Anhalt

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Wappen des Herzogtums Anhalt
Flagge des Herzogtums Anhalt
Karte des Herzogtums Anhalt

Anhalt ist ein Land in Mitteldeutschland und ehemaliges Herzogtum, welches ein Gliedstaat des Deutschen Reiches war und heute zum Bundesland Sachsen-Anhalt gehört.

Geschichte

Die Grafschaft Anhalt entwickelte sich aus dem Schwabengau und dem Gau Serimunt im 11./12. Jahrhundert als Besitz des Geschlechts der Askanier und war Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Der Name Anhalt geht auf die askanische Stammburg, Burg Anhalt bei Harzgerode, zurück; der Name Askanier bezieht sich auf ihre Residenz in Aschersleben.

Mangels Primogenitur wurde das Land im Laufe der Zeit mehrfach durch Erbteilung zersplittert, unter anderem in Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst und noch weitere.

Das wieder vereinigte Fürstentum Anhalt entstand 1570. Bereits 1603 wurde es aber wieder in die Kleinstaaten Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Zerbst (und 1611 Anhalt-Plötzkau durch Teilung des Fürstentums Anhalt-Bernburg) aufgeteilt. 1665 übernahm die Anhalt-Plötzkauer Fürstenlinie, nach Aussterben der Anhalt-Köthener, deren Fürstentum. Das Anhalt-Plötzkauer Teilfürstentum fiel gleichzeitig an Anhalt-Bernburg zurück.

1797 wurde Anhalt-Zerbst, nach Aussterben der Zerbster Fürstenlinie, auf die anderen anhaltischen Fürstentümer aufgeteilt. 1806 erhielt der Fürst von Anhalt-Bernburg vom letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Franz II., das Recht, sich „Herzog“ zu nennen, 1807 wurden die beiden verbleibenden Staaten Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen von Napoleon I. zu Herzogtümern erhoben und traten am 18. April 1807 dem Rheinbund bei. Nach dem Ende der Befreiungskriege wurden sie Mitglieder des Deutschen Bundes.

Lage des des Herzogtums Anhalt im Deutschen Kaiserreich
Karte von Anhalt aus dem Jahr 1897. Alle zu Anhalt gehörigen Gebiete sind schwarz umrandet

Herzogtum Anhalt 1863–1918

Nach dem Erlöschen der Linien in Köthen (1847) und Bernburg (1863) kam es zum Zusammenschluß der drei Herzogtümer zu einem vereinigten Herzogtum Anhalt mit Dessau als Hauptstadt. Kurz nach dem Preußisch-Deutschen Krieg 1866 trat Anhalt dem unter preußischer Führung entstandenen Norddeutschen Bund und 1871 dem Deutschen Reich bei. Im Bundesrat in Berlin hatte es eine Stimme, wie auch vorher schon im Bundestag in Frankfurt am Main.

Freistaat Anhalt 1918–1934

1918 wurde Anhalt zu einem Freistaat in der Weimarer Republik. Bei den Landtagswahlen im April 1932 wurde die NSDAP mit 15 Mandaten (6 Mandatsträger waren aus Dessau) stärkste Fraktion.

Anhalt nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum kurzzeitigen Zusammenschluß mit der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen zum Land Sachsen-Anhalt in der Sowjetischen Besatzungszone. Dieses Land hatte aber nur kurz Bestand: Nach der Verwaltungsreform von 1952 wurde das Land Sachsen-Anhalt aufgeteilt und der ehemals anhaltische Teil gehörte danach zu den Bezirken Halle und Magdeburg in der DDR.

Mit der Deutschen Teilvereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt in leicht veränderten Grenzen wieder errichtet. Im Zeitraum zwischen den Kreisreformen von 1994 und 2007 gab es innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt auch einen Landkreis Anhalt-Zerbst, so daß der historische Name „Anhalt“ nicht nur im Landesnamen, sondern auch in einem Kreisnamen fortlebte. Seit 1. Juli 2007 ist der Name Anhalt im neugebildeten Landkreis Anhalt-Bitterfeld enthalten. Das Gebiet der Evangelischen Landeskirche Anhalt entspricht noch heute dem ehemaligen Herzogtum bzw. Freistaat.

Die Landesfarben waren Rot-Grün-Weiß, manchmal nur Grün-Weiß.

Staatsoberhäupter

Die Staatsoberhäupter waren bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 die Herzöge von Anhalt (siehe auch: Askanier):

  • 1863 bis 1871: Leopold IV. (* 1794, † 1871)
  • 1871 bis 1904: Friedrich I. (* 1831, † 1904)
  • 1904 bis 21. April 1918: Friedrich II. (* 1856, † 1918)
  • 22. April bis 13. September 1918: Eduard (* 1861, † 1918)
  • 14. September bis 12. November 1918: Joachim Ernst (* 1901, † 1947) unter Vormundschaft des Regenten Aribert

Verwaltungsgliederung Anhalts bis 1932

  1. Landkreis Ballenstedt
  2. Landkreis Bernburg
  3. Landkreis Dessau
  4. Landkreis Köthen
  5. Landkreis Zerbst

Daten

  • Landesfarben: rot - grün - weiß
  • Bevölkerung: 193.046 (1864), 431.422 (1939)
  • Exklaven: Großalsleben, Gödnitz, Groß- und Klein-Mühlingen, Dornburg, Tilkerode
  • Preußische Enklaven: Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Priorau

1942 wurden die preußischen Gemeinden Löbnitz a. d. Linde, Repau, Pösigk, Schierau, Priorau, Möst und Goltewitz in das Land Anhalt eingegliedert sowie die Gemeinden Tilkerode, Unterwiederstedt und Wadendorf in die Provinz Sachsen des Landes Preußen ausgegliedert.

Einwohnerentwicklung und Fläche

75.523 Einwohner; 2299 km² (1871) 100.702 Einwohner; 2299 km² (1910) 351.045 Einwohner; 2299 km² (1925) 436.213 Einwohner; 2314 km² (Mai 1939)

Städte (1939)

  1. Ballenstedt
  2. Bernburg
  3. Coswig
  4. Dessau
  5. Gernrode
  6. Gröbzig
  7. Güsten
  8. Harzgerode
  9. Hecklingen
  10. Hoym
  11. Jeßnitz
  12. Kochstedt
  13. Köthen
  14. Leopoldshall
  15. Nienburg
  16. Radegast
  17. Raguhn
  18. Roßlau
  19. Sandersleben
  20. Zerbst
  21. Roßlau

Geographie

Die Oberflächenbildung Anhalts wird im Südwesten durch den Harz und im Nordosten durch den Fläming geprägt. Der anhaltinische Unterharz (400 m) wird durch das Selkethal in die Rammbergmasse (500 m) und in die südlich gelegene Hochebene von Harzgerode (400 m) geteilt. Namhafte Berge sind der Rammberg mit Victorshöhe (537 m), der Stubenberg (3l4 m), der Meiseberg und der Hausberg. Von den Waldhöhen des Harzes bei Ballenstedt (200 m) fällt das Gelände in fruchtbaren Wellen bis zur Saale (55 m) ab, steigt noch einmal hügelartig an (100 m) und verliert sich in den fruchtbaren, waldreichen Tiefraum der Elbe und Mulde. Die Elbe durchströmt in großen Krümmungen den östlichen Hauptteil des Landes von Osten nach Westen und nimmt alle Gewässer auf, so die Flämigsbäche Döllitzbach, Rössel, Ruthe, links bei Wallwitzhafen die Mulde mit dem Kapen und die Saale. Das Tiefland der Elbe und Mulde ist vielfach von Spuren abgestorbener Flutungen durchsetzt.

Literatur

  • A. Günther / O. Schneider: Heimat- und Landeskunde des Herzogtums Anhalt, Dessau 1893