Heißinger, Heinrich
Heinrich Heißinger ( 27. August 1909; 4. Februar oder 14. Februar 1932 in Hamburg) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.
Leben
Sonntag auf der Reeperbahn, da marschierten Dreißig Mann vom Marinesturm, sie kamen vom Propagandadienst. Blaue Jungs im Braunhemd, die Farben vertragen sich. Sie haben die Welt gesehen, mit offenen Augen und hellen Sinnen haben sie hingesehen. Unter ihnen war der Kochsmaat Heinrich Heißinger. Im straffen Marschtritt ging es durch das Gängeviertel, über dieses klobige, holprige Pflaster, entlang an den alten, schiefen Giebelhäusern, die aussehen, als wollten sie jeden Augenblick zusammenstürzen. Gängeviertel – ein seltsamer, ein unheimlicher Stadtteil. Ein Labyrinth von Gängen und Gäßchen, in ihrem Zusammenhang richtig bekannt nur dem, der dort geboren wurde. Der schwunghafte Waffenhandel zwischen Verbrechern und Kommunisten war bekannt.
Der disziplinierte Klang der gleichmäßigen Schritte wollte nicht recht in den Stil dieser Umgebung passen. Da plötzlich mischte er sich mit einem wilden Getrampel, aus den finsteren Gängen wälzte es sich heraus, Schlamm der Unterwelt, Armeepistolen feuerten auf, aus den Winkeln und Ecken knallte es scharf und grell, die Kugeln schlugen hinein in den Trupp der Marine-SA. Aus den Reihen stürzten sie zu Boden, getroffen von dem heimtückischen Blei. Auf dem Pflaster lag, leblos, mit einem Loch in der Stirn, Heinrich Heißinger. Ein paar Straßen weiter heulten Saxophone, johlte der Reeperbahnbetrieb.
Ein Gericht stellte im Jahre 1934 den Kommunisten Schlieper als Mörder fest. Dieser hatte sich jedoch kurz nach dem Mord ins sowjet-bolschewistische Rußland abgesetzt.
Nachwirken
Heinrich Heißinger zu Ehren wurde am 8. August 1933 eine Elbfähre benannt. In Hamburg-Horn wurde der Posteltsweg im März 1934 in Heinrich-Heißinger-Straße umbenannt. Seit dem 25. Oktober 1945 heißt die Straße vorübergehend wieder Posteltsweg.
Das Hamburger Tageblatt über die Ermordung von
Paul Kessler, Heinrich Dreckmann, Heinrich Heißinger, Heinz Brands und Harry Hahn
Literatur
- André-Klaus Busch: Blutzeugen – Beiträge zur Praxis des politischen Kampfes in der Weimarer Republik, Deutsche Stimme, ISBN 978-3935102209
- Hermann Liese: Ich kämpfe, Franz Eher Verlag 1943
- Hans Weberstedt / Kurt Langner: Gedenkhalle für die Gefallenen des Dritten Reiches, Franz Eher Verlag 1938