Grotius, Hugo

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Hugo Grotius, Bild post mortem 1870

Hugo Grotius (niederl. Huigh oder Hugo de Groot; * 10. April 1583 in Delft; † 28. August 1645 in Rostock) war und ein niederdeutscher Rechtsgelehrter, politischer Philosoph und Theologe. Grotius gilt als einer der Vordenker des Souveränitätsgedankens, der Naturrechtslehre und des Völkerrechts.

Leben

Hugo Grotius im Alter von etwa 16 Jahren

Kindheit und Studium

Grotius entstammte einer vornehmen Familien, wo er eine gute Erziehung erhielt. Er studierte bereits mit 11 Jahren an der Universität Leiden, wo er zunächst die üblichen Kurse in den freien Künsten absolvierte. Er begleitete 1598 den Großpensionär Oldenbarneveldt auf einer Gesandtschaft nach Frankreich. Dort wurde er von König Heinrich IV. ausgezeichnet und ihm 1599 von der Universität Orléans ein Ehrendoktortitel verliehen.

Konflikt und Gefangenschaft

Er erhielt mit 16 Jahren schon seine Zulassung als Anwalt, wurde 1607 advocaat-fiscaal (Staatsanwalt) der Staaten von Holland und 1613 Pensionär (Stadtsyndikus) von Rotterdam. Er unterstützte die Staaten von Holland in ihrem Konflikt mit den Kalvinisten und dem Statthalter Prinz Moritz von Oranien. Er wurde 1618 mit Johan van Oldenbarnevelt von Moritz gefangen genommen. Oldenbarnevelt wurde hingerichtet, Grotius 1619 zu Gefängnis auf Lebenszeit und einer Konfiskation seines Vermögens verurteilt und zum Schloss Loevestein verbracht. Dort gestattete man ihm, sich Bücher schicken zu lassen und diese wieder zurückzugeben. Dieses Privileg nutzte er am 22. März 1621 zur Flucht, indem ihn seine Gattin, in eine Bücherkiste versteckt, nach Gorkum bringen ließ..

Weiteres Wirken

Grotius begab sich zunächst, als Maurer verkleidet, nach Antwerpen und schließlich nach Paris. Unter anderem griff Grotius in dieser Zeit ein altes Projekt auf und erstellte Vorschläge für eine Wiedervereinigung der römisch-katholischen und der protestantischen Konfessionen. 1631 kehrte er nach Rotterdam zurück. Da aber die Generalstaaten einen Preis auf seine Verhaftung setzten, reiste er 1632 nach Hamburg und diente ab 1635 der schwedischen Königin Christina als Botschafter in Frankreich, so daß er im Dreißigjährigen Krieg eine Schlüsselrolle in den Verhandlungen zwischen Schweden und Frankreich als zwei der wichtigsten Kriegsparteien einnahm. Nachdem Grotius vom schwedischen Kanzler Axel Oxenstierna nach Stockholm einbestellt worden war, verstarb er auf der Rückreise in der Nähe von Rostock, nachdem er auf der Ostsee Schiffbruch erlitten hatte.

Die wichtigste Quelle für die Lebensgeschichte von Grotius sind seine in mehreren Sammlungen erschienenen Briefe.

Ausgewählte Werke

Mare Liberum, Erstausgabe von 1609
  • Adamus exul. (Der verbannte Adam; Tragödie) - Den Haag, 1601
  • De republica emendanda. (Über die Verbesserung der Republik; Hs. 1601) - veröff. Den Haag, 1984
  • Parallelon rerumpublicarum. (Vergleich von Verfassungen; Hs. 1601-02) - veröff. Haarlem 1801-03
  • De Indis. (Über beide Indien; Hs. 1604-05) - veröff. 1868 als De Jure Praedae
Commentary on the Law of Prize and Booty. ed. Martine Julia van Ittersum (Liberty Fund, 2006).
  • Christus patiens. (Das Leiden Christi; Tragödie) - Leiden, 1608
  • Mare Liberum. (Die freie See; aus Kapitel 12 von De Indis) - Leiden, 1609
The Free Sea. ed. David Armitage (Liberty Fund, 2004).
  • De antiquitate reipublicae Batavicae. (Über das Alter der Batavischen Republik) - Leiden, 1610
The Antiquity of the Batavian Republic. ed. Jan Waszink und andere (van Gorcum, 2000).
  • Meletius. (Hs. 1611) - veröff. Leiden, 1988
Meletius. ed. G.H.M. Posthumus Meyjes (Brill, 1988).
  • Annales et Historiae de rebus Belgicus. (Annalen und Geschichte Belgiens; Hs. 1612) - veröff. Amsterdam, 1657
The Annals and History of the Low-Countrey-warrs. ed. Thomas Manley (London, 1665).
  • Ordinum Hollandiae ac Westfrisiae pietas. (Die Frömmigkeit der Stände Hollands und Westfrieslands) - Leiden, 1613
Ordinum Hollandiae ac Westfrisiae pietas. ed. Edwin Rabbie (Brill, 1995).
  • De imperio summarum potestatum circa sacra. (Über die Macht der Herrscher in religiösen Angelegenheiten; Hs. 1614-17) - veröff. Paris, 1647
De imperio summarum potestatum circa sacra. ed. Harm-Jan van Dam (Brill, 2001).
  • De satisfactione Christi adversus Faustum Socinum. (Über das Sühneopfer Christi gegen Faustus Socinus) - Leiden, 1617
Defensio fidei catholicae de satisfactione Christi. ed. Edwin Rabbie (van Gorcum, 1990).
  • Inleydinge tot de Hollantsche rechtsgeleertheit. (Einführung in die Holländische Rechtswissenschaft; verfasst in Loevenstein) - veröff. Den Haag, 1631
The Jurisprudence of Holland. ed. R.W. Lee (Oxford, 1926).
  • Bewijs van den waaren godsdienst. (Beweis der wahren Religion; didaktisches Gedicht) - Rotterdam, 1622
  • Apologeticus. (Verteidigung der Handlungen, die zu seiner Verhaftung führten) - Paris, 1922
  • De jure belli ac pacis. (Über das Recht des Kriegs und des Friedens) - Paris, 1625 (2. Aufl. Amsterdam 1631)
The Rights of War and Peace. ed. Richard Tuck (Liberty Fund, 2005).
  • De veritate religionis Christianae. (Über die Wahrheit der christlichen Religion) - Paris, 1627
The Truth of the Christian Religion. ed. John Clarke (Edinburgh, 1819).
  • Sophompaneas. (über Joseph und seine Brüder; Tragödie) - Amsterdam, 1635
  • De origine gentium Americanarum dissertatio. (Dissertation über die Herkunft der amerikanischen Völker) - Paris 1642
  • Via ad pacem ecclesiasticam. (Der Weg zu religiösem Frieden) - Paris, 1642
  • Annotationes in Vetus Testamentum. (Anmerkungen zum Alten Testament) - Amsterdam, 1644
  • Annotationes in Novum Testamentum. (Anmerkungen zum Neuen Testament) - Amsterdam und Paris, 1641-50
  • De fato. (Über das Schicksal) - Paris, 1648