Otzen, Robert

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Professor Dr.-Ing. E. h. [1] Robert Otzen

Ehlert Robert Friedrich Otzen (Lebensrune.png 9. Mai 1872 in Berlin-Lichterfelde; Todesrune.png 3. Oktober 1934 in Hannover) war ein deutscher Bauingenieur mit dem Spezialgebiet „Konstruktiver Ingenieurbau und Straßenbau“. Der hochdekorierte Reserveoffizier der Reiterei gilt als Erfinder des Wortes „Autobahn“ und Vorkämpfer eines, wie er es nannte, harmonischen Straßensystems. 1914 gehörte er zu den Unterzeichnern der „Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches“.

Werdegang

Robert Otzen besuchte das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin und wurde nach dem Abitur Einjährig-Freiwilliger der Preußischen Armee beim Ulanen-Regiment „Hennigs von Treffenfeld“ (Altmärkisches) Nr. 16. Von 1892 bis 1896 studierte er dann an der Technischen Hochschule in Berlin.

  • 1896/1906 Eisenbahnverwaltung
  • 1900 Regierungsbaumeister
  • 1907 Privatdozent
  • 1908 ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Hannover
  • 1913–1915 Rektor der Technischen Hochschule Hannover

Im Ersten Weltkrieg war der Reserveoffizier des Deutschen Heeres zuletzt Rittmeister der Reserve und Ritter des Eisernen Kreuzes beider Klassen, aufgrund seiner hohen Kriegsauszeichnungen, unter anderen mecklenburgische, anhaltinische und oldenburgische, ist davon auszugehen, daß er zeitweise auch an der Kriegsfront diente.

Otzen war Professor für Statik und Eisenbau an der Technischen Hochschule Hannover (von 1913 bis 1915 Seiner Magnifizenz und somit Rektor), Geheimer Regierungsrat und zuletzt seit 1931 Präsident des Staatlichen Materialprüfungsamtes Berlin-Dahlem (Unter den Eichen 87) und Honorar-Professor der Technischen Hochschule Berlin, wohnhaft in der Fontanestraße 22 (Berlin-Dahlem). Schon 1924 hatte er einen viel beachteten Entwurf für einen großen Straßenbau von der Nordsee bis zu den Alpen erstellt. 1926 schrieb Professor Otzen:

„Die Autostraße ist nur für motorbetriebene Fahrzeuge bestimmt. Sie ist ein Mittelding zwischen Eisenbahn und Landstraße.“

HAFRABA

Am Vormittag des 6. November 1926 trat in der Geschlechterstube im Rathaus von Frankfurt am Main der vorbereitende Ausschuss für die Gründung des „Vereins der Automobilstraße Hamburg - Basel“ zusammen und beschloß die Gründung des Vereins „HAFRABA“ mit der Unterbezeichnung „Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hamburg - Frankfurt - Basel“. 1928 wurde „Hamburg“ durch „Hansestädte“ ersetzt, die Abkürzung selbst blieb bestehen. Zur Gründungsversammlung eingeladen waren zahlreiche Vertreter der die zukünftige Strecke tangierenden Städte, Landes- und Provinzialverwaltungspolitiker, Vertreter von Industrie, Verkehr und Handel. Es war schlechthin die geistige Geburtsstunde der deutschen Autobahnen, denn auch an anderen Orten entstanden bereits private Autobahngesellschaften, die einzelne Autobahnverbindungen zwischen Verkehrszentren schaffen wollten.

Erster Vorsitzender der HAFRABA wurde der Geheime Regierungsrat Professor Robert Otzen von der Technischen Hochschule Hannover. Zweiter Vorsitzender war Oberregierungsrat Dr. Zierau von der Badischen Regierung in Karlsruhe. Zum Vorstand gehörten außerdem Oberregierungsrat Dr. Theodor Krebs von der Hessischen Regierung Darmstadt, Landesoberbaurat Becker, (Oberpräsidium und Provinzialverwaltung Kassel), Magistratsoberbaurat Uhlfelder, Frankfurt a. M. sowie Ing. Dr. Piero Puricelli, Mailand, als korrespondierendes Mitglied. Im Laufe der Zeit erweiterte sich der Vorstand noch um den Oberbürgermeister von Heidelberg, Dr. Neinhaus, Reichsminister a. D. Erich Koch-Weser und kurzzeitig Dr. Ing. W. Scholz vom Reichsverband der Automobil-Industrie, Berlin. Syndikus war Rechtsanwalt Dr. Kurt Vermehren, Hamburg, Geschäftsführer Willy Hof, Frankfurt a. M., Pressereferent Kurt Gustav Kaftan. Kaftan war auch Redakteur der ab Oktober 1928 erschienenen Zeitschrift „Hafraba“, 1932 „Die Autobahn“ (durch Umbenennung der „HAFRABA-Mitteilungen“), 1933 dann in „Die Reichsautobahn“ mit dem Untertitel: „Die Autobahn“ umbenannt.[2]

Willy Hof, der als der geniale Bahnbrecher für den Autobahngedanken galt, war zunächst HAFRABA-Geschäftsführer, nach deren Umwandlung zur „Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen e. V.“ (GEZUVOR) bis 1935 ihr Vorsitzender.

Mitgliedschaften

  • Wissenschaftliche Gesellschaft für Luftfahrt
    • ordentliches Mitglied seit 1913
  • Deutscher Beton-Verein
    • beratendes Mitglied
  • HaFraBa e. V. (Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel)
    • seit dem 19. November 1926 Vorsitzender; Professor Otzen legte am 22. Mai 1931 das Amt des Vorsitzenden, am 21. September 1931 dann auch das zwischendurch angenommene Amt des 2. Vorsitzenden nieder und schied aus dem Vorstand aus, da seine Anträge, die bestehende HAFRABA zu liquidieren, dafür eine Organisation HAFRABA I (Main - Neckar) und eine Dachorganisation für die Projektierung eines Autobahnnetzes in Deutschland zu gründen, von der Mehrheit der übrigen Vorstandsmitglieder nicht mitgetragen wurden.
  • Reichsbund der deutschen Beamten
  • Verein Deutscher Ingenieure (VDI)
  • Deutsche Gesellschaft für Bauwesen
  • Akademie des Bauwesens
    • ordentliches Mitglied seit 1932

Familie

Robert Otzen war der Sohn des Berliner Architekten Professor Johannes Otzen (1839–1911) und seiner Ehefrau Caroline, geb. Hausmann. Er hatte vier Schwestern, darunter Anna, Charlotte und Marie.[3]

Verheiratet war Professor Otzen seit 1900 mit Liselotte „Lotte“ Luise Otzen, geb. Philippi (1879–1938). Aus der Ehe sind die Töchter Annemarie „Annemie“ (1901–1968), Ellen (1903–1992) und Lore (1907–2000) entsprossen. Die Ehe wurde geschieden, danach heiratete Lotte erneut, mit dem zweiten Ehemann Georg Kellermann (1887–1972) bekam sie noch die Tochter Ingeborg „Inge“ (1918–2013).

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Zahlenbeispiel für die Berechnung von eisernen Brücken und Dächern (mit Dr.-Ing. G. Barkhausen), C. W.œ Kreidels Verlag, Wiesbaden 1909 (1925 5. Auflage)
  • Die technischen Hochschulen im Dienste der Flugtechnik, Jahrbuch der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Luftfahrt, III. Band im Kriegsjahr 1914/15
  • Praktische Winke zum Studium der Statik und zur Anwendung ihrer Gesetze: Ein Handbuch f. Studierende u. prakt. tätige Ingenieure, ˜C. W.œ Kreidels Verlag, Wiesbaden 1914
  • Handbibliothek für Bauingenieure – Ein Hand- und Nachschlagebuch für Studium und Praxis, Juliusœ Springer, Berlin 1921 (mindestens 27 Bände in meheren Auflagen)
  • Beton und Eisenbeton im Eisenbahnbau. Kurzgefaßte Darstellung der Erfahrungen in der Praxis, in: „Zentralblatt der Bauverwaltung“. Ausgabe 45. 1925, Nr. 8
  • Der Massivbau (Stein-, Beton- u. Eisenbetonbau), Juliusœ Springer, Berlin 1926
  • Die Autostraße Hansestädte-Frankfurt-Basel, Ziele und Zweck des Vereins „Hafraba“, HAFRABA-Schrift Nr. 1 und 4, Hannover 1927
  • Beton im Straßenbau, Zementverlag GmbH, Berlin-Charlottenburg 1928
  • Drei Jahre Hafraba. In: Mitteilungsblatt (1929), Nr. 11, S. 3
  • Zur Systematik des deutschen Landstraßenbaus. In: Bautechnik (1931), Nr. 26
  • Wasserkraftanlagen (mit Prof. Dr.-Ing. Dr. tech. h. c. Adolf Lüdin), Juliusœ Springer, Berlin und Heidelberg 1934

Literatur

Fußnoten

  1. Titel „Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h.“ laut Personalverzeichnis der Technischen Hochschule Berlin, Seite 45
  2. Gründung und Organisation der HAFRABA
  3. Otzen, Johannes, Deutsche Biographie