Hellmann, Paul

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Kapitän der Handelsmarine Paul Hellmann

Paul Hellmann (Lebensrune.png 13. März 1889 in Zehnebeck bei Angermünde; Todesrune.png 19. Februar 1964 in Hamburg-Groß Flottbek) war ein deutscher Handelsschiffoffizier, Kapitän der Handelsmarine und Reserveoffizier der Kriegsmarine, zuletzt Oberleutnant zur See d. R. im Zweiten Weltkrieg. Ihm wurde als erstem Handelsschiffskapitän und vermutlich als einzigem Zivilist das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Werdegang

Handelsschiffskapitän Hellmann bei der Ritterkreuzverleihungszeremonie mit Großadmiral Dönitz
Ritterkreuz für Paul Hellmann.jpg

Hellmann diente 1911−1912 in der Kaiserlichen Marine, ging dann zur Handelsmarine und wurde Schiffsoffizier (4. Offizier) bei der Hapag (Hamburg-Amerika-Linie). Er geriet beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in britische Gefangenschaft und verbrachte die Zeit von 1914 bis 1919 in einem kanadischen Kriegsgefangenenlager. Ab 1923 diente er wieder bei der Hapag als Handelsschiffsoffizier.

Zweiter Weltkrieg

Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs befand sich Hellmann als Kapitän des Motorschiffs „Osorno“ in Chile, und sein Schiff wurde dort im September 1939 in Talcahuano aufgelegt. Im Frühjahr 1941 übernahm die „Osorno“ von den ebenfalls dort aufliegenden Frachtern „Tacoma“ und „Portland“ eine Ladung Erz, Wolle, Schweineborsten u. a. m., mit der sie dann im Mai den Ausbruch nach Japan versuchte. Dabei erlitt sie am 18. Juni im Pazifik Maschinenschaden und wurde manövrierunfähig. Die am 18. Mai 1941 aus Coquimbo, Chile, ebenfalls mit Ziel Japan ausgelaufene „Bogota“ empfing den gefunkten Hilferuf der „Osorno“, fand das Schiff und schleppte es über 1800 Seemeilen bis nach Yokohama, das am 3. Juli 1941 erreicht wurde.

Nach den notwendigen Reparaturen wurde die „Osorno“ mit kriegswichtigen Gütern beladen und für die Fahrt als Blockadebrecher vorbereitet. Sie verließ Japan am 23. Dezember 1941, durchquerte den Pazifik, umrundete das Kap Hoorn und erreichte Bordeaux in Südfrankreich am 19. Februar 1942.

Am 23. März 1943 lief die „Osorno“ von Bordeaux zu einer erneuten Blockadefahrt aus. Ziel war Japan, mit Zwischenhalt in Jakarta (Indonesien). Zwar meldete die britische Funkaufklärung am 27. März das Auslaufen von mehreren deutschen Frachtschiffen aus der Gironde mit Zerstörergeleit, aber die herbeibefohlenen U-Boote der Royal Navy kamen zu spät, um die „Osorno“ und die „Portland“ abzufangen. Am 8. Mai 1943 erreichte die „Osorno“ Jakarta. Von dort ging sie weiter nach Japan.

Am 2. Oktober 1943 verließ die „Osorno“ Kōbe mit einer Ladung von 3944 t Kautschuk, 1826 t Zinn und 180 t Wolframerz, mit Ziel Bordeaux. Singapur wurde am 10. Oktober erreicht, und das Kap der Guten Hoffnung wurde am 15. November umrundet. Zwar wurde das Schiff am 8. Dezember von einer auf Ascension stationierten „Liberator“ der United States Navy gesichtet, aber es gelang Hellmann nicht nur, den auf sein Schiff angesetzten alliierten Schiffen und Flugzeugen zu entgehen, sondern dabei auch die von alliierten Konvois in dichter Folge befahrenen nordatlantischen Konvoi-Routen VSA-Gibraltar (am 16./17. Dezember) und VSA-Großbritannien (am 19. Dezember) unentdeckt zu kreuzen.

Am 21./22. Dezember hatte Hellmann das Seegebiet nördlich der Azoren erreicht und änderte seinen Kurs ostwärts in Richtung Biskaya und Gironde-Mündung. Ab dem Morgen des 25. Dezember wurde sein Schiff von britischen, kanadischen und australischen Sunderland-Flugbooten beschattet, von denen eins abgeschossen werden konnte. Am Mittag des 25. Dezember wurde die „Osorno“ dann von der am Vortage aus der Gironde zu diesem Zweck (Unternehmen „Bernau“) ausgelaufenen 8. Zerstörer-Flottille und der 4. Torpedoboot-Flottille aufgenommen und in die Gironde eskortiert. Fliegerangriffe wurden von Ju 88 Fernjägern und der Flak der Schiffe abgewehrt.

Die Gironde wurde unversehrt erreicht, aber beim Einlaufen in die Gironde am 26. Dezember riß sich die „Osorno“ am Wrack des Sperrbrechers 21 den Rumpf auf und mußte mit einem zwölf Meter langen Riß auf den Strand gesetzt werden, um wenigstens die wertvolle Ladung zu retten. Diese wurde dann auf Leichter umgeladen und nach Bordeaux gebracht. Ein britischer Versuch am 31. Dezember, dies durch einen Bomberangriff zu verhindern und das Schiff vollends zu zerstören, scheiterte wegen schlechter Sicht.

Die „Osorno“ war der letzte Überwasser-Blockadebrecher, der sein Ziel erreichte. Danach mußte die Zufuhr kriegswichtiger Rohstoffe von und nach Ostasien durch Überwasserschiffe wegen der nahezu lückenlosen Feindüberwachung unterbleiben.

Für die erfolgreichen Fahrten nach Japan und Versorgungsfahrten von Japan nach Bordeaux wurde Paul Hellmann am 31. Dezember 1943 gleichzeitig mit beiden Stufen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nur sechs Tage später, am 6. Januar 1944, wurde ihm als einzigem Angehörigen der Handelsmarine das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Die Ritterkreuzverleihungszeremonie mit Großadmiral Dönitz am 28. April 1944 wurde in der Deutschen Wochenschau Nr. 714 im Mai 1944 gezeigt.

Übernahme in die Kriegsmarine

Hellmann wurde am 1. Juli 1944 in die Kriegsmarine übernommen, nach kurzem Offizierslehrgang am 1. September 1944 zum Fähnrich zur See d. R. ernannt und zwei Monate später zum Leutnant zur See d. R. befördert. 1945 erfolgte seine Beförderung zum Oberleutnant zur See d. R.

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Franz Brüninghaus: Blockadebrecher, in: „Die Kriegsmarine“, Heft 9 / Erstes Maiheft 1944
    • mit Foto „Kapitän Paul Hellmann, Führer des Motorschiffes Osorno, der erste Handelsschiffskapitän, der das Ritterkreuz erhielt“

Verweise