Heyl, Hedwig

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Dr. med. h. c. Hedwig Heyl
Unterschrift

Hedwig Henriette Heyl (geborene Crüsemann Lebensrune.png 3. Mai 1850 in Bremen; Todesrune.png 23. Januar 1934 in Berlin) war eine deutsche Frauenrechtlerin, Unternehmerin, Sozialpolitikerin und Gründerin sozialer Einrichtungen sowie Mitglied im Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft.

Leben

Hedwig Heyl I.png
Hedwig Heyl III.png
Der strengen Arbeitsforderung des Vaters nachstrebend, empfing die 16jährige H. die ihr Leben bestimmenden Impulse in Neu-Watztum, der von Henriette Schrader-Breymann im Sinne der Pestalozzi-Fröbelschen Ideen neugegründeten Bildungsanstalt für junge Mädchen. 18jährig heiratete sie den Fabrikantensohn G. Heyl, der bald darauf die Leitung der väterlichen chemischen Fabrik Gebrüder Heyl in Charlottenburg übernahm. Unterstützt von ihrem Mann, im Einklang mit ihrem Familienleben schuf die junge Frau soziale Einrichtungen in der Fabrik, Keimzellen für zukünftige Institutionen der Jugendpflege, der sozialen Fürsorge, der systematischen hauswirtschaftlichen Ausbildung (Wochen- und Säuglingspflege), einen Kindergarten im Fabrikantenhaus, in dem mit den eigenen die Arbeiterkinder im Fröbelschen Sinne erzogen wurden; aus diesem entwickelte H. zunächst für die Knaben, dann auch für die Mädchen Jugendhorte (handwerkliche, hauswirtschaftliche Grundausbildung), aus denen später das Jugendheim Charlottenburg unter der Leitung ihrer Schülerin Anna von Gierke hervorging. In einer Speiseanstalt für Arbeiter wurden junge Arbeitermädchen hauswirtschaftlich ausgebildet; hier entstand das Kochbuch „ABC der Küche“ (1888, 131926), das wohl zum ersten Male wissenschaftliche Erkenntnisse der Ernährungslehre der Praxis des täglichen Kochens zugrunde legte. 1884/85 gründete H. mit Henriette Schrader-Breymann das Pestalozzi-Fröbel-Haus, unterstützt von der Kronprinzessin Friedrich: Kindergarten in Verbindung mit einer Koch- und Hauswirtschaftsschule, erste Ausbildung hauswirtschaftlicher Lehrerinnen. Nach dem Tod ihres Mannes (1889) – das jüngste der 5 Kinder war 2 Jahre alt – übernahm H. für 7 Jahre die Leitung der Fabrik, ohne in der Weiterentwicklung des Begonnenen innezuhalten: 1890 entstand, vorbereitet auf eigenem Gartenland, die erste private Gartenbauschule für Frauen; 1912 fand, von H. angeregt und organisiert, die große Berliner Ausstellung „Die Frau in Haus und Beruf“, erste Repräsentation der neuen Frauenbildung, statt; 1916 Organisation der Kriegs-Volksspeisung der Stadt Berlin.[1]

Familie

Hedwig war die Tochter von Eduard Crüsemann (Todesrune.png 1869), Mitbegründer des Norddeutschen Lloyd, und der Henriette, geb. Böhm.

Ehe

Sie heiratete 1869 in Bremen den Kommerzienrat Georg Heyl (1840–1889), Inhaber einer Farbenfabrik in Berlin-Charlottenburg. Aus der Ehe sind fünf Kinder entsprossen (vier Söhne und eine Tochter), darunter der spätere Fabrikant Otto (1876–1931). Ihr Schwiegervater war Eduard Heyl (1797–1871), Großkaufmann, Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter in Berlin.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Das ABC der Küche, C. Habel, Berlin 1885
  • Volks-Kochbuch für Schule, Fortbildungsschule und Haus, Neu-Babelsberg, 1905 – online verfügbar im Project Gutenberg
  • Diverse Beiträge in Kolonie und Heimat. Vereinsblatt des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft
  • Kleines Kriegskochbuch, C. Habel, Berlin 1914
  • Bratbüchlein für Rost- und Pfannengerichte zum Braten auf der ges. gesch. Rostpfanne »OBU«, Verlag W. Aletter, Berlin-Steglitz, Januar 1917
  • Aus meinem Leben, Schwetschke, Berlin 1925
  • Hauswirtschaft – Dünnhaupts Studien- und Berufsführer; Band 18, C. Dünnhaupt, Dessau 1927
  • Diätküche. C. Habel, Berlin 1929

Fußnoten

  1. Elisabeth Heimpel: Heyl, Hedwig, in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 83-84