesitz der Familie. Von den F. der letzten Jahrhunderte sind noch zu nennen: Anton Ignaz Graf F. von Glött (1711-87)), Domherr in Köln, Propst von Ellwangen, Bischof von Regensburg (seit 1769), sorgte bei der Auflösung des Jesuitenordens für Erhaltung von dessen Anstalten in Regensburg und für die Neugründung des Priesterseminars; →Ignaz Joseph Cajetan (1720–91), bayerischer Staats- und Konferenzminister; →Leopold (1797–1859) und →Hartmann (1829–99), beide bayerische Regierungspräsidenten (s. Schärl); Theodor (* 1823) sympathisierte mit der Revolution 1848 und wurde 1850 in Landau von bayerischen Truppen standrechtlich erschossen; Carl Ernst F. von Glött (1859-1940) wurde 1913 in den bayerischen Fürstenstand erhoben, war Kronoberstmarschall und letzter Präsident des Reichsrates der Krone Bayern; Josef Ernst Fürst F. von Glött (* 1895) gehörte zum Kreisauer Kreis der Widerstandsbewegung und war 1949-53 Mitglied des Bundestages.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Anton Stauber: Das Haus Fugger – Von seinen Anfängen bis zur Gegenwart, 1900 (PDF-Datei)
  • Max Jansen: Die Anfänge der Fugger bis 1494 (1907) (PDF-Datei)
  • Victor Klarwill: Fugger-Zeitungen. Ungedruckte Briefe an das Haus Fugger aus den Jahren 1568–1605 (1923) (PDF-Datei)
  • Konrad Haebler: Kolonial-Unternehmungen der Fugger, Ehinger und Welser im 16. Jahrhundert, in: „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde“, 1892 (PDF-Datei)
  • Jacob Strieder: Die Inventur der Firma Fugger aus dem Jahre 1527 (1905) (PDF-Datei)
  • Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert (1922) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Jakob Strieder: Jakob Fugger, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Erster Band, S. 402–418
  • Hans Boehm: Pioniere deutschen Kaufherrentums: Die Fugger, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 27–57
  • Eugen Ortner: Das Weltreich der Fugger, Historischer Roman. 2 Bände 1939/40 (Achtung: Die nach 1945 erschienene Ausgabe wurde politisch korrekt zusammenzensiert. Maßgeblich ist allein die Originalausgabe!)

Verweise

Fußnoten