Holbein, Hans (der Ältere)

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Hans Holbein der Ältere (1465-1524)

Hans Holbein der Ältere (* um 1465 in Augsburg; † um 1524 in Basel oder Isenheim) war ein deutscher Maler der Renaissance. Er war der Senior einer berühmten Malerfamilie, zu der auch sein Bruder Sigmund sowie seine Söhne Ambrosius und Hans Holbein der Jüngere gehörten.

Leben

In der alten Reichsstadt Augsburg, in diesem bedeutendsten mittelalterlichen Handelsplatz Schwabens herrschte dank seiner Eigenschaft auch als vornehmer Bischofsresidenz gegenüber der behäbigen fränkischen Bürgerstadt ein mehr auf das Höfische zugeschnittener, dem Geist der neuen Zeit zugewandter Ton, der gewiss Anlass war, daß sie von Kaiser Maximilian, dem Liebhaber ritterlicher Turniere und öffentlicher Schaugepränge, seit 1496 zum Lieblingsaufenthalt auf seinen Reisen erkoren wurde. Augsburger Kaufherren haben mehr als die Nürnberger ihrer Heimatstadt einen nach außen sichtbaren Glanz verliehen, der sich auch im Straßenbild zeigte, die Erfolge der weltumspannenden Handelsgesellschaften und Geldinstitute der Fugger und Welfer stellten die der fränkischen Handelshäuser noch in den Schatten. Mit der künstlerischen Hochblüte Nürnbergs konnte Augsburg freilich nicht in Wettbewerb treten. Einer aus Basel oder Ravensburg zugezogenen Familie entstammend, ist Hans Holbein d. Ä. wohl eher um 1470 als um 1460 in Augsburg geboren. Von seiner Lehrzeit und von seinen Wanderjahren wissen wir nichts. Im Jahre 1493, dem ersten bekannten Datum seines Lebens, finden wir ihn, wohl in Ulm, an Altartafeln für das Kloster Weingarten beschäftigt. Im gleichen Jahr kehrt er nach Augsburg zurück, wo er heiratet und seine Werkstätte einrichtet, die bald zahlreiche Gehilfen aufnimmt. Hauptsächlich ist der Meister hier für das vornehme Frauenkloster von St. Katharina tätig. Die frommen und prachtliebenden Frauen, deren Leben nach den Berichten der Chronisten nicht sehr weltabgewandt war, hatten sich für das päpstliche Jubeljahr 1500 vom geldbedürftigen Papst das Privileg besonderer Ablässe erwirkt, die sonst nur Rompilgern bei Besuch der sieben Wallfahrtskirchen in der Ewigen Stadt gewährt wurden; die Nonnen beauftragten zuerst Holbein dann auch Burgkmair und einen Unbekannten mit der Lieferung bemalter Holztafeln für den neuen Kreuzgang, in denen auf jene römischen Basiliken verwiesen und die Legenden der in ihnen verehrten Heiligen erzählt werden sollten. Holbein führte davon die Marien- und die Paulsbasilika (1499 und 1502) aus, vielteilige Szenen in spitzbogig gotischem Rahmenwerk; in der Marienbasilika die viel gerühmte Figur einer andächtigen und anmutig gekleideten Frau (der hl. Thekla) in Rückenansicht. Sollehe zarten Frauengestalten von hohem Liebreiz finden sich vielfach als charakteristische Figuren ig Holbeinschen Gemälden aus allen Zeiten seines umfangreichen Schaffens. Aber auch charaktervolle, porträtmäßig individualisierte, im Übersteigerungsdrang allerdings manchmal fast karikaturenhaft verzerrte Männerköpfe bemerkt man auf den zahlreichen dekorativen Altartafeln, die der allem Neuen zugängliche Meister für Augsburger und andere Kirchen (wie für Ulm, Kloster Kaisheim und Frankfurt a. M.) in den folgenden Jahren ausgeführt hat. Auf den hier wiedergegebenen Innenflügeln des Münchener Sebastian-Altars von 1516 (je 1,50 X 0,47 m) mit den formenschönen, renaissancehaft gerundeten Gestalten der beiden Heiligen, der Barbara und der Elisabeth von Thüringen, ist der Landschaftshintergrund, dessen Architekturen mit denen der Sebastianmarter auf dem Mittelbild zu einheitlichen Gebilden zusammengehen, nur unvollkommen mit den Figuren verbunden und die Türumrahmungen mit den Renaissanceornamenten unten und oben sind allzu eng für die heiligen Frauen. Aber die Vollklingende Farbigkeit der Tafeln, Holbeins stärkste Begabung, die sich auch in schönen Glasgemälden äußert, und die edle Ausgeglichenheit der Gestalten versöhnen mit solcher Unzulänglichkeit. Unter den von der mildtätigen Elisabeth versorgten Elenden bemerkt man neben einem Pestkranken und einem abgezehrten Hungerleider auch einen bärtigen Mann, in dem man des Meisters Selbstbildnis erkennt. Ein Jahr nach Vollendung des Altars werden anscheinend die Vermögensverhältnisse Holbeins, den selbst sein Bruder Sigismund wegen einer geringen Summe verklagt, so verzweifelt, daß der alternde Werkstattinhaber sein Atelier schließen und auswandern muss. 1517 ist er in Isenheim im Elsass, wo er schon 1509 vorübergehend beschäftigt war und nun sein letztes Bild, den „Lebensbrunnen" (Lissabon), malt. Hier ist er auch gestorben. Das Zukunftweisende seines Schaffens ist seine Porträtkunst, die sich auf den größeren Sohn vererbt; bei dem älteren wird sie ganz sichtbar erst, wenn man seine Handzeichnungen betrachtet, die uns das Gesicht des deutschen Menschen um 1500 so deutlich, ja vielleicht noch unmittelbarer als Dürers Zeichnungen und Kupferstiche zeigen, weil der schwäbische Künstler ganz kühl, ganz sachlich, ganz objektiv und zurückhaltend dabei bleibt.

Werke

  • Altar der Dominikanerkirche in Frankfurt am Main (1500-01)
  • Hochaltar des Zisterzienserklosters von Kaisheim (1502-04)
  • Lindauer Passion, Lindau (Bodensee), Peterskirche, einzig erhaltenes Fresco (1480)
  • Sebastianaltar München (Alte Pinakothek) (1516)
  • Weingartener Altar, Augsburg, Hohe Domkirche Unsere Liebe Frau
  • Paulsbasilika, Augsburg, Staatsgalerie Altdeutsche Meister
  • Entwürfe zu Kirchenfenstern: Dom zu Eichstätt (1502), St. Ulrich in Augsburg, St. Jakob in Straubing