Schrempp, Jürgen

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Jürgen Erich Schrempp (* 15. September 1944 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Unternehmer. Er war von Mai 1995 bis Dezember 2005 Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG und der DaimlerChrysler AG, der heutigen Daimler AG.

Beruflicher Werdegang

Nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei der damaligen Daimler-Benz AG studierte Schrempp an der Ingenieurschule in Offenburg, der Vorgängereinrichtung der Hochschule Offenburg, machte 1967 einen Abschluss als Ingenieur und wurde dann wieder bei Daimler-Benz AG eingestellt. 1974 ging er nach Südafrika und war bis 1987 im Management der dortigen Konzerntochter Mercedes-Benz of South Africa tätig, mit einer Unterbrechung von 1982 bis 1984, als er in den USA erfolgreich die Nutzfahrzeugtochter Euclid Trucks sanierte.

1989 wurde er Vorstandsvorsitzender der neu gebildeten Konzerntochter DASA. Um deren Verluste zu reduzieren, begann er ein hartes Kostensenkungsprogramm, „Dolores“ (Dollar Low Rescue) genannt. 16.000 Angestellte wurden entlassen und mehrere Standorte geschlossen. Schrempp verantwortete 1993 den Kauf des niederländischen Flugzeugherstellers Fokker, der nach einigen Jahren mit einem Verlust von 5,5 Milliarden DM wieder abgestoßen wurde. Er war der Kontrahent von Martine Dornier-Tiefenthaler im Rechtsstreit um die nicht nachvollziehbare Zerschlagung des Flugzeugbauers Dornier, die er als DASA-Chef begonnen hatte und nur durch Zahlungen weiterer hoher Entschädigungen in dreistelliger Millionenhöhe durch Daimler-Benz an die früheren Dornier-Eigner legalisieren konnte.

1995 mußte Edzard Reuter den Vorstandsvorsitz der Daimler-Benz AG aufgeben, als sein Nachfolger wurde Schrempp bestellt. Dieser nahm Abschied von Reuters Konzept eines „integrierten Technologiekonzerns“ und begann stattdessen, das Autogeschäft wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Mitte der 1990er Jahre polarisierte Schrempp die öffentliche Diskussion über Wirtschafts- und Sozialpolitik erheblich und provozierte vor allem Unions-Politiker. Empörung löste vor allem seine öffentliche Ankündigung aus, bis zur Jahrtausendwende werde sein Unternehmen in Deutschland keinen Pfennig Ertragsteuern zahlen. Er sagte: „Von uns kriegt ihr nichts mehr“.[1]

Unter seiner Regie fand 1998 der Zusammenschluss der Daimler-Benz AG und dem VS-amerikanischen Automobil-Konzern Chrysler zu DaimlerChrysler statt. Er setzte Beteiligungen des Konzerns an den asiatischen Autoherstellern Mitsubishi Motors mit 37 % und Hyundai Motor Company mit 10 % durch.

Da insbesondere die Beteiligung an Mitsubishi Motors sich zunehmend als verlustreich erwies, geriet Schrempp während seiner Amtszeit immer mehr in die Kritik der Aktionäre und öffentlicher Meinung. Zu seinen schärfsten Kritikern zählt der Würzburger Wirtschaftswissenschaftler Ekkehard Wenger.

Trotzdem verlängerte der von Hilmar Kopper geleitete Aufsichtsrat seinen Vertrag als Vorstandsvorsitzender im April 2004, um vier Jahre. Allerdings beschloss der Vorstand gegen den Willen Schrempps, das Engagement bei Mitsubishi Motors zu beenden.

Das manager magazin schätzte Schrempps Jahreseinkommen inklusive Aktienoptionen für das Jahr 2002 auf mindestens 10,8 Millionen Euro, womit er damals der höchstbezahlte deutsche Manager gewesen sei.

Er gilt als ein entschiedener Vertreter der Idee des Shareholder Value und ist für seine harten Management-Methoden bekannt, die Kritiker oft mit Ausdrücken wie Rambo- oder Wildwest-Stil charakterisieren. Im Gegensatz dazu stieg der Aktienkurs der DaimlerChrysler AG während seiner Amtszeit jedoch nur leicht von 30 auf 35 Euro, während die entsprechenden Indizes stark anstiegen.

Schrempp ist unter anderem bei der Allianz SE und bei Vodafone Mitglied des Aufsichtsrats.

Am 28. Juli 2005 gab Jürgen Schrempp überraschend bekannt, dass er zum 31. Dezember 2005 als Vorstandsvorsitzender ausscheiden werde. Sein Nachfolger wird Dieter Zetsche. Schrempp erweckte den Eindruck, den Konzern nach erfolgreicher Führung zu verlassen. Angesichts der positiven Entwicklung sei er mit dem Aufsichtsrat übereingekommen, dass Ende 2005 der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel in der Führung des Unternehmens gekommen sei. Auffällig ist jedoch die Tatsache, dass Schrempp ohne eine Abfindung seinen Posten räumte und die Mitteilung des Aufsichtsrates zu seinem Rücktritt keine besonderen Dankesworte, wie es bei Rücktritten üblich ist, enthielt. Ebenso ist die Tatsache bemerkenswert, dass Schrempp nicht in den Aufsichtsrat berufen wurde. Hierzu ist anzumerken, dass durch eine unbedachte und unbegründete Äußerung von Schrempp vor der Presse, nachträglich 300 Millionen Dollar Entschädigung an die ehemaligen Chrysler-Aktionäre gezahlt werden mussten, wobei in einem von DaimlerChrysler gegen die Versicherung angestrengten Prozess nur 250 Millionen Dollar geborgen werden konnten. Dieses Urteil mit Streitgegenstand, ob ein versicherter Managementfehler vorliegt oder nicht, wurde kurz vor seinem Abgang gegen die Versicherung rechtskräftig, bestätigte aber indirekt auch Schrempps Fehler und damit 50 Millionen Dollar offene Rechnung.

Die Börse reagiert mit einem kräftigen Kursanstieg. Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz begrüßt den Rücktritt. Schrempp habe Milliardenwerte vernichtet. Der Aktienkurs sei entgegen der Philosophie des Shareholder Value - für die Schrempp stand - von 101 auf knapp 35 Euro gefallen. Neben vielen kleineren Pleiten, wie den Beteiligungen an Mitsubishi oder dem Smart, sei auch der von Schrempp angestrebte Umbau des Unternehmens von einem multinationalen zu einem weltumspannenden Konzern nicht gelungen.

Gegen den Schrempp-Biografen und kritischen Aktionärssprecher Jürgen Grässlin klagt Jürgen Schrempp vor dem Hamburger Landgericht auf Unterlassung wegen dessen Kritik an der Art der Rücktrittsankündigung und der Geschäftspolitik.

Gegenwärtig ist Schrempp Honorargeneralkonsul der Republik Südafrika, Vorsitzender der SAFRI, Südliches Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft, und Vorsitzender der United Global Academy (UGA) mit Sitz in Wien. Im Oktober 2006 wurde er von Staatsminister Alec Erwin persönlich zum Aufsichtsratsmitglied der nationalen südafrikanischen Fluggesellschaft South African Airways berufen.

Persönliches

Schrempp ist seit 2000 mit seiner langjährigen Büroleiterin und Assistentin Lydia Deininger verheiratet. Er hat mit ihr eine gemeinsame Tochter und einen Sohn sowie bereits aus seiner ersten Ehe mit Renate Lutz, die laut Jürgen Grässlin bereits erkrankt von Schrempp „freigestellt“ worden sei, zwei weitere Söhne. Jürgen Schrempp gilt als großer Freund Südafrikas, wo er auch einen eigenen Bauernhof besitzt.

Bruder Wolfgang Schrempp machte ebenfalls Karriere bei DaimlerChrysler - in nur wenigen Jahren stieg er, ursprünglich Berufschullehrer, zum Managing Director der italienischen Konzerntochter DaimlerChrysler Italia auf und ist seit 2006 verantwortlich für DaimlerChrysler Australia and Pacific.

Sein anderer Bruder Günter Schrempp arbeitete nach seinem Ausscheiden aus dem baden-württembergischen Landtag als Geschäftsführer des Weltnetzanbieters ROL3, bei dem die debis - eine Tochtergesellschaft der DaimlerChrysler AG - Minderheitsaktionärin war. Er ist seit 2000 als Diplomingenieur selbständiger Berater für Bau, Verkehr, Management und IT.

Am 4. April 2007 teilte DaimlerChrysler-Vorstandschef Dieter Zetsche auf Aktionärsfragen mit, dass „Frau Schrempp seines Wissens weiterhin als Büroleiterin für Jürgen Schrempp“ arbeite. Diese Aussage bestätige gemäß der Süddeutschen Zeitung vom 7. Mai 2007 den Ruf des Konzerns „als größtes Familienunternehmen Deutschlands“, bei dem Schrempp in seiner Zeit als Vorstandschef Lydia Schrempp, geborene Deininger, in eine Position mit einem Mindesteinkommen von 200.000 € gebracht hatte. Seit November 2007 ist der Aufsichtsrat tätig und fordert vom Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche die Klärung dieser Angelegenheit.[2] Die Daimler AG teilte mit, dass Frau Schrempp die Firma aus persönlichen Gründen am 31. März 2008 verlassen wird.[3]

Jürgen Schrempp war Teilnehmer und mitunter Lenkungsausschußmitglied[4] der Bilderberg-Konferenzen 1997 in der Nähe von Atlanta (USA), 2004 in Italien und 2005 in Deutschland.

Jürgen Schrempp wohnt derzeit im Münchener Süden.

Kritik

Der ehemalige Daimler-Chef Jürgen Schrempp gilt als Paradebeispiel für Manager, die trotz Erfolglosigkeit Millionen kassieren. „Schrempp steht für maximales Abkassieren bei schlechtester Leistung“, schreibt der „Spiegel“.

Der gelernte Kfz-Mechaniker träumte vom globalen Autokonzern („Welt AG“) und scheiterte gründlich. Schrempp vernichtete Milliarden, trieb das deutsche Vorzeigeunternehmen in die schwerste Krise. Und genau dadurch wurde er zum vermögenden Mann. Die Mega-Fusion mit Chrysler entpuppte sich als Mega-Flop. Zwischen 1999 und 2003 brach der Daimler-Chrysler-Aktienkurs von 95 Euro auf 24 Euro dramatisch ein. Der Konzern verlor 71,5 Milliarden Euro an Börsenwert. Auch die Beteiligungen an Mitsubishi und Hyundai floppten.

Dadurch wurden aber auch die Aktienoptionen, die Schrempp neben seinem Gehalt bezog, immer billiger.

Als im Juli 2005 sein unfreiwilliger Rücktritt bekannt wurde, jubilierte die Börse. Daimler gewann innerhalb weniger Minuten 3,7 Milliarden Euro an Wert – und damit stiegen auch die von Schrempp gesammelten Optionen, mittlerweile auf geschätzte 50 Mio. Euro! Nachfolger Dieter Zetsche musste den Konzern sanieren, Tausende Mitarbeiter entlassen und hat Daimler mühsam wieder nach vorn gebracht.

Jürgen Schrempp kassierte trotz Fehlentscheidungen und Versagen pro Jahr geschätzte 8 bis 12 Mio. Euro („FAZ“) – und seine Frau Lydia "Hexle" darf in seinem Firmen-Büro, auf das er lebenslang Anspruch hat, als seine Büroleiterin arbeiten. Bezahlt von Daimler ...[5]

Ehrungen

Literatur

  • Jürgen Grässlin: Jürgen E. Schrempp. Der Herr der Sterne. Droemer Knaur, München, 1998, ISBN 3-426-27075-7
  • David Waller: Die Stunde des Strategen. Jürgen Schrempp und der DaimlerChrysler-Deal. Econ, München, 2000, ISBN 3-430-19490-3
  • Jürgen Grässlin: Daimler-Benz. Der Konzern und seine Republik. Droemer Knaur, München, 2002, ISBN 3-426-80064-0
  • Jürgen Grässlin: Das Daimler-Desaster: vom Vorzeigekonzern zum Sanierungsfall? Droemer, München, 2005, ISBN 3-426-27267-9
  • Jürgen Grässlin: Abgewirtschaftet?! Das Daimler-Desaster geht weiter Knaur, München, 2007, ISBN 978-3-426-77977-4

Verweise

Fußnoten

  1. Der Spiegel 26/1996, S. 22 f.
  2. Der Spiegel (22. Nov 2007): Lydia Schrempp soll gehen, von Michael Freitag und Martin Noe (abgerufen am 24. Nov 2007)
  3. Der Spiegel: Lydia Schrempp verlässt Daimler 25. Februar 2008
  4. Asia Times (10. Mai 2005): Bilderberg strikes again, von Pepe Escobar (abgerufen am 17. Juni 2007)
  5. Millionen-Gehälter und Abfindungen für Manager geraten immer weiter in die Kritik, 10.12.2007