Fugger, Jakob

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Jakob II., genannt „der Reiche“, Begründer des Fuggerschen Handelshauses in Augsburg; Silberstift-Zeichnung von Hans Holbein der Ältere um 1500

Jakob Fugger von der Lilie (Lebensrune.png 6. März 1459 in Augsburg; Todesrune.png 30. Dezember 1525 ebenda), genannt Jakob Fugger der Reiche (gelegentlich auch der Jüngere), war seinerzeit Europas reichster und bedeutendster Kaufmann und Bankier sowie berühmter Sproß der Familie Fugger.

Leben

Hochzeitsbildnis der Eheleute Jakob Fugger und Sibylla Artzt[1]
Jakob Fugger, der Reiche, von Albrecht Dürer befindet sich heute in Augsburg in der Staatsgalerie Altdeutsche Meister.

Jakob war der siebte Sohn Jakobs I. Seine Mutter war Barbara Fugger. Fugger wurde zur ebenso bewunderten wie verhaßten Symbolfigur für den Monopolkapitalismus der großen Handelsfirmen, der von Martin Luther und anderen Reformatoren scharf angegriffen wurde:

„Wie sollte das immer mögen göttlich und gerecht zugehen, daß ein Mann in so kurzer Zeit so reich werde, daß er Könige und Kayser auskaufen möchteß?“

Er stiftete die Fuggerkapelle in St. Anna als Grablege für sich und seine Brüder und ließ die bis heute bestehende „Fuggerei“ als Wohnsiedlung für mittellose Augsburger Bürger bauen. Der Reformation stand er eindeutig ablehnend gegenüber.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:

Ausgreifend und unersättlich war auch der Wille, der die Sippe der Fugger zu den ersten Handelsherren des Erdteils gemacht hat. Als kleiner Webergeselle hatte der Ahn sein Handwerk begonnen. Nach einigen Geschlechterfolgen bereits kamen Kaiser und Fürsten in das Augsburger Stammhaus und verpfändeten für geliehene Riesensummen Krone und Land. Fuggerische Warenzüge fuhren auf allen Straßen Europas. Kein wichtiger Handelsplatz, in dem nicht die Fugger ein Kontor errichtet hätten, um von hier aus ihre Netze zu spinnen. Ihr weltweiter, unternehmender Geist spannte sich in die entlegensten Teile der Erde, trug sich mit überseeischen Plänen, setzte die seltensten Gewürze des Ostens ebenso in seine Rechnung ein wie die Früchte des heimischen Bodens. So war auch ein neues wirtschaftliches Denken erwacht, das seinen umfassenden Absichten keine Grenzen wußte. Auch in diesem nüchternen Kaufherren zitterte unruhig die germanische Erobererseele, die in engen Schranken verkümmert, weil sie zum Atmen die freie Welt braucht.[2]

Allgemeine Deutsche Biographie

Die berühmte Familie der F. soll, ehe sie sich in Augsburg niederließ, der Tradition nach in dem bei Schwabmünchen gelegenen Dorfe Graben ansässig gewesen sein und sich daselbst außer mit der Landwirthschaft mit Weben und Färben beschäftigt haben — eine Annahme, die an Glaubwürdigkeit dadurch gewinnt, daß spätere F. die Wiesen und Felder, welche das ursprüngliche Eigenthum der Familie gebildet haben sollen und veräußert worden waren, als sie nach Augsburg übersiedelte, wieder an sich brachten. In Augsburg kommen die F. nicht früher als gegen das Ende des 14. Jahrhunderts vor. […] Der bedeutendste unter den Söhnen des älteren Jakob wurde der gleichnamige jüngste Sohn. Geboren 1459, hatte er sich ursprünglich dem geistlichen Stande gewidmet und war Canonicus des im Sprengel von Eichstätt gelegenen Collegiatstifts Herrieden geworden. Als jedoch vier seiner Brüder in rascher Folge gestorben waren, ließ er sich durch die Bitten des ältesten Bruders Ulrich bewegen, sein ruhiges Gelehrtenleben zu verlassen und wieder zum Geschäfte zurückzukehren. Vorerst wandte er sich nach Venedig, um dort im Fugger'schen Lager seine Lehrjahre zu bestehen. Venedig war damals und noch lange Zeit darnach die hohe Schule der süddeutschen Kaufleute. Dieser Schule und einigen größeren Reisen nach den vornehmsten Plätzen des europäischen Handels verdankte auch Jakob den hohen Grad kaufmännischer Bildung, der ihn befähigte, dem damals schon bedeutenden Handel seines Hauses jene Ausdehnung zu geben, die es seitdem weltberühmt gemacht hat. Im J. 1498 verheirathete er sich mit der schönen Sibylla Arzt, blieb jedoch in seiner 27jährigen Ehe kinderlos. Er brachte den Handel zu einer solchen Höhe, daß er die Geschäfte in Wolle, Seide und Spezereien nur noch nebenher betrieb und sich hauptsächlich auf Bergbau und Bankgeschäfte verlegte.
In Spanien wie in Tirol, in Ungarn wie in Kärnthen gelang es ihm, eine Reihe der ergiebigsten Silber-, Kupfer-, und Bleibergwerke an sich zu bringen. Der veränderten Handelsrichtung nach Ostindien wußte er sich ebenso rasch als glücklich zu accommodiren. 1505 trat er mit den Handelshäusern Welser und Hochstetter zu einer Gesellschaft zusammen, um drei Schiffsladungen mit levantischen Waaren, welche man in Deutschland bisher ausschließlich auf dem Landweg von Venedig her bezogen hatte, auf dem neuentdeckten Seeweg direct aus Ostindien zu holen. 1509 bezahlte er innerhalb acht Wochen 170,000 Ducaten an den Kaiser Maximilian, als den Betrag der diesem für den italienischen Krieg bewilligten Subsidien, 40,000 von wegen des Papstes, 60,000 für Spanien, 70,000 für Frankreich. 1504 wurde er sammt seinen Brüdern vom Kaiser geadelt, später auch zum kaiserlichen Rath ernannt. Ein gleiches Ansehen genoß er bei Papst Leo X., der ihn zum Pfalzgrafen des Lateran und eques aureatus bestellte. Bei der Kaiserwahl Karls V. wußte er dadurch einen bedeutenden Einfluß zu gewinnen, daß er für die Kosten derselben über 300,000 Fl. vorschoß. Eine rasche und großartige Mehrung fand durch ihn auch der Grundbesitz der Familie. Von Maximilian übernahm er 1507 pfandweise um 70,000 Fl. die Herrschaften Kirchberg und Weißenhorn, Marstetten, Wullenstetten, Pfaffenhofen, Kleinkuffendorf und Tisenhausen, 1509 Schmiehen; 1514 empfing er die Belehnung über die von den Pappenheims erkaufte Herrschaft Biberbach. Bekannt ist dieser F. namentlich auch durch seine Bauthätigkeit. Von ihm rührt der Ausbau des Fuggerpalasts in Augsburg her; der neue Chor der St. Anna-Kirche verdankt ihm seine Entstehung. Ein den Ruhm seines Geschlechts lange überdauerndes Andenken sicherte er sich durch die Gründung der „Fuggerei“, jener inmitten der Stadt gelegenen, in sich abgeschlossenen Stadt der Armen. Er starb 1525, nachdem er in seinem Testament die Söhne seines verstorbenen Bruders Georg, Raimund und Anton, zu seinen Haupterben eingesetzt hatte. Unter diesen beiden erlangte die Familie ihre höchste Blüthe. Die Brüder, in denen nunmehr das gesammte Vermögen des Hauses vereinigt war, bewohnten gemeinsam die Fuggerhäuser auf dem Weinmarkt.[3]

Zum Dürer-Portrait

„Dürer hielt sich als Mitglied der Nürnberger Delegation von Juni bis September 1518 auf dem Reichstag in Augsburg auf. In dieser Zeit saßen ihm wichtige Persönlichkeiten Modell, unter ihnen wahrscheinlich auch Jakob Fugger. Es entstanden Zeichnungen mit Kohle auf Papier, nach denen spätere Ausarbeitungen in Dürers Werkstatt in Nürnberg folgen konnten. Das Bildnis, das auf die Zeichnung zurückgeht, weicht in der glatteren Malweise von den eigenhändig ausgeführten Dürerbildnissen ab. Es wurde u.a. Hans von Kulmbach, Barthel Beham sowie Christoph Amberger zugeschrieben, dürfte aber besser als ‚Dürer-Werkstatt oder -Nachfolge‘ zu bezeichnen sein. Die Details der Physiognomie stehen der gezeichneten Gesichtsstudie sehr nahe. Allenfalls wäre an eine zeitgenössische oder Atelierwiederholung unmittelbar nach der Fertigung einer verlorenen Originalversion Dürers zu denken. Diese muß es aber nicht gegeben haben. Die endgültige Klärung ist durch eine chemische Analyse der Grundierungen dieses und entsprechender Vergleichsbilder inner- und außerhalb der Dürer-Werkstatt möglich.“[4]

Literatur

  • Jakob Strieder: Jakob Fugger, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Erster Band, S. 402–418
  • Hans Boehm: Pioniere deutschen Kaufherrentums: Die Fugger, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 27–57

Fußnoten

  1. Kurt Löcher: Studien zur oberdeutschen Bildnismalerei des 16. Jahrhunderts. In: „Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg“ 4, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1967, S. 31–84, S. 38–41. Löcher schreibt das Doppelbildnis Hans Burgkmair zu. Dem schließt sich Frank Jakupski: „Der Maler Hans Burgkmair d. Ä.“, 1984 (Dissertation Bochum)., S. 7 (Seitenzählung oben) an. Ernst Buchner hatte es 1928 dessen Vater Thoman Burgkmair zugeschrieben. Aufbewahrungsort: London, The Schroder Collection (siehe Ausstellungs-Katalog „Dürer-Cranach-Holbein“, Wien Kunsthistorisches Museum 2011, S. 76)
  2. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden, 1937 Lehmanns-Verlag München
  3. Fugger, Jakob, in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 179–185
  4. Augsburgs Weg in der Reformation