Große, Rudolf

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Prof. Dr. phil. habil. Rudolf Große; Anläßlich seines 65. Geburtstages erschien 1989 in der Reihe „Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik“ eine Festschrift für ihn, an der sich ca. 40 Wissenschaftler beteiligten, unter dem Titel „Soziokulturelle Kontexte der Sprach- und Literaturentwicklung“.

Rudolf Friedrich Paul Große (Lebensrune.png 28. Juli 1924 in Heldrungen; Todesrune.png 8. Januar 2017 in Leipzig)[1] war ein deutscher Offizier, promovierter Sprachwissenschaftler und Hochschullehrer. Seine Forschungsgebiete waren die Geschichte der deutschen Sprache, Dialektologie, Sprachgeschichte und Sprachsoziologie. Er war Autor, Herausgeber und Mitherausgeber vieler weiterer wissenschaftlicher Arbeiten. Mit ihm verlor die von Theodor Frings (1886–1968) geprägte Leipziger Schule einen ihrer letzten prominenten Vertreter.

Chronologie

  • 1924 geboren in Heldrungen an der Unstrut als Sohn des Lehrers Fritz Große und dessen Frau Käthe, geb. Stoepel
  • 1931 bis 1935 Volksschule Heldrungen
  • 1935 bis 1940 Realgymnasium Bad Frankenhausen
  • 1940 bis 1942 Realoberschule Franckesche Stiftungen in Halle/S., Abschlusszeugnis mit Reifevermerk.
  • 1942 nach dem Abitur Eintritt in die Wehrmacht als Fahnenjunker, zuletzt Leutnant der Reserve
  • 1945 bis 1946 Englische Kriegsgefangenschaft (Brüssel, Hannover)
  • 1946 bis 1947 Aushilfsarbeiten bei Fa. Scheube, Inh. Gisela Große in Gräfenthal
  • 1947 bis 1950 Studium der Germanistik und Latein an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 1950 bis 1952 Studium der Germanistik und Latein an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig mit der „Abschlußprüfung für das Lehramt an der Deutschen Demokratischen Schule“
  • 1952 bis 1957 Wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut/Altdeutsche Abteilung bei Prof. Dr. Theodor Frings
    • „Nach den Unsicherheiten der Nachkriegszeit ist 1954 mit der Promotion die Ausbildungsphase beendet, wobei uns Ludwig Erich Schmitt schon gleich nach dem Staatsexamen 1952 mittelhochdeutsche Proseminare halten ließ. Peter von Polenz war dabei, als ich mir 1950 von Halle kommend solide philologische Grundlagen erworben hatte, nun in Leipzig aufs Examen zu­steuerte und bei Schmitt nach einem dialektologischen Thema fragte.“[2]
  • 14. August 1954 Promotion: Dr. phil. an der Philosophischen Fakultät der KMU Leipzig
    • Thema: „Die meißnische Sprachlandschaft – Dialektgeographische Untersuchungen zur obersächsischen Sprachgeschichte“
    • Gutachter: Prof. Dr. Dr. phil. h. c. habil. Theodor Frings, Prof. Dr. phil. habil. Maximilian Lambertz
  • 1957 bis 1959 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Deutsche und Germanische Philologie bei Prof. Dr. Theodor Frings
  • 1959 bis 1963 Dozent (W; = Mit der Wahrnehmung einer Dozentur) für Germanistik am Institut für Deutsche und Germanische Philologie
  • 4. April 1962 Habilitation: Dr. phil. habil. an der Philosophischen Fakultät der KMU Leipzig
    • Thema: „Die mitteldeutsch-niederdeutschen Handschriften des Schwabenspiegels in seiner Kurzform – Sprachgeschichtliche Untersuchungen“
    • Gutachter: Prof. Dr. Dr. phil. h. c. habil. Theodor Frings, Prof. Dr. phil. Elisabeth Karg-Gasterstädt, Prof. Dr. phil. habil. Max Steinmetz
  • 1963 bis 1965 Professor (W; = Mit der Wahrnehmung einer Professur) für Germanistik am Institut für Deutsche und Germanische Philologie an der Philosophischen Fakultät
  • 1965 bis 1969 Professor mit Lehrauftrag für Germanistik an der Philologischen Fakultät
  • 1. September 1969 ordentlicher Professor für Geschichte der deutschen Sprache und Sprachsoziologie im Wissenschaftsgebiet Germanische Linguistik und Niederlandistik
    • 1969 bis 1976 Fakultät Kultur-, Sprach- und Erziehungswissenschaft – Sektion Kulturwissenschaft und Germanistik
    • ab 1976 Fak. Kultur-, Sprach- und Erziehungswissenschaft – Sektion Germanistik und Literaturwissenschaft
  • 1. September 1989 Emeritierung mit Erreichen der Altersgrenze, seitdem Rentner[3]
    • Die Zählung der bis 1989 erfolgreich zur Promotion und Habilitation geführten Nachwuchswissenschaftler ergab die Zahl 60.
  • 13. Mai 1992 Wahrnehmung eines Professorenamtes neuen Rechts im Auftrag des Sächsischen Staatsministers für Wissenschaft und Kunst zur Mitarbeit in einer außerordentlichen Berufungskommission zur Besetzung von im Stellenplan vorgesehenen Professorenstellen

Funktionen und Mitgliedschaften

  • 1959 bis 1961 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Sprachwissenschaft beim Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen
  • 1959 bis 1989 Mitglied des Zentralen Fachrichtungsrates für Lehrerbildung der KMU Leipzig
  • 1962 bis 1965 Mitglied der Kommission für Deutsch beim Ministerium für Volksbildung
  • 1963 bis 1969 Mitglied des Beirates für Sprach- u. Literaturwissenschaften beim Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen (HuF)
  • 1963 bis 1969 Mitglied des Vorstandes des Leipziger Linguistenkreises
  • 1964 bis 1969 Mitglied des Beirates für die Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ beim Staatssekretariat
  • 1965 bis 1969 Mitglied der Kommission des Faches Deutsch beim Ministerium für Volksbildung
  • 1965 bis 1969 Stellvertretender Direktor am Institut für Deutsche und Germanische Philologie sowie Prodekan der Philologischen Fakultät
  • 24. Mai 1965 ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW)
  • 1968 bis 1971 Vorsitzender der Sektion Deutsch als Fremdsprache des Wissenschaftlichen Beirates für Kultur- und Sprachwissenschaften beim Ministerium für Hoch- u. Fachschulwesen
  • 1969 bis 1989 Leiter des Lehrkollektivs Deutsch/Französisch – Lehrerstudium in der Sektion Kulturwissenschaften und Germanistik der Karl-Marx-Universität (KMU) Leipzig
  • 1969 bis 1989 Co-Vorsitzender der bilateralen Germanistenkommission DDR – Volksrepublik Polen
  • 1971 bis 1980 Sekretär der Philologisch-Historischen Klasse der SAW zu Leipzig
  • 1972 bis 1989 Leiter des Fachbereichs „Germanistische Linguistik“
  • 16. Juni 1972 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
  • 10. Juni 1976 ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
  • 1974 bis 1983 Mitglied, 1975-1980 stellv. Vorsitzender der Zentralen Fachkommission Deutsch beim Ministerium für Volksbildung und beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen
  • 1979 bis 1982 Mitglied des Nationalkomitees f. Sprachwissenschaft der DDR bei der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW)
  • 1979 bis 1989 Stellvertretender Direktor der Sektion Germanistik und Literaturwissenschaften für Forschung
  • 1991 bis 1994 Sekretär der Philologisch-Historischen Klasse der SAW zu Leipzig

Tod

Am 8. Januar 2017 ist Prof. Dr. Rudolf Große in Leipzig verstorben. Er wurde im Kreise seiner Familie in einem Friedwald bestattet.

Nachruf

„Nach dem Studium der Germanistik und des Lateinischen in Halle und Leipzig war er von 1952-1959 als Wissenschaftlicher Assistent am späteren Institut für Deutsche und Germanische Philologie bei Prof. Dr. Th. Frings tätig. 1954 hatte er mit seiner grundlegenden, die ostdeutsche Dialektologie fürderhin mitbestimmenden Arbeit „Die meißnische Sprachlandschaft: Dialektgeographische Untersuchungen zur obersächsischen Sprachgeschichte“ promoviert und die Voraussetzung erworben, von 1959-1965 als Dozent für Germanistik tätig zu sein. Nach seiner Habilitation mit dem Thema ‚Die mitteldeutsch-niederdeutschen Handschriften des Schwabenspiegels in seiner Kurzform: Sprachgeschichtliche Untersuchungen‘ (1962) wirkte Rudolf Große an der Universität Leipzig: seit 1963 als Professor für Germanistik, ab 1969 bis zu seiner Emeritierung mit Erreichung der Altersgrenze 1989 als ordentlicher Professor für Geschichte der deutschen Sprache und Sprachsoziologie im Wissenschaftsgebiet Germanische Linguistik und Niederlandistik. Der vielerlei Ämter und Funktionen bekleidende, von Studenten und Kollegen hoch geschätzte, bescheidene, freundliche und immer hilfsbereite Forscher und Hochschullehrer - der Unterzeichnete erinnert sich dankbar seiner Unterstützung und Zuwendung - hat rund 60 deutsche und ausländische junge Wissenschaftler zur Promotion geführt. Rudolf Große, von dem es in der anlässlich seines 65. Geburtstags erschienenen Festschrift heißt, er verkörpere ‚in seinem Wirken in der neueren Entwicklung der germanistischen Linguistik wie kaum eine andere Gelehrtenpersönlichkeit die lebensvolle Einheit von wissenschaftsgeschichtlichem Erbe und aktuellen Erfordernissen, ... von Kontinuität und Innovation‘, hat die Entwicklung der Namenforschung stets mit großem Interesse verfolgt und befördert. Hierzu gehören nicht nur eigene einschlägige Beiträge, seine beratende Anteilnahme an onomastischen Dissertations- bzw. Habilitationsvorhaben und seine Tätigkeit als Erstgutachter, sondern auch sein editorisches Wirken im Dienste von Publikationen, wie das auf Rudolf Großes Initiative mit Theodor Frings 1955 neu begründete ‚Wörterbuch der obersächsischen Mundarten‘, die Mitwirkung an der Herausgabe der Reihe ‚Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte‘ oder die Herausgabe von Band II-IV des ‚Althochdeutschen Wörterbuchs‘, auf die sprach- und regionalhistorisch orientierte namenkundliche Untersuchungen kaum verzichten können. Rudolf Große ließ es sich nicht nehmen, sooft es ihm möglich war, an den Jahrestagungen und Kolloquien der Leipziger Namenforscher und ihrer Gäste teilzunehmen. Wir werden ihn sehr vermissen.“[4]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Dr. sc. phil. bzw. Doctor scientiarum philosophiae (Doktor der Philosophiewissenschaften) durch den Wissenschaftlichen Rat der Karl-Marx-Universität Leipzig am 13. November 1972
  • Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Preis der DDR, 1980

Schriften (Auswahl)

  • Althochdeutsches Wörterbuch – Auf Grund der von Elias Steinmeyer hinterlassenen Sammlungen, Band I bis IV, Akademie-Verlag, Berlin 1952-2002
    • Karg-Gasterstädt, Elisabeth; Frings, Theodor [Begr.]; Blum, Siegfried u. a. [Bearb.]; Große, Rudolf [Hrsg.]; Lechner, Gotthard [Hrsg.]
  • Die Meißnische Sprachlandschaft – Dialektgeographische Untersuchungen zur obersächsischen Sprach- und Siedlungsgeschichte (Halle/S. 1955)
  • Die Ortsnamen des Kreises Leipzig (Halle/S. 1960)
    • Eichler, Ernst; Lea, Elisabeth; Große, Rudolf; Walther, Hans
  • Hochsprache und Mundart in Gebieten mit fremdsprachigen Bevölkerungsteilen. Beiträge, Akademie-Verlag, Berlin 1961
    • Große, Rudolf; Hutterer, Claus Jürgen
  • Die mitteldeutsch-niederdeutschen Handschriften des Schwabenspiegels in seiner Kurzform – Sprachgeschichtliche Untersuchungen, Akademie-Verlag, Berlin 1964
  • Schwabenspiegel: Kurzform. Mitteldeutsch-niederdeutsche Handschriften, Verlag Böhlau, Weimar 1964
  • Ein Vierteljahrhundert Germanistische Linguistik als gesellschaftswissenschaftliche Teildisziplin (1974)
    • Fleischer, Wolfgang; Große, Rudolf
  • Beiträge zur Soziolinguistik (Halle 1974, Mitherausgeber)
  • Beiträge zur Bedeutungserschließung im althochdeutschen Wortschatz, Akademie-Verlag, Berlin 1977
    • Große, Rudolf; Blum, Siegfried; Götz, Heinrich
  • Sprachliche Normen und ihre Bedeutung für die Verbreitung von Neologismen (1977)
  • Soziolinguistische Aspekte der Theorie des Sprachwandels: Vorträge d. Sitzungen v. 14.6.1979 und 04.12.1980 der Klasse Gesellschaftswissenschaften II der AdW der DDR und gemeinsame Thesen. Sitzungsberichte der AdW der DDR, Akademie-Verlag, Berlin 1982
  • Martin Luthers Sprichwortsammlung (Insel-Verlag, Leipzig 1983)
  • Namhafte Hochschullehrer der Karl-Marx-Universität Leipzig, Bd. 3, Karl-Marx-Universität, Leipzig 1983
  • Das marxistische Lutherbild, Luther und die deutsche Sprache: Vorträge u. Diskussionsbeiträge in d. wiss. Sitzung d. Plenums d. AdW d. DDR am 17.11.1983, gewidmet d. 500. Geb. Martin Luthers. Sitzungsberichte der AdW der DDR, Akademie-Verlag, Berlin 1984
    • Bartel, Horst [Mitverf.]; Große, Rudolf [Mitverf.]; Schmidt, Walter [Mitverf.]
  • Zur jüngeren Geschichte der deutschen Sprache: Beiträge zum Intern. Kolloquium Sprache in der sozialen u. kulturellen Entwicklung z. 100. Geburtstag v. Theodor Frings v. 22.-24.7.1986 in Leipzig, Rektor der Karl-Marx-Universität, Leipzig 1987
  • Untersuchungen zur Pragmatik und Semantik von Texten aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts, AdW, Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, Berlin 1987
  • Beiträge zur Sprachgeschichte und Soziolinguistik (1953–1983), Zentralantiquariat der DDR, Leipzig 1989
    • Große, Rudolf; Fix, Ulla [Hrsg.]; Weber, Horst [Hrsg.]
  • Sprache in der sozialen und kulturellen Entwicklung: Beiträge eines Kolloquiums zu Ehren von Theodor Frings (1886–1986), Akademie-Verlag, Berlin 1990
  • Textarten im Sprachwandel. Nach der Erfindung des Buchdrucks (Heidelberg 1996, Mitherausgeber)
  • Bedeutungserfassung und Bedeutungsbeschreibung in historischen u. dialektologischen Wörterbüchern – Beiträge zu einer Arbeitstagung der deutschsprachigen Wörterbücher, Projekte an Akademien u. Universitäten v. 7.-9. März 1996 anl. des 150-jährigen Jubiläums der SAW zu Leipzig, Hirzel-Verlag, Stuttgart/Leipzig 1998
  • Residua. Ungedruckt gebliebene Vorträge zur Grammatik, Sprachgeschichte und Soziolinguistik des Deutschen (1967–1986), Hirzel-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2004
  • Wittenberg. Sprache und Kultur in der Reformationszeit, Verlag Lang, Frankfurt am Main/Berlin/Bern/New York/Paris/Wien 2008)

Fußnoten

  1. Profil bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
  2. Rudolf Große, Leipzig-Lese (Bertuch-Verlag)
  3. Große, Rudolf, Universitätsarchiv Leipzig: Professorendatenbank. UAL PA 2932
  4. Volkmar Hellfritzsch: Rudolf Große (1924–2017), Deutsche Gesellschaft für Namenforschung e. V., 6. Februar 2017