Hedonismus

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Als Hedonismus (zu altgr. ἡδονή hēdonḗ = „Vergnügen, Lust“ und ↑-ismus) wird eine Lebensorientierung bezeichnet, die sich bewußt dem Streben nach Lust, Glück, Glückseligkeit, Freude, Sinnlichkeit und heiterer Gemütverfassung widmet. Die Ismus-Prägung im Terminus ist jedoch besonders jung, sie stammt erst aus dem 19. Jahrhundert.[1]

Antike Quellen

In der Philosophie der griechischen Antike stehen bereits mehrere hedonistische Positionen nebeneinander. Am bekanntesten ist diejenige Epikurs, der forderte, einen „seligen“ Zustand von Schmerzlosigkeit und Freiheit von ungebändigten Leidenschaften sich zum Ziel zu setzen, um „wahrhaft philosophisch“ zu leben. Erkenntnis ist jenem antiken europäischen Denken noch wesentlich Erkenntnis des rechten, des guten und sinnvollen Lebens. Die philosophische Reflexion berührte sich deshalb in der damaligen Zeit noch umstandslos mit religiöser Reflexion (eine zwanglose Berührung, die seit der Christianisierung Europas mehr verloren gegangen ist).

Das hohe sittliche Ziel, Gefühlsextreme methodisch zu vermeiden und dadurch zur spirituellen Klarheit zu gelangen, darf nicht mit der neuzeitlichen Bedeutungsverengung (wonach Hedonismus und Genußsucht gleichzusetzen sei) verwechselt werden. Die englische Sprache legt diese Verwechselung allerdings nahe, da sie den Ausdruck „epicurism“ tatsächlich derart plump verwendet.

Eudämonismus / Gemütsruhe / Utilitarismus

Konkurrierende Konzepte von Lust, Unlustvermeidung und (wahrhaft philosophischer) Glückseligkeit sind zunächst der „Eudämonismus“, also die Vorstellung, andauernde Glückseligkeit durch richtige Lebensprämissen und richtige Lebensführung erreichen zu können. Diese Vorstellung wird besonders schroff kritisiert, als lebensfremd, weil das Grundparadox des Glücksstrebens unaufhebbar sei (nämlich die ewige existenzielle Kluft zwischen Trieb und Scheitern).

Auch die Zielsetzung der „heiteren Gemütsruhe“ unterfiel schon im antiken Griechenland stets einer grundsätzlichen Kritik, insofern sie als zu defensiv erscheint, um abbilden zu können, was Menschen tatsächlich wichtig ist im Leben und was tatsächlich ihre Handlungen motiviert.

Der dem antiken Denken völlig fernstehende Gedanke eines Glückstrebens „für alle“ (oder im gedachten Sinne „aller“), kommt erst sehr spät in der europäischen Neuzeit auf (Jeremy Bentham) und wird „Utilitarismus“ genannt. Utilitarismus steht im direkten Gegensatz zur jahrhundertelang gelebten Leidenskultur, utilitaristische Anschauungen bestimmen jedoch heute das sittliche Denken sehr vieler europäischer Menschen grundlegend, die sich äußerlich und formell aber gleichwohl und unverändert als „Christen“ bezeichnen.

Die permissive Massenzivilisation

Hedonismus als ein Synonym für Vergnügen, als schrankenloses Streben nach Genuß – als pure, ungetrübte Sinneslust und Begierde –, kennzeichnet die Einstellung vieler Menschen in den modernen Zivilisationen des gegenwärtig noch bestehenden Massenwohlstandes. Solche Hedonisten denken tatsächlich und erklärtermaßen, daß einzig Lust (und die vorsorgliche Vermeidung von Schmerz) wertvoll seien. Häufig werden damit auch sexuell freizügige Grundeinstellungen gemeint.

Als Vermeidungsverhalten kann dieser Typus hedonistischer Gefühlskontrolle leicht in Angstzustände und in leere Depression einmünden, da er den Menschen nicht als Handelnden sieht, sondern die Glückssuche als von Handlungszwängen losgelöst auffaßt. Da es jedoch keinen sportlichen Erfolg ohne Disziplin gibt, keine Arbeit ohne Anstrengung (und da sicher auch keine echte Intimität andauert, wenn Menschen sich bloß gehenlassen), bleibt von solcherlei „hedonistischen“ Wünschen sehr oft nichts als die enttäuschte Erwartung und der verplemperte Tag.

In der westlichen „Kultur“ lassen sich seit den 1960er Jahren – bis heute – Einflüsse eines echten Schubs hedonistischer Vorurteile erkennen (siehe auch 68er-Bewegung). Bis in die Gegenwart läßt sich eine hedonistische Beeinflussung der Gesellschaft insbesondere durch ausgeklügelte Reklame-Kampagnen nachweisen, deren Zielsetzung (Verkauf, Konsum, Markenprägung) in direktem Widerspruch steht zu den naiven Freiheitsforderungen oder Freiheitsillusionen eines oberflächlich-hedonistischen Zeitgeists. Massenmedien, Moden und „Trends“, „lifestyles“ und sogenannte „angesagte“ Vorlieben entsprechen faktisch genauestens der Werbung, die für sie gemacht wird. Sie zeigen viel eher die Grenzen menschlicher Freiheitsfähigkeit als einen freiheitlichen Sinn.

Hedonismus im Sinne von Einstellungen und Verhaltensweisen die besagen, das Leben sei eine Party, üben unzweifelhaft einen zersetzenden Einfluß auf den Geist junger Menschen aus, die derart mit einer verkehrten Vermittlung von Moral und des menschlichen Miteinanders konfrontiert werden (Punk). Begriffe wie „Partygesellschaft“, „Freizügigkeit“, sexuelle „Toleranz“, dokumentieren weit deutlicher Zügellosigkeit, Desorientierung und Lebensuntauglichkeit, als daß sie etwa einen beispielhaft philosophisch-sittlichen Maßstab abgeben.

Literatur

J. Ruhnau: Artikel »Hedonismus«. In: Joachim Ritter (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3 [= Hist. Wb. Philos. 3], Kolumne 1023-1026, ISBN 3-7965-0115-x

Fußnoten

  1. Vgl. J. Ruhnau: Artikel »Hedonismus«. In: Joachim Ritter (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 3 [= Hist. Wb. Philos. 3], hier: Kolumne 1023, ISBN 3-7965-0115-x