Bielitz

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Bielitz

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Oberschlesien
Landkreis: Bielitz
Provinz: Schlesien
Einwohner (1941): 55.000
Höhe: 196-1.117 m ü. NN
Koordinaten: 49° 49′ N, 19° 3′ O
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Bielitz befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.


Bielitz ist eine deutsche Stadt in Ostoberschlesien, etwa 50 km südlich von Kattowitz, am Nordrand der Beskiden gelegen, durchflossen von der Biala, einem Nebenfluß der Weichsel. Die im Zuge der deutschen Ostkolonisation im 13. Jahrhundert gegründete Stadt bildete mit ihren umliegenden Dörfern die größte deutsche Sprachinsel in Oberschlesien und Kleinpolen. Unter österreichischer Herrschaft entwickelte sich Bielitz im 19. Jh. zu einem bedeutenden Industriezentrum der Tuchweberei und des (Textil-)Maschinenbaus. Von 1920-1939 blieb Bielitz die einzige mehrheitlich deutsche Stadt in Polen. Nach der Eingliederung ins Deutsche Reich erfolgte 1939 die erstmalige Zusammenlegung von Bielitz mit seiner eng verwachsenen Tochterstadt Biala. Mit der 1945 erfolgten Vertreibung der Deutschen endete die 700-jährige Geschichte einer deutschen Sprachinsel, die sich ungeachtet ihrer jahrhundertelangen Grenz- und Randlage, trotz wiederholter Teilung durch Staatsgrenzen und Phasen deutschfeindlicher Fremdherrschaft ihr Deutschtum behaupten konnte.

Geographie

Das Bielitzer Stadtgebiet steigt aus der Weichselebene im Norden über eine Vorhügelzone zum Gebirgskamm der Beskiden im Süden auf und erreicht hier seinen höchsten Punkt südlich der Kamitzer Platte (1.028 m) im Klimtschok (1.117 m). Der plötzliche Anstieg aus dem Hügelland bildet überall die Schranke, über welche die mittelalterliche Siedlung nicht emporgestiegen ist. Im Südteil der Stadt liegt zwischen den Schlesischen Beskiden im Westen und dem Höhenzug des Hanslik im Osten der Wolfsdorfer Sattel, ein günstiger Übergang in den Talkessel von Saybusch.

Bielitz liegt verkehrsgünstig an der Kreuzung von West-Ost- und Nord-Süd-Verbindungen, allerdings etwas abseits der Hauptverkehrsströme. Der west-ostwärts gerichtete Verkehr am Nordrand der Karpaten verläuft weiter nördlich. Die Hauptverbindung von Norden nach Süden, die Bernsteinstraße, liegt wiederum weiter westlich.

In Österreich-Ungarn war Bielitz der Endpunkt der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn aus Wien. Per Schiene bestehen Verbindungen ins Olsagebiet (Teschen, Mährisch Ostrau), ins oberschlesische Industriegebiet (Kattowitz, Königshütte, Beuthen, Gleiwitz), nach Saybusch sowie ostwärts nach Auschwitz und Krakau.

Geschichte

Frühgeschichte

Die frühesten örtlichen Funde bezeugen Spuren der Kelten im 5. Jh. v. Chr. und Ostgermanen (Wandalen) zur Zeitenwende. In das menschenarme Gebiet sickerten im 6. bis 7. Jh. Slawen ein, im 9. Jh. bildete die Biala den Grenzfluß zwischen den Siedlungsräumen der Golensizi (westlich im Teschener Land) und der Wischlanen (östlich entlang der oberen Weichsel). Nach kurzzeitiger Herrschaft der böhmischen Przemysliden begründete der Herzog Bolsleib der Kühne im Jahr 1000 die Bistümer Breslau und Krakau, deren Grenze wiederum die Biala markierte. Diese trat auch in späteren Jahrhunderten wiederholt als territoriale Grenzlinie in Erscheinung. Auch die im 11. Jh. errichteten polnischen Kastellaneien teilten das Bielitzer Gebiet in eine von Teschen aus beherrschte West- und eine von Auschwitz aus beherrschte Osthälfte. Das 12. Jh. brachte territoriale Umgliederungen, die die Randlage des Bielitzer Gebietes abmilderten, zuletzt durch die Entstehung des Herzogtums Oppeln. Die altpolnische Besiedlung beschränkte sich jedoch auf eine 3,3 ha große Ringwallsiedlung in Altbielitz, die im späten 12. Jh. niederbrannte und danach erlosch.

Deutsche Kolonisation

Die um das Jahr 1260 mit Waldrodungen einsetzende deutsche Kolonisation fand ein weitgehend menschenleeres Gebiet vor, in das sie effiziente Landbaumethoden, leistungsfähige Kulturtechniken und eine planmäßige Fluraufteilung brachte. Die vorherrschende Kolonisationsform war dabei das Waldhufendorf, eine deutsche Siedlungsform, die sich ausgehend vom nördlichen Erzgebirgsvorland im 13. Jh. zunächst in Nieder- und dann in Oberschlesien ausbreitete. Das Land wurde entlang einer Dorfstraße zu beiden Seiten zeilenmäßig in fränkische Hufen unterteilt, deren Zuschnitt sich streng am Idealmaß von 12 Doppelruten (103 m) Breite und 270 Doppelruten (2,3 km) Länge orientierte. Die hügelige Topographie des Bielitzer Landes erforderte mitunter besondere Abwandlungen, wie gekrümmte Dorfstraßen, Verkürzungen oder Verschrägungen der Hufen. Geradezu lehrbuchhaft wurde aus 80 Hufen das Dorf Altbielitz angelegt. In ähnlicher Weise entstanden die Dörfer Kurzwald, Alzen und Wilmesau. Beengte Platzverhältnisse führten zur asymmetrischen Anlage von Kunzendorf und Kamitz und zu verkürzten Hufen im südlich von Bielitz gelegenen Nickelsdorf. Inmitten des großen Waldhufenkomplexes wurde die Stadt Bielitz am Rande des Hügellandes gegen die Biala-Niederung platziert. Der Stadtkern liegt in natürlicher Schutzlage auf einem Hügel, der im Norden, Osten und Süden von Bachtälern umgeben ist. Der Grundriß wurde nach ostdeutschem Muster schachbrettartig mit einem rechteckigen Marktplatz (Ring) angelegt, umfaßte ein Schloß und bot zunächst Platz für die Errichtung von 76 Häusern. Dies deckt sich auch mit der Anzahl der Brauberechtigungen aus einem kaiserlichen Reskript von 1685. Die erste Erwähnung von Bielitz erfolgt 1302 in den Stadtbüchern von Krakau, ein früheres, zeitgleiches Entstehen mit den Waldhufendörfern ist wahrscheinlich. Dafür spricht auch die enge wirtschaftliche Verflechtung der Stadt Bielitz mit dem benachbarten Altbielitz. Das Vorhandensein einer (wahrscheinlich hölzernen) Stadtmauer wird erstmals 1424 bezeugt, nach 1521 wurde sie zu einer steinernen Mauer ausgebaut. In Bielitz galt zunächst Löwenberger, dann Magdeburger Stadtrecht.

Mittelalter und Neuzeit

Wechselnde Grenzlagen waren auch in der Folgezeit bestimmend für die Stadtentwicklung. Bei seiner Entstehung ab 1260 lag Bielitz an der äußersten Südgrenze Schlesiens, am Rande der zusammenhängenden, menschenleeren Gebirgswälder, die sich von hier bis weit nach Ungarn hinein erstreckten. Nach dem Anfall der Herzogtümer Auschwitz und Zator an Polen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war Bielitz auch Grenzstadt Schlesiens gegen Polen, während die Dörfer östlich der Biala schon zu Polen gehörten, so daß die Staatsgrenze mitten durch die Sprachinsel ging. 1526 kamen die Sudetenländer mit Schlesien an Österreich. Bielitz war nun Grenzstadt des Habsburgerreiches gegen Polen, während von Süden her die Grenzbedrohung durch Türken und Kuruzzen wuchs. Nach 1742 war Bielitz die östlichste Grenzstadt Österreichs. Nach der ersten Teilung Polens 1772 bildete es die Nahtstelle zu den von Österreich gewonnenen Gebieten. Die Sprachinsel war jetzt wieder in einem Staate vereinigt, lag aber in zwei Kronländern von grundverschiedener Struktur, Österreichisch-Schlesien und Galizien. Beim Zusammenbruch Österreichs 1918 fiel sie nach mancherlei Wirren an Polen, blieb aber auf die Wojewodschaften Schlesien und Krakau aufgeteilt.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

Am 3. September 1939 marschierte die Wehrmacht in Bielitz ein und wurde von der ortsansässigen deutschen Bevölkerung freudig begrüßt. Zum 26. Oktober 1939 wurde Bielitz Sitz des neu gegründeten Landkreises Bielitz im Regierungsbezirk Kattowitz der preußischen Provinz Schlesien.

Durch Volkszählung vom 23. bis 27. Dezember 1939 wurden Einwohner und Nationalitäten des Landkreises Bielitz erfaßt. Demnach hatte der Landkreis Bielitz 231.533 Einwohner; davon deklarierten sich 148.273 (64 %) als Polen, 44.320 als Deutsche (19 %), 30.451 als Schlesier (13 %), 7.854 (3,4 %) als Juden, 191 als Ukrainer, 94 als Tschechen.[1] An diesen Zahlen ist erkennbar, daß außerhalb der historischen Bielitzer Sprachinsel kaum Deutsche lebten.

Im Frühjahr 1940 wurde die Grenze zum Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete endgültig festgelegt. Infolgedessen wurden weitere Ländereien an den Landkreis Bielitz angegliedert; insbesondere Gebiete östlich der Sola und Teile des ehemals polnischen Landkreises Wadowitz (Frauenstadt). Damit stieg die Bevölkerung im Landkreis Bielitz auf über 300.000 an.

Mit Einführung der Deutschen Volksliste kam es zur Eindeutschung Deutschstämmiger und damit statistisch zu einer Erhöhung der Deutschen im Kreisgebiet auf ca. 85.000. Allerdings waren nur die „Bekenntnisdeutschen“ der Kategorie I, d. h. Deutsche, die sich schon vor dem Krieg aktiv für das Deutschtum einsetzten, rechtlich mit den Deutschen aus dem Altreich gleichgestellt. In die Kategorie II fielen Menschen deutscher Herkunft, in die Kategorie III „Stammesdeutsche“, d. h. rassisch entfernt mit dem Deutschtum in Verbindung stehende Menschen. In Kategorie IV wurden politisch Unzuverlässige, z. B. polonisierte Deutsche, eingeordnet.

Zur Erhöhung des deutschen Bevölkerungsanteils wurden bis Mai 1941 Polen im ehemaligen galizischen Teil des Bezirks ausgesiedelt und bis 1943 durch Zuwanderer aus dem osteuropäischen Streudeutschtum ersetzt.

In der deutschen Ära von 1939 bis 1945 wurde erstmals der langjährigen wirtschaftlichen Verflechtung von Bielitz und Biala Rechnung getragen und beide Städte miteinander vereint. Die Polen machten dies nach 1945 sofort rückgängig, 1951 kam es zur erneuten Vereinigung.

Die gewaltsame Vertreibung der Deutschen ab 1945 brachte das Ende der Sprachinsel. Die Zuwanderung aus dem polnisch besiedelten Umland, bis 1945 zum Schutze der Sprachinsel unterdrückt, brach sich nach 1945 zügellos Bahn. Auf der Grundlage der von den Deutschen aufgebauten Industrie wuchs Bielitz stürmisch zu einer Großstadt heran. Die Folge war eine flächenhafte und planlose Zersiedelung des Umlandes.

Die Bielitzer Sprachinsel

Die Bielitzer Sprachinsel bestand bis 1945 im Kern aus der Stadt Bielitz auf der westlichen Bialaseite und der seit dem 16. Jh. entstandenen Tochterstadt Biala gegenüber am östlichen Ufer. Unter österreichisch-ungarischer Herrschaft waren beide Städte zu einem wirtschaftlichem Ganzen verwachsen. Sie waren von einem allseitigen Kranz alter und jüngerer deutscher Dörfer umgeben. Das waren auf der Westseite die als mittelalterliche Hufendörfer angelegten Orte Nickelsdorf, Kamitz, Altbielitz, Batzdorf und Oberkurzwald, dazu die im 16. Jahrhundert zugewachsenen Lobnitz, Nieder- und Oberohlisch und Bistrai sowie das erst 1787 begründete Alexanderfeld. Auf der Ostseite lagen Kunzendorf, Alzen und das weit im Nordosten isolierte Wilmesau. Das Grenzdorf Seibersdorf war 1770 durch Abwanderung der Deutschen nach Oberschlesien polonisiert worden.

Die Doppelstadt und die angrenzenden Dörfer erlangten im 19. Jh. durch das Aufblühen der Tuchindustrie, und späterhin des Textilmaschinenbaus einen starken Aufschwung. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung vor dem Ersten Weltkriege im Jahre 1910 zählte Bielitz 15.144 Deutsche, die Dörfer auf der schlesischen Seite 11.573, der galizische Teil der Sprachinsel (ohne Wilmesau) 12.789, im Ganzen also 39.506, mit Wilmesau erheblich über 40.000 Deutsche.

Bekannte, in Bielitz geborene Personen

Literatur

  • Walter Kuhn: Die Geschichte der deutschen Sprachinsel Bielitz. Holzner Verlag, Würzburg, 1981.

Fußnoten

  1. Krzysztof Nowak: Śląsk Cieszyński w latach 1918–1945 [Teschener Schlesien von 1918 bis 1945], Teschen, 2015, S. 448 (polnisch).