Iphigenie auf Tauris (Salzburger Festspiele, 1943)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Theaterstück

Theaterdaten
Originaltitel: Iphigenie auf Tauris
Produktionsland: Deutsches Reich
Spielzeit: 1943
Premiere: 5. August 1943
Bühne: Felsenreitschule
Sprache: Deutsch
Spielgemeinschaft
Regie: Otto Falckenberg
Vorlage: Johann Wolfgang von Goethe
Bauten: Wilhelm Reinking
Besetzung
Darsteller Rolle
Liselotte Schreiner Iphigenie
Hans Jungbauer Thoas, König der Taurier
Gert Brüdern Orest
Bernhard Wicki Pylades
Karl Hanft Arkas

Iphigenie auf Tauris ist ein Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe in fünf Aufzügen.

Handlung

Die Handlung spielt auf Tauris, wo Iphigenie als Priesterin der Göttin Diana dient. Iphigenie auf Tauris, ein klassisches Drama von Johann Wolfgang von Goethe, wurde 1779 in Weimar uraufgeführt, 1786 war die endgültige Fassung fertig. Mit der Figur der Iphigenie als der Lüge unfähigen Priesterin schuf Goethe sein Idealbild vom „reinen“ Menschen.

Die übergeordnete Idee des Dramas ist die Humanität. Die Wahrheit und das Vertrauen in Menschlichkeit und Toleranz sind für Iphigenie der einzige Weg zur Konfliktlösung. Iphigenie wird gegen ihren Willen auf Tauris als Priesterin der Göttin Diana festgehalten. Arkas, der Bote des Taurer Königs Thaos, kündigt dessen Besuch an. Thaos bittet sie zum wiederholten Mal, seinen Antrag doch wenigstens aus Dankbarkeit anzunehmen, denn er habe doch ihretwegen das Gesetz geändert, das gebietet, daß alle Fremden, die auf Tauris eintreffen, der Göttin Diana geopfert werden müssen. Und Iphigenie solle endlich das Geheimnis ihrer geheimnisvollen Herkunft lüften. Iphigenie lehnt den Antrag wieder ab, sie ist der festen Überzeugung, daß ihr Leben und ihr Schicksal in den Händen Dianas liegen, durch ihre Rettung betrachtet Iphigenie sich als das Eigentum der Göttin.

Enttäuscht will Thaos sich ebenfalls in den Dienst der Göttin stellen und die Tradition der Opferung jedes neu ankommenden Fremden auf Tauris wieder aufnehmen. Gerade sind zwei Fremde angekommen, die die ersten sein sollen, und Iphigenie bittet Diana um Hilfe. Orest hat große Angst, doch Pylades muntert ihn auf und erzählt von der gütigen Priesterin, ohne zu wissen, um wen es sich handelt. Iphigenie spricht mit Pylades, er erzählt, er und Orest seien Brüder und Orest habe Brudermord begangen. Iphigenie ist von den Erzählungen über Griechenland tief berührt, Sehnsucht nach der Heimat erwacht. Pylades berichtet ihr auch über den Fall Trojas und über den Mord an ihrem Vater.

Iphigenie verspricht Orest, sie werde sich bei Diana für sie einsetzen. Sie befragt ihn nach ihren Geschwistern, und Orest erzählt ihr von der Aufstachelung Elektras, die zur Ermordung ihrer Mutter Klytämnestra führte. Als er Iphigenies Trauer und Leid sieht, erträgt er es nicht und offenbart seine Identität. Er entscheidet sich für die Aufrichtigkeit und Wahrheit. Pylades hingegen will sich durch List und Lüge der Opferung entziehen. Auch Iphigenie gibt sich zu erkennen, Orest will nur noch sterben, um endlich den Erynnien zu entkommen, Iphigenie und Pylades sollen sich alleine retten. Orest sinkt ohnmächtig zu Boden, in seiner Bewußtlosigkeit hat er die „Hadesvision“. Er sieht die längst toten Tantaliden vereint und versöhnt in der Unterwelt. Möglicherweise ist dies der erste Schritt zu seiner Heilung, da er an eine Versöhnung und Vergebung nach dem Tode glauben kann.

Nach dem Aufwachen glaubt er sich immer noch im Hades mit Iphigenie und Pylades. Die beiden erbitten von Diana die Heilung Orests. Iphigenie dankt der Göttin für ihre Güte und fleht um Befreiung Orests von dem Fluch. Pylades spricht zu Orest mit sachlichen Worten und will ihn überreden aufzuwachen. Als Orest aus seiner Vision erwacht, fühlt er sich vom Fluch befreit und dankt den Göttern. Pylades drängt zur Eile, er will der Gefahr entrinnen, und sie planen ihre Flucht. Iphigenie hat ein schlechtes Gewissen, sie möchte den König nicht hintergehen, Pylades jedoch macht ihr Angst. Der Bote Arkas überbringt den Befehl des Königs, mit dem Opfer zu beginnen. Iphigenie zweifelt den Fluchtplan immer mehr an, im Lied der Parzen beschwört sie die Rache der Götter herauf, deutet aber auch ihre Zweifel an. Iphigenie faßt einen Entschluß. Sie wendet sich an den König und erzählt ihm die Wahrheit. Thaos ist sehr wütend, dann aber mehr auf sich selbst, denn er glaubt, daß seine Taten Iphigenies Handlungen beeinflußt haben. Als Thaos erfährt, daß Orest Iphigenies Bruder ist, fürchtet er den Verbrecher im Mörder und wird wieder zornig um so mehr, als Orest die Flucht mit Gewalt erzwingen will. Iphigenie hat die Kraft, alle zu beruhigen. Der König gestattet den dreien die Rückkehr nach Griechenland. Der Orakelspruch hat seine richtige Deutung erfüllt: Orest bringt die Schwester nach Griechenland zurück.

Iphigenie zeigt zuerst ihre Weiblichkeit in Schwäche, in Unterwerfung, in Abhängigkeit und Machtlosigkeit. Dies wandelt sich in Stärke; erst durch vom Zwang befreites Handeln ist es ihr möglich, den Fluch zu lösen. Nicht durch Unterwerfung, sondern nur durch freie Entscheidung kann man zur Menschlichkeit gelangen. Diese Toleranz dem anderen gegenüber ist auch mit schmerzlichem Verlust verbunden: Thoas muß auf Iphigenie verzichten und Iphigenie auf jede Art von Liebe im herkömmlichen Sinn, sie bleibt Priesterin. Goethe folgt in dem Aufbau seines Dramas dem der klassischen griechischen Tragödie, das Drama lebt vom gesprochenen Wort und nicht von Handlung. Im letzten Akt müßte die Katastrophe erfolgen, aber Goethe löst den Konflikt auf und betitelt sein Stück somit nicht als Tragödie, sondern als Schauspiel.