Jagd und Fischerei in Mähren und Schlesien

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Jagd und Fischerei in Mähren und Schlesien ist ein Text des deutschen Schriftstellers Viktor Heeger, der in der Zeitschrift Altvater – Zeitschrift des mähr.-schles. Sudeten-Gebirgs-Vereins (Ausgabe September/Oktober 1963) veröffentlicht wurde. Entnommen wurde der Artikel dem 1897 erschienenen mehrbändigen Werk Die österreich-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Der Text behandelt die Tierwelt in den Wäldern und Seen von Mähren, Sudetenschlesien und Schlesien und gibt einen Einblick in das ostdeutsche Jagd- und Fischerwesen.

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Die Jagd. Wiewohl die besten Lagen Schlesiens, insbesondere in Bezug auf die Niederjagd, bei weitem nicht jenen Wildreichthum aufweisen wie die berühmten Jagdgebiete des mittleren und südlichen Mähren, so bestehen doch hinsichtlich der hohen Jagd zwischen den beiden Nachbarländern keine nennenswerten Unterschiede. Im westlichen wie im östlichen Theile Schlesiens beherbergen die Hochlagen der Sudeten und Beskyden reiche Bestände von Edelwild, und zwar insbesondere (im westlichen Theile) die Forste des Deutschen Ritterordens (Forstbezirk Hubertskirch-Karlsbrunn), des Breslauer Bistums (Forstbezirk Freiwaldau, Zuckmantel und teilweise Friedeberg) und im östlichen Theil die Bergforste der erzherzoglichen Kammer Teschen, wo in den Revieren Schwarz- und Weißweichsel schmucke Jagdhäuser unter weiland Seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Albrecht erbaut wurden. Seit etwa zehn Jahren haben die meisten Forstämter (namentlich im Sudetengebiet) durch Anlage von Wildzäunen das Auswechseln ihrer Hochwildbestände zu hindern gesucht, doch wird trotzdem alljährlich eine bedeutende Anzahl von Hirschen und Kahlwild außerhalb der Zäune erlegt.

Zu Ende der Achtziger- und anfangs der Neunziger-Jahre wurden die besten Hochwildbestände theils durch bedeutenden Wildeingang in den strengen Wintern, theils durch starken Kahlwildabschuß erheblich reducirt. Seit etwa 15 Jahren schwankt der jährliche Durchschnittsabschuß von Edelwild (Hirsche und Kahlwild) zwischen 300 und 350 Stück.

Das Damwild wird in Schlesien nur in einigen Thiergärten (Bezirk Troppau und Bielitz) in geringer Anzahl gehegt und werden jährlich ungefähr 30 Stücke abgeschossen. Dagegen sind die schlesischen Sudeten und die Beskydenwälder reich an Rehwild, welches allenthalben vorzüglich geeignete Standorte findet. Besonders gute Rehwildstände findet man in den waldigen Mittellagen der politischen Bezirke Teschen, Freiwaldau, Jägerndorf, Freudenthal und Troppau. Der Durchschnittsabschuß beträgt jährlich rund 1700 Stück. Wie in Mähren konnte man auch in Schlesien die Wahrnehmung machen, daß das Rehwild die Hochwildreviere, welche mit Wildzaun eingefriedet sind, nach und nach verließ und in den freien Wäldern außerhalb des Zaunes erfreulicher gedieh, sowohl in Bezug auf Vermehrung, als auch individuelle Kraft. Der Umstand, daß dem Rehbock (wie in Mähren) eine viel zu geringe Schonzeit eingeräumt ist (vom 1. Februar bis 30. April), trägt viel dazu bei, daß dort, wo nicht der Jagdherr durch Fixierung einer längeren Schonzeit selbst auf die Hege bedacht ist, eine Abnahme, beziehungsweise ein Degenerieren dieses unseres schmucksten Wildes zu beklagen ist.

In Schlesien besteht nur ein S a u g a r t e n, der fürstliche Lichnowskysche in Gräz bei Troppau, wo etwa 10-15 Stücke jährlich abgeschossen werden, als Wechselwild in freier Wildbahn werden im Bielitzer und Teschener Bezirke jährlich einige Stücke Schwarzwild erlegt, auch in den westlicheren Bezirken versetzt mitunter ein solch wanderndes Wildschwein die dortige Jägerwelt in Aufregung.

Überall im Lande kommt der Proletarier der Wildbahn, der Hase, in mehr oder minder starker Besetzung vor, am häufigsten in dem ebenen Theile der Bezirke Troppau, Jägerndorf, Teschen, Freistadt und Bielitz. Zwischen 30.000 und 40.000 Stück werden alljährlich erlegt. In manchen geeigneten Lagen (um Teschen, Jägerndorf-Olbersdorf und Freiwaldau-Weidenau) wurde zur Belebung der Jagd das wilde Kaninchen ausgesetzt, das sich so stark vermehrte, daß man in einzelnen Revieren auf dessen energischen Abschuß bedacht sein muß.

Von den gefiederten Repräsentanten der hohen Jagd ist der Auerhahn in den einsamsten Bergrevieren des Breslauer Bisthums, des Deutschmeisterthums und der Kammer Teschen (Weichselgebiet) verhältnismäßig gut vertreten (Jahresabschuß zwischen 20 und 30 Hähnen). Das Birkwild ist am reichsten in dem Gebiete des Hochmoors „Moosbruch“ (bei Freiwaldau) vertreten. Obgleich auch in Schlesien eine Wanderung des Birkwildes aus den Hoch- in die Mittellagen vereinzelt beobachtet wurde, so ist sie doch nicht in so auffallenden Beispielen nachweisbar wie vielfach in Mähren. In ganz Schlesien werden im Durchschnitt jährlich kaum mehr als 20 Birkhähne erlegt. Auch das Haselhuhn kommt in den Bergwäldern der Sudeten und Beskyden, wenngleich in geringer Anzahl vor. Sehr erfreulich ist die sichtliche Zunahme der Fasane, namentlich im Freistädter, Teschener und Bielitzer Bezirke, auch um Troppau und Jägerndorf werden Fasane in freier Wildbahn erlegt. Die Fasanerien der erzherzoglichen Kammer Teschen, sowie des Grafen Larisch-Moenichim Freistädter Bezirke sind vorzüglich besetzt und geben alljährlich glänzende Jagden, welch Weiland Kronprinz Rudolf gern besuchte und neuester Zeit auch mehrmals durch den Besuch Ihrer kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie und anderer hoher Gäste beehrt wurden. (Der jährliche Durchschnittsabschuß an Fasanen beträgt in Schlesien 2000–3000.) Das Rebhuhn ist am zahlreichsten in den Bezirken Jägerndorf, Troppau und Teschen vertreten, kommt aber auch in allen nur halbwegs geeigneten Lagen Schlesiens in mehr oder weniger reichem Besatze vor (Jahresabschuß 20.000–30.000). Die Waldschnepfe, welche in den Heidegebieten der Sudeten und in den Beskyden als Nistvogel, überall aber als Strichvogel vorkommt, wird ganz besonders in den Vorwäldern und Büschen des Teschener und Bielitzer Bezirkes in größerer Anzahl erbeutet. Der Frühjahrsstrich ist in den westlichen Gebieten schon seit Jahren wenig lohnend. Wildgänse, Wildenten, Moosschnepfen, sowie die meisten heimischen Arten von Sumpf- und Wasserwild kommen in bedeutender Anzahl auf den zahlreichen ausgedehnten Teichen des Bielitzer, Teschener und Freistädter Bezirkes vor.

Aus den Urwäldern Galiziens und Ungarns statten bisweilen Bären und Luchse (selten ein Wolf) dem benachbarten östlichen Schlesien Besuch ab. Der letzte Bär in Schlesien wurde im Jahre 1887, der letzte Luchs 1894 erlegt. Füchse (jährlich gegen 500), Dachse (gegen 20), Marder und Iltisse (500), sowie Fischottern, namentlich im östlichen Schlesien (gegen 30 Stück) werden alljährlich in allen Revieren durch Fallen und Blei erbeutet. Adler und Uhu, die beiden Häuptlinge der gefiederten Räuber, werden alljährlich angetroffen und zwar erstere besonders in den Beskyden, letztere in den Sudetengebieten.

Nach den behördlichen Ausweisen beläuft sich der Durchschnittswerth des jährlich abgeschossenen Wildes in Schlesien auf etwa 75.000 fl.

Für die gedeihliche, waidgerechte Entwicklung des Jagdwesens sorgen in Schlesien nebst den hohen Jagdherren, deren durchaus fachmännisch gebildeten Beamten und den vielen hegebeflissenen Jagdpächtern auch zwei rührige Vereine, namentlich der Jagd- und Fischerei-Schutzverein für Oberschlesien in Teschen (gegründet 1885) und der Jagdschutzverein für Westschlesien in Troppau (gegründet 1891). Beide Vereine streben mit lobenswerthem Eifer die Besserung der jagdlichen Verhältnisse nach allen Richtungen an.

In kynologischer Beziehung wurde bisher in Schlesien nichts Nennenswerthes geleistet, doch findet in neuerer Zeit durch den Einfluß der Österreichischen Hundezuchtvereine (namentlich derjenigen von Mähren und Niederösterreich) allmälig ein edleres Material an Jagdhunden in Jägerkreisen Eingang.

Das Wilderer-Unwesen hat im Allgemeinen entschieden abgenommen, wenigstens so weit es das Wildern mit der Büchse betrifft. Dennoch kommen fast in jedem Jahre ernste Zusammenstöße zwischen Jägern und Wilderern vor, bei denen leider manch wackerer, diensteifriger Jagdschutzmann kühnen Wildschützen zum Opfer fällt. Die beiden heimischen Schutzvereine sowie viele humane Jagdherren haben in der Fürsorge für solche im Dienst verunglückte Jäger oder deren Hinterbliebene oft genug zu schaffen.

Jagdliche Fachblätter bestehen zur Zeit in Schlesien nicht, doch werden die waidmännischen Interessen des Kronlandes durch das „Illustrierte Österreichische Jagdblatt“ (vormals „Mährisch-Schlesisches Jagdblatt“) aufs beste vertreten. Erhalte St. Hubertus dem schönen Schlesierlande Wald und Wild und edle Waidmannsfreude!


Die Fischerei. Da die Teichwirtschaft Schlesiens unter dem Capitel „Landwirtschaft“ behandelt wird, sei dieselbe hier übergangen und lediglich die Flußfischerei in Betracht gezogen. Seit langen Jahren schon steht Schlesien in Bezug auf die Fischerei auf einer hohen Stufe, ganz besonders aber das östliche Schlesien. Unter den Flüssen und Bächen Schlesiens, welche für die Flußfischerei Bedeutung haben, sind zu nennen: die Oppa, Mohra und Biela mit ihren Nebenwässern (im westlichen) und die Oder, Ostravica, Olsa und Weichsel (im östlichen Landestheile).

Die Oppa ist in ihrem Quellgebiete ein ausgezeichnetes Forellenwasser, andere Edelfische fehlen ihr. Bei halbwegs rationell betriebener Flußfischerei müßten alle Quellbäche der Oppa unbedingt zu den besten, reichsten Forellenwässern der Monarchie zählen, leider wird aber hier fast in allen Bachgerinnen von Berufenen und Unberufenen zwar eifrig gefischt, doch für die Bevölkerung der geplünderten Flußläufe so viel wie gar nichts gethan. Dazu kommt noch der mißliche Umstand, daß die Oppa schon nach kurzem Laufe in den Dienst zahlreicher, zum Theil sehr fischereischädlicher Industrien tritt, so daß die Kammer für die Forellenbesetzung der Oppa nur auf die Quellbäche beschränkt ist. Daß infolge dieser Umstände eine rationelle Bevölkerung dieser Quellbäche durch Brutfische, die Anlage gut geleiteter Brutanstalten, kurz eine zielbewußte Fischzucht in jenen Gebieten das einzige Mittel ist, um das Aussterben der Forelle im herrlichen Oppagebiet zu verhüten, scheint leider von den maßgebenden Factoren noch nicht erkannt worden zu sein. Die Fischerei in der Oppa unterhalb Jägerndorf ist infolge der schädlichen Abfallwässer dieser Fabrikstadt von keiner Bedeutung. Von Troppau aus wird die Oppa durch den „Ersten österreichisch-schlesischen Fischzucht-Verein“ (gegründet 1879) mit einigen Edelfischsorten bevölkert, die jedoch erst unterhalb der Einmündung der Mohra in die Oppa sichtlich zur Geltung kommen.

Weitaus günstiger für die Fischzucht, beziehungsweise für die Flußfischerei sind die Verhältnisse im Flußlauf der Mohra, welche in ihrem Mittel- und Unterlaufe nebst der Forelle die Äsche, den Aal, den Hecht, die Barbe und andere Fischarten beherbergt. Von fischereischädlichen Industrien weit weniger behelligt als die Oppa, von nahrungsreichen Nebenbächen begünstigt, wurde die Mohra vom vorgenannten Fischzuchtvereine seit mehreren Jahren zum Hauptwasser desselben erwählt und auch in anerkennenswerthem Eifer mit Bach-, Lachs- und Regenbogenforellen sowie auch mit manchen anderen Edelfischsorten bevölkert. Im Quellgebiet der Mohra aber sind die Verhältnisse leider nicht günstiger als in dem der Oppa.

Die Biela, ein Nebenbach der Neiße, ist ebenfalls ein zur Forellenzucht vorzüglich geeignetes Gebirgswasser, doch führt es von Waldenburg (also kurz nach seinem Ursprung) bis nach Niklasdorf (also bis zum Übertritt nach Preußisch-Schlesien) fast ununterbrochen durch belebte Ortschaften, wo die Forelle sowohl durch Industrien als auch durch zweibeinige Feinde gefährdet wird.

Auch der Weidenbach und andere im nördlichsten Theile Schlesiens entspringende Bäche führen in ihren Quellwassern zahlreiche Forellen.

Wie bereits erwähnt, müssen sich in fast allen diesen Flußläufen (mit Ausnahme der Mohra) die Forellen selbst behaupten, da für die Hebung der Fischerei unzureichend oder gar nicht gearbeitet wird.

Bei weitem erfreulicher steht es in dieser Hinsicht im östlichen Theile Schlesiens. Tüchtige, regsame Züchter, unterstützt von Herrschaften und fördernden Körperschaften, waren hier schon seit Jahrzehnten bemüht, die Teichwirtschaft wie die Flußfischerei im Gebiete des Teschener Kreises emporzuheben. Namentlich waren der Erzherzog Albert’sche Fischmeister Johann Dubisch (Skotschau), Giebner und Burda (Bielitz) u. a. sowohl praktisch als literarisch auf dem Gebiete der Fischzucht tätig. Ein Hauptfactor für den erstaunlichen Aufschwung der Fischzucht im östlichen Schlesien ist die geradezu einzig dastehende Opferwilligkeit der Kammer Teschen, woselbst in neuerer Zeit vorzüglich eingerichtete Fischbrutanstalten mit bedeutenden Opfern an Geld und Mühe begründet wurden, so in Brenna (schon seit 1874), in Istebna, Weichsel, Moravka, Mohelnitz und Tyra.

Der „Jagd- und Fischerei-Verein für Ostschlesien“ in Teschen wendet seit seinem Bestehen (1885) der künstlichen Fischzucht und Wiederbevölkerung der Flüsse und Bäche seine größte Aufmerksamkeit zu, wobei der Verein von der erzherzoglichen Kammer durch Überlassung der Brutanstalten zur Erbrütung der durch den Verein erworbenen Fischeier auf das kräftigste unterstützt wird. Der „Deutsche“ und der „Galizische Fischereiverein“ liefern alljährlich eine große Anzahl von Lachseiern, welche in der Brutanstalt der erzherzoglichen Revierverwaltung Weichsel erbrütet werden, mit den hier erzogenen jungen Lachsen wird das Ursprungsgebiet der Weichsel bevölkert.

In der Zeit von 1878 bis 1892 gelangten in Ostschlesien durch den Fischereiverein insgesamt zur Aussetzung: 400.000 Rheinlachse, 260.000 Dunajeclachse, 3.400 californische Forellen, 1.000 Seeforellen, 1.200.000 Lachsforellen, 14.000 Regenbogenforellen, 16.000 Saiblinge, 800 Huchen, 200 Schiele, 25.000 Äschen, 3.000 Aale und 1.000 Goldorfen.

Demselben Vereine gebührt auch die Priorität, die Aufzucht und Mast von Edelfischen in kleinen Hausteichen angeregt und die ersten praktischen Versuche mit sehr günstigem Erfolg durchgeführt zu haben.

Leider werden all diese mühevollen Arbeiten im Dienste der Fischzucht fast alljährlich gefährdet durch die oft furchtbaren Verwüstungen durch Hochwasser, welche im Gebiete der Weichsel und Oder häufig auf weite Strecken hin die mühsam errungenen Erfolge mit einem Schlage vernichten.

So wie in Mähren wurde auch in Schlesien die vom Ackerbauministerium angeregte Gründung eines Lehrcurses für Berufsfischer freudigst begrüßt, ein Lehrplan für Schlesien vom Fischereiverein ausgearbeitet und dem Ackerbauministerium zur weiteren Verfügung übermittelt. Mit der Realisierung dieser Schule für Berufsfischer wird jedenfalls das allgemeine Interesse für die Fischzucht im Lande belebt und ein Stamm fachlich gebildeter Züchter für die Zukunft gesichert werden.

Schlesien verdient hinsichtlich der Fischzucht ein Musterland unter den Kronländern der österreichisch-ungarischen Monarchie genannt zu werden und sieht die Fischzucht, dieser heute leider noch viel zu wenig gewürdigte Zweig der Volkswirtschaft, sowie der edle Sport der Fischerei in diesem regsamen Lande hoffentlich einer fröhlichen Zukunft entgegen.

Quelle: Altvater – Zeitschrift des mähr.-schles. Sudeten-Gebirgs-Vereins, Ausgabe September/Oktober 1963, Seite 121–122