Kenning

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Die Kenning (von altnord. kenna „kennzeichnen“, „charakterisieren“, Mehrzahl Kenningar) ist in der altgermanischen, insbesondere der altisländischen Stabreimdichtung (unter anderem in Edda und Skalden) eine rhetorische Figur der dichterischen Umschreibung allgemeiner Begriffe. Aber auch heutzutage findet die Kenning Gebrauch.

Erläuterung

Die Kenning oder „poetischer Beiname“ beschreibt auf metaphorische Weise mehrgliedrig Eigenschaften einer Person oder Sache (gegensätzlich zur eingliedrigen Stilfigur der Heiti). Für das Begreifen von historischen Kenningar ist eine Kenntnis nordischer Sagen und Mythen von Nutzen. In der Regel wird die Kenning in Grundwort (Stofnorð) und Bestimmungswort (Kenniorð) segmentiert. Beide Bausteine dürfen auch aus mehreren Begriffen bestehen. Das Grundwort ist von sich aus ein lediglich eingeschränkt stichhaltiges Wort (beispielsweise „Baum“ für einen Mann). Erst das bestimmende Wort (hier passend „Kampf“) läßt an den anfänglichen Sinn des Begriffes erinnern und hebt diesen empor. Der Mann wird auf diese Weise zum Kampfbaum.

Die Kenningar der altnordischen Preislieder erscheinen in ihrer Häufung und der sprachlichen Kühnheit ihrer Vergleiche dem nicht Eingeweihten oft gekünstelt, riefen aber beim aristokratischen Publikum ein Vorwissen an Mythen- und Sagenstoffen wach. Epische Genres wie Heldendichtung und Erzähllied nutzen die Kenning nicht. Sie wurde von der westgermanischen Dichtung übernommen, hier meist in Verbindung mit der Alliteration, und ist teilweise noch heute in der dichterischen Sprache produktiv.

Beispiele

  • Wogenroß für Schiff
  • Lindwurmlager, Freyas Tränen, Stimme des Riesen für Gold
  • Wundenwolf für Axt
  • Walstraße für Meer
  • Bienenwolf (Beowulf) für Bär
  • Rebenblut für Wein
  • Leichenkuckuck für Rabe
  • Schwerttau für Blut
  • Speerwetter, Stahldonner, Thing der Waffen für Kampf
  • Wundbiene für Pfeil

Götter

Auch die Germanischen Götter hatten teilweise zahlreiche Kenningar bzw. Beinamen, z. B. Wodan (u. a. der Glänzende, Herr des Schutzes, Mächtiger Sonnenwolf, Siegvater), Freia (u. a. Vanadis) oder Heimdall (u. a. Iring).

Netzverweise

Literatur

  • Rudolf Meißner: Die Kenningar der Skalden. Ein Beitrag zur skaldischen Poetik. Schroeder, Bonn/Leipzig 1921
  • Bjarne Fidjestøl: Kenningsystemet: Forsøk på ein lingvistisk analyse. In: Maal og Minne 1974, S. 5–50