Heeres-Reit- und Fahrschule Hannover

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FILM

Filmdaten
Originaltitel: Heeres-Reit- und Fahrschule Hannover
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1939
Laufzeit: 19 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
IMDb: deueng
Stab
Regie: Wilhelm Prager
Besetzung
Darsteller Rolle

Heeres-Reit- und Fahrschule Hannover ist ein deutscher Kulturfilm von 1939.

Handlung

Quelle
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Jeder Regisseur hat sein Steckenpferd. Mein Steckenpferd sind Pferdefilme. Darum war mir der Auftrag der Ufa-Kütur-Abteilung, einen Film von der größen und erfolgreichsten Reitschule, die die Reiterwelt kennt, von der berühmten Kavalleriesschule Hannover zu denken, die Erfüllung eines längst gehegten Wunsches.

Der Film unter dem Titel „Heeres Reit- und Fahrschule Hannover“, wie die alte Kavallerieschule heute heißt, zeigt die Arbeit und Höchstleistungen jeder der vielen Abteilungen dieser einzigartigen Pferdehochschule. Schon nach den ersten Aufnahmen, gewissermaßen dem Aufgalopp zu dieser Film-„Military“, wie man bei der Vielseitigkeit der Kavallerieschul-Aufgaben einen Film von deren Tätigkeit sportlich nennen kann, war es mir klar, daß dieser Film, dank dem großartigen Material von Reiter und Pferd, dank der Hingabe und dem Eifer aller Beteiligten den bisherigen Cracks im Pferdefilm-Stall der Ufa „die Hufe zeigen wird“. Kein Wunder! Der Erfolg großer Spielfilme stützt sich auf 2 oder 3 Stars.

Wenn das übrige alles „gute Schauspieler“ sind, um so besser. Im Heeres Reit-Fahrschulfilm ziehen nur Stars über den Rasen; sowohl im wie unter dem Sattel. Jedes Pferd, jeder Reiter dieses Films hat in 100 Kämpfen in aller Welt seine Meisterschaft über Hunderte von Konkurrenten bewiesen. Selbst der vierbeinige Film-Debütant, der in diesem Film nur das berühmte

„Die — Pferde — sind — gesattelt“ heruntergaloppieren darf, ist unter den 1.200 Pferden der Kavallerieschule schon eine kleine Kanone. — Roß und Reiter, seien es nun die Vertreter des Schul- oder des Springstalles, der Reit- oder der Fahrschule, jeder von ihnen trägt einen prominenten Namen, der Klang und Bedeutung in der ganzen internationalen Reiterwelt hat; jeder ist auf seinem Gebiet ein Star.

Klare Zeitlupenbilder leuchten in das Geheimnis, wie die Turnier-Virtuosen Hasse, Brinkmann, Huck, von dem Bongart, der sichere und gewandte Führer des Springstalls, Major Momm, die besten deutschen Pferde, anscheinend mühelos, über zwei Meter hohe schwerste Hindernisse steuern. Paar und Massensprünge zeigen den zweckmäßigen und doch so eleganten Stil, dem diese erwiesenermaBen beste Equipe aller Staaten ihre Siege in alter Herren Ländern verdankt. Wir sehen die Meister der Dressur, Oberstleutnant Gerhardt, die erfolgreichen Reitmeister der Kavallerieschule Otto Lörke und den Altmeister der Reitkunst Oskar Stensbeck bei der Arbeit mit ihren wertvollen Schützlingen, den Olympischen Siegerpferden „Absynth“ und „Fels“, „Kronos“ und „Gimpel“. (Reitmeister! Das ist kein Druckfehler! Reitmeister ist die militärische Benennung für die Zivillehrer, die an der Kavallerieschule festangestellt sind.)

Unterm Sattel oder „in der Hand“ paradieren die Pferde in koketten Piaffen oder graziösen Passagen an uns vorüber; eine kurze Spanne Weg — der nur für den Kenner sichtbare Erfolg jahrelanger unermüdlicher Arbeit. Die Fahrschule greift weiter zurück, in die Zeit des Barock. Ein Prunkwagen im feierlichen Gespann acht schneeweißer Carossiers. Goldplattierte Geschirre klirren. Straußenfedern und Reiherbüsche nicken grüßend aus der galanten Zeit eines prunkliebenden Jahrhunderts herüber zu den sportlich schnittigen Fahrzeugen der modernen Fahrschule. —

Der neigende Gruß der schönen Königin aus dem wiegenden Galawagen mutet an wie der Dank der Könige von Hannover und England für die pietätvolle Erhaltung der pferdesportlichen Passionen der Herren von Herrenhausen. — Die Tradition ihrer klassischen Fahrkunst, die für den Sechserzug selbst England übernahm, lebt fort in den von Major Stein meisterhaft gefahrenen Gespannen der heutigen Heeres-Fahrschule. —

Hackney, Tandem, Randem — Ein-, Zwei- und Drei-Spänner — traben raurngreifend durch die in der Herbstsonne glühende Herrenhauser Allee. Im Traberrenntempo sausen in ungarischer Anspannung fünf mutwillige Jucker vorüber; in verhaltenem Rhythmus folgen massige Sechserzüge behäbiger Mailcoatsches den klassischen Spuren der alten Parkstraße. „Der Film der Stars“ wäre ein guter Titel für diesen Film und bei den Leistungen, die gezeigt werden, gewiß keine Ubertreibung. Bei der Gründlichkeit der Arbeit der Heeres Reit- und Fahr-Schule, in die uns dieser Film einen Blick gewährt, bei dem Ernst und dem sportlichen Ehrgeiz, dem echt deutschen Reitergeist, der ihre Lehrer wie ihre Schüler beseelt, gibt es wohl aber kein besseres Motto für diesen Film als die Worte Walters von der Vogelweide: „Hier ward mit Reiten Kunst getan.“

Quelle: Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 8, 24. Februar 1939