Hoover, John Edgar

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John Edgar Hoover (1961)

John Edgar Hoover, als J. Edgar Hoover bekannt, KBE (* 1. Januar 1895 in Washington D.C.; † 2. Mai 1972 ebenda) war der Begründer des „Federal Bureau of Investigation“ (FBI) in seiner heutigen Form und vom 10. Mai 1924 bis zu seinem Tod dessen Direktor.

Werdegang

Herkunft

John Edgar Hoover wurde am 1. Januar 1895 in Washington, D.C. geboren. Er war das jüngste von vier Kindern von Anna Marie Scheitlin (1860–1938) und Dickerson Naylor Hoover (1856–1921), der ein kleinerer Beamter im Handelsministerium war. Hoover stammte aus einer Schweizer Einwandererfamilie.[1]

Ausbildung

Nach beendetem Schulbesuch verdiente er sich als Hilfsangestellter an der Kongreßbibliothek in Washington das Geld für die juristischen Abendkurse der George Washington-Universität und eröffnete nach Abschluß des Studiums in seiner Heimatstadt eine Anwaltspraxis.[2]

Wirken

Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt trat er 1917 in den Dienst des Justizministeriums in Washington ein und war von 1919-21 Assistent des Generalstaatsanwalts A. Mitchell Palmer, des „kämpfenden Quäkers“. 1931 wurde er zum stellvertretender Leiter und drei Jahre später am 10. Mai 1934 zum Direktor des Bundesfahndungsamtes in Washington (Federal Bureau of Investigation) ernannt, das er nahezu 40 Jahre leiten sollte.[2]

Das F.B.I. war damals eine auf schwachen Beinen stehende, schlecht ausgerüstete Einrichtung, die von korrupten Politikern für ihre privaten Interessen mißbraucht wurde. Diese Einflüsse wurden unter Hoovers straffer Leitung ausgeschaltet. Die F.B.I.-Männer erhielten die modernsten Handwaffen und die beste Spezialausbildung. Viele entscheidende Neuerungen wurden durch Hoover eingeführt, die diesen Polizeiapparat zum bestausgerüsteten der Welt machten. Er schuf das berühmte FBI-Laboratorium und auch eine nationale Polizeiakademie. Der Kampf des FBI gegen Amerikas Unterwelt erwarb ihm die allgemeine Anerkennung unter den Bürgern der VSA als ein absolut unparteiischer Wächter und Wahrer des Gesetzes und ließ das FBI schnell zum Feind Nr. 1 aller Verbrecher und Gangsterbanden um John Dillinger, Baby Face Nelson und Ma Barker werden. In der Bekämpfung des „Kidnappings“, das seit 1932 (Fall des Lindbergh-Babys) Bundesdelikt ist, hat er sich besondere Verdienste erworben.[2]

Hoover (links) führt Louis Buchalter (Mitte) ab; 1939 oder 1940.

Die enormen Anstrengungen bei der Suche und Verfolgung von Subversiven und Radikalen sorgten für eine Vernachlässigung der polizeilichen Ermittlungsarbeit des FBI. Insbesondere die Mafia-Netzwerke der La Cosa Nostra und Kosher Nostra blieben lange Zeit unbehelligt. Hoover bestritt sogar öffentlich die Existenz solcher Netzwerke.

Während des Krieges stand J. Edgar Hoover mit an erster Stelle im Kampf zum Schutze der VS-Kriegswirtschaft gegen Sabotage und Spionage. So verhafteten die Agenten des FBI während des Krieges z. B. deutsche Saboteure, die von Unterseebooten an der Atlantikküste abgesetzt worden waren. Nach dem Kriege galt die Arbeit vor allem der Überwachung kommunistischer Umtriebe durch zahlreiche Geheimagenten. Dem FBI untersteht auch die Atomkontrolle. J. Edgar Hoover arbeitete unter acht Präsidenten und 16 Justizministern.

Präsident Richard Nixon gehörte ebenso zu den Bewunderern Hoovers wie Präsident Lyndon B. Johnson, der den FBI-Chef 1964 ausdrücklich von der Rücktrittsverpflichtung ausgenommen hatte, weil es sich die Nation nicht leisten könne, ihn zu verlieren.

Trotzdem wurde Hoover, und seine Tätigkeit, u. a. im Wahlkampf 1968, von liberalen Politikern immer wieder angegriffen. Sein Anspruch, der erste Kommunisten-Jäger der westlichen Welt zu sein, ließ ihn und seine Organisation zur Zeit der „Hexenjagden“ des Senators Joseph McCarthy zu Anfang der 1950er Jahre eine etwas umstrittene Rolle spielen. Hoover verstand es, sein Reich durch ein kompliziertes Netz zu einer Festung auszubauen, die zu stürmen niemandem gelang. Am heftigsten versuchten dies John und Robert Kennedy, beide überzeugt davon, daß der erzkonservative „FBI-Boß“ die Einführung der Bürgerrechte im Süden der VSA bremste, zumindest behindern half. Manche Amerikaner empfanden es als makaber, daß Hoovers FBI-Männer gerade wegen des Mordes an drei Männern, die ihn besonders ablehnten, die umfangreichsten Untersuchungen in der Geschichte der Verbrechensbekämpfung der VSA einleiten mußte: die beiden Kennedys und Martin Luther King. Es wurde die Meinung geäußert, daß niemand die Nachfolge Hoovers allein übernehmen könne. Seine Riesenorganisation war zuletzt so undurchsichtig, so verästelt und von loyalen Hoover-Männern durchsetzt, daß, so wurde gelegentlich behauptet, nur ein vielköpfiges Direktorium alle Fäden in die Hand bekäme. Da die Welle von Verbrechen in den VSA immer weiter stieg, konnte J. Edgar Hoover immer sicher sein, vom Kongreß alle geforderten Geldmittel zu erlangen. Seine Langlebigkeit im Amt verdankte der Geheimdienstchef und „Amerikas graue Eminenz“ neben seinem Können vor allem aber auch seinem ungeheuren Wissen um seine Landsleute.[2]

Werke

J. Edgar Hoover schrieb neben zahlreichen Erlebnisschilderungen die Bücher „Menschen im Versteck“ (Persons in Hiding, 1938), „Masters of Deceit“ (1958), „A Study in Communism“ (1962) und „Edgar Hoover on Communism“ (1969).

Auszeichnungen

Er war Inhaber zahlreicher Auszeichnungen und Ehrendoktor verschiedener Universitäten.

Familie

Im Alter von 77 Jahren starb J. Edgar Hoover, immer noch an der Spitze des FBI stehend, am 1. Mai 1972 in seinem Haus in Washington. Sein gesamtes Vermögen von 550.000 US-Dollar hinterließ er seinem Freund und Stellvertreter beim FBI, Clyde A. Tolson. Tolson, der automatisch Hoovers Nachfolger geworden wäre, trat indessen einen Tag später gramgebeugt und mit einem Rücktrittsschreiben, das nur einen einzigen Satz enthielt, in den Ruhestand. Der FBI wurde 1972 vom stellvertretenden Generalstaatsanwalt L. Patrick Gray 3d. geführt.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 27/1972 vom 26. Juni 1972
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Munzinger-Archiv GmbH, 1972