Gutenberg, Johann

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Johann Gutenberg, später Kupferstich von H. Kohl

Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, (Lebensrune.png um 1400[1] in Mainz; Todesrune.png 3. Februar 1468 ebenda) war ein deutscher Buchdrucker und Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern (Mobilletterndruck) und des mechanischen Buchdrucks. Er soll einem deutschen Adelsgeschlecht entstammen, wie auch der italienische Gelehrte Virgilius Polidor 1517 in der dritten Auflage seines Werkes De rerum inventoribus bestätigt und ihn als „Erfinder der Buchdruckerkunst zu Mainz“ würdigt.[2] Peter Schöffer, der die Erfindung von Gutenberg vervollkommnete, gehört zu den wenigen,[3] die Johannes Fust[4] (Teilhaber Gutenbergs und Schöffers Schwiegervater) als Erfinder angaben.

Wirken

Faksimile von Gutenbergs 42zeiliger lateinischer Bibel

Zu seinem Wirken heißt es bei Karl Richard Ganzer:

„In den Jahrzehnten, in denen die deutsche Kunst die Wege zu ihrer Vollendung ging, zog auch die Fertigkeit des Buchdrucks immer weitere Kreise in ihren Bann. Damals hatte die deutsche Kunst die unausschöpfbare Tiefe der deutschen Seele entdeckt und wie in einem glücklichen Taumel diese stürmenden inneren Gesichte zu Bild und Gestalt geformt. Zur gleichen Zeit erkannte die deutsche Welt im Buchdruck eine neue Heilige Kunst, die ungeahnte Wege zur Zukunft erschloss. Johann Gutenberg, der Erfinder, hatte sein Können zuerst seinem Gott geweiht und als erstes Werk die Bibel gedruckt. Bald aber griff auch mit dieser neuen Waffe die deutsche Seele hinaus an die Enden der Welt und hinab in das letzte Geheimnis des Seins: die stürmische, wahrhaft umstürzende Frage nach neuen, unbekannten, lockenden Zielen, wie das ändernde Mittelalter sie rastlos stellt, ergreift nun durch das Mittel des Buchdrucks alle Gemüter und macht die leise Ahnung, dass eine Weltwende über die Menschheit kommen werde, bald zur allgemeinen Gewissheit.“[5]

Universallexikon

Dieſer Abſchnitt, mit Ausnahme der kurſiven Abſätze, iſt mit dem langen ſ geſchrieben, um eine eindeutige Unterſcheidung zwiſchen dem langen ſ und dem Abſchluß-s zu gewährleiſten. Normalerweiſe wird das lange-ſ in Antiquaſchriften nicht verwendet.

Beim „Grossen vollständigen Universallexicon Aller Wissenschafften und Künste“, das von Johann Heinrich Zedler von 1732 bis 1750 verlegt wurde, wird berichtet:

Guttenberg; (Joannes) wird von den meiſten vor den Erfinder der Buchdrucker-Kunst gehalten. Von ſeiner Ankunfft melden die Scribenten faſt insgemein, daß er zu Straßburg geboren, und hernach Bürger zu Maintz worden; allein Humbracht vom Rhein. Adel will, daß er aus dem nunmehro Freyherrlichen Geschlechte zum Jungen entsproſſen geweſen, ſich von ſeiner Wohnung zu Maintz Guttenberg genennet, und noch ums Jahr 1455. gelebet habe. Er wird auch in einer alten Cölnischen Chronick, ſo an. 1499. in Nieder-Teutſcher Sprache bey Johann Kölhoff gedruckt worden, Juncker Johann Gutenburch genennet. Trirhemius ſagt daß dieſer Guttenberg zu Maintz im Hauſe zum Jungen gewohnet.
Es wurden ſonſten von ihm wegen Erfindung der Buchdruckerey vielerley Erzählungen gemacht. Denn die Straßburger, die ihrem Johann Mentelin dieſe Erfindung zu ſchreiben, ſagen, das Johann Genßfleiſch ſolche Kunst dem Mentelin abgestohlen, welcher ſolche dem Johann Guttenberg offenbaret, der darauf Bücher zu drucken angefangen. Allein weil man lange vor Mentelin Bücher zu Meintz gedruckt findet, kann diesem wohl nicht alſo ſeyn. Denn Guttenbergen mag wohl Laurentii Coſteri neue Erfindung, da er an. 1440. anfieng, Bücher auf hölzernen Formen, und zwar gantze Seiten auf ein Mahl abzudrucken, bewogen haben, der Sache beſſer nachzudencken, damit er eine beſſere und leichtere Art, Bücher zu drucken erfinden möchte. Allein weil er alle ſein Vermögen bereits darauf verwendet, und die Sache doch nicht zu Stande gebracht, und es nun an dem war, daß er das Werck gar wollte liegen laſſen, verglich er ſich mit Johann Fauſten, einem reichen Bürger zu Maintz, der Geſtalt, daß ſelbiger zu Fortſetzung des Wercks auf halben Gewinn und Verluſt Geld herſchüſſen ſollte, und wurde endlich durch deſſen Vorſchub die Erfindung vollends zu Stande gebracht.
Anfänglich zwar haben ſie die Buchſtaben auf hölzerne Formen ordentlich eingeſchnitten, und ein Wörter-Buch, Catholicon genannt, gedrucket. Weil ſie aber auf dieſe Formen nicht mehr drucken konnten, grieffen ſie es nach Mahlsſubtier an, erfunden eine Art, die Formen oder Matricen aller Buchſtaben des lateinischen Alphabets zu verfertigen, und darinnen die Buchſtaben von Erz oder Zinn zu güſſen, ſo viel ihnen von Nöthen war. Es hatte aber auch dieſes im Anfange große Schwierigkeiten, indem, da ſie die Bibel druckten, schon 4000. Gülden ausgelegt waren, ehe ſie den 12ten Bogen zu Ende gebracht. Da es aber endlich im Stande war, gieng alles weit beſſer, ſonderlich als Peter Schäfer eine leichtere Art von Schriftgüſſen erfunden. Als Johann Faust ſahe, daß von dieſer Kunſt, ein guter Profit zu machen, ſuchte er ſelbigen für ſich allein zu behalten. Die Sache kam zwar zur Klage, allein, weil Faust Mittel hatte, und alſo einen beſſeren Nachdruck geben konnte, fiel der Spruch vor ihn aus, und ſcheinet dieſes wohl die Urſache zu ſeyn, daß er auf denen erſt gedruckten Büchern nicht des Guttenbergs sondern des Fauſtens Name befindlich, weil jener die Mittel nicht hatte, die Druckery vor ſich fortzuſetzen.
Wie es mit Guttenberg weiter gegangen, und wenn er eigentlich geſtorben, kann man nicht finden, es ſcheinet aber, daß er nach Mahls in ziemlich Armuth gelebet; wie er denn von einigen mit dem Johann Gensfleiſch, welcher vor Alter ganz blind worden ſeyn ſoll, vor eine Perſon gehalten wird. Ser. rarius in Hiſt. Mogunt I. 37 führet von ihm ein Monument an, welches in dem Juriſten-Collegie unter der innern Dach-Rinne zu Maintz befindlich, von einem Profeſſore daſelbſt gemacht ſeyn ſoll, und alſo lautet: Joanni Guttenbergenſi Moguntino, qui primus omnium litteras aere imprimendas inuenit, hac arte de toto orbe bene merenti Juo Wiligifis hoc Saxum pro monumento poſuit an. 1508.[6]

Puppentrickfilm

Die Gebrüder Diehl produzierten über das Buchdruckverfahren einen Puppentrickfilm –
Gutenberg - Der Erfinder der Buchdruckerkunst (kurzer Ausschnitt):

Ehrungen (Auszug)

Literatur

  • Karl Anton Schaab: Die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gensfleisch gen. Gutenberg zu Mainz, pragmatisch aus den Quellen bearbeitet, mit mehr als dritthalb Hundert noch ungedruckten Urkunden, welche die Genealogie Gutenberg's, Fust's und Schoffer's in ein neues Licht stellen (1855) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)
  • Antonius van der Linde: Gutenberg. Geschichte und Erdichtung (1878) (PDF-Datei)
  • Franz Dingelstedt: Sechs Jahrhundert aus Gutenbergs Leben: Kleine Gabe zum grossen Feste, 1840 (PDF-Datei)
  • Heinrich Klemm: Johann Gutenbergs erste Buchdruck-Presse vom Jahre 1441, 1884 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Festschrift zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg, im Auftrage der Stadt Mainz, 24. Juni 1900
  • Alois Ruppel: Gutenberg, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Erster Band, S. 284–297
  • Fritz Meichner: Eine neue Zeit hub an: Gutenberg – BehaimKopernikus, in: Ernst Adolf Dreyer / Heinz W. Siska (Hg.): Kämpfer, Künder, Tatzeugen. Gestalter deutscher Größe. 3 Bde., Zinnen-Verlag, München–Wien–Leipzig 1942, Bd. II, S. 97–125
  • Wolfram von Hanstein: Der vom Gutenberg, 1939

Verweise

Fußnoten

  1. Das Geburtsdatum wird allgemein mit 1397 angegeben, die Stadt Mainz geht jedoch vom 24. Juni 1400 aus.
  2. Carl Anton Schaab: Die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johann Gensfleisch genannt Gutenberg zu Mainz, 1831, S. 473
  3. Auch Erasmus von Rotterdam gab Johannes Fust als Erfinder des Buchdruckes an, allerdings verleitet durch Schöffers Berichte in der Endschrift des vom ihm gedruckten Breviarium ecclesiae Mindensis.
  4. Johannes Gutenberg lieh sich mehrfach von dem Mainzer Kaufmann und Juristen Johannes Fust Geld, wofür sich dieser im Gegenzug die Teilhaberschaft an seinem Werk sicherte. 1455 klagte Fust gegen Gutenberg. Der Grund waren Gelder, die dieser unterschlagen haben sollte. In dem Prozeß trat Peter Schöffer als Zeuge auf. Nach der Übernahme eines Teiles der Gutenberg-Werkstatt durch Johannes Fust wurde Schöffer zunächst Werkstattleiter, später Inhaber.
  5. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht. 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden. Lehmanns-Verlag, München 1937
  6. Grosses vollständiges Universallexicon Aller Wissenschafften und Künste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert wurden. Eilfter Band. Verlegts Johann Heinrich Zedler, Halle und Leipzig, Anno 1735. S. 758